Gesellschaft Deutscher Chemiker

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Mit Krebsmedikamenten mehr, mit Katalysatoren weniger Umsätze

Nachrichten aus der Chemie, April 2025, S. 37-41, DOI, PDF. Login für Volltextzugriff.

Von Wiley-VCH zur Verfügung gestellt

Die ersten Bilanzen des Jahres 2024 kamen von Pharmaunternehmen. Sie zeigten sich größtenteils zufrieden. Die Chemieindustrie dagegen klagte etwa über hohe Energiepreise und geringe Nachfrage weltweit.

Die Produktion der deutschen Chemie- und Pharmaunternehmen stieg dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) zufolge im Jahr 2024 insgesamt um 2 %. Dabei nahm die Chemieproduktion um 4 % zu, am stärksten stieg die Produktion von Petrochemikalien (Grafik rechts). Die Unternehmen hatten die Produktion allerdings in den vergangenen zwei, drei Jahren um mehr als ein Viertel zurückgefahren. Dabei sank die Zahl der Beschäftigten im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr um 0,5 % auf 477 000.

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Chemie- und Pharmaunternehmen produzierten im Jahr 2024 in fast allen Bereichen mehr als im Jahr zuvor. Quelle: Verband der Chemischen Industrie (VCI)

Im Gegensatz zur Produktion sank der Umsatz der Chemiebranche um 2 % auf 221 Mrd. Euro: im Inland um 4 % auf 82 Mrd. Euro, im Ausland um 1 % auf 139 Mrd. Euro. Zudem gingen die Verkaufspreise um 2,5 % zurück.

Die Pharmaumsätze sanken in Deutschland um 0,5 % und in Europa um 7 %. Dagegen stiegen die Verkäufe nach Asien um etwa 16 % und die nach Nordamerika um 4,4 %. Der VCI erwartet, dass im laufenden Jahr Pharmaproduktion und -umsatz um etwa 2 % wachsen werden.

Pharmaindustrie

Der Umsatz auf dem deutschen Pharmamarkt betrug dem Statistik-Portal Statista zufolge im ersten Halbjahr 2024 etwa 31,3 Mrd. Euro. Rechnerisch ist demnach zu erwarten, dass die Umsätze im gesamten Jahr die des Jahres 2023 übertreffen werden. Damals waren es 59,8 Mrd. Euro. Deutschland ist Statista zufolge der größte europäische Pharmamarkt und der viertgrößte weltweit. Insgesamt beschäftigt die Pharmaindustrie in Deutschland mehr als 132 000 Menschen.

In Forschung und Entwicklung investierte die deutsche Pharmaindustrie im Jahr 2022 etwa 9,4 Mrd. Euro. Für das Jahr 2024 schätzt Statista diese Aufwendungen auf etwa 12 Mrd. Euro. Eins der Forschungsthemen ist künstliche Intelligenz (KI): Mit KI-gesteuerten gentechnischen oder histologischen Analysen lassen sich Medikamente etwa individuell auf Krankheitsbilder zuschneiden. Das indische Marktforschungsunternehmen Marketsandmarkets schätzt, dass der weltweite Umsatz mit KI im Pharmamarkt von jetzt ungefähr 3 Mrd. US-Dollar (USD) bis zum Jahr 2029 auf etwa 18 Mrd. USD steigt. Thomas Schinecker, Vorstandsvorsitzender der Roche-Gruppe, sagt: „KI entschlüsselt komplexe biologische Zusammenhänge schneller, macht die Diagnostik präziser und ermöglicht eine gezieltere Medikamentenentwicklung.“

In Deutschland produzieren unter anderen Töchter internationaler Pharmaunternehmen Medikamente. Zu den umsatzstärksten darunter gehören Roche, Sanofi, Pfizer und Novartis.

