Blickpunkt

<h2>Sanofi ist zufrieden mit Umsatz und Zukunftsaussichten.</h2>
Der Gesamtumsatz des französischen Pharmakonzerns Sanofi stieg im Jahr 2014 um 4,9 % auf 33,7 Mrd. Euro. Gut ein Zehntel davon erwirtschafteten Impfstoffe (+7,2 %), ein Zwanzigstel Tiermedikamente (+6,7 %). Arzneimittel legten um 4,4 % zu — vor allem durch die Geschäftsbereiche Diabetes mit einem Fünftel des Gesamtumsatzes und Genzyme mit knapp einem Zehntel. Das umsatzstärkste Medikament war mit 6,3 Mrd. Euro Lantus, ein Insulinanalogon, hergestellt aus gentechnisch veränderten Mikroorganismen.
Geografisch stammen die Umsätze zu je einem Drittel aus den USA und den Emerging Markets — für Sanofi sind das Lateinamerika, Asien, Osteuropa, Russland und die Türkei sowie Afrika und Naher Osten. 23 % kamen aus Westeuropa und knapp 10 % aus dem Rest der Welt.
Mit 4,8 Mrd. Euro floss im Jahr 2014 ein ähnlicher Umsatzanteil in Forschung und Entwicklung wie im Jahr zuvor.
Im Oktober 2014 trennte sich Sanofi von CEO Chris Viehbacher, und Verwaltungsratschef Serge Weinberg übernahm übergangsweise die Konzernführung.
Das Ergebnis je Aktie stieg um 7,3 % auf 5,20 Euro. Der Verwaltungsrat schlägt mit 5 Cent mehr eine Dividende von 2,85 Euro vor. Wegen guter Aussichten im US-Diabetes-Geschäft, Produkteinführungen und Produkten in den letzten Entwicklungsphasen erwartet er im Jahr 2015 ein ähnliches oder leicht höheres Ergebnis je Aktie gegenüber 2014.


<h2>Roche wächst in Deutschland und kauft US-Unternehmen.</h2>
Im Jahr 2014 sind bei Roche Deutschland das Inlandsgeschäft und die Verkäufe in den Konzern gewachsen: zusammen um 8 % auf 5,6 Mrd. Euro. Der Konzernumsatz stieg um 5 % zu konstanten Wechselkursen oder 1 % in Schweizer Franken (CHF) auf 47,5 Mrd. CHF. Knapp 20 % davon gingen in Forschung und Entwicklung.
Pharma machte 77 % der Gesamtumsatzes aus und stieg vor allem wegen Onkologie- und Immunologieprodukten um 4 % zu konstanten Wechselkursen. In Deutschland erhöhte er sich um 9 %, während Roche Diagnostics um 4 % zunahm.
Die deutschen Standorte — Mannheim, Penzberg, Grenzach-Wyhlen, Waiblingen/Remseck und Berlin — entwickeln und produzieren Wirkstoffe, Arzneimittel und Diagnostika, von denen 8 % mehr als im Vorjahr in den Konzern gingen. 436 Mio. Euro investierte Roche im vergangenen Jahr in Mannheim und Penzberg. Dieses Jahr sind 170 Mio. Euro für die Pharmaproduktion Mannheim geplant, in den nächsten Jahren sollen so ungefähr 280 neue Arbeitsplätze entstehen. Zurzeit beschäftigt Roche in Deutschland etwa 15 000 der insgesamt 88 500 Mitarbeiter.
Der Konzern übernahm im Jahr 2014 zehn Unternehmen, darunter die US-Biotechunternehmen Intermune und Seragon Pharmaceuticals. MB


