Bildung + Gesellschaft

<p>Kurioses, Erstaunliches, &Uuml;berraschendes &mdash; was vor 50 Jahren in den &bdquo;Nachrichten aus der Chemie&ldquo; stand, die damals noch &bdquo;Nachrichten aus Chemie und Technik&ldquo; hie&szlig;en.</p>

Vor 50 Jahren

<h2>April 1970</h2><p>In den Notizen des ersten April-Hefts der Nachrichten aus Chemie und Technik stand die folgende Meldung:</p><div><img src="https://media.graphcms.com/8SDGbgKqRwCIGfiGbT0C">

</div><p></p><p>wobei unklar bleibt, ob sie ernst gemeint ist. Der April-Trendbricht „Stil- und sonstige Blüten“ steht im Jahr 1970 nämlich weiter hinten. Auch damals ging bei den Elementen einiges durcheinander (diese Nachrichten S. 8):</p><p>Alle alten Aprilausgaben (und auch alle anderen jemals erschienenen Blauen Blätter) gibt es für GDCh-Mitglieder unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.gdch.de/nachrichten" target="_blank">www.gdch.de/nachrichten</a></ext-link> und „mygdch“.</p>

Meldung

April 1970In den Notizen des ersten April-Hefts der Nachrichten aus Chemie und Technik stand die folgende Meldung: wobei unklar bleibt, ob sie ernst gemeint ist. Der April-Trendbricht „Stil- und sonstige Blüten“ steht im Jahr 1970 nämlich weiter hinten. Auch damals ging bei den Elementen einiges...

<p>&Uuml;ber das gesamte Jahr verteilt publiziert die Redaktion der <em>Nachrichten aus der Chemie</em> Trendberichte &uuml;ber alle chemischen Disziplinen hinweg.</p>

Trendberichte

<p>Im letzten Jahr roch es an vielen Orten streng. Über die Ursachen herrscht Klarheit, und auch darüber, was daran giftig oder sonstwie schädlich ist – jedenfalls wenn man die einschlägigen Publikationen studiert.</p>
<p>Der aktuelle April-Trendbericht beginnt, wie der letztjährige Trendbericht endete: mit Lebensmittelchemie. Denn Ende des Jahres 2019, als die <i>Nachrichten</i>-Redakteure schon sorgenvoll in die gefühlt noch sehr dünne Sammlung der April-Schnipsel blickten, erfreute uns Leser Jürgen Huff mit einem Rezept aus der <i>Rheinpfalz am Sonntag</i>. Die lieferte eine isländische Spezialität: Gammelhai.</p><div><img src="https://media.graphcms.com/4LDHTUkBRxegFrcVkJeB">

</div><p></p><p>Nach kurzer Erinnerung an unser Studium kommen wir allerdings zu dem Schluss: Höchstwahrscheinlich stinkt der Hai erst nach dem Fermentieren. (Alle, die Erfahrung mit anderen nordischen Spezialitäten aus fermentiertem Fisch wie vergorenem Hering oder Gammelrochen haben, werden hier zustimmen.)</p><p>Was die Milchsäure mit dem Hai macht, verrät uns die <i>Rheinpfalz</i> nicht. Wie Säuren auf Fischfleisch wirken, erklärt uns stattdessen <i>Spiegel online. </i>Der Autor des Rezepts für Avocado-Ceviche setzt anstelle der bakteriell erzeugten Milchsäure dem Fisch Zitronen- oder Essigsäure zu. Denn diese …</p><p>„… enthalten aggressive Wasserstoffprotonen, die diese feinen Fisch- oder Fleischproteine denaturieren.“ Lecker, fand Dominik Margraf.</p><h2>Flüssig</h2><p>Weniger aggressiv scheinen die „Wasserstoff-Ionen“ zu sein, mit dem der elektrische Ionisator von Rosenstein &amp; Söhne Wasser anreichert (erhältlich für 99,90 Euro bei <a href="https://www.pearl.at" target="_blank">www.pearl.at</a>) und so basisch macht. Denn das sei:</p><div><img src="https://media.graphcms.com/Mmm8lhXIT5iuvcOhvJS3">