Roche baut auf Bewährtes

Im Jahr 2024 hat der Schweizer Pharmakonzern Roche 60,5 Mrd. Schweizer Franken (CHF) umgesetzt, 7 % mehr als im Jahr zuvor. Die Dividende soll von 9,60 CHF auf 9,70 CHF steigen. In Forschung und Entwicklung investierte der Konzern 11,1 Mrd. CHF (+1 %), 1,2 Mrd. CHF davon in ein neues Zentrum für Forschung und Entwicklung in Basel. Größtes Forschungsgebiet ist die Onkologie.

Zur Roche-Gruppe gehört Genentech in den USA. Beim japanischen Unternehmen Chugai Pharmaceutical ist Roche Mehrheitsaktionär. Gekauft hat der Konzern im Jahr 2024 vier Unternehmen, darunter Poseida Therapeutics, ein US-amerikanisches Unternehmen für Zelltherapien in der Onkologie und bei Autoimmunerkrankungen, sowie das Biotech-Start-up Antlera Therapeutics, das Antikörper für die Augenheilkunde entwickelt hat. Antlera ist eine Ausgründung der kanadischen Universität Toronto.

Roche beschäftigte im Jahr 2024 etwa 103 250 Menschen, darunter 41 730 in der Division Pharma und 40 640 in der Division Diagnostics. In Deutschland forschen, entwickeln und produzieren etwa 18 250 Beschäftigte in Mannheim, Penzberg, Grenzach-Wyhlen und Ludwigsburg.

Die Umsätze der Division Pharma stiegen im Jahr 2024 um 8 % auf 46,2 Mrd. CHF. Der Verkauf von Covid-19-Produkten brachte dabei 1,1 Mrd. CHF weniger ein als im Vorjahr. Zudem entstand etwa 1,0 Mrd. CHF Verlust, da der Patentschutz für mehrere Krebsmedikamente, Mittel gegen Augenkrankheiten und bei rheumatoider Arthritis wegfiel. Wachstumstreiber waren Vabysmo, anzuwenden bei schweren Augenkrankheiten, Phesgo bei Brustkrebs, Ocrevus bei Multipler Sklerose und Hemlibra bei Hämophilie A. Mit diesen Produkten setzte der Konzern 16,9 Mrd. CHF um, 3,3 Mrd. CHF mehr als im Vorjahr. Neue Medikamente sind Itovebi gegen Brustkrebs und Piasky gegen eine nicht vererbliche, sehr seltene Erkrankung der Blutstammzellen, die mit Anämie und erhöhter Thromboseneigung einhergeht. Ursache ist ein mutiertes Gen.

Die Division Diagnostics setzte 14,3 Mrd. CHF um, vor allem mit Anwendungen für Immundiagnostik, Pathologie und Molekulardiagnostik. Das entspricht einem Plus von 4 %. Neu ist ein automatisiertes Massenspektrometriesystem für klinische Routinelabore. Damit lassen sich Konzentrationen etwa von Steroidhormonen in der Endokrinologie messen sowie von Vitamin-D-Metaboliten und Immunsuppressiva. Zudem lassen sich Spiegel bestimmter Medikamente im Blut bestimmen. Ebenfalls neu ist ein System zur kontinuierlichen Blutzuckermessung.

Sanofi bleibt beim Blockbuster

Der Hauptsitz des Pharmakonzerns Sanofi liegt in Paris. Er beschäftigt weltweit mehr als 86 000 Mitarbeitende. In Deutschland sind es insgesamt etwa 8000 Beschäftigte in Frankfurt am Main, Köln und Berlin. Die Dividende soll von 3,76 Euro im Jahr 2023 auf 3,92 Euro steigen. Die Forschungs- und Entwicklungskosten im Jahr 2024 betrugen 7,4 Mrd. Euro. Das sind 14 % mehr als im Jahr zuvor.

Der Sanofi-Umsatz betrug im Jahr 2024 insgesamt 41,1 Mrd. Euro; das sind etwa 10 % mehr als im Vorjahr. Der Konzern teilt seine Umsätze in vier Kategorien ein: Das Neurodermitismittel Dupixent bildet mit etwa 13 Mrd. Euro Umsatz eine eigene Kategorie. Weitere sind neue Medikamente (3 Mrd. Euro), Impfstoffe (8 Mrd. Euro) und andere Medikamente (17 Mrd. Euro).