<h2>Novartis hat umgebaut</h2>
Die Schweizer Novartis ordnete seine Geschäftsbereiche neu und beschränkt sich nun auf drei: Pharma, Augenheilkunde und Generika. Das Unternehmen übernahm für 16 Mrd. US-Dollar (USD) Onkologieprodukte und in der Pipeline befindliche Wirkstoffe der britischen Glaxosmithkline (GSK) und verkaufte die Impfstoffe mit Ausnahme der Grippeimpfstoffe für 7 Mrd. USD an GSK. Die Grippeimpfstoffe gehen für 275 Mio. USD an CSL, ein australisches ehemaliges Staatsunternehmen für Impfstoffe. Mit GSK gründete Novartis zudem ein Gemeinschaftsunternehmen für rezeptfreie Medikamente, an dem die Schweizer etwas mehr als ein Drittel halten. Das Geschäft mit tiermedizinischen Produkten verkaufte Novartis für 5,4 Mrd. USD an die amerikanische Eli Lilly, und die Bluttransfusionsdiagnostika gingen für 1,7 Mrd. USD an das spanische Unternehmen Grifols, das hauptsächlich Derivate aus Blutplasma herstellt.
Novartis Umsatz stieg im Jahr 2014 um 1 % auf 58 Mrd. USD, um 3 % zu konstanten Wechselkursen. Nach dem Umbau erwartet das Unternehmen eine Umsatzsteigerung von etwa 5 %.
Die Umsatzeinbußen durch Generika lagen bei 2,5 Mrd. USD, vor allem beim Blutdrucksenker Diovan. Die Verkaufserlöse dieses einst umsatzstärksten Medikaments des Konzerns sanken im vergangenen Jahr um ein Drittel auf 2,3 Mrd. USD. Gilenya zur Behandlung von Multipler Sklerose, die Krebsmedikamente Afinitor und Tasigna sowie neue Präparate zur Behandlung von Raucherhusten trugen etwa ein Drittel zum Konzernumsatz bei. Insgesamt lieferten verschreibungspflichtige Medikamente im Jahr 2014 knapp 32 Mrd. USD (—1 %).

Diabetesmittel liegen vorn / Onkologie und Immunologie

Sanofi ist zufrieden mit Umsatz und Zukunftsaussichten. Der Gesamtumsatz des französischen Pharmakonzerns Sanofi stieg im Jahr 2014 um 4,9 % auf 33,7 Mrd. Euro. Gut ein Zehntel davon erwirtschafteten Impfstoffe (+7,2 %), ein Zwanzigstel Tiermedikamente (+6,7 %). Arzneimittel legten um 4,4 % zu —...

Steigende durchschnittliche Transaktionsvolumina lieferten im Jahr 2014 bei Fusionen und Übernahmen (Merger and Acquisitions, M+A) neue Rekorde. Trotz gesunkener Rohstoffpreise verdichten sich die Anzeichen, dass 2015 ein ebenso erfolgreiches Jahr werden könnte. Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen: Ein hohes Maß an Liquidität, rege Nachfrage und hohe Bewertungsniveaus überzeugen potenzielle Verkäufer, strategische Optionen für Randgeschäfte zu prüfen.
In der westlichen Welt, vor allem in Europa, ist die Restrukturierung der Portfolios weiterhin das beherrschende Thema. Höhere Wachstumschancen außerhalb Europas drängen Unternehmen in entwickelten Märkten dazu, ihre Portfoliostrategie zu überdenken und die attraktiven Bewertungsniveaus zum Verkauf zu nutzen. Da Käufer zunehmend wählerisch sind, ist zu erwarten, dass die Bewertungslücke größer wird zwischen attraktiven Unternehmen mit direktem Bezug zu Megatrends wie Lebens- und Futtermittel oder Functional Food einerseits und reiferen Industrien andererseits, darunter Textil- und Lederchemikalien sowie Standardpolymere.
Die wirtschaftliche Verfügbarkeit von Schiefergas in Nordamerika wird die Suche nach Zielunternehmen durch solche Käufer antreiben, die befürchten, ihre Wettbewerbsfähigkeit im Rohstoffeinkauf zu verlieren.
Besonders aktive Investoren wie die amerikanischen Third Point, die Anteile am niederländischen Spezialchemiekonzern DSM erworben haben, richten ihren Fokus nach Europa aus. Damit wecken sie Erwartungen, dass die M+A-Aktivität weiter steigt und Portfolioveränderungen sich vor allem bei europäischen, diversifizierten Chemieunternehmen beschleunigen.
Trotz der Wiederbelebung des US-Chemiemarkts werden Regionen mit hohen Wachstumsraten wie China, Südostasien, Türkei und Brasilien weiterhin eine wichtige Rolle bei der Suche nach Akquisitionszielen spielen.
Die politische und wirtschaftliche Isolation Russlands, einhergehend mit einer erhöhten Unsicherheit in der Region, lässt erwarten, dass die Attraktivität russischer Unternehmen innerhalb der Bric-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) am geringsten ausgeprägt sein wird.


