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In Abstimmung mit dem Kuratorium der Nachrichten aus der Chemie dokumentiert die Redaktion weiterhin die Geburtstage in Fünfjahresschritten — jetzt beginnend mit dem 65. Zu diesem Termin werden die Jubilare via E-Mail eingeladen, unverbindlich ein Foto (300 dpi) einzusenden, das die Redaktion bei verfügbarem Platz nach dem Prinzip first come, first served veröffentlicht. Red.

Geburtstage starten mit 65

In Abstimmung mit dem Kuratorium der Nachrichten aus der Chemie dokumentiert die Redaktion weiterhin die Geburtstage in Fünfjahresschritten — jetzt beginnend mit dem 65. Zu diesem Termin werden die Jubilare via E-Mail eingeladen, unverbindlich ein Foto (300 dpi) einzusenden, das die Redaktion bei...

Gerhard Quinkert, eine der markantesten Persönlichkeiten der deutschen Hochschulchemie, ist am 6. Mai in seiner Heimatstadt Lüdenscheid verstorben. Geboren am 7. Februar 1927, begann er nach Kriegszeit und Wiederaufbau im Jahr 1948 das Chemiestudium an der Technischen Hochschule in Braunschweig. Photochemie und Steroide, mit diesen wichtigen Themen seiner späteren Forschung kam er erstmals im Rahmen der Promotion 1955 bei Hans-Herloff Inhoffen in Berührung, als er über das Vitamin D arbeitete. Aus dem Umfeld der einflussreichen Inhoffen-Schule rührten auch wichtige Kontakte in Hochschule und Industrie. Als Postdoktorand bei Sir Derek Barton am Imperial College in London entdeckte er 1957 eine Photoreaktion, die später noch eine wichtige Rolle spielen sollte: die lichtinduzierte Ringöffnung linear konjugierter Cyclohexadienone zu Dienylketenen. Auch der Erfolg von Bartons Konformationsanalyse prägte den jungen Chemiker.
Zurück in Deutschland habilitierte sich Quinkert 1961 in Braunschweig und wurde dort 1963 außerordentlicher und 1967 ordentlicher Professor. Die Photolyse von Ketonen, die Bildung und Folgereaktionen von Benzocyclobutenen waren wichtige Themen dieser Zeit. 1970 nahm Quinkert einen Ruf an die Goethe-Universität Frankfurt an, wo er bis zu seiner Emeritierung 1995 und lange darüber hinaus am Institut für Organische Chemie tätig war.
Durch die Berufung von Kollegen und Habilitanden etablierten sich im Frankfurter Institut zukunftsweisende Forschungsrichtungen wie NMR, Kurzzeit-Spektroskopie und theoretische Methoden. Horst Kessler, Dieter Rehm und Wolf-Dieter Stohrer sind hier die Protagonisten. Mit dem Carotinoid Dimethylcrocetin gelang Quinkert 1976 erstmals die Anwendung seiner Photoreaktion in einer Naturstoffsynthese. Naturstoffsynthesen mit lichtinduzierten Schlüsselschritten dominierten von da an die Forschung der Folgejahre. Einen Höhepunkt bildete dabei die Synthese von Estron durch intramolekulare Diels-Alder-Reaktion eines photochemisch erzeugten o-Chinodimethans. Um die Zielverbindungen enantioselektiv zu gewinnen, beschäftigte sich Quinkert intensiv mit chiralen Auxiliaren und Katalysatoren, was seinem generellen Interesse an Stereochemie entgegenkam. Neben Norgestrel, Methyljasmonat und Confertin waren macrocyclische Lactone wie Aspicilin und A 26771B wichtige Zielverbindungen, die durch Lactonisierung photochemisch erzeugter Ketene entstanden. In seinen letzten aktiven Jahren entwickelte Quinkert noch einmal eine Steroidsynthese auf Basis der Diels-Alder-Reaktion, diesmal gesteuert durch chirale Lewissäuren.
In den Jahren nach der Emeritierung wandte er sich, fasziniert vom biologischen Phänomen Evolution, in Industriekooperationen der Wirkstoffsuche in kombinatorischen Substanzbibliotheken zu.
Die Frage, wie man organische Chemie lehren solle, beschäftigte Gerhard Quinkert bis in die letzten Lebenswochen. Sein Ansatz war es, wenige, aber wichtige Aspekte beispielhaft in aller Tiefe abzuhandeln. Die Breite des Wissens, so meinte Quinkert, habe man sich autodidaktisch anzueignen. Stereochemie, Konformationsanalyse, das qualitative MO-Modell, aber auch chemische Fragen aus der Biologie waren dabei wichtig. Das Quinkertsche Lehrkonzept brach radikal mit allen Traditionen, war aber motivierend und brachte Generationen erfolgreicher Chemikerinnen und Chemiker hervor. Es ist im gemeinsam mit Ernst Egert und Christian Griesinger verfassten Buch “Aspekte der Organischen Chemie” dokumentiert, das den Literaturpreis des Fonds der Chemischen Industrie erhielt.
Gerhard Quinkert zeichnete sich durch Weitblick und eine unabhängige, mitunter unbequeme Meinung aus. Gerade das machte ihn zu einem wichtigen Ratgeber, im Vorstand der GDCh, im Fonds der Chemischen Industrie und anderen Einrichtungen. Energiegeladen und wissenschaftspolitisch versiert initiierte er die GDCh-Fachgruppe Photochemie und die Orchem-Tagung, beteiligte sich an der Gründung von Zeitschriften und der Ausgestaltung von Gastprofessuren an der Goethe-Universität. Für seine Verdienste erhielt er die Emil-Fischer-Medaille der GDCh und andere Preise. Seit 1988 war er Mitglied der Leopoldina und seit 1989 der Academia Europaea.
Michael Göbel, Frankfurt am Main

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