Bildung + Gesellschaft

<p>Kurioses, Erstaunliches, &Uuml;berraschendes &mdash; was vor 50 Jahren in den &bdquo;Nachrichten aus der Chemie&ldquo; stand, die damals noch &bdquo;Nachrichten aus Chemie und Technik&ldquo; hie&szlig;en.</p>

Vor 50 Jahren

<p>Fracking mit Atombomben</p><p>Bereits im Jahr 1971 gab es Versuche, Erdgas aus Gestein zu lösen, der Sprengstoff war ein anderer als heute (kein Aprilscherz). Ob diese Methode, Erdgas zu gewinnen, ebenso umstritten war wie heute das Fracking, verrät die Aprilausgabe der Nachrichten aus Labor und Technik nicht.</p><div><img src="https://media.graphcms.com/EbXPVzcFR0WjoRo6J6Qk">

</div><p></p><p>GDCh-Mitglieder können diese und weitere Entwicklungen und Versuche nachlesen in der Wiley-Online-Library, Zugang über <a href="https://gdch.de/nachrichten" target="_blank">gdch.de/nachrichten</a> und „mygdch“.</p>

Meldung

Fracking mit AtombombenBereits im Jahr 1971 gab es Versuche, Erdgas aus Gestein zu lösen, der Sprengstoff war ein anderer als heute (kein Aprilscherz). Ob diese Methode, Erdgas zu gewinnen, ebenso umstritten war wie heute das Fracking, verrät die Aprilausgabe der Nachrichten aus Labor und Technik...

<p>Über Alkohol, nützliche Photonen, sehr viel Stickstoff, neue Strukturvorschläge und Trends aus dem Periodensystem, die uns am Ende alle dem Stein der Weisen näher bringen.</p>
<p>Die Zahl der eingesandten April-Meldungen stieg im letzten Jahr exponentiell von Mitte März bis Mitte April, sank dann, hielt sich den Sommer über auf niedrigem Niveau, erreichte in den Wintermonaten eine zweite Welle, die langsam abflaute, bis im März wieder mehr Meldungen über merkwürdige Moleküle und erstaunliche Elemente in der Redaktion eingingen – der Beginn der dritten Welle. Kann es Zufall sein, dass dieser Verlauf der Ausbreitung des Corona-Virus Sars-Cov 2 in Deutschland ähnelt? (Ich stelle nur Fragen.)</p><p>Und damit zu dem, was Thema des Jahres hätte werden können: Desinfektionsmittel.</p><h2>Für Körper und Geist</h2><p>Noch bevor der damalige US-Präsident Donald Trump desinfizierende Chemikalien als Medikament gegen Covid-19 empfahl, stiegen die Preise. So fand Ulrich Scharfenort in der <i>Neuen Rhein Zeitung</i> Mitte März 2020 eine Anzeige, die Natriumhypochlorit-Lösung zur Handdesinfektion für die ganze Familie – natürlich ohne Chemie – für schlappe 30 Euro pro 1,2 Liter feilbot. Chlorbleiche ist sonst für nicht mehr als 1,50 Euro pro Liter zu haben.</p><p>Etwa zur gleichen Zeit meldete der <i>Spiegel</i>, dass der französische Luxusgüterkonzern LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton statt Parfum Desinfektionsmittel abfüllte. Ob die Franzosen zu dem Zweck gar Champagner zu Ethanol destilliert haben? Dieser Verdacht liegt nahe, bekam doch ebenfalls im März 2020 Christiane Marti im Hotel Vier Jahreszeiten am Schluchsee selbstgemachten</p><div><img src="https://media.graphcms.com/7IMSkXfDQDOSRI017IKT">

