Der Wirtschaftschemiker

Industrie + Technik

Der Verband der chemischen Industrie hat seine Arbeitsgruppe „Nanopartikel“ weiterentwickelt zu „advanced materials“.1) Er folgt damit dem akademischen und politischen Trend: Die Nano-Community hat mit den Ideen zu „Safe-by-Design“ die Fundamente für „Safe-and-Sustainable-by-Design“ (SSbD, EU 2022) gegossen.Sobald es um mehr als kontinuierliche Verbesserungsprozesse geht, können chemische Forschung und Entwicklung die SSbD-Anforderungen nur mit künstlicher Intelligenz (KI) und strukturiert gefüllten Datenbanken erfüllen. Beim Kongress MaterialsWeek 2024 trafen Menschen, die an Nanowerkstoffen forschen, auf Menschen, die SSbD in Computern abbilden. Es ist erstaunlich, wie wenig KI unpräzise und fehlerhafte Eingaben erkennt. Das würde dann zu falschen Ergebnissen und Vertrauensverlust führen. Wenn KI also Menschen helfen soll, im unüberschaubaren Netzwerk von Ursachen und Wirkungen sicher und nachhaltig Substanzen zu entwickeln, müssen Definitionen von Begriffen ebenso klar sein wie deren Beziehungen untereinander.Definitionen müssen präzise, maschinenlesbar und von allen Beteiligten gleich verstanden ein Informationssystem mit logischen Beziehungen ergeben. Gibt es eine derartige Ontologie der chemischen Produktentwicklung?Es gibt eine gemeinsame Sprache der Chemie. Die lernt man im Studium. Was ist eine „Zintlphase“ oder eine „Cope-Umlagerung“? Gibt es nur eine richtige Antwort? Gibt es Grauzonen? Solche Fragen stellen sich auch für abstraktere chemisch-politische Begriffe wie „Nanopartikel“, „Polymer“, „advanced materials“, „Produkt“ und „Abfall“ sowie deren Beziehungen. Die International Union of Pure and Applied Chemistry (Iupac) arbeitet an der Begrifflichkeit, der Ontologie der Chemie.2) Der politische Teil des zähen Prozesses zum gemeinsamen Verständnis nennt sich in Brüssel „Komitologie“.3)Künstliche Intelligenz kann nun für die Produktentwicklung nur nützlich sein, wenn wir alle – mit Iupac und den Brüssler Komitees – an einer präzisen, maschinenlesbaren und allgemein gleich verstandenen Begrifflichkeit arbeiten.Rolf Albach dankt S. Friedrich und T. Exner, die bei der Materialsweek 2024 die Rolle des Zöllners ausfüllten, dem Bert Brecht in seinem Gedicht aus dem Jahr 1938 für die Entstehung des Buchs Taoteking dankt. Albach führt uns mit dieser Kolumne im Wechsel mit Hannes Utikal und Stephan von Delft durch die Welt der Wirtschaftschemie.<ul class="references" cited="no" style="numbered" xml:id="nadc20244145119-bibl-0001"><li xml:id="nadc20244145119-bib-0001">1 <a href="https://ami2030.eu" target="_blank">ami2030.eu</a></li><li xml:id="nadc20244145119-bib-0002">2 P. Strömert, J. Hunold, S. Chalk, L. McEwen, O. Koepler, ChemRxiv. 2024, doi:10.26434/chemrxiv-2024-fvzpq</li><li xml:id="nadc20244145119-bib-0003">3 <a href="https://eur-lex.europa.eu/DE/legal-content/glossary/comitology.html" target="_blank">https://eur-lex.europa.eu/DE/legal-content/glossary/comitology.html</a></li></ul>

