Wissenschaftskommunikation muss überall mitgedacht werden. Sie ist das Bindeglied zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Aufwand, Gegenwehr und Rückendeckung lohnen.
Derzeit sind wir Zuschauer eines antiwissenschaftlichen, realpo...
Von Wiley-VCH zur Verfügung gestellt
Wie sie Menschen für Polymerforschung begeistern und mit dem negativen Image von Kunststoffen in der allgemeinen Bevölkerung aufräumen möchten, haben Wissenschaftlerin Katharina Landfester und Kommunikationsdesignerin Ulrike Schneider vom Max-Planck-Institut für Polymerforschung den Nachrichten aus der Chemie verraten.
Nachrichten aus der Chemie: Welchen Stellenwert hat Wissenschaftskommunikation für Sie als Forscherin, Katharina Landfester?
KL Einen sehr hohen. Wir müssen als Forschende den Dialog mit der allgemeinen Bevölkerung suchen. Wissenschaft ist komplex, aber wir müssen sie ja nicht so komplex darstellen. Chemie geht uns alle an, und auch alle können sie verstehen. Ich will einen Aha-Effekt bei den Menschen erreichen. Nicht: Chemie hab ich noch nie verstanden; sondern: Das ist ja gar nicht so kompliziert, das ist sogar spannend.
Was motiviert Sie als Kommunikationsdesignerin, unter allen möglichen Themen Chemieforschung zu vermitteln, Ulrike Schneider?
US Ich lerne jeden Tag neue spannende Forschungsthemen kennen und erfahre, wie Wissenschaftler:innen daran arbeiten, elementare Dinge zu verstehen und damit einen Nutzen für die Gesellschaft liefern. Ich möchte diese Forschung transparent machen und den Menschen zeigen, was eigentlich passiert an so einem Forschungsinstitut.
Wie wählen Sie Themen für die Wissenschaftskommunikation aus?
KL Wir überlegen: Was ist gerade in der gesellschaftlichen oder politischen Diskussion, wo kennen wir uns aus, und was macht uns Spaß? Und natürlich: Was ist für die allgemeine Bevölkerung und besonders für Kinder spannend, was klingt cool? Wenn etwas langweilig oder zu wissenschaftlich klingt, interessiert das ja niemanden.
Die Verpackung muss stimmen.
US Genau. Man braucht einen Aufhänger. Wir erklären zum Beispiel die Chemie der Schwarzwälder Kirschtorte oder wie sich Weinreben gegen eine Pilzkrankheit impfen lassen. Sowas kommt gut an, und wenn man die Leute erstmal neugierig gemacht hat, lassen sie sich auch für die Wissenschaft dahinter begeistern.
Wie hat sich die Wissenschaftskommunikation seit Beginn Ihrer Forschungskarriere entwickelt?
KL Ich glaube, Forschende machen jetzt viel bewusster Wissenschaftskommunikation als zu Beginn meiner Karriere. Sie teilen ihre Ergebnisse nicht mehr nur mit der eigenen Community, sondern auch mit der allgemeinen Bevölkerung. Früher lag der Fokus auf fachlicher Tiefe und Genauigkeit – heute ist es auch wichtig, Inhalte nachvollziehbar und spannend für unterschiedliche Zielgruppen aufzubereiten.
Wie sehen Sie als Forscherin Ihre Rolle in der Wissenschaftskommunikation?
KL Ich glaube, wir Forschenden müssen selbst Wissenschaftskommunikation betreiben und gleichzeitig auch Multiplikator:innen sein, um noch mehr Wissenschaftler:innen für Wissenschaftskommunikation zu begeistern. Dabei müssen wir als gutes Beispiel vorangehen und auch mal neue, ungewöhnlichere Formate ausprobieren, um die Menschen zu erreichen. Das lockt andere aus der Reserve.
Was haben Sie in letzter Zeit ausprobiert?
KL Ich habe mich vor ein paar Wochen vor Publikum mit einem Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Chemie über Korallen und Mikroplastik unterhalten. Ich wusste wenig über Korallen, aber ich habe dabei viel darüber gelernt. Ich kenne mich dafür mit Mikroplastik aus. So entstand ein interessantes Gespräch auf Augenhöhe mit den Zuhörenden.
Und welche Rolle haben Sie als Kommunikationsexpertin in der Wissenschaftskommunikation?
US Ich motiviere die Forschenden, ihre Arbeit nach außen zu tragen, und helfe, die Wissenschaft zu übersetzen, damit Nicht-Expert:innen sie verstehen. Und ich denke eher unkonventionell und schlage den Forschenden die unkonventionellen Formate vor, von denen Frau Landfester spricht. Deswegen verstehen wir uns so gut, weil wir beide gerne ausprobieren und neue Wege gehen.
