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Prof.Dr.

Am 19. September 2020 verstarb plötzlich und unerwartet Klaus Banert, Professor für organische Chemie an der TU Chemnitz, drei Tage vor seinem 65. Geburtstag.Banert, geboren 1955 in Wattenscheid, experimentierte schon in der Grundschulzeit im elterlichen Hause, betrieb Schwarzpulverhandel und beschäftige sich bereits als Schüler mit quantitativen Analysen. Folglich studierte er Chemie an der Universität Bochum, erhielt sein Diplom im Jahr 1979 und promovierte drei Jahre später über Umlagerungsreaktionen von Carbeniumionen. Im Jahr 1983 wechselte er an die Universität Gesamthochschule Siegen, um sich dort 1990 über Umlagerungen organischer Azide zu habilitieren. Im Jahr 1993 folgte er dem Ruf nach Chemnitz. Dort war er eine der tragenden Stützen im Institut für Chemie. In Chemnitz beteiligte er sich an der Gründung des Instituts für Chemie, und das neben dem Umbau der Organischen Chemie und der Pflicht, neue Vorlesungen auszuarbeiten.Banert ist sein Leben lang den Fragen nach dem „Wie und Warum“ chemischer Reaktionen und ungewöhnlichen Reaktionsmechanismen nachgegangen. Er stellte grundsätzliche Fragen nach einfachen Verbindungen, die aber stets zu komplizierten und tiefgründigen Antworten führten. Im Jahr 1989 veröffentlichte er einen außergewöhnlichen Weg, Heterocyclen unter milden Bedingungen herzustellen. Die von ihm ermittelte Reaktionssequenz war Grundlage für die von Barry Sharpless entwickelte Klick-Chemie und erhielt von Sharpless den Namen „Banert-Kaskade“.Klaus Banert war ein großer Verfechter der Selbstkontrolle in der Wissenschaft. Wann immer er es für nötig hielt, korrigierte er Daten aus Publikationen, weil Ergebnisse aus NMR-Messungen falsch interpretiert oder die besonderen Eigenschaften von Heterocyclen nicht bedacht wurden (wie 1H-Azirin vs. 2H-Azirin). Oft musste sein Arbeitskreis entscheidende Teile der zu korrigierenden Publikation nachsynthetisieren, um die wahren Strukturen aufzudecken. Im Jahr 2019 stellte er 16 Veröffentlichungen einer einzigen Arbeitsgruppe richtig – darauf war er stolz, aber nicht hämisch. Es ging ihm um die Sache. Er war zudem Autor von neun Übersichtsartikeln und Buchkapiteln sowie Herausgeber zweier Bücher und themenverantwortlich für das Chemielexikon Römpp.Darauf angesprochen, dass die Lichter in seinem Büro nie zu erlöschen schienen, entgegnete er: „Der Tag hat 24 Stunden plus die Nacht.“ Für seine Wissenschaft gab es keinen Feierabend oder Feiertag und nur selten längere Urlaubsreisen.Seine Hartnäckigkeit und Beharrlichkeit hat Banert in seinem wissenschaftlichen Leben nicht nur aus- und vorgelebt, sondern versucht, sie auch auf die Arbeitsweise seiner Mitarbeiter zu übertragen. Durch seine oft unbequemen, da geistig anstrengenden Forderungen und legendäre penible Art hat er seinen Arbeitskreis positiv geformt. Er suchte stets engen wissenschaftlichen Kontakt zu seiner Arbeitsgruppe mit wöchentlichen Gruppenbesprechungen, aber auch in Einzelgesprächen, durch die er sich auf dem Laufenden hielt.Viele Studierende und Mitarbeitende kennen Klaus Banert als zurückhaltende, ruhige, höfliche und bedachtsame Person. Trotz seiner scheinbar ruhigen Art war er ein leidenschaftlicher Mensch. Einige seiner Steckenpferde waren Modelleisenbahn, Schach und Rockmusik, neben der Liebe zur Chemie, die sein Leben bestimmte und erfüllte.