Die Open-Access-Datenbank Plastics-Active Enzymes Database (PAZy) versammelt Informationen über die verifizierten kunststoffaktiven Enzyme. Ein Forschungsteam der Universitäten Hamburg und Stuttgart hat dafür Publikationen zum Thema Kunststoffabba...
Meinungsbeitrag
Wissensvermittlung: Auch Spaß muss sein
Von Wiley-VCH zur Verfügung gestellt
„Womit macht man Erdbeereis?“ „Mit flüssigem Stickstoff!“ Als mir ein vorlauter Grundschüler diese Antwort entgegenrief, war ich Anfang der 2000er Jahre gemeinsam mit einigen weiteren engagierten Kolleg:innen aus der Technischen Chemie der TU Wien im Kindermuseum ZOOM im Wiener Museumsquartier. Es war meine zweite Teilnahme an der Science Week mit ihrem Konzept des umgekehrten „Tags der offenen Tür“: Wissenschaft geht aus den Universitäten an ungewöhnliche Orte der Öffentlichkeit. Insgesamt waren diese Aktivitäten dem Image der Chemie als Problemverursacher und nicht als Problemlöser geschuldet. Die Universitäten als Orte des offenen Diskurses wollten die Chemie als Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme positionieren. Dieser Paradigmenwechsel war und ist für Forschende und Lehrende herausfordernd, da man vor einem extrem heterogenen Publikum sprechen muss, ohne dessen Vorwissen zu kennen. Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht; deshalb finden sich üblicherweise nicht allzu viele Kolleg:innen, die über einen längeren Zeitraum diese Art der Öffentlichkeitsarbeit betreiben wollen.
Bei meiner ersten Teilnahme an der Science Week wurde eine Experimental-Show im Einkaufszentrum zum Publikumsmagnet. Mit einem gläsernen Wirbelschichtreaktor, der Popcorn machte, vermittelten wir Prinzipien der chemischen Verfahrenstechnik. Deshalb trauten wir uns an das anspruchsvollste Publikum: Kinder im Grundschulalter. Ich erinnere mich noch an ein Gespräch mit Kleinkindpädagog:innen, die eine einstündige Experimentalshow vor 80 Grundschulkindern für undurchführbar hielten. Dennoch hatten wir einen Riesenerfolg, weil wir bei den Versuchen die Kinder als Freiwillige mithelfen ließen.
Aus dieser Erkenntnis heraus, dass Wissensvermittlung am besten funktioniert, wenn es die „Betroffenen“ gar nicht als das wahrnehmen, entstanden weitere Formate, etwa die Kinder Uni der Wiener Universitäten. In der Kollegenschaft erhielt ich überwiegend Unterstützung, aber es gab (und gibt) durchaus Stimmen, die solches Engagement als Ersatz für wissenschaftliche Exzellenz einstufen. Dies schreckt vielleicht auch Jungwissenschafter:innen ab, ganz abgesehen davon, dass dieses Zusatzengagement zeitaufwendig ist. Letztgenanntes war auch für mich der Grund für eine längere Pause, bis meine Habilitation abgeschlossen war.
Nach dem Aufbau meiner Forschungsgruppe stieß ich dann zu den Science Busters. Live-Shows in Theatersälen oder Auftritte im Fernsehen waren eine neue Welt. Was in 30 Minuten am Bildschirm mit gut gelaunter Leichtigkeit rüberkommt, setzt harte und zeitintensive Vorbereitungen voraus. Die humoristische Verpackung von Wissen ist mir schon so weit in die Knochen gefahren, dass ich bereits bei der Konzeption und dem Spannungsbogen viele mögliche Missverständnisse in einer Argumentationskette mitdenke. Von den vielen Publikumsgesprächen nach Theatershow-Ende muss man aber konzedieren, dass man bei Live-Auftritten in erster Linie das akademisch gebildete oder zumindest wissenschaftsaffine Publikum erreicht. Fernsehshows haben jedoch das Potenzial, auch große Gesellschaftsgruppen ohne Nähe zur Wissenschaft zu erreichen. Doch leider muss man auch die Existenz von Menschen zur Kenntnis nehmen, die sich hartnäckig jeder Art von wissenschaftlicher Diskussion verweigern, etwa in der Coronapandemie.
Dennoch: Seit Naturwissenschaften durch Fernsehserien wie Big Bang Theory oder CSI als cool gelten, hören wir in der öffentlichen Wahrnehmung von Wissenschaft vornehmlich jene Stimmen, die Wissenswertes mit einem gewissen Augenzwinkern präsentieren. Uns Science Busters ist es immer noch gelungen, durch Humor kontroverse Gesellschaftsfragen vom Klimawandel bis zu alltäglichen Aktivitäten wie Wäschewaschen aufzulockern. Das ist der schönste Return of Invest, den ich mir als wissensvermittelnder Chemiker wünschen kann.
Prof. Peter Weinberger, TU Wien
Das österreichische Wissenschaftskabarett Science Busters gründeten 2007 die Physiker Heinz Oberhummer und Werner Gruber sowie der Kabarettist Martin Puntigam
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