Neben dem vor mehr als fünf Jahren eingeführten Dupixent erreichte der neue Impfstoff Beyfortus im Jahr 2024 mehr als 1 Mrd. Euro Umsatz, also Blockbuster-Status (1,7 Mrd. Euro). Der Handelsname Dupixent steht für Dupilumab, einen antiinflammatorischen und selektiv immunsupprimierenden Wirkstoff. Mit dem rekombinanten humanen monoklonalen Antikörper setzte das Unternehmen 23 % mehr um als im Jahr zuvor. Beyfortus enthält als aktive Substanz den monoklonalen Antikörper Nirsevimab. Er soll Kinder bis zum Alter von 24 Monaten vor dem Respiratorischen-Synzytial-Virus schützen, das die unteren Atemwege erkranken lässt.

Pfizer wächst in Onkologie

Der aus Ludwigsburg stammende Karl Gustav Pfizer gründete im Jahr 1849 ein Feinchemieunternehmen in New York. Daraus entstand dort der heutige Arzneimittelhersteller Pfizer. Der Konzern beschäftigt in Deutschland etwa 3000 der insgesamt mehr als 88 000 Mitarbeitenden. Die Deutschlandzentrale ist in Berlin. In Freiburg produziert der Konzern onkologische und Herz-Kreislauf-Medikamente, Antiinfektiva sowie Mittel gegen Erkrankungen des zentralen Nervensystems, Schmerzen und Infektionen. In Karlsruhe liegen die Fertigwarenkontrolle und ein Distributionszentrum.

Im Jahr 2024 setzte Pfizer 63,6 Mrd. US-Dollar (USD) um. Das sind 7 % mehr als im Jahr zuvor. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stiegen um 1 % auf 10,8 Mrd. USD.

Die Produkte teilt das Unternehmen ein in Grundversorgung (etwa 30 Mrd. USD Umsatz, –2 %), Spezialmedikamente (17 Mrd. USD, +11 %) und Onkologie (16 Mrd. USD, +25 %). Zu den Hauptmedikamenten zählen das antiviral wirkende Paxlovid, Lorbrena gegen Lungenkrebs und das Medikament Vyndaqel mit dem Wirkstoff Tafamidis, der bei einer besonderen Form einer Proteinfehlfaltung mit Proteinablagerungen eingesetzt wird (Amyloidose).

Novartis forscht weniger

In Deutschland gehören etwa 2400 Beschäftigte an sechs Standorten zum Baseler Novartis-Konzern mit insgesamt 85 000 Mitarbeitenden. Die Therapeutika des Konzerns behandeln Herz-Kreislauf-, Nieren- sowie Stoffwechselerkrankungen und gehen in die Immunologie, Neurologie sowie Onkologie.

Die Dividende wird voraussichtlich 3,50 CHF pro Aktie betragen; das sind 6 % mehr als im Vorjahr. Im Jahr 2024 hat der Konzern für Forschung und Entwicklung etwa 12 % weniger ausgegeben als im Jahr zuvor: ungefähr 10 Mrd. USD.

Der Umsatz wuchs im Jahr 2024 um 11 % auf 50,3 Mrd. USD. Mehr Verkäufe trugen 14 Prozentpunkte zum Wachstum bei, die Generikakonkurrenz wirkte mit 2 Prozentpunkten negativ. Zu den Wachstumstreibern gehören die Medikamente Entresto gegen chronische Herzschwäche (7,8 Mrd. USD, +30 %) und das Antirheumatikum Cosentyx (6,1 Mrd. USD, +23 %).

Im Jahr 2024 kaufte Novartis einige Unternehmen, darunter das biopharmazeutische Unternehmen Morphosys mit Sitz in Planegg bei München. Es nutzt Antikörper, Proteine und Peptide, um Medikamente herzustellen. Novartis will alle Morphosys-Standorte bis Ende 2025 aufgeben. Zudem erwarb Novartis die US-amerikanischen Biotechunternehmen Mariana Oncology und Kate Therapeutics. Diese entwickeln Radioligand-Therapien gegen solide Tumoren beziehungsweise Adeno-assoziierte Viren, mit denen sich genetisch bedingte Muskel- und Herzerkrankungen behandeln lassen.