Über hypothetische Moleküle und ähnliche Herausforderungen mit ihm zu diskutieren war immer ein intellektuelles Ereignis; es waren wunderbare Gespräche getragen von phantasievollen Ideen und anspruchsvollen Überlegungen, die uns fehlen werden. Wenn man mit einem chemischen Problem zu ihm kam, hat er sich die Zeit genommen, dieses gewissenhaft zu klären und zu helfen. So kam oft Wochen nach einem Gespräch noch Post von ihm mit Literaturhinweisen oder anderen klugen Ratschlägen.Er engagierte sich über viele Jahre im Senat der Universität, im Fakultätsrat, als geschäftsführender Direktor im Institut für Chemie, in der Studienkommission und weiteren Gremien der Selbstverwaltung. Er bemühte sich, jede dieser Aufgaben möglichst perfekt zu erfüllen und dem Institut für Chemie loyal zu dienen.Seine Ehrlichkeit machte keinen Halt vor der Obrigkeit, vor Kollegen, Studierenden oder gegenüber Schlamperei im technischen organisatorischen Bereich. Aber er war auch humorvoll und liebte gutes Essen. Oft haben wir zusammengesessen und über politische Probleme oder schöne Dinge fabuliert.Obwohl Klaus Banert über ein ausgezeichnetes Gedächtnis verfügte, war er nicht nachtragend. Auch Neid lag ihm fern.Wir schließen mit einem Zitat von Kollege Mehring (Koordinationschemie) aus dem Kondolenzbuch: „Die Lichter in dem Büro auf der Ecke, die immer verlässlich brannten, bleiben aus.“Manfred Hagedorn, Stefan Spange,TU Chemnitz

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Klaus Banert (1955 ‐ 2020)

Am 19. September 2020 verstarb plötzlich und unerwartet Klaus Banert, Professor für organische Chemie an der TU Chemnitz, drei Tage vor seinem 65. Geburtstag.Banert, geboren 1955 in Wattenscheid, experimentierte schon in der Grundschulzeit im elterlichen Hause, betrieb Schwarzpulverhandel und bes...

<h2>mRNA-Impstoffe: Ingmar Hoerr gebührt die Ehre</h2>In den „Meilensteinen der Chemie“ [Nachr. Chem. 2021, 69, 9] berichten die Nachrichten auf Seite 12 über die Isolierung des Nucleins im Tübinger Schlosslaboratorium vor 150 Jahren. Von Peter Bohley gibt es zur Biochemiegeschichte Tübingens die Broschüre „Das Schloßlabor in der Küche von Hohentübingen, Wiege der Biochemie“. [Verlag der faire kaufladen (Bruno Gebhart-Pietzsch), Tübingen Juni 2009, ISBN 978–3–981 3050–1–]. Eine weitere Quelle ist „Schlosslabor Tübingen, Wiege der Biochemie“ von Thomas Beck [Hrsg.: E. Seidl, F. Duerr, Kleine Monographien des Museum der Universität Tübingen MUT, Band 3; ISBN 978–3–9816616–8–2].Dieses Büchlein und die Ausstellung über Mieschers Entdeckung wurde gefördert von Dr. Ingmar Hoerr, dem Mitgründer des Tübinger Biopharma-Unternehmens Curerevac. Im Kontext der Corona-Pandemie und von mRNA-Vakzine-Entwicklungen kommem wir damit zum zentralen Anliegen meines Schreibens, denn Mieschers Nuclein-Isolierung war nicht die einzige Tübinger Pioniertat zu Nukleinsäuren. Weinig bekannt ist: Der Chemiker Gerhard Schramm war 1956 der erste Isolierer von RNA aus dem Pflanzenvirus TMV am MPI in Tübingen (in Steinwurfweite neben der heutigen Curevac AG). Gerhard Schramm erkannte und bestimmte als erster Wissenschaftler die Rolle von RNA als Träger der Proteinsequenzen!Und nun zur Gegenwart: Ingmar Hoerr ist der erste und alleinige Erfinder und frühe Entwickler der mRNA-Impfstoffe. Die weltweit ersten Experimente zur mRNA-Vakzinen sind in seiner Dissertation detailliert beschrieben. Sie lautet: Ingmar Hoerr, RNA-Vakzine zur Induktion von spezifischen cytotoxischen T-Lymphozyten (CTL) und Antikörpern“ , Logos-Verlag, Berlin, 2000, ISBN 3–89–722–344–9. Diese Doktorarbeit hat er bei mir am Institut für Organische Chemie von Mai 1996 bis Juni 1999 durchgeführt (2. Berichterstatter H.-G. Rammensee). Diese Erfindung wurde patentiert und publiziert.Publikation: I. Hoerr, R. Obst, H.-G. Rammensee, and G. Jung, Eur. J. Immunol. 2000, 30, 1–7, “In vivo application of RNA leads to induction of specific cytotoxic T lymphocytes and antibodies“.Patent: G. Jung, H.