</div><p></p><p>empfohlen. „Es sollte etwa 15 Minuten leise bei offenem Deckel köcheln, denn auf diese Weise verändern sich die Moleküle und der Geschmack wird leicht süßlich“, steht im Wellnessprogramm des Hotels.</p><p>Immerhin gab es Wasser. Nach einem Aushang, den Tobias Wirth am Hindelanger Käsemarkt fand, hätte Licht gereicht: „Auch Lichtenergie ist Nahrung. Nach neuesten Erkenntnisse der Biophotonen-Forschung ernähren wir uns hauptsächlich von Licht.“</p><p>Vielleicht hätte Frank Tietz mehr Biophotonen gebraucht, um sich nicht so über die Farbe des Jahres 2018 zu wundern:</p><div><img src="https://media.graphcms.com/ClxPqJRXQ2CkzMS68J63">

</div><p></p><p>Das stand erst im Juni 2020 in <i>Mein schöner Garten</i>, die Redaktion wird wissen, warum. Die Farbe des Jahres wird von Pantone ausgerufen, einem Unternehmen, das Nummern an solche Farben vergibt, die mit Vierfarbdruck nicht zu erreichen sind. Und nein, nicht Infrarot ist die Farbe des Jahres 2021, sondern Ultimate Gray – Steingrau und Mausgrau sind offenbar out (mehr über Trends bei Grautönen auf S. 39).</p><h2>Mehr Sicherheit ohne Stickstoff</h2><p>Säure-Base-Reaktionen scheinen eine Kernkompetenz der Feuerwehr in Mühldorf zu sein, das legen Andreas Langreiter und der <i>Alt-Neuöttinger Anzeiger</i> nahe. Denn nach einem Unfall beim Elektronikhersteller ODU ging sie so vor:</p><div><img src="https://media.graphcms.com/ro5jLxRyTOeRs0N3bfCO">

</div><p></p><p>Vielleicht sollten wir uns alle mehr von Licht ernähren, das erscheint sicherer. Denn nach den traurigen Schlagzeilen über Covid-19-Ausbrüche in Schlachthöfen stand Ende Januar 2021 in der <i>FAZ</i> wieder eine schlechte Nachricht über eine Fleischfabrik:</p><p>„Bei einem Chemieunfall in einer Lebensmittelfabrik im amerikanischen Bundesstaat Georgia sind mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen.“ Nein, es ist nicht Desinfektionsmittel explodiert, sondern es „lief in der Fabrik aus zunächst unbekannter Ursache flüssiger Stickstoff aus.“ Was wirklich passiert ist, verrät uns die <i>FAZ</i> nicht, aber eine chemische Reaktion war eher nicht der Auslöser.</p><p>Anders in den Niederlanden, wie dpa meldete und Klaus-Peter Hoop las. Dort stoppte die Regierung mehrere Bauvorhaben, denn</p><div><img src="https://media.graphcms.com/Q6BG15gTSo2YZgyb2jXm">

</div><p></p><p>Eine ähnliche Begründung erfuhr Dieter Frohning aus der <i>Neuen Rhein Zeitung</i> für Tempo 100 im Nachbarland: „Mit der Geschwindigkeitsbeschränkung soll der Stickstoffausstoß deutlich reduziert werden.“</p><p>Vielleicht könnte bei der Handhabung von Stickstoffemissionen die Dresdner Feuerwehr als Vorbild dienen. Wie Thomas König in den <i>Dresdener Neuesten Nachrichten</i> las, ging sie im Gewerbepark Dresden-Seidlitz so vor:</p><div><img src="https://media.graphcms.com/kmFZpGWSXWqevpo0hQ0x">

</div><p></p><p>Ein anderes Gas aus der Luft ist ebenfalls gefährlich. So berichtete die <i>Tagesschau</i> Anfang Februar: „Die Luftwaffe flog Sauerstoffflaschen nach Manaus, konnte den Bedarf aber immer noch nicht decken. Ein größeres Transportflugzeug war nicht einsatzbereit, kommerzielle Flugzeuge dürfen das brennbare Gas aus Sicherheitsgründen nicht transportieren.“</p><h2>Nicht nur für Gase: Strukturvorschläge</h2><p>Ebenfalls aus Sicherheitsgründen bekam Anfang des letzten Jahres der Betreiber einer Shishabar in Rüsselsheim Ärger, meldete die <i>Mainspitze</i>, denn, so las Benedikte Roberz, „Die CO<sub>2</sub>-Warngeräte in völlig verqualmten Raum sind abgeschaltet.“ Ob das CO<sub>2</sub> in der Bar so aussah, wie kurz vor der Tagesschau <i>Börse vor acht</i> vorschlug?</p><div><img src="https://media.graphcms.com/ISDKHIbdQxaGv9ofVDEf">