</div><p></p><p>Ob nicht auch ein paar Tröpfchen Essig gereicht hätten, hat sich Hartmut Laatsch gefragt. Aber woher kommt dann die Basizität? Aus der Elektronik? Aber das ist Physik, und davon haben wir keine Ahnung.</p><p>Wem der Ionisator zu teuer ist, der greife einfach auf das Urwasser von Aldi zurück (Abbildung oben) wie Annette Wolfgardt. Oder greift wie Karin Schmitz zu dem Wasser aus der Schierlings-Quelle mit einer ganz speziellen Kieselsäure:</p><div><img src="https://media.graphcms.com/tuPzQteLQk2Dk46dp6ql">

</div><p></p><h2>Gasförmig</h2><p>Zurück zum Wasserstoff, elementar, nicht als Ion. Der, so steht es im <i>ZDF-Videotext,</i></p><p>„kann aus Strom gewonnen werden“.</p><p>(Ja, Videotext gibt es noch, und Burkhard Carlsohn hat reingeschaut.) Eckhard Worch und Eberhard Tucek empfehlen ein anderes Verfahren, um Wasserstoff zu gewinnen, und zwar das der Total-Raffinerie in Leuna. Die hat nämlich nach Informationen der<i> Sächsischen Zeitung</i> eine Elektrolyseanlage bestellt,</p><div><img src="https://media.graphcms.com/7Z53ei6qQlerOOmBqavh">

</div><p></p><p>Wozu Wasserstoff dient, las Helmut Sinner im <i>Kölner Stadtanzeiger</i>:</p><p>„Wasserstoff ist ein Prozessgas und wird in der Chemieindustrie für die Verarbeitung benötigt. Beim Schweißen dient es als Schutzgas.“</p><p>Eine weitere Verwendungsmöglichkeit für das Gas hat Dieter Paul in den <i>Potsdamer Neuesten Nachrichten</i> kennen gelernt:</p><div><img src="https://media.graphcms.com/260Ueq1QjO3o9ctvcvdc">

</div><p></p><p>Eine besondere Substanz trat übrigens bei einer Feuerwehrübung in Marl aus:</p><p>Elke Töllner, die die <i>Marler Zeitung </i>liest<i>, </i>vermutet die Ursache im reichen Musikleben der Stadt.</p><p>Aus einer undichten Propangasflasche auf einem Balkon im oberbayrischen Olching entwich ebenfalls etwas, mit dem der Besitzer nicht rechnen konnte. Gut vorbereitet war glücklicherweise die herbeigerufene Feuerwehr, wie in der örtlichen Lokalzeitung stand:</p><div><img src="https://media.graphcms.com/YwMQ3MToSJCQ9bFj8UlT">

</div><p></p><p>Atemschutz anlegen sollten Feuerwehrleute auch dann, wenn sie zu einem Einsatz in ein Labor gerufen werden, in dem Trockeneis lagert. Denn ein Learnig Sheet des European Process Safety Centre (<a href="https://www.EPSC.de" target="_blank">www.EPSC.de</a>) warnt für diesen Fall vor</p><div><img src="https://media.graphcms.com/bc404B46TRKPyfbQ2JWM">

</div><p></p><p>Dann lieber ersticken. Ulrich Schubert aus Wien hat die Lernhilfen entdeckt und legt sie sicher seinen Studenten ans Herz.</p><h2>Elemente – umwandeln und neu sortieren</h2><p>Laut <i>Stuttgarter Nachrichten</i> wurden Verwaltungsangestellte in Asperg im Kreis Ludwigsburg im letzten Sommer Zeugen einer (gar nicht so seltenen) Elementumwandlung: Nachdem ein Hausmeister zehn Liter eines Sanitärreinigers in den Ausguss des Rathauses gekippt hatte,</p><div><img src="https://media.graphcms.com/4jFBc2mSnOfPxHhZ0vV6">