Von allen verstanden

Der Erfolg einzelner Forscher:innen, sogar ganzer Universitäten wird häufig anhand von Publikationen und Drittmitteleinnahmen gemessen. Diese als Bewertungskriterien zu nutzen ist nachvollziehbar und berechtigt. Aber ein zu starker oder gar alleiniger Fokus auf diese beiden Kriterien wird den Erwartungen an moderne Wissenschaft nicht gerecht.Es täte uns gut, mehr Wert auf die Wirkung von Forschung, also den Beitrag für Gesellschaft und Wirtschaft zu legen. Im deutschsprachigen Raum wird dabei zunehmend von Impact gesprochen. Dieses Wort nutzen beispielsweise die Universitäten Bonn, Heidelberg und Kassel, die Helmholtz-Gemeinschaft und die Fraunhofer Gesellschaft. Der Stifterverband forderte kürzlich den „Impact of Science stärken“. Unter Impact ist ein nachweisbarer Nutzen außerhalb der Wissenschaft zu verstehen, etwa eine stärkere Wettbewerbsfähigkeit oder weniger Umweltschäden.Drei Gründe sprechen dafür, diesen Nutzen bei der Bewertung von Forschungsleistungen stärker zu berücksichtigen. Erstens ist die Wissenschaft heute mehr denn je gefragt, zur Lösung der enormen Herausforderungen beizutragen, vor denen die Menschheit steht. Deshalb gilt es, sich frühzeitig zu fragen, wie die eigene Forschung auch außerhalb der Wissenschaft nützen kann. Zweitens hilft der Nachweis einer solchen Wirkung dabei zu rechtfertigen, Drittmittel wie Steuergelder zu verwenden. Drittens kann dieser besondere Blick dabei unterstützen, den Nachwuchs und insbesondere die Studierenden, die Karriere außerhalb der Wissenschaft machen, besser auf die Praxis vorzubereiten. Denn Impact startet häufig damit, diejenigen in den Forschungsprozess einzubeziehen, die von der Forschung profitieren sollen, darunter Unternehmen, Schulen oder Krankenhäuser. Wer frühzeitig mit Partnern außerhalb der Wissenschaft kooperiert, kann gemeinsam Forschungsschwerpunkte und -ziele festlegen und zudem vor allem besser verstehen, welche Herausforderungen und Arbeitsweisen es außerhalb der Wissenschaft gibt; dies kann wiederum den Einstieg nach dem Abschluss erleichtern.Deutschland hat hier Nachholbedarf. Im Ranking des Londoner Hochschulanalysten Quacquarelli Symonds, QS Impact Ranking, ist keine einzige deutsche Universität unter den Top 50 vertreten. Um mehr Fokus auf den Impact von Forschung zu erreichen, sind alle beteiligten Akteure – Hochschulen, Politik, Industrie und wissenschaftliche Gemeinschaften wie die GDCh – gefragt, Impact stärker zu fordern und zu fördern.Stephan von Delft ist Juniorprofessor für Chemie und Unternehmertum im Fach Wirtschaftschemie der Universität Münster. Er ist Vorstandsmitglied der GDCh-Vereinigung Chemie und Wirtschaft und führt uns mit dieser Kolumne im Wechsel mit Rolf Albach und Hannes Utikal durch die Welt der Wirtschaftschemie.