Wie fasst die allgemeine Bevölkerung derzeit Polymere und Polymerforschung auf?
KL Ich weiß nicht, ob den Menschen Polymere überhaupt ein Begriff sind – Kunststoffe eher. Die werden allerdings meistens mit Plastik verbunden, und Plastik ist eher negativ konnotiert. Dabei haben Kunststoffe so viele Facetten und auch Vorzüge, das wird gar nicht transportiert.
Welchen Facetten sollte die Wissenschaftskommunikation zu Polymeren denn mehr Raum einräumen?
KL Wir müssen zeigen, dass Kunststoffe Wertstoffe sind, aus denen wir eine nächste Generation an Kunststoffen entwickeln können, die beispielsweise recycelbar oder bioabbaubar sind; und dass wir aus Plastikabfall neue Materialien machen können. Dazu braucht es noch Aufklärungsarbeit, zum Beispiel: Was gehört eigentlich in den gelben Sack? Selbst mit Chemiker:innen diskutiere ich manchmal darüber, welcher Müll in welche Tonne kommt.
Welche Zielgruppen sind Ihrer Meinung nach noch unterrepräsentiert?
KL Im gesamten Erziehungsbereich können wir noch aktiver werden, nicht nur in Schulen, auch in Kindergärten. Und ich denke, es ist wichtig, mehr auf die Politik zuzugehen, denn da finden wir viele Entscheidungsträger. Und die sind oft überfordert mit den vielen möglichen Lösungen für zum Beispiel wirtschaftliche Fragen zu Recycling oder neuen umweltschonenden Materialien. Wir können ihnen helfen, diese Lösungen zu beurteilen. Und wir sollten noch mehr an die bildungsschwächere Bevölkerung denken.
Wie lassen sich diese Gruppen besser erreichen?
KL Die erreichen wir nicht unbedingt, wenn wir hier am Institut einen Tag der offenen Tür machen. Die Forschung muss zu den Menschen kommen, nicht die Menschen zur Forschung. Das ginge vielleicht mit einer Art Kunststoffmobil, das zu den Leuten auf den Marktplatz kommt.
Halten Sie auch Wissenschaftskommunikation über die sozialen Medien für wichtig?
US Ja, wir sollten die Medien der Jugendlichen aufgreifen und schauen, wie wir sie nutzen können. Ich kann ein Forschungsthema vielleicht nicht in 30 Sekunden vollständig auf Tiktok oder Instagram erklären, aber ich kann einen Appetithappen liefern, der einlädt, in die Diskussion einzusteigen.
Sehen Sie das auch als Mittel gegen Fake News?
KL Definitiv. Wir müssen schon von der Schule oder sogar dem Kindergarten an die Kinder und Jugendlichen mitnehmen, damit sie der Wissenschaft vertrauen und auch selbst Dinge hinterfragen, statt sich alles überstülpen zu lassen. Dann haben Fake News weniger Macht.
US Genau. Kinder und Jugendliche müssen verstehen, dass Themen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten sind. Nur so kann man sich ein Urteil bilden.
KL Und sie sollen merken: Ich kann ja auch Ideen äußern und vielleicht zu einer Lösung beitragen, etwa um Plastikmüll zu reduzieren.
Und das motiviert die Nutzer:innen.
US Ja, das ist unser Ziel: zu motivieren. Es wird in Zukunft viele Herausforderungen geben, Klimawandel, Energiewende, Kreislaufwirtschaft. Aber Forschende arbeiten an Lösungen. Und wer sich in die Thematik reinkniet, kann mitwirken. Das zeigen wir auch auf unserem Kunststoff-Bildungspfad.
KL Auf diesem Pfad zeigen wir beispielsweise einen Ananas-Schuh, den mag ich genau deswegen sehr. Ein Schuh aus Ananasfasern ist zwar weit hergeholt, aber die Schüler:innen fasziniert er. Und er zeigt: Wir müssen ausprobieren, sonst kommen wir nicht weiter. Dieser Schuh ist vielleicht noch keine komplett nachhaltige Lösung, aber ein Startpunkt. Jetzt müssen wir gemeinsam überlegen, woraus man noch einen Schuh ohne Kunststoff machen könnte, der nachher abbaubar ist.
Wie entstand die Idee zu diesem Kunststoff-Bildungspfad?