-G. Rammensee, I. Hoerr, R. Obst, EP 9911,7771.8 (09–09.1999). Dieses Patent galt schon, als Biontech noch nicht gegründet war – wohl aber Curevac.Diese Dokumente zum Schlüsselexperiment und Folgepublikationen beweisen, dass Ingmar Hoerr lange vor Biontech und Moderna die mRNA-Technologie erfunden und entwickelt hat. Biontech ist mit Hilfe des Pharmagiganten Pfizer jetzt schneller zur Zulassung eines Impfstoffs gelangt. Das hat weltweite Anerkennung und Respekt verdient, da dadurch viele Menschen jetzt schon geschützt werden können. Die lange vor Biontech und Moderna gegründete Curevac wird einige Monate später den Impfstoff auf den Markt bringen.Was leider in der Öffentlichkeit von Biontech und Pfizer verschwiegen wird, ist die Pioniertat von Ingmar Hoerr. In den USA läuft durch massive Lobbyarbeit und wohl Pfizer-gesteuert eine versuchte Nominierung zum Nobelpreis. Nicht für Ingmar Hoerr, sondern für Katalin Kariko und Drew Weissman. Die US-Presse und insbesondere Pfizer versuchen, diese beiden als Erfinder der mRNA-Technologie darzustellen.Es verwundert, dass die deutsche Presse auf die deutsche Erfindung zu wenig Wert legt, um der US-Campagne eine Entgegensetzung zu verschaffen.Günther Jung<h2>Fehlerteufelchen</h2>In Ihrer Zeitschrift, die ich immer mit Interesse durchgehe, fiel mir in der Dezemberausgabe beim Überfliegen ein kleiner Fehler auf – ist nichts dramatisches, ich dachte aber, ich weise zumindest kurz drauf hin.Im Artikel „Analytik – Das Virus und die Nase“ [Nachr. Chem. 2020, 68, 46] passen bei der ersten Strukturformel auf der Seite 48 links oben Struktur und Bezeichnung nicht zueinander. Die Struktur zeigt Methyl-2-methyl-3-phenylacrylat – wenn man es denn so nennen möchte.Sebastian PflesserLeser Sebastian Pflesser hat Recht: ein kleiner Strich für die Menschheit – für Chemiker aber eine zusätzliche Methylgruppe (und somit nicht Methyl-3-phenylacrylat wie angegeben).<h2>Genus und Sexus nicht verstanden</h2>Aus dem Interskriptum „Die Gretch*innenfrage“ von Christian Remenyi [Nachr. Chem. 2021, 69, 91] entnehme ich, dass er den Unterschied zwischen grammatischem Genus und biologischem Sexus nicht verstanden hat oder nicht verstehen will: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die Verwendung des Doppelpunkts anstelle des Sternchens macht die Sache nicht besser. Die falsch angewendeten Partizipien sind ein weiterer Ausfluss des „Gender“-Unsinns: ein Student ist etwas anderes als ein Studierender – glücklicherweise tut ein Student auch anderes als immer nur studieren.Ich plädiere daher dafür, den Passus im Impressum wie folgt zu fassen: „Die Nachrichten aus der Chemie unterstützen uneingeschränkt das in der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland festgeschriebene Ziel der Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Die Verwendung eines grammatischen Genus schließt daher in keinem Fall das jeweils andere biologische Geschlecht aus.“Sollte sich Herr Remenyi einer solchen Änderung widersetzen und auf seiner „gendergerechten“ Sprache beharren, so hat er meines Erachtens seinen Beruf als Journalist verfehlt; er sollte deshalb seines Postens als Chefredakteur einer der Wissenschaft verpflichteten Zeitschrift enthoben werden. Gerade Naturwissenschaftler müssen in der Lage sein, sprachlich einwandfrei und verständlich zu kommunizieren, um nicht ins gesellschaftliche Abseits zu geraten.Christian Schumann<h2>Gottesurteilbohne</h2>In meiner Apotheken-Praktikantenzeit Anfang der 70er Jahre verarbeiteten wir größere Mengen des im Beitrag „Meilensteine der Chemie“ [Nachr. Chem. 2021, 69, 9] auf Seite 13 erwähnten Physostigmin in der Augenheilkunde. Wegen der hohen Toxizität war immer Vorsicht geboten, besonders beim Abwiegen im Milligrammbereich. Physostigmin wurde damals als „Eserin“ gehandelt und stand immer im Giftschrank. Ein Apotheker erzählte mir, dass einmal ein Patient nach der Anwendung von Physostigmin am Auge halluzinierte und versuchte, sich die Unterhose über den Kopf anzuziehen. Bei Urvölkern wurde die Physostigmin enthaltende Kalabarbohne übrigens als Gottesurteilsbohne verwendet, manche haben den Verzehr einer Bohne auch überlebt.Hans-Christian Gaebell<h2>Wider den Zeitgeist und Vermutungen</h2>Wissenschaftliche Sachverhalte und Berichte sollten eindeutig und korrekt formuliert werden, ein Credo,welches in Kreisen,die sich dem Zeitgeist andienen, wenig Beachtung findet. Aus dem Trendbericht Anorganische Chemie [Nachr. Chem. 2021, 69, 52] wäre unter anderem Folgendes für die Stilblütenlese im Aprilheft geeignet:1. S. 57, Abb. 11 „mit planarem Al-Atom“2. S. 57, Abb. 12 „Das Galliumkation … hat eine verzerrt tetraedrische Struktur“3. S. 64 „wie Photoelektronenspektroskopie und theoretische Methoden ermittelt haben.