Den Blick auf die Wirkung richten

Vor 67 Jahren hat mein Gro&szlig;vater Erich Gutenberg eine seinerzeit ber&uuml;hmte Rede gehalten: &bdquo;Betriebswirtschaftslehre als Wissenschaft&ldquo;.1) Seitdem begann das Fach, sich als Wissenschaft zu emanzipieren.
Seit einigen Jahren etabliert sich die Wirtschaftschemie an der Grenze von Betriebswirtschaftslehre (BWL) und Chemie &ndash; so wie etwa die Biochemie an der Grenze von Biologie und Chemie arbeitet. Die BWL bildet mit zirka 240 000 Studierenden an deutschen Hochschulen dreimal mehr Studierende aus als die Biologie und fast f&uuml;nfmal mehr als Chemie &ndash; aber die Wirtschaftschemie erreicht noch nicht ein Drittel der 9000 Studierenden der Biochemie. Man kann Wirtschaftschemie in diversen Curricula an zehn deutschsprachigen Hochschulen studieren,2) aber eigenst&auml;ndige Professuren f&uuml;r Wirtschaftschemie gibt es nur an drei &ndash; bald vier &ndash; davon.
Biochemie als Wissenschaft? Keine Frage. Aber Wirtschaftschemie als Wissenschaft? Im Sommersemester l&auml;uft online eine GDCh-Ringvorlesung, die darauf eine Antwort gibt. Organisations- und Netzwerktheorie angewandt auf den Chemiepark Hoechst zeigt die N&auml;he zur BWL. Dazu z&auml;hlen Batterietechnologien als Beispiel f&uuml;r die Entwicklung von Methoden, den globalen Innovationswettbewerb darzustellen und Recyclingsysteme zu analysieren. Dieses Vorgehen enth&auml;lt immer noch keine Laborarbeit, ist aber eher technologisch orientiert. Eine Chemikerin, heute bei der Bezirksregierung K&ouml;ln, hat in ihrer Masterarbeit Laborarbeit und Wirtschaftlichkeitsrechnung kombiniert.
Fragen der &bdquo;Nachhaltigen Chemie&ldquo; betreffen Technologie und Verbraucherverhalten. Viele Arbeiten der Wirtschaftschemikerinnen und -chemiker zeigen, wie sich &Ouml;kobilanzen als Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und Lehre etablieren. Praktiker aus gro&szlig;en Unternehmen wissen um deren zunehmende Relevanz f&uuml;r Kunden und Investoren. Wirtschaftschemie arbeitet auf diese Weise wissenschaftlich daran, Vertrauen in Chemie zu schaffen: So wie f&uuml;r NMR-Spektren muss auch f&uuml;r &Ouml;kobilanzen gelten, dass man nicht &bdquo;nur Daten trauen soll, die man selbst gef&auml;lscht hat&ldquo;.3)
Rolf Albach leitet F+E-Projekte f&uuml;r Kreislaufwirtschaft, Automobilinnenraum und Flammschutz. Zudem lehrt der promovierte Chemiker mit einem Master of Business Administration an der Fachhochschule Aachen. Der Vorstandsvorsitzende der GDCh-Vereinigung Chemie und Wirtschaft f&uuml;hrt uns mit dieser Kolumne im Wechsel mit Hannes Utikal und Stephan von Delft durch die Welt der Wirtschaftschemie.
<ul class="references" cited="no" xml:id="nadc20244143477-bibl-0001">
<li xml:id="nadc20244143477-bib-0001">1 <a href="https://link.springer.com/chapter/10.1007/978&ndash;3&ndash;642&ndash;61539&ndash;9_10" target="_blank" rel="noopener">link.springer.com/chapter/10.1007/978&ndash;3&ndash;642&ndash;61539&ndash;9_10</a></li>
<li xml:id="nadc20244143477-bib-0002">2 W. Frank, J. Leker, U. L&uuml;ning et al., Business Chemistry: The successful establishment of an interdisciplinary field, Journal of Business Chemistry 2019, 15(1), 9</li>
<li xml:id="nadc20244143477-bib-0003">3 Das Zitat wird in Deutschland Winston Churchill zugeschrieben, vermutlich ist das eine Erfindung Josef Goebbels&lsquo;, die sich in Deutschland gehalten hat.</li>
</ul>

Wirtschaftschemie als Wissenschaft

Chemiewirtschaft

„Die politische Unsicherheit in Deutschland ist so groß wie in Großbritannien zu Zeiten des Brexits“ – mit diesen Worten charakterisierte das Münchner Ifo-Institut die wirtschaftliche Lage im März. Diese politische Unsicherheit erschwert und verteuert die Defossilisierung der Chemieindustrie – sofern dieses Ziel in geopolitisch schwierigen Zeiten überhaupt noch Priorität hat.Das Energie- und Wirtschaftssystem umzubauen ist ein technisches, finanzielles, regulatorisches und politisches Megaprojekt, das Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft fordert. Die Aktivitäten der Akteure sind eng miteinander verknüpft: Der Umbau erfordert günstigen Strom und Wärme aus erneuerbaren Quellen (grüne Energie). Hinzu kommen Infrastrukturen für Elektrizität, Wasserstoff und CO2-Transport sowie die Einführung neuer grüner Technologien. Verzögerungen beim Bereitstellen der Infrastrukturen verlangsamen den Umbau der Unternehmen.Viele der neuen Low-carbon-Produkte wie grünes Methanol oder grünes Ethylen rechnen sich im jetzigen Stadium nur bei großvolumiger Subventionierung. Denn sie sind deutlich teurer zu produzieren als die fossilen Alternativen. Und auch die Finanzierung für die grünen Energieinfrastrukturen lohnt sich nur mit staatlichen Abnahmegarantien, subventionierten Preisen oder vorgegebenen Quoten. Daher ist es unerlässlich, dass Unternehmen sich auf die Durchsetzung der politischen Ziele verlassen können und ebenso auf eine staatliche Kofinanzierung der gesellschaftlich gewünschten Transformationsmaßnahmen. Ansonsten findet die Transformation in Deutschland nicht statt.Vor diesem Hintergrund benötigen Wirtschaft und Gesellschaft ein Update der bisherigen Transformationspfade: Sie müssen prüfen, was trotz der geopolitischen Umbrüche und des verzögerten Infrastrukturumbaus weiterhin gesellschaftlich gewünscht und unternehmerisch realistisch ist.Wunsch und Wirklichkeit ab- und anzugleichen kann dem Vorhaben eines grünen Umbaus von Wirtschaft und Gesellschaft neuen Schub verleihen. Bloße Absichtserklärungen und unrealistische Ziele können dies nicht.Der Fokus auch auf die globalen grünen Wachstumsmärkte, auf die Chancen der notwendigen Transformation und auf ihre ökonomischen Erfolgsvoraussetzungen ist dringend erforderlich.Hannes Utikal ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Provadis-Hochschule in Frankfurt am Main und leitet das dortige Zentrum für Industrie und Nachhaltigkeit. Er ist Vorstandsmitglied der GDCh-Vereinigung Chemie und Wirtschaft und führt uns mit dieser Kolumne im Wechsel mit Rolf Albach und Stephan von Delft durch die Welt der Wirtschaftschemie.