<h2>Der Private Equity Turbo</h2>
Finanzinvestoren werden im Jahr 2015 eine wichtige Rolle übernehmen. Seit 2011 hatte sich der Konkurrenzdruck unter den Private-Equity-Investoren bei Auktionen für Chemieunternehmen ständig erhöht. Grund dafür sind vor allem vorteilhafte Finanzierungsbedingungen und höhere Leverage- Multiplikatoren (Fremdkapitalanteil, bezogen auf das Ebitda). Gemischte Zukunftsaussichten der wichtigsten Marktteilnehmer rufen aber teilweise Vorsicht bei der Bewertung von Übernahmekandidaten hervor.
Der Trend zu Transaktionen zwischen Finanzinvestoren (Secondary Buyout) wird sich wahrscheinlich im Jahr 2015 fortsetzen. Grund hierfür ist der in der Regel zu beobachtende fünf- bis achtjährige Investitionszyklus, bevor Private- Equity-Investoren ihre Portfoliounternehmen verkaufen und die Gewinne an ihre Investoren ausschütten müssen. Zudem müssen Investoren, die neue Finanzmittel einwerben, ihren Marktzugang und eine Erfolgsgeschichte mit gelungenen Deals nachweisen. Dies führt zu zusätzlichem Verkaufsdruck in Bezug auf das Timing der Exits von Portfoliounternehmen, besonders wenn die Finanzierungsbedingungen und die wirtschaftliche Lage ausgezeichnet sind.
Die durchschnittliche Eigenkapitalbeteiligung in Leveraged Buyouts hat sich in den letzten fünf Jahren reduziert und liegt schätzungsweise auf dem Stand der Vorkrisenzeit. Zudem fördern starke Fremdkapitalmärkte einen höheren Fremdfinanzierungsanteil und Sondergewinnausschüttungen für Portfoliounternehmen mit einem hohen Geldumschlag (Cash Conversion).
Auch mittelständischen Unternehmen stehen mehr Finanzierungsmöglichkeiten zu Verfügung. Institutionelle Investoren sind offen für die Vergabe von Krediten an Unternehmen, die ein Rating vorweisen können.
Weiterhin erheblich an Bedeutung gewonnen haben Unitranche-Kreditgeber. Unitranches sind meist Kreditfinanzierungen, Schuldverschreibungen oder Schuldscheindarlehen, bei denen sowohl Senior- als auch nachrangige Fremdkapitalkomponenten in einer Tranche kombiniert werden und so die Finanzierung transparenter und einfacher gestalten.
So lange die attraktiven Finanzierungskonditionen bestehen, ist davon auszugehen, dass Private- Equity-Investoren auch künftig eine wichtige Rolle im M+A-Markt spielen werden.