Chemieindustrie

In der Börsenwertliste der größten Chemiekonzerne weltweit im Jahr 2024 steht als erstes deutsches Unternehmen Merck an vierter Stelle; BASF steht an neunter und Bayer an elfter Stelle (Querbalkendiagramm oben). Die wertvollsten Chemieunternehmen sind dem Statistik-Portal Statista zufolge der Industriegasehersteller Linde gefolgt vom französischen Konkurrenten Air Liquide.

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Die nach Börsenwert (Marktkapitalisierung) weltgrößten Chemiekonzerne mit Länderkennzeichen. Quelle: Statista

Die Chemieproduktion stieg BASF zufolge weltweit um 3,9 % (obere Grafik). In Deutschland wuchs die Produktion um 3 %, nachdem sie im Vorjahr um 12 % gefallen war. Die Chemieindustrie in China wuchs um etwa 7 %. Insgesamt kamen 86 % des globalen Chemiewachstums im Jahr 2024 aus China.

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Im Jahr 2024 ist die Chemieproduktion weltweit außer in Japan und den USA gestiegen. Im Jahr 2023 war sie überall außer in China gefallen. Quelle: BASF

Die deutsche Chemieindustrie investierte in den letzten fünf Jahren stets mehr als im Jahr zuvor (Grafik, S. 40). Zu den Innovationsaufwendungen gehören Statista zufolge Forschung und Entwicklung sowie innovationsbezogene Ausgaben für Sachanlagen und immaterielle Wirtschaftsgüter wie Weiterbildung, Marketing, Konzeption, Konstruktion und Design sowie Produktions- und Vertriebsvorbereitung.

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Seit drei Jahren sind die Investitionen der Chemieindustrie auf ähnlich hohem Niveau. Quelle: Statista

BASF mit neuem Chef

Im Jahr 2024 hat der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF etwa 65,3 Mrd. Euro umgesetzt, 5,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Er beschäftigte 111 822 Menschen. Für Forschung und Entwicklung (F+E) gab das Unternehmen wie im Vorjahr etwa 2,1 Mrd. Euro aus. Seit Mai 2024 ist der Chemiker Markus Kamieth BASF-Vorstandsvorsitzender.

Die BASF-Gruppe bestand im Jahr 2024 aus elf Unternehmensbereichen, zusammengefasst in sechs Segmenten: Materialien, Oberflächentechnik, Chemikalien, Landwirtschaft, Industrie sowie Ernährung und Pflege.

Das Segment Materials produziert mit den Unternehmensbereichen Performance Materials und Monomers Kunststoffe und deren Vorprodukte. Damit setzte der Konzern 13,5 Mrd. Euro um (–4,5 %). Die F+E-Kosten betrugen 180 Mio. Euro nach 185 Mio. Euro im Vorjahr.

Zum Segment Surface Technologies gehörten im Jahr 2024 die Unternehmensbereiche Catalysts und Coatings. Das Portfolio enthielt Fahrzeuglacke und Oberflächenbehandlungen sowie Katalysatoren, Batteriematerialien und Dienstleistungen zu Edelmetallen und Nicht-Edelmetallen für die Automobil- und Chemieindustrie. Das Segment setzte 12,9 Mrd. Euro um (–20,4 %). Ausschlaggebend dafür, dass der Umsatz zurückging, waren niedrige Metallpreise im Unternehmensbereich Catalysts. Zudem trug der geringe Absatz von Fahrzeugkatalysatoren dazu bei. Die F+E-Kosten betrugen 313 Mio. Euro nach 304 Mio. Euro im Vorjahr. Seit Januar 2025 ist das Geschäft mit Chemie- und Raffineriekatalysatoren als Teil des Unternehmensbereichs Performance Chemicals im Segment Industrial Solutions.