Transformationspfade benötigen ein Update

Bei der Kolumne heute denke ich an alle, die gerade auf Examina pauken oder sich täglich für technische Probleme von Kunden engagieren – an die, die noch täglich die Sprache der Chemie sprechen. Knoevenagel, Henry, Cope – die Namen sind Teil dessen, was oft kurz nach der Prüfung in den passiven Wortschatz übergeht.Brauchen wir Namensreaktionen in der Wirtschaft? Ich bin nach dem Diplom fast 30 Jahre gut ohne sie zurechtgekommen. Dann habe ich drei Patente auf die Knoevenagel- und eines auf die Baylis-Hillman-Reaktion angemeldet und die Henry-Reaktion als Vergleich genutzt. Von BASF, DOW und anderen sind noch mehr Anmeldungen auf solche Carbonylreaktionen beim europäischen Patentamt, im Espacenet,1) zu finden. „Überraschend wurde gefunden“ ist eine typische Redewendung in Patenten. Ist es aber überraschend, dass weniger Carbonyl-Abbauprodukte als VOC2) gefunden werden, wenn man CH-azide Additive in Polymere einmischt? Solche Anmeldungen beim Europäischen Patentamt haben wirtschaftliche Gründe. Im Fall der Chemie CH-azider Verbindungen liegt es daran, dass auch Kunststoffe nicht dauerhaft stabil sind und zu Carbonylverbindungen oxidiert werden: Die sind dann Teil des „Neuwagengeruchs“.Gerüche sind Signale;3) Geruch ist damit Teil des Marketings. In Nordostasien ist Neuwagengeruch Ursache für 60 Prozent aller Reklamationen bei Neuwagen. Diese Region steht für 40 Prozent des Weltmarkts. Es geht bei Polymerabbau, Geruch und den patentierten Gegenmaßnahmen also um viele Menschen. Wenn man zum Beispiel das Bouquet des Neuwagens verstehen und verändern will, sollte man die so oft mit Namen verbundene organische Chemie von der Aldolreaktion aus dem Jahr 1872 über Cope (1949) bis zur Organokatalyse (Nobelpreis 2023) wieder aus dem passiven in den aktiven Wortschatz holen.Namensreaktionen zu kennen ist nicht nur wichtig, damit der Neuwagen gut riecht. Das Beispiel ist nur eines von vielen. Denn Namensreaktionen finden nicht nur im Labor statt. Man findet sie auch beim Kunden, in der Umwelt, oft auch dort, wo man sie als Nebenreaktion in Spuren nicht erwartet. Anders als in der Redewendung in Patenten gilt: Namensreaktionen sind nicht überraschend. Be prepared.Rolf Albach leitet F+E-Projekte für Kreislaufwirtschaft, Automobilinnenraum und Flammschutz. Zudem lehrt der promovierte Chemiker mit einem Master of Business Administration an der Fachhochschule Aachen. Der Vorstandsvorsitzende der GDCh-Vereinigung Chemie und Wirtschaft führt uns mit dieser Kolumne im Wechsel mit Hannes Utikal und Stephan von Delft durch die Welt der Wirtschaftschemie.<ul class="references" cited="no" style="numbered" xml:id="nadc20244138935-bibl-0001"><li xml:id="nadc20244138935-bib-0001">1 <a href="https://worldwide.espacenet.com" target="_blank">worldwide.espacenet.com</a></li><li xml:id="nadc20244138935-bib-0002">2 Flüchtige organische Verbindungen (volatile organic compounds, VOC)</li><li xml:id="nadc20244138935-bib-0003">3 Zum Zusammenhang zwischen atmosphärischer Lebensdauer von Molekülen und ihrer Signalwirkung empfehle ich: J. Williams, A. Ringsdorf, Philos. Trans. R. Soc. B, 2020, doi: 10.1098/rstb.2019.0274</li></ul>