<h2>Aufschwung der strategischen Investoren</h2>
Die Kassen strategischer Investoren haben neue Rekordwerte erreicht. Trotz konjunkturbedingter Schwankungen stieg der durchschnittliche Kassenbestand führender Chemiekonzerne in den Jahren 2000 bis 2013 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate um 14,5 % (Abbildung). Der Kassenbestand lässt sich als Indikator für die Mittel, die für Käufe zur Verfügung stehen, interpretieren und somit auch für die Wettbewerbsfähigkeit in Auktionen. Solide Bilanzen runden das Bild ab. Obwohl die Gesamtverschuldung der Chemieunternehmen auf ein Rekordniveau gestiegen ist, sind aufgrund guter Laufzeitfächer keine Risiken bei der Refinanzierung zu erwarten.
Die liquiden Mittel werden sich im Lauf des Jahres weiter erhöhen, niedrige Rohstoffpreise die Profitabilität stärken und somit CEOs ermutigen in anorganisches Wachstum zu investieren.


<h2>Lebens- und Düngemittelunternehmen sind gefragt</h2>
Besonders viele Transaktionen sind für Lebens- und Futtermittel, für Leichtbaustoffe auf Basis von Glas- oder Kohlenstofffaserverbundwerkstoffen und bei Klebstoffen zu erwarten. Die hohe Nachfrage nach margenstarken Unternehmen, welche die Megatrends bedienen, wird zu Verkäufermärkten führen, in denen selektive Auktionen bevorzugt sind, um einen möglichst hohen Kaufpreis zu erzielen.
In verkäuferfreundlichen Märkten werden zum einen kaum Material-Adverse-Change-Klauseln vereinbart. Sie erlauben, bei “erheblichen negativen Veränderungen” — etwa einem Umsatzeinbruch von mehr als 15 % — in der Zeit zwischen der Kaufvereinbarung und dem Abschluss vom Kauf zurückzutreten. Zum anderen schließen Käufer zunehmend Kaufvertragsversicherungen ab.
In chemischen Subbranchen, etwa der Bauchemie, sind Konsolidierungstrends zu erkennen. Ein Beispiel ist die Ankündigung der französischen Saint-Gobain-Gruppe, zu der Sekurit Autoglas und Raab Karcher gehören, die schweizerische Sika zu übernehmen.
Der Erwerb von Sigma Aldrich durch Merck, die Übernahme des Sulzbacher Feinchemikalienherstellers Cabb durch den Investor Permira und die Fusion des Frankfurter Lohnherstellers für Feinchemikalien Allessa mit dem in Deutschland, Frankreich, Italien und den USA angesiedelten Unternehmen Weylchem durch die Investorengruppe ICIG sind drei Beispiele für die Konsolidierung in der Agrar- und Pharmafeinchemie. Weitere Transaktionen sind in diesen Segmenten in diesem Jahr zu erwarten.
Eine erneute Konsolidierungswelle könnte auch bei Düngemittelunternehmen bevorstehen. Hier zeigen sich jedoch oftmals, besonders in Volkswirtschaften mit geringem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, Probleme im Hinblick auf Exit-Optionen für Hersteller von Standarderzeugnissen.
Unternehmen aus aufstrebenden Volkswirtschaften haben jüngst Transaktionen durchgeführt: Der mexikanische PVC-Spezialitätenhersteller Mexichem übernahm die Marler Vestolit, und die Oman Oil Company erwarb die in Oberhausen ansässige Oxea. Dennoch ergeben sich in vielen Fällen keine ausreichend attraktiven Konditionen für Verkäufer, sodass der Exit oft über ein Joint Venture führt. So teilen Unternehmen die Risiken und treiben bei einer Verbesserung der Marktsituation den Verkauf der Restbeteiligung voran.
Konsolidierungen in Chemiesegmenten mit Überkapazitäten, etwa bei Kautschuk-Chemikalien, scheinen noch immer auf den Stimulus durch eine prominente Transaktion zu warten. Die Verbesserung von Finanzkennzahlen könnte sich positiv auf die Transaktionswahrscheinlichkeit auswirken. Auch aus diesem Grund ist es wahrscheinlich, dass 2015 ein Jahr wird, indem vormals erfolglose Auktionen — unter anderem aus den Jahren 2011 und 2012 — wieder aufleben.


