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Nachrichten aus der Chemie: Herr Wolff, einen Oktoberfestbesuch muss man frühzeitig planen. Sind wir jetzt im April schon zu spät dran?
Moses Wolff: Ja.
Nachrichten: Tatsächlich?
Wolff: Wenn Sie auf Nummer sicher gehen und Plätze in einem Festzelt haben wollen, müssen Sie selbstverständlich im März reservieren.1
Nachrichten: Gibt es denn jetzt gar keine Chance mehr auf einen Sitzplatz im Zelt?
Wolff: Doch. Ich verrate Ihnen was: Einheimische fragen im Zeltbüro, ob es Absagen gegeben hat. Am ersten Festwochenende ist damit nicht zu rechnen, aber später geht da meistens noch was.
Nachrichten: Als Chemiker möchte ich mit anderen Naturwissenschaftlern zusammen feiern. Empfehlen Sie da ein spezielles Zelt?
Wolff: Für Chemiker — ich sag' ja Kemiker, wir Bayern sagen für “ch” ja “k”, wir sprechen auch “v” wie “f” aus.
Nachrichten: Wie in Karl Valentin.
Wolff: Genau. Karl Valentin war da sehr empfindlich: Weil er als Karl Walentin angesprochen wurde, hat er in Berlin mal eine Radiosendung verlassen mit den Worten: “Grüßen Sie mir schön Ihren Herrn Water.”
Nachrichten: Zurück zum Chemiker.
Wolff: Gerne, zurück zum Kemiker. Ich habe mir allerdings noch nie Gedanken gemacht, ob es ein spezielles Zelt für Kemiker gibt. Kemiker sind ja eigentlich ganz lustig. Ich bin mit einem gut befreundet, mit zweien sogar.
Nachrichten: Verraten Sie Namen?
Wolff: Ein Freund ist Jaromir Konecny, der ja für die Nachrichten aus der Chemi schon geschrieben hat.
Nachrichten: Ja, als theoretischer Chemiker und Publizist hat er beschrieben, wie es einem Studenten im Praktikum ergeht, wenn sich der Assi wie eine Tigerin aufführt.2
Wolff: Jaro und ich sind eine Zeit lang die Schwabinger Schaumschläger gewesen: Wir haben zusammen mit literarischen Gästen lustige und traurige Geschichten erzählt. Jetzt arbeitet er mehr an seinen Büchern und ich trete mit Michael Sailer auf.
Nachrichten: Ist das der zweite Chemiker, den Sie kennen?
Wolff: Nein, der zweite Chemiker ist der Martin Preininger. Der hat sich nach dem Lebensmittelchemiestudium an der TU München in den USA in der Aromaforschung einen Namen gemacht. Mit dem bin ich aufgewachsen.
Nachrichten: Was halten Sie überhaupt von Chemikern?
Wolff: Ziemlich irre Typen, so Kemiker, und ich muss sagen, das sind sehr lustige und extravagante Menschen, die gerne einen trinken.
Nachrichten: In welches Festzelt schicken Sie Chemiker denn nun?
Wolff: Also für Kemiker empfehle ich das Fischervroni-Zelt.
Nachrichten: Warum ausgerechnet dieses?
Wolff: Das ist das extravaganteste Zelt. Da passieren ganz viele ganz verrückte Sachen.
Nachrichten: Was denn zum Beispiel?
Wolff: Also am Montag ist der Schwulentag bei der Fischervroni. Am nächsten Tag tauschen die Bedienungen, die Frauen und die Männer, die Trikots: Die Männer arbeiten im Dirndl und die Frauen mit Lederhosen. Insgesamt ist das ein sehr wildes, sehr fröhliches Zelt.
Nachrichten: Im Schottenhamel-Zelt soll Albert Einstein die Elektrik verlegt haben …
Wolff: Richtig.
Nachrichten : Das wirkt aber nicht nach? Der Schottenhamel ist nicht besonders für Naturwissenschaftler geeignet?
Wolff: Nein, aber der Schottenhamel bietet zum Teil eine ganz interessante Mischung.
Nachrichten: Können Sie das bitte präzisieren?
Wolff: Einerseits sind viele konservative Leute dort, auch so Verbindungsstudenten. Auf der anderen Seite gibt es viele andere junge Leute, allerdings nicht gerade aus den Arbeitervierteln.
Nachrichten: Und wie reagieren die Komponenten miteinander?
Wolff: Ich war mal zum Anstich im Schottenhamel. Die Grünen-Politikerin Claudia Roth war auch dort. Sie hat der Menge zugeprostet — die Menge hat Claudia Roth ausgebuht. So sind die Leute da.
Nachrichten: Gibt es ein Ranking für gutes Benehmen auf dem Oktoberfest?
Wolff: Am wichtigsten ist es, pünktlich zu sein, und dann sollte sich jeder gut benehmen, wie sonst im Leben auch. Dazu gehört: freundlich zur Bedienung sein, sich geschmackvoll anziehen und nicht meinen, dass man besonders verrückt sein muss. Das Oktoberfest ist kein Karneval — vielleicht abgesehen vom Schwulentag bei der Fischervroni.
Nachrichten: Sie geben in einem Buch Tipps zu Wiesn-Heilmitteln.3 Wo haben Sie die her?
Wolff: In München am Viktualienmarkt ist der Alpenkräuterladen. Da gehe ich seit Jahren hin, egal, was ich hab. Die wissen immer was. Für meine ausgekugelte Schulter haben die mir schmerzlindernde Huflattichblätter empfohlen. Und fürs Oktoberfest leberstärkenden Mariendisteltee. Ich trinke außerdem vor der Wiesn immer Weideröschentee, der wirkt entwässernd.
Nachrichten: Gibt es auch Kopfschmerzmittel für den Tag nach der Wiesn?
Wolff: Schon, da gibt's Mittel aus Alpenkräutern.4 Aber auch Thomapyrin oder Ibuprofen schaden nicht, wenn man wirklich starke Kopfschmerzen hat. Allerdings habe ich nie Kopfschmerzen nach der Wiesn, seitdem ich nicht mehr rauche.