… sondern fürs Leben lernen wir

Im Jahr 2023 waren an deutschen Universitäten 1,7 Millionen Studierende eingeschrieben. Verglichen mit dem Jahr 2021 entspricht das einem Rückgang von 2,4 Prozent. Der Trend ist auch in Chemiestudiengängen sichtbar. Wie die GDCh berichtet, begannen im Jahr 2022 nur noch 5061 Studierende ein Bachelor-Chemiestudium – der niedrigste Wert seit über zehn Jahren. Die Nachfrage sinkt.Gleichzeitig steigt das Angebot. So haben die Universität Rostock und die TU Clausthal das Fach Wirtschaftschemie als neue Studiengänge eingeführt. In England bietet neben den Universitäten Bath und Birmingham nun das Imperial College einen Wirtschaftschemiestudiengang, den die Royal Society of Chemistry akkreditiert hat. Damit steigt der Wettbewerbsdruck auf deutsche Standorte.Wettbewerb ist grundsätzlich gut, denn er kann anspornen. Für die Wirtschaftschemie ist das steigende nationale und internationale Angebot außerdem ein Ausdruck der Etablierung des Fachs.Der Wettbewerb wird dann zum Problem, wenn man als Chemiefachbereich oder -fakultät im Kampf um die besten Talente vom Wettbewerb abgehängt wird. Sind Labore wenig ausgelastet und Module kaum belegt, stellt irgendwann die Hochschulleitung unangenehme Fragen. Mehr denn je sind die Dekanate daher gefordert, sich systematisch Gedanken zu machen, welche Ziele ihr Fachbereich verfolgt, wo und warum ihr Fachbereich mit seinem Forschungs- und Studiengangsportfolio positioniert ist und wie sich der Wettbewerb gewinnen lässt.Es geht darum, eine Wettbewerbsstrategie zu formulieren und zu implementieren. Damit ist verbunden, den eigenen Fachbereich weiterzuentwickeln. Das ist vor allem für die forschungsstarken Universitäten häufig Neuland. Denn sie konnten sich bisher über Zulauf freuen, ohne sich im Detail um die strategische Positionierung Sorgen machen zu müssen. Für die Differenzierung der Standorte war vor allem wichtig, dass eine Reputation für einen bestimmten Arbeitskreis vorlag, weniger für einen bestimmten Fachbereich.Doch die Dynamik des internationalen Wettbewerbs – jedes Chemieunternehmen kann schon lange ein Lied davon singen – setzt dem (Chemie-)Hochschulstandort Deutschland zu. Und das merken zunehmend alle Hochschulen, auch die forschungsstarken Universitäten. Wenn deren Dekanate noch nicht damit begonnen haben, eine Strategie zu entwickeln und umzusetzen, wird es daher jetzt höchste Zeit.Stephan von Delft ist Juniorprofessor für Chemie und Unternehmertum im Fach Wirtschaftschemie der Universität Münster. Er ist Vorstandsmitglied der GDCh-Vereinigung Chemie und Wirtschaft und führt uns mit dieser Kolumne im Wechsel mit Rolf Albach und Hannes Utikal durch die Welt der Wirtschaftschemie.

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Der Wirtschaftschemiker

Von allen verstanden

Der Wirtschaftschemiker

Den Blick auf die Wirkung richten

Der Wirtschaftschemiker

Wirtschaftschemie als Wissenschaft

Der Wirtschaftschemiker

Transformationspfade benötigen ein Update

Der Wirtschaftschemiker

… sondern fürs Leben lernen wir

Der Wirtschaftschemiker

Fachbereiche brauchen eine Wettbewerbsstrategie