Das Segment Chemicals besteht aus den Unternehmensbereichen Petrochemicals und Intermediates. Es versorgt Kunden und die übrigen Segmente mit Basischemikalien für die Propylen-Wertschöpfungskette, mit Crackerprodukten und Styrolmonomeren sowie Zwischenprodukten wie Aminen, Säuren und Polyalkoholen. Die Kunden kommen vor allem aus der Chemie- und Kunststoffindustrie. Das Segment setzte 10,8 Mrd. Euro um (+4,5 %). Der Umsatz mit Petrochemikalien war stärker gestiegen, als der mit Zwischenprodukten gesunken war. Die F+E-Kosten betrugen 80 Mio. Euro nach 83 Mio. Euro im Vorjahr.

Das Segment Agricultural Solutions verbindet Saatgutentwicklung, Produkte zur Saatgutbehandlung, biologische und chemische Pflanzenschutzprodukte sowie digitale Tools. Das Segment setzte 9,8 Mrd. Euro um (–2,9 %). Die F+E-Kosten betrugen 919 nach 900 Mio. Euro im Vorjahr.

Im Segment Industrial Solutions, bestehend aus den Unternehmensbereichen Dispersions & Resins und Performance Chemicals, entwickelt und vermarktet der Konzern Inhalts- und Zusatzstoffe für Industrieanwendungen. Dazu gehören Polymerdispersionen, Harze, Additive, Elektronikmaterialien und Antioxidantien. Kunden kommen aus der Farben- und Lackindustrie, aus der Bauwirtschaft, Elektronik-, Chemie-, Kunststoff- und Klebstoffindustrie sowie der Automobil- und Energieindustrie. Das Segment setzte 8,2 Mrd. Euro um (+2,1 %). Im Unternehmensbereich Dispersions & Resins stieg der Umsatz mit Rohstoffen für die Formulierung für Beschichtungen, Farben, Bauchemikalien, Klebstoffen und Papier; bei Performance Chemicals sank er, also bei Produkten für die Kunststoff-, Raffinerie- und Schmiermittelindustrie. Die F+E-Kosten betrugen 144 nach 150 Mio. Euro im Vorjahr.

Das Segment Nutrition & Care bedient mit den Unternehmensbereichen Care Chemicals und Nutrition & Health Lebensmittel- und Futtermittelhersteller sowie Pharma-, Kosmetik-, Wasch- und Reinigungsmittelindustrie. Das Segment setzte 6,7 Mrd. Euro um (–1,8 %). Die Umsatzsteigerung von Care Chemicals konnte einen Umsatzrückgang von Nutrition & Health nicht ausgleichen. Die F+E-Kosten betrugen 149 nach 150 Mio. Euro im Vorjahr.

Seit September 2024 unterscheidet BASF zwischen Kerngeschäften und eigenständig agierenden Geschäften. Die Kerngeschäfte sind im Produktionsverbund integriert: Sie bestehen aus den Segmenten Chemicals, Materials, Industrial Solutions und Nutrition & Care. Die eigenständigen Geschäfte der Segmente Surface Technologies und Agricultural Solutions bedienen dagegen einzelne Branchen und konkurrieren mit Wettbewerbern, die sich auf einzelne Industrien fokussieren. Die eigenständigen Geschäfte sind nun flexibler und verfügen über mehr operative Freiheit.

Covestro gehört zu Ölkonzern

Das Polymerunternehmen Covestro setzte im Jahr 2024 etwa 14,2 Mrd. Euro um; das sind 1,4 % weniger als im Vorjahr. Dies lag vor allem an niedrigen Verkaufspreisen, meint Markus Steilemann, Covestro-Vorstandsvorsitzender.

Das Unternehmen hat eigenen Angaben zufolge Anlagen im US-amerikanischen Baytown, in Shanghai und in Tarragona in Spanien verbessert. In der Anlage für das Kunststoffvorprodukt Toluol-2,4-diisocyanat (TDI) in Dormagen habe es die Energieeffizienz und damit die Wettbewerbsfähigkeit erhöht. Weitere Produktionsstandorte sind in Leverkusen, Uerdingen und Brunsbüttel. Insgesamt arbeiteten 17 500 Beschäftigte für Covestro.