<h2>Der Einfluss des Ölpreises</h2>
Auch wenn kein direkter Zusammenhang zwischen dem Rohölpreis und der M+A-Dynamik feststellbar ist, leiden Teile der Chemieindustrie im Bereich alternativer Rohstoffe unter den niedrigen Ölpreisen, etwa erneuerbare Rohstoffe sowie die Öl- und Gasexploration.
Vorübergehend könnte Nordamerika, das für Käufer aufgrund günstiger Rohstoffpreise bisher einen sehr verlockenden Markt darstellte, an Attraktivität verlieren. Die ausschlaggebende Frage ist, ob der Markt weiterhin niedrige Ölpreise erwartet oder ob von einem raschen Preisanstieg ausgegangen wird. Trotzdem werden die derzeitigen niedrigen Preisniveaus im Rohöl- und Industriemetallsektor die Bilanzen und das laufende Geschäft für Chemieunternehmen in nachgelagerten Wertschöpfungsprozessen verbessern.
Der Trend zu höheren Transaktionsvolumina wird sich im Jahr 2015 vermutlich weiter fortsetzen. Viele westliche Chemiespieler — darunter Dow, Dupont, DSM, Evonik und Lanxess — befinden sich in größeren Portfolioanpassungsprozessen und könnten so das Transaktionsvolumen befeuern. Historisch gesehen finden wir ein hohes Bewertungsniveau für Chemie-Assets, das die große Nachfrage und begrenzte Verfügbarkeit attraktiver Assets widerspiegelt. Eine Bewertungsblase ist dennoch nicht zu erwarten, denn
die Transaktionsmultiplikatoren liegen meist weiterhin unterhalb der Tradingmultiplikatoren, obwohl letztere in der Regel Synergieprämien enthalten — berechnet durch Unternehmenswert geteilt durch Ebitda,
es gibt eine vergleichsweise geringe Zahl an Börsengängen (initial public offering, IPO) in der Chemie, und
nach der Finanzkrise in den Jahren 2008 bis 2010 begann eine neue Zeitrechnung auf dem Finanzmarkt, was den Vergleich von Multiplikatoren vor und nach der Krise schwierig macht.
Die Grundlage für jede positive Prognose ist die Eindämmung der geopolitischen Unruhen in den Regionen Russland/Ukraine, Israel/Gaza, Thailand, Irak und Nordafrika. Aber die Weltwirtschaft hat gelernt, mit diesen Krisen umzugehen. Zumindest, solange die Krisenherde isoliert zu betrachten sind und sich jeweils die Auswirkungen auf den Gesamtmarkt in Grenzen halten.
Bernd Schneider ist promovierter Chemiker sowie Kaufmann und verantwortet den Bereich Chemie bei der Investmentbank N+1 . <a href="mailto:bernd.schneider@nplusone.com">bernd.schneider@nplusone.com</a> Raphael Riemann ist Mitarbeiter bei N+1. <a href="mailto:raphael.riemann@nplusone.com">raphael.riemann@nplusone.com</a> Die N+1 Group fokussiert sich auf Finanzprodukte und Dienstleistungen für den Mittelstand. Das Unternehmen berät bei grenzüberschreitenden Transaktionen und arrangiert und strukturiert Finanzierungen.