KL Die kam mir ganz natürlich, weil ich viel mit meinen Kindern über meine Forschung spreche und mich das immer wieder zum Nachdenken anregt. Ich wollte Begeisterung für Polymerforschung wecken, bei Kindern und Erwachsenen – mit etwas Ungewöhnlichem. An den Einfall zum Pfad kann ich mich noch ganz genau erinnern: Ich bin von unserem Institut in Mainz nach Hause gelaufen und dachte plötzlich: Mainzer Kunststoffpfad, das klingt cool, das wär‘s.
Also hat die Natur Sie dazu inspiriert?
KL Ja, ich dachte an Naturerlebnis- und Barfußpfade; etwas, das draußen stattfindet und Kunststoffe erlebbar macht. Die Idee ist gewachsen, als ich meinen Direktoren-Kollegen und Mitarbeitenden davon erzählt habe und Ulrike die Projektleitung übernommen hat.
Was war Ihnen für den Pfad besonders wichtig?
US Möglichst viele Themenbereiche abzudecken, um darzustellen, wie vielfältig und komplex Kunststoffe sind. Angefangen bei der Historie wollten wir zeigen, was Polymere sind und wofür sie sich verwenden lassen, dann aber auch den Schlenker machen zu den Umweltproblemen. Wir wollten uns als Institut positionieren in der emotionalen Debatte rund um die Plastikmüllberge auf der ganzen Welt und da mehr Sachlichkeit hineinbringen.
KL Wir wollten auf der einen Seite Wissen allgemein verständlich und greifbar machen und andererseits informieren – und zwar differenziert. Wir wollten relevante Themen aufgreifen, etwa Kunststoffe in der Elektronik oder Medizin, Nachhaltigkeit, Recycling und Konsumverhalten. Kunststoffe werden derzeit schnell verteufelt. Deshalb war uns wichtig, die Ambivalenz zu zeigen zwischen Vorteilen der Kunststoffe und Herausforderungen, die wir in Zukunft noch angehen müssen.
Für welche Zielgruppen haben Sie den Pfad konzipiert?
KL Wir möchten ein möglichst breites Spektrum abdecken: von Grundschüler:innen über Chemie-Leistungskurse und Studierende bis zu interessierten Nicht-Expert:innen jeden Alters. Wir unterscheiden dabei auch bewusst nicht zwischen verschiedenen Schulformen, mit Bildungsgerechtigkeit beginnt für uns Chancengleichheit.
Wie gelingt es Ihnen, den Pfad interessant für jede dieser diversen Zielgruppen zu machen?
US Wir planen die Führungen zielgruppenorientiert. Wir haben mit einer Standardtour begonnen, die anderthalb Stunden dauert, für Erwachsene ist die geeignet. Für Sechsjährige ist das sehr lang – da gestalten wir die Führungen interaktiv: Die Kinder können zum Beispiel auf einem Trampolin hüpfen und balancieren. Mit älteren Kindern und Jugendlichen machen wir eine Quiz-Rallye; dabei können sie den Pfad selbst erkunden. Beim Tag der offenen Tür machen wir auch Speed-Datings, bei denen die Besucher:innen an den einzelnen Stationen Forschende befragen können (Fotos S. 11).
Wie messen Sie den Erfolg Ihrer Formate?
US Besucherzahlen und Anmeldungen sprechen eine klare Sprache. Wir fragen aber auch die Besucher:innen, die Schüler:innen und das Lehrpersonal. Darauf basierend justieren wir nach und entwickeln neue Formate.
Als Wissenschaftlerin und Kommunikationsdesignerin kommen Sie aus sehr unterschiedlichen Bereichen. Sind Sie unterschiedlich an das Projekt herangegangen?
US Ich hatte vor allem einen hohen Anspruch an das Design und wollte eine klare, verständliche Sprache. Damit meine ich nicht nur Worte auf Infotafeln, sondern auch das Visuelle und Erlebbare. Ich wollte keine Exponate von der Stange per Klick aus dem Internet bestellen, sondern dem Pfad einen einzigartigen Charakter geben, der die herausragende Forschung des Instituts spiegelt – am besten auch noch interaktiv.
KL Wir Wissenschaftler:innen wollten alles wissenschaftlich korrekt darstellen, waren aber von Anfang an offen für neue Ideen und Ansätze. Wir mussten allerdings auch lernen, Inhalte zu reduzieren, ohne zu verfälschen.
Gab es bei der Planung auch Situationen, in denen Sie sich nicht einig waren?
KL Wir Forschenden haben es anfangs meistens erstmal zu kompliziert gemacht. Und beim Vereinfachen kamen wir auch an Punkte, an denen wir gesagt haben: Nein, so geht das jetzt nicht mehr, das ist so nicht mehr richtig. Außerdem haben wir zunächst noch ein bisschen zu konventionell gedacht, uns fehlte vielleicht auch die Vorstellungskraft. Wenn Ulrike mit Vorschlägen kam, haben wir uns aber darauf eingelassen.