Moses Wolff, geboren 1969 in München, ist Schauspieler, Kabarettist, Autor und selbsternannter Wiesnvollprofi. Er schreibt für das Satiremagazin Titanic und veranstaltet die Münchner Lesebühne “Schwabinger Schaumschläger Show”.


<h2>Defining the future</h2>
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Let's break free with Süd-Chemie
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Defining the future
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All over the planet
Beating the rest
Creating performance and technology
Let's break free with Süd-Chemie
Text und Musik: Charlie Glass



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1 

<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.oktoberfest2013.de/reservierung.htm" target="_blank">www.oktoberfest2013.de/reservierung.htm</a></ext-link>.
</li>
<li>
2 

 
J. Konecny, 
<source>Nachr. Chem. 
(2008), 
56, 
434.
</li>
<li>
3 


M. Wolff, 
<source>Ozapft is!, <publisher-name>Goldmann</publisher-name>, <publisher-loc>München</publisher-loc>, 2012.
</li>
<li>
4 


M. Wolff, 
<source>Der Wildbach Toni. Ein Bergroman, <publisher-name>Goldmann</publisher-name>, <publisher-loc>München</publisher-loc>, 2011.
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Artikel

“Ziemlich irre Typen, so Kemiker”

Nachrichten aus der Chemie: Herr Wolff, einen Oktoberfestbesuch muss man frühzeitig planen. Sind wir jetzt im April schon zu spät dran? Moses Wolff: Ja. Nachrichten: Tatsächlich? Wolff: Wenn Sie auf Nummer sicher gehen und Plätze in einem Festzelt haben wollen, müssen Sie selbstverständlich im Mä...

Anfang Mai letzten Jahres führte die Orchestergruppe “Filarmonica Arturo Toscanini” unter der musikalischen Leitung des Dirigenten Israel Yinon erstmals das zum 90-jährigen Jubiläum des BASF-Kulturengagements in Auftrag gegebene Werk “Indigo” auf. Das Orchesterkonzert stammt vom gebürtigen Ludwigshafener Friedrich Heinrich Kern. Er lieferte im Auftrag der BASF eine festliche, zehnminütige Komposition für Orchester und sagt: “Indigo ist eine ungewöhnliche Farbe. Sie hat ein faszinierendes Farbspektrum, das sich in den vielen Klangfarben meiner Musik wiederfindet.” Kern studierte an der Musikhochschule Mannheim Komposition und Klavier. Heute arbeitet er im Rahmen eines Forschungsstipendiums der New York University in den USA.


<h2>Der Farbstoff Indigo</h2>
Der aus der indischen Indigoferapflanze gewonnene Farbstoff Indigo hatte im 19. Jahrhundert hohe Konjunktur. Das Färben von Stoffen für Arbeitskleidung und Uniformen in Europa und Fernost eröffnete einen riesigen Markt. Für zwei Kilogramm des Farbstoffs sind 100 Kilogramm Blätter notwendig.
Als dem Chemiker Adolf von Baeyer im Jahr 1880 die Synthese des Indigo glückte, sicherte sich die BASF die Patente. Ab dem Jahr 1897 gab es “Indigo rein BASF” zu kaufen. Die 17 Jahre dauernde Entwicklung kostete mehr als das damalige Grundkapital der BASF. Fünf Jahre nach der Markteinführung erzielte Indigo 30 Prozent des BASF-Umsatzes.
Die im Jahr 1901 entdeckten Indanthrenfarben machten Indigo im eigenen Haus Konkurrenz, zusätzlich brachte der Erste Weltkrieg Einbußen des Indigogeschäfts. Eine neue Blüte erlebte Indigo durch den Jeanskult in den 1960er-Jahren. Im Jahr 2000 verkaufte die BASF ihre Textilfarbstoffe an Dystar, das im Jahr 1995 als Gemeinschaftsunternehmen von Bayer, Hoechst und Mitsubishi gegründet worden war. Die BASF erhielt dafür 30 Prozent an dem Unternehmen, verkaufte ihre Anteile jedoch im Jahr 2004. MB

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“Ziemlich irre Typen, so Kemiker”

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