</div><p></p><p>Im Jahr 1920 hatte Hermann Staudinger seine wegweisende Arbeit über Polymerisationen veröffentlicht. Genau 100 Jahre später entdeckte Knut Kessel in der <i>Autobild</i> eine weitere bahnbrechende Publikation, mit der nicht nur die Polymerchemiker die gängigsten Kunststoffe in einem neuen Licht sehen werden (Abbildung unten links).</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/VWbOhuiT4eH5ClEfKNak"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Zum Jubiläum 100 Jahre makromolekulare Chemie im Jahr 2020: Autobild schlägt neue Polymere vor.</figcaption></figure>
<p>Ganz neu betrachtet Franz Bracher nun auch den Wirkstoff aus einer kleinen, blassvioletten (nicht ultravioletten) Blume, nachdem er in der <i>Pharmazeutischen Zeitung</i> las:</p><p>„Die Herbstzeitlose enthält das Gift Colchicin, das Ähnlichkeiten mit Arsen aufweist.“</p><h2>Neues aus der Welt der Elemente</h2><p>Und damit kommen wir zu der Rubrik, ohne die seit einigen Jahren kein April-Trendbericht mehr auskommt: Elemente. Letztes Jahr waren keine Transmutationen zu beobachten, aber ein paar Entdeckungen und neu einsortierte Metalle (Abbildung S. 8). Sogar den Vergleich mit einer populären Kryptowährung müssen diese nicht scheuen. So schrieb <i>t-online</i> (und Heinz Hug las):</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/NKLQiUxpSIetHlGfXdmx"><figcaption><label>Abb. 2: </label>Metalle, neu eingeordnet durch die Fachliteratur. (Aus: „Red Sonja and Vampirella Meet Betty und Veronica 011“, Dynamite Verlag, 2020, gefunden von Hauke Reddmann.)</figcaption></figure>
<p>„Der Bitcoin ist ein neuer digitaler Rohstoff. Er ähnelt in seinen Eigenschaften chemischen Elementen, die Forscher in den vergangenen Jahrzehnten entdeckt haben, zum Beispiel Bohr und Palladium.“ (Das Element Bohr war uns bisher unbekannt. Vielmehr ist Hafnium nach dem großen Dänen benannt. Hafnium? Korrekt: siehe diese <i>Nachrichten</i>, S. 79).</p><p>Eine spezielle Art, Gold zu gewinnen, fand Günter Sadowski in der <i>Sächsischen Zeitung</i>:</p><div><img src="https://media.graphcms.com/L6KUySBwTMmOJv78tyuQ">

</div><p></p><p>Nun sind wir endgültig bei der Alchemie angekommen. Die steht auf Seite 12.</p><p>Einige Trends musste April-Autorin Frauke Zbikowski vernachlässigen, darunter Erkenntnisse zur Thermodynamik von Betonnanopartikeln, zur Rolle von Natriumsulfat als Reduktionsmittel und dass in Wahrheit Bayern Monsanto gekauft hat. Wird im nächsten Jahr nachgeholt. Versprochen.</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/voi9KjWQHmwpnRcHAs3w"><figcaption><label>Abb. 3: </label>Physiker wussten schon immer, dass Wasserstoff ein großes Molekül ist. Aber so groß? (Dieses Modell fand Ernst Guggolz in der TAZ, Unterschrift: „Wasserstoff ist das häufigste chemische Element im Universum.“)</figcaption></figure>


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