US Der Weg zu unserem ersten Exponat war zum Beispiel ein bisschen holprig. Wir wollten Polymere und deren amorphe und teilkristalline Strukturen anschaulich darstellen. Ich habe einige Spielgeräte gefunden, die die knäuelartige Polymerstruktur im Ansatz zeigen, aber nicht unseren konkreten Vorstellungen entsprachen. Es musste eine bessere Lösung geben. Ich bin zufälligerweise in Frankfurt auf einen Holzgestalter aus der Uckermark aufmerksam geworden, der mit seiner Bauweise von Spielgeräten Geschichten erzählt. Ich habe ihn kontaktiert, und wir haben gemeinsam eine fünf Meter hohe Skulptur aus verleimten Eichenlamellen entwickelt, die die amorphe Struktur zeigt – abstrahiert, nicht wie im Lehrbuch. Das war in den Augen der Forschenden zunächst zu weit weg von der Realität, vor allem, weil die Skulptur kein Anfang und kein Ende hat. Am Ende waren wir uns aber einig, dass das Augenmerk auf den Verschlaufungen liegen soll und die Skulptur diese gut zeigt (Foto rechts).
Wie tief mussten Sie dafür in die Wissenschaft eintauchen, Frau Schneider?
US Sehr tief.
KL Das war herausfordernd. Ulrike ließ nicht locker, und wir mussten unsere Forschung so lange erklären, bis sie wirklich alles verstanden hatte.
US Aber das gemeinsame Ringen hat sich gelohnt, so haben wir für die Besucher:innen ein gutes Einstiegslevel geschaffen.
KL Die trauen sich nämlich teilweise gar nicht zu fragen, vor allem die Schüler:innen, und erst recht nicht, wenn sie von Anfang an nur wenig verstehen. Jetzt sind wir mit unseren Exponaten auf einem Level, das uns hilft, mit den Besucher:innen in ein Gespräch zu kommen. Wir kommunizieren mit ihnen nicht von oben herab, sondern auf einer Ebene.
Was haben Sie während des Projekts voneinander gelernt?
US Ich habe sehr viel über Polymere gelernt, vor allem, wann sie sinnvoll und nicht zu ersetzen sind. Ich hatte vorher meine Vorurteile gegenüber Kunststoffen und finde es interessant, wie sich meine Denke verändert hat. Ich habe auch erfahren, dass Wissenschaft sehr analytisch ist und alles hinterfragt wird. Damit komme ich gut klar, das entspricht auch meiner Natur, ich bin nicht leicht zufrieden zu stellen.
KL Mir wurde bewusst, dass es konkrete Vergleiche braucht, um Forschung greifbar zu machen. Und dabei darf man keine Angst vor ungewöhnlichen Ansätzen haben, muss auch mal um die Ecke denken und Botschaften im übertragenden Sinn transportieren.
Haben Sie dafür ein Beispiel?
KL An unserer Station zum Thema Kreislaufwirtschaft laufen die Besucher:innen im Kreis. An einer anderen Station haben wir Spiegel in einem Kreis aufgebaut, in dessen Mitte sich die Besucher:innen stellen können. Damit regen wir dazu an, das eigene Konsumverhalten und den Umgang mit Müll zu reflektieren.
Haben Sie derzeit noch neue unkonventionelle Ideen im Kopf?
US Ein Herzenswunsch ist, Augmented Reality in den Kunststoffpfad zu integrieren, um mit dem Smartphone bewegte Bilder und noch mehr Informationen abzurufen. Gerade die jüngeren Zielgruppen würde das sicher begeistern. Dafür brauchen wir noch Fördergelder. Und wir planen noch weitere Kooperationen, etwa mit der Grünen Schule des Botanischen Gartens an der Uni Mainz, einem außerschulischen Lernort des Fachbereichs Biologie. Wir möchten gemeinsam etwas zum Thema Textilfasern machen.
KL Und auch bei Kooperationen denken wir ungewöhnlich: Wie überschneiden sich unsere Themen mit denen einer Künstlerin, eines Musikers, einer Sportwissenschaftlerin oder eines Medizinethikers?
Welche sind Ihre Lieblingsexponate?
US Meins ist ein medizinisches Anwendungsbeispiel. Das Exponat zeigt, wie sich mit Nano-Elektrospinning künstliche Herzklappen herstellen lassen (Foto S. 8). Es ist sehr vielschichtig, greift verschiedene Strukturen auf und verdeutlicht Größenordnungen.