Das Unternehmen wird wie im Vorjahr keine Dividende für das Jahr 2024 ausschütten.

Ende des Jahres hatte XRG, die Investmentgesellschaft des arabischen Ölkonzerns Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc), so viele Covestro-Aktien gekauft, dass sie etwa 92 Prozent des Covestro-Grundkapitals hält. Die Übernahme ist XRG zufolge ein Schritt der Strategie, eines der fünf größten Chemieunternehmen weltweit zu werden.

In F+E investierte Covestro weltweit 100 Mio. Euro. Dabei waren Digitalisierung und künstliche Intelligenz wichtig.

Das Unternehmen arbeitet in zwei Segmenten: Der Umsatz im Segment Performance Materials stieg auf etwa 7 Mrd. Euro (Vorjahr: 6,9 Mrd. Euro). Das Unternehmen hatte 12 % mehr produziert, jedoch waren die Verkaufspreise niedrig. Das Segment Solutions & Specialties setzte ebenfalls etwa 7 Mrd. Euro um (Vorjahr: 7,3 Mrd. Euro).

OMV gewinnt mit Polymeren

Der Chemie-, Öl-, Gas- und Energiekonzern OMV mit Hauptsitz in Wien hat im Jahr 2024 etwa 34 Mio. Euro umgesetzt. Das sind 14 % weniger als im Jahr zuvor. Den Grund sieht der Konzern insbesondere in niedrigen Erdgas- und Ölpreisen.

Im Geschäftsbereich Chemicals stieg das operative Ergebnis (Gewinn vor Zinsen und Steuern, Ebit) im Jahr 2024 um 365 Mio. Euro auf 459 Mio. Euro. Dies lag hauptsächlich an Borealis, einem Wiener Kunststoffhersteller, an dem OMV etwa drei Viertel der Aktien hält. Die übrigen Aktien gehören ebenso wie OMV selbst Adnoc mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Grund für den Ebit-Zuwachs war das gestiegene Polyolefin- und Basischemikaliengeschäft.

Der Auslastungsgrad der europäischen Steamcracker, die OMV und Borealis betreiben, stieg im Jahr 2024 von 80 auf 84 %.

Das Borealis-Basischemikaliengeschäft verbesserte sich größtenteils, weil die Propan-Dehydrierungsanlage im belgischen Kallo und der Steamcracker im finnischen Porvoo besser ausgelastet waren. Verglichen mit dem Jahr 2023 stieg die Polyethylen-Verkaufsmenge um 12 %, die von Polypropylen um 9 %.

Clariant verliert bei Katalysatoren

Der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant hat im Jahr 2024 etwa 4,1 Mrd. Schweizer Franken (CHF) umgesetzt. Das sind 5 % weniger als im Jahr zuvor. Im vierten Quartal 2024 seien die Umsätze aber in allen Geschäftsbereichen gewachsen, sagt Clariant-Vorstandsvorsitzender Conrad Keijzer. Die Dividende soll wie im Vorjahr 0,42 CHF pro Aktie betragen.

Der Umsatz des Unternehmensbereichs Care Chemicals ging im Jahr 2024 um 1 % zurück. Vor allem bei Produkten für den Bergbau, persönliche und Haushaltspflege und solchen für industrielle Anwendungen nahmen die Verkäufe um 2 Prozentpunkte zu. Dagen sanken die Preise der Produkte des Unternehmensbereichs außer bei Bergbauprodukten – insgesamt um 3 Prozentpunkte.

Bei Katalysatoren sank der Umsatz um 9 %. Die Umsätze mit Adsorbentien und Additiven blieben stabil.

Die Autorin

Maren Bulmahn ist freie Autorin. Als ehemalige Nachrichten-Redakteurin schreibt sie auch in diesem Jahr über die Bilanzen von Chemie- und Pharmaunternehmen.

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