April, April
Bitte einen Quadratmeter Lösung
Von Wiley-VCH zur Verfügung gestellt
Das Mineral Chlorid war schuld, ein Tanker verbraucht jetzt endlich weniger CO2 und wie man mit Formaldehyd vergoldet – unsere kleine Presseschau. Zum Lachen. Oder zum Weinen. Ganz wie Sie wollen.
Gar Schröckliches begab sich in dem eigentlich recht unspektakulären Städtchen Dinslaken. Laut WDR geschah Folgendes: „Im Keller eines Wohnhauses war Phosphorwasserstoff mit Wasser in Kontakt geraten und reagierte zu Schwefelwasserstoff. Dafür benötigte die Feuerwehr Atemschutzgeräte.“
Ähnlich schlimm erging es den Einsatzkräften der Berliner Feuerwehr. Die wurden zu einem Chemieunfall an der Polizeiakademie gerufen. Die Märkische Allgemeine Zeitung berichtete (und Dieter Paul las): „Nach ersten Informationen war im Keller der Schule etwa ein Quadratmeter einer basischen Lösung ausgetreten. Die Feuerwehr rückte mit einem Großaufgebot an, um die Gefahr unter Kontrolle zu bringen.“
Die Märkische Allgemeine schob auch noch einen Behördentipp nach. Nämlich zur Frage: Wer ist schuld am Einsturz der Elbbrücke in Dresden? „Die Behörden tippen auf Korrosion, ausgelöst durch den Eintrag des Minerals Chlorid.“
Vom Sauer-, Stick- und Wasserstoff
„Ersten Erkenntnissen nach war gegen 15 Uhr auf dem Container-Terminal in Lützschena tiefgekühlter, hochentzündlicher Sauerstoff aus einem 24-Tonnen-Container ausgetreten.“ Das las Axel Ritter auf der Website ag24.de und wunderte sich.
Einen ebenso beliebten Klassiker wie den hochentzündlichen Sauerstoff fand Leser Clemens Lambarth in der Badischen Zeitung: „Laut Umweltbundesamt gilt Stickstoff als „stark reaktives Reizgas“, das auf die Schleimhäute der Atmungsorgane wirkt.“ Vermutlich hört man deshalb so viele Leute gerade husten.
Transmutation at its best entdeckte Henrik Kelz in der Zeitschrift für kommunale Wirtschaft ZfK:
Das Böse (aka CO2)
Dass CO2 in die Atmosphäre zu blasen wohl nicht die beste Idee der Menschheit war, hat sich mittlerweile bis zu den Heimatnachrichten des Schwalm-Eder-Kreises herumgesprochen. Konsequenterweise halten diese die Schlagzeile „Die Welt wird CO2-frei“ für eine gute Nachricht. Leser Rolf Kümmel vermutet allerdings, Gras, Strauch oder Baum würden dies anders sehen.
Gar nichts verstanden hat auch die Nord-West-Zeitung. Franz Köster las darin online und staunte:
Einen anderen Ansatz zur Weltrettung verfolgt ein Hamburger Start-up. Dessen Kooperationspartner, der Abwasser-Zweckverband Südholstein, erklärt in einer Pressemitteilung: „Die neue Verfahrenstechnologie nutzt den natürlichen Prozess der Kalksteinverwitterung: Wasser und Kohlendioxid bilden Kohlensäure, die mit Kalkstein zu Hydrogen- oder Bikarbonat und Calcium reagiert, wie es beispielsweise in Mineralwasser enthalten ist.“
Apropos Mineralwasser – Hersteller Landpark weiß genau, warum seines so gut ist. Nämlich wegen der intakten Wasserkristalle aus 100 Meter Tiefe:
Böse ist nicht nur das CO2, sondern auch die Verbrennung. Etwas Oberböses wie Methan kann also nur durch eine ebensolche entstehen – so dachte es sich wohl die TAZ, in der Jens Deutsch las: „Das Methan, das Mooren entweicht, hat einen anderen chemischen Fingerabdruck als Methan, das bei der Verbrennung von Biomasse entsteht, beispielsweise in Biogasanlagen.“
Pulverisiert und verteufelt
Eine Grundregel des Journalismus lautet: Metaphern verwenden, um Sachverhalte begreifbar zu machen. Ein wenig sollte man aber schon wissen, wovon man spricht. Sonst kommt Erstaunliches heraus, wie dieser Rat der FAZ an eine leidende Partei. Wer wagt den Zerkleinerungsschritt vom Atom zum Pulver?
Fast ebenso wichtig wie die Politik: der Sport. Die Süddeutsche Zeitung kommentierte den Vertragspoker eines Fußballspielers: „Kann er der jüngsten Alle-lieben-Joshua-Stimmung trauen? Oder hat sie mal wieder die Halbwertszeit von Schwefel (87 Tage)?“ Da stellt sich die Frage: War es wirklich fehlender chemischer Sachverstand, der den Sportredakteur unter all den vielen radioaktiven Isotopen ausgerechnet das unbedeutende S-35 auswählen ließ? Schwefel gilt ja als Element des Teufels. Will da jemand ganz süffisant auf dem armen FC Bayern herumhacken?
Auf dem Holzweg
Über das Potenzial des 3-D-Drucks im Holzbau las Michael Kleinwächter im Holzmagazin: „Wir haben einen Weg gefunden, aus diesen Holzresten in Kombination mit Magnesium als Bindemittel stabile Bauteile zu drucken. … Magnesium hat ein gutes Brandverhalten, weil es schwer entflammbar ist.“
Da wundern sich Chemikerinnen und Chemiker: Die Idee klingt eher nach einem ziemlich guten Grillanzünder.
Guten Appetit
Das Kochrezept des Jahres fand Rainer Stürmer in der ZEIT:
Gemüse und Forellen vergolden mit Formaldehyd – ist das nicht eine goldige Idee?
Und zum Abschluss etwas Neues aus der Speckdroskopie:
Wohl bekomm‘s.
Bei der April,-April-Presseschau liegt Nachrichten-Chefredakteur Christian Remenyi komplett in Ihrer Hand, liebe Leserinnen und Leser. Bitte sammeln Sie weiterhin so engagiert Stilblüten, Nonsens und Kurioses. Und dann immer her mit dem Blödsinn – direkt an nachrichten@gdch.de; Stichwort: April!
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