KL Ich finde das schwer zu sagen. Denn ich habe zu jedem Objekt eine Verbindung, weil ich mich so lange und intensiv mit dem Pfad beschäftigt habe. Den Zeitstrahl haben wir zum Beispiel hier in meinem Büro imitiert und alle möglichen Dinge auf dem Boden ausgelegt. Wenn ich mich entscheiden muss: Ich finde unsere Hörstation klasse. Da befragt eine Schülerin in einem fiktiven Gespräch ganz unbeschwert Hermann Staudinger zu Kunststoffen und möchte beispielsweise wissen, was er denn von den Autos heutzutage hält.
Nachrichten-Redakteurin Katharina Käfer besuchte Katharina Landfester, Ulrike Schneider und den Kunststoff-Bildungspfad am Max-Planck-Institut für Polymerforschung. Ihre Lieblingsstation: ein Kugellabyrinth, bei dem Nanokapseln über die Blutbahn in die Zielzelle zu bringen sind.
Auf dem Außengelände des Max-Planck-Instituts (MPI) für Polymerforschung in Mainz bilden 31 teils interaktive Stationen den Kunststoff-Bildungspfad, der über Polymere sowie deren Funktionen, Anwendungen und politische und gesellschaftliche Themen aufklärt, die sich daraus ergeben.
Das Projekt
Die Idee für den Bildungspfad hatte Katharina Landfester, Direktorin am MPI für Polymerforschung, im Jahr 2019. Das gesamte Direktorium war begeistert und unterstützte die Idee. Anfang 2020 begann ein Team aus fünf Personen mit der Planung: Katharina Landfester, Kommunikationsdesignerin Ulrike Schneider, die Forschungsgruppenleiter:innen Svenja Morsbach und Frederik Wurm sowie Christine Rosenauer, technische Assistentin in der Polymeranalytik. Bei der Umsetzung arbeitete das MPI-Team mit externen Dienstleistern zusammen: mit Messebauern, Künstler:innen, Holzgestaltern und metallverarbeitenden Werkstätten. Die Expert:innen halfen, die Ideen weiterzuentwickeln und anzupassen: Da sich die Exponate draußen befinden, müssen sie robust und wetterfest sein. Der erste Teilabschnitt des Pfads wurde im September 2021 mit einer Feier eröffnet, im Herbst 2022 waren alle Exponate fertig.
Die Finanzierung
Das Institut stellte selbst Mittel für das Projekt bereit, und die Max-Planck-Gesellschaft, die viel Wert auf Bildungsarbeit und Wissenschaftskommunikation legt, unterstützte mit zusätzlichen Geldern.
Hinzu kam finanzielle Unterstützung aus Kooperationen mit Industriepartnern. Im Rahmen eines Architekturwettbewerbs arbeitete das MPI mit der Hochschule Mainz zusammen. Das Ergebnis ist ein Exponat zu nachhaltigem Holzbau. Zusammen mit dem Zukunftsinstitut entwickelte das MPI eine Station, die dazu anregt, über Zukunftstrends in der Forschung nachzudenken.
Auszeichnungen
Seit April 2024 ist der Kunststoffpfad ein zertifizierter Lernort für Kitas und Schulen des Netzwerks „LernOrte Nachhaltigkeit Rheinland-Pfalz“.
Im Jahr 2025 gab es bereits zwei Würdigungen für den Pfad: Im Mai wurde er Top-20-Projekt im Rahmen des „Nationalen Preises – Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Den Preis verleihen die Deutsche Unesco-Kommission und das Bildungsministerium alle zwei Jahre an Einrichtungen, Verbände, Gruppen oder Einzelpersonen, die dazu beitragen, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Den Dr.-Ursula-Grübler-Schoch-Preis verlieh der Förderverein zur Förderung von Mint-Berufen an das Projektteam für dessen herausragendes Engagement in der Mint-Bildung durch den Kunststoff-Bildungspfad und die Führungen und interaktiven Formate für unterschiedliche Schulformen.
Katharina Landfester ist bekannt für ihre Forschung zu Nanokapseln, künstlichen Zellen, Polymerchemie und kolloidalen Systemen. Sie leitet die Abteilung Physikalische Chemie der Polymere am Max-Planck-Institut (MPI) für Polymerforschung.
Ulrike Schneider hat Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Mainz studiert und 21 Jahre lang in Frankfurt freiberuflich für Agenturen, Verlage und eigene Kunden gearbeitet. In Landfesters Abteilung kam sie, weil sie neugierig auf das Projekt Kunststoffpfad war. Sie wollte etwas ganz Neues auf die Beine stellen – und das an einem Forschungsinstitut.
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