“Darüber hinaus werden insgesamt sieben Vermutungen mitgeteilt – 2020 war wohl ein Jahr der Vermutungen?Christoph Platte<h2>Dank und konstruktive Kritik</h2>Der Redaktion der Nachrichten aus der Chemie möchte ich herzlich für Ihr großes Engagement danken, mit der sie die anerkannt hohe Qualität der Nachrichten in den letzten Jahren nicht nur gehalten, sondern weiter optimiert hat. Entscheidend ist aber, dass sie diese Verbesserungen im Erscheinungsbild der Zeitschrift stets mit einer nie nachlassenden wissenschaftlichen Sorgfalt und didaktischen Kompetenz verknüpft hat. Dies ist Ihnen bislang vorzüglich gelungen. Bitte weiter so!Dies schließt natürlich nicht aus, dass hie und da noch „Luft nach oben“ ist. Am vordringlichsten erscheint mir dies im Hinblick auf die rein technische Frage der bequemen Lesbarkeit (Schriftgröße, Druckqualität, Kontrast). Das Problem scheint mir auch zu sein, dass das dünne, kostengünstigere Papier die Rückseite etwas durchschimmern lässt, und dass dieser unerwünschte Effekt dazu nötigt, den Schwarzweißkontrast zu senken. Dadurch wird aber auch die Vorderseite blass und weniger angenehm lesbar. Kurzum: Bitte überprüfen Sie, ob sich der Kontrast verbessern lässt, ohne das Durchschimmern zu verstärken. Wenn das nur mit einer etwas besseren Papierqualität zu erreichen ist, wäre das natürlich auch eine Kostenfrage. Im Zweifelsfall würde ich ein dünneres Heft einem dünneren Papier vorziehen. Vielleicht könnte man auch mal einen Probeartikel in einer anderen Druckerei in Auftrag geben, um die Druckqualität und das Preis-Leistungs-Verhältnis zu vergleichen.Auch die Meilensteine aus der Chemie [Nachr. Chem. 2021, 69, 9] lese ich immer gerne, zumal sie durch die Bilder oft attraktiv gestaltet sind. Hier stellt sich mir aber auch die Frage, ob das Konzept der „kleinen Häppchen“ nur Appetit auf die Originallektüre machen soll. Ich wünsche mir exemplarische Vertiefungen, die über das Aufzählen von Fakten und Verdiensten eines Forschers oder (seltener) einer Forscherin anlässlich eines an sich willkürlichen Geburts- oder Todesdatums hinausgehen. Allgemeinere Themen wie Selbstorganisation der Materie (Seite 14) können in einer Kurznotiz zwangsläufig nur recht oberflächlich dargestellt werden. Geben Sie im Zweifelsfall dem exemplarischen Prinzip und der Vertiefung des von Ihnen wirklich als Wichtig Erachteten den Vorrang vor dem Prinzip des Gemischtwarenladens. Leser freuen sich mehr über echte Aha-Erlebnisse als über leicht goutierbare, aber oft nur oberflächliche Vielfalt.Vor allem aber bitte ich Sie, die technische Lesbarkeit aller Texte und Abbildungen zu optimieren. Es wäre doch schade, wenn die vielen gehaltvollen Beiträge ungelesen blieben, nur weil die Druckqualität die Lust am Lesen mindert. Bitte fassen Sie meinen Brief aber nicht als Tadel auf, sondern als Lob und Ermunterung, die Qualität der Nachrichten zu halten und womöglich noch zu verbessern.Günther HarschDie „Korrespondenz“ veröffentlicht Briefe an die Redaktion. Gedruckt und online steht sie allen Lesern der Nachrichten aus der Chemie offen. Bitte senden Sie Ihre Zuschrift mit einem Umfang von maximal 1500 Zeichen als E-Mail an: <a href="mailto:nachrichten@gdch.de">nachrichten@gdch.de</a>. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

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