<h2>Pauschalvereinbarung zulässig?</h2>
Frage 79: 
Ich war Arbeitnehmer eines deutschen Unternehmens, das vor einiger Zeit ein ausländischer Konzern übernommen hat. Während meiner Beschäftigungszeit hatte ich eine Erfindung gemacht, die in Anspruch genommen wurde und meines Wissens immer noch entwickelt wird. Es handelt sich dabei um einen neuen pharmazeutischen Wirkstoff, dem Milliardenumsätze zugetraut werden. Das Produkt steht angeblich kurz vor der Markteinführung. Seit mehreren Jahren versuche ich, mit dem Unternehmen zu einer Vergütungsvereinbarung zu kommen. Nachdem ich nun gedroht hatte, mir einen Anwalt zu nehmen, wurde mir eine Vereinbarung zugeschickt. Dem Vorschlag zufolge sollen meine Vergütungsansprüche pauschal abgefunden werden, nämlich durch einmalige Zahlung einer niedrigen vierstelligen Summe. Mir scheint das relativ wenig zu sein. Ist eine derartige Pauschalabfindung überhaupt zulässig? Der Konzern argumentiert, die Vergütung wäre bei allen Arbeitnehmern weltweit im Konzern gleich und in den Arbeitsverträgen so geregelt.
Antwort:
Pauschale Vereinbarungen über die Vergütung einer Erfindung sind prinzipiell durchaus zulässig. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass der Arbeitnehmer nicht unbillig benachteiligt wird. Sollten Sie tatsächlich Miterfinder eines Wirkstoffs sein, der einen Milliardenumsatz erzielt, könnten Sie eine Erfindervergütung erhalten, die um mehrere Größenordnungen höher ist als die jetzt angebotene Pauschalvereinbarung. Sie wären in diesem Fall natürlich stark benachteiligt. Das Risiko für den Konzern ist dagegen gering: Erreicht der Wirkstoff überhaupt nicht den Markt und erzielt daher keinen Umsatz, hätte der Konzern lediglich den Ihnen angebotenen vierstelligen Betrag vergebens ausgeschüttet. Das Risiko ist daher extrem ungleich verteilt und aus meiner Sicht unbillig. Sie müssen sich auf die angebotene Vereinbarung nicht einlassen. Auch das Argument, der Konzern würde alle Arbeitnehmer weltweit gleich behandeln, zieht hier nicht, denn das Arbeitnehmererfindergesetz ist eine unabdingbare gesetzliche Voraussetzung in Deutschland, über das sich der Konzern nicht hinwegsetzen kann. Wenn es dem Konzern um Gleichbehandlung geht, kann er in anderen Ländern mehr ausschütten, nicht jedoch in Deutschland weniger.
Es entspricht allerdings der Erfahrung, dass ausländische Konzerne die Regelung des Arbeitnehmererfindergesetzes häufig nicht ernst nehmen und daher auf Anfragen gar nicht reagieren oder nur unangemessene Pauschalzahlungen anbieten. Wenn auch nach mehreren Jahren keine Vereinbarung zustande gekommen ist, kann ich Ihnen nur raten, sich einen Anwalt zu nehmen und im Notfall gerichtlich vorzugehen. Dies ist insbesondere wichtig, sobald Umsätze mit der Erfindung erzielt werden, denn dann greifen auch die Regelungen zur Verjährung von Ansprüchen.
Fragen für Thomas Seuß an nachrichten@ <a href="https://gdch.de" target="_blank">gdch.de</a>. Info zur kostenfreien Beratung unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.gdch.de/rechtsberatung" target="_blank">www.gdch.de/rechtsberatung</a></ext-link>


<h2>Biokunststoffproduktion steigt</h2>
Die Produktionskapazitäten für Biokunststoffe steigen bis zum Jahr 2018 von derzeit 1,6 Mio. Tonnen auf 6,7 Mio. Das ermittelten European Bioplastics zusammen mit dem Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe und dem Nova-Institut. Dabei räumen die Experten biobasierten, nicht biologisch abbaubaren Kunststoffen wie Polyethylenterephthalat die größten Wachstumschancen ein. Bei biobasierten und biologisch abbaubaren Kunststoffen zählen Polymilchsäuren zu den Wachstumsträgern. Darüber hinaus stärkt vermutlich die neue EU-Richtlinie zur Reduzierung von Kunststofftüten biobasierte und kompostierbare Kunststoffe.
Asiatische Unternehmen produzieren bis zum Jahr 2018 etwa 75 % aller Biokunststoffe, europäische voraussichtlich 8 %.

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