</div><p></p><p>An die Waschmittelchemiker: Was könnte das wohl für ein Reinigungsmittel gewesen sein?</p><p>Phosphor hat es den Kollegen im Südwesten angetan. Denn in der <i>Stuttgarter Zeitung</i> entdeckte Peter Schilling eine neue Verbindung des Elements:</p><div><img src="https://media.graphcms.com/PM8hoXRcyqmLnA8JDMQF">

</div><p></p><p>Wie das riecht, stand nicht dabei.</p><p>Ein Trend hat sich im letzten Jahr, dem Jahr des Periodensystems, fortgesetzt: Es gibt immer mehr Lanthanoide. So lernte Barbara Elvers aus Peter Frankopans Buch über den Weg Asiens in die Zukunft „The New Silk Roads“ etwas über Rohstoffreserven:</p><p>„Afghanistan may hold huge reserves of rare earths such as lithium, beryllium, niobium and caesium.“</p><p>Laut <i>Frankfurter Allgemeine Zeitung </i>gehört auch noch Kobalt dazu. Muss der f-Block vielleicht doch ganz anders platziert werden?</p><h2>Kommen wir zum Wesentlichen</h2><p>Und damit sind wir bei unserer eigentlichen Kernkompetenz, der Chemie. Und zwar zunächst mit einem kleinen Nachtrag zu den „Meilensteinen“, der chemiehistorischen Sammlung, die jährlich im Januarheft der <i>Nachrichten aus der Chemie</i> erscheint. Die war unvollständig, wie Frank Bringewski erfahren musste. Also ergänzen wir hier aus einem Newsletter der Stadt Siegburg:</p><p>„August Wilhelm von Hoffmann (1818–1892) entdeckte aromatische Amine in Kohlenwasserstoff und Formaldehyd.“</p><p>Und wenn Sie für Ihr Labor Silikonschläuche brauchen, ist hier noch ein guter Rat von Heiner Grimm und <a href="https://www.elastomer24.de" target="_blank">www.elastomer24.de</a>: Das Material hält nicht allem stand, was so durchs Labor wabert: Das Verhalten gegenüber Zwergen und Zombies ist nicht dokumentiert.</p><div><img src="https://media.graphcms.com/9LUybPqNSZmXN8eK7EBt">

</div><p></p><p>Unfallberichte, Literatur über Elemente und Verbindungen, mit denen niemand gerechnet hat, sowie hilfreiche Hinweise fürs Chemikerleben nimmt auch in diesem Jahr wieder Nachrichten-Redakteurin Frauke Zbikowski entgegen: <a href="mailto:nachrichten@gdch.de">nachrichten@gdch.de</a></p><figure><img src="https://media.graphcms.com/GtKEaohvSnmb9y96Dml0"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Die Elektronen wandern – so erklärt Sonntag aktuell in der Rubrik „Aha!“, wie ein Akku sich entlädt und wieder auflädt. Ob die gehenden und springenden Elektronen unterschiedliche Geschwindigkeiten symbolisieren sollen? Ernst-Gerhard Höhn konnte das auch nicht klären.</figcaption></figure>
<figure><img src="https://media.graphcms.com/sBrGlSLR3KVjiKjHjj1M"><figcaption><label>Abb. 2: </label>Das erste Retortenbaby: Im Februarheft von Bild der Wissenschaft stand auf Seite 78 dieses Foto von Louise Brown. Fabian Peters fragt sich – und wir uns mit ihm –, warum sie hinter einem Exsikkator posiert.</figcaption></figure>
<figure><img src="https://media.graphcms.com/cEcbiLw5RfSVx3jeXR2n"><figcaption><label>Abb. 3: </label>Im Angebot: Urwasser.</figcaption></figure>


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