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Prof.Dr.

Am 23. August 2019 verstarb plötzlich und unerwartet Walter Thiel, emeritierter Direktor des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr und Honorarprofessor der Universität Düsseldorf.<div><img src="https://media.graphcms.com/Ho0f0obNRUyyLzT575Zk">

</div>Walter Thiel wurde am 7. März 1949 in Treysa geboren und entschied sich, ab 1966 Chemie an der Universität Marburg zu studieren. Bis zum Jahr 1973 fertigte er dort in der Gruppe von Armin Schweig seine Doktorarbeit an, in der er über Intensitäten in Photoelektronenspektren forschte. Charakteristisch für Walter Thiel fand diese Arbeit eng verzahnt mit dem Experiment statt. Besondere Erfolge erzielte Thiel anschließend als Postdoktorand in der Gruppe von Michael Dewar in Austin/Texas (1973 – 1975), wo er sich mit semi-empirischer Quantenchemie beschäftigte. In dieser Zeit entwickelte er die Modified-Neglect-of-Differential-Overlap(MNDO)-Methode. Die beiden wichtigsten Arbeiten zählen noch heute zu den meist zitierten Artikeln im Journal of the American Chemical Society.Nach Deutschland zurückgekehrt habilitierte sich Walter Thiel in Marburg für theoretische Chemie (1975 – 1982). Im Jahr 1982 folgte er einem Ruf auf eine C3-Professur an der Universität Wuppertal. Dort begann er, sich neben semi-empirischer Quantenchemie mit hochgenauen Ab-initio-Verfahren zu beschäftigen, die er auf hochaufgelöste rovibronische Spektroskopie anwendete.Auch dem Ruf an die Universität Zürich im Jahr 1992 kam Thiel nach und blieb dort bis 1999. Neben vielfältigen chemischen Anwendungen trat dort die kombinierte Quantenmechanik/Molekülmechanik (QM/MM) in den Mittelpunkt. Thiel erkannte als einer der ersten Forscher weltweit das Potenzial dieser Methode, die erstmals erlaubte, Makromoleküle auf Basis der Quantentheorie zu behandeln. Es lässt sich trefflich darüber spekulieren, ob Multiskalenmodellierung, für die unter anderem Arieh Warshel im Jahr 2013 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, ohne Walter Thiels präzise Beiträge über den Status einer guten Idee hinausgekommen wäre.Ab 1999 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2018 war Thiel Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung. Dort entstanden neben methodischen Beiträgen wichtige Arbeiten zur Chemie des Cytochrom P450 (mit Sason Shaik) und zur gerichteten Evolution (mit Manfred Reetz). Seinen Kollegen war Walter Thiel als für alle Fragen der Chemie offener Kooperationspartner ein kongenialer Begleiter ihrer Forschung.Walter Thiel zeichnete sich lebenslang neben seiner bedingungslosen Präzision durch ein besonderes Gespür dafür aus, was in der theoretischen Chemie fruchtbar und erforschenswert ist. Seine Forschungen waren immer an der Front seines Gebiets und haben eben diese über Jahrzehnte geprägt, wenn nicht sogar definiert.Ob als Wissenschaftler oder in den vielen Gremien, in welchen er segensreich gewirkt hat – darunter GDCh-AG Theoretische Chemie, World Association of Theoretically Oriented Chemists (WATOC), Deutsche Forschungsgemeinschaft – : Walter Thiels Beiträge zeichneten sich stets durch ein Höchstmaß an Bescheidenheit, Kenntnis und Sachlichkeit aus. Bei seinen Kollegen war er einhellig höchst geschätzt und respektiert, was auch seine Mitgliedschaften in der Leopoldina und der International Academy of Quantum Molecular Sciences sowie etliche Preise und Ehrungen widerspiegeln, unter anderem die Liebig-Münze der GDCh und die Schrödinger-Medaille der WATOC.Walter Thiel hat im Laufe der Jahre selbstlos junge Forscher gefördert, beraten und in ihren Karrieren unterstützt. Wir verlieren einen Kollegen, Mentor und Freund, der im besten Sinne des Wortes ein großes Vorbild für die nachfolgenden Generationen darstellt. Sein Rat und seine Weisheit werden uns fehlen, aber seine Beiträge zur Wissenschaft werden uns weit in die Zukunft begleiten.Frank Neese, Mülheim/RuhrFoto: Frank Vinken dwb für MPI für Kohlenforschung

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Walter Thiel (1949 – 2019)

Am 23. August 2019 verstarb plötzlich und unerwartet Walter Thiel, emeritierter Direktor des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr und Honorarprofessor der Universität Düsseldorf. Walter Thiel wurde am 7. März 1949 in Treysa geboren und entschied sich, ab 1966 Chemie an...

<h2>PSE-Disput und kein Ende</h2>Im Leitartikel und im Beitrag „Lothar Meyer – eine Wiederentdeckung“ [Nachr. Chem. 2019, 67(11), 19] wird von den Autoren zurecht darauf hingewiesen, dass das Periodensystem der Elemente viele geistige Väter hat. Dabei wird die Rolle von Lothar Meyer als nur eines „Wegbereiters“ des PSE als nicht gerechtfertigt angesehen, und er neben Dmitri Mendelejew als „Mitbegründer“ genannt. Unstrittig ist, dass jede große Entdeckung in der Wissenschaft fast immer ihre Vordenker bzw. Vorreiter hatte, die durch ihr Denken und Handeln Voraussetzungen für die künftige Entdeckung schufen. Zu solchen Wissenschaftlern gehörte zweifelsohne auch Lothar Meyer, der in seiner ersten handschriftlichen Zusammenstellung mit 28 Elementen bereits im Jahr 1868 die Elemente nach steigendem Atomgewicht und der Wertigkeit in „Vertical- und Horizontalreihen“ sortierte, jedoch das sich darin verborgene „Periodische Gesetz“ der Eigenschaften zuerst nicht erkannte. Erst Anfang 1870 schloss er sich in seiner Arbeit „Die Natur der chemischen Elemente als Function ihrer Atomgewichte“ den zehn Monate zuvor veröffentlichten, historisch gewordenen Schlussfolgerungen Mendelejews an. Mehr noch, anhand seiner „Atomvolumenkurve“ konnte er nicht nur zeigen, dass nahezu alle physikalischen Eigenschaften der Elemente eine periodische Funktion des Atomgewichtes sind, sondern sogar die von Mendelejew anfangs falsch eingeordneten Elemente Au, Hg, Tl, In und Pb an die richtige Stelle setzen und somit das Mendelejew‘sche System der Elemente korrigieren. Im Gegensatz zu Mendelejew wagte es Meyer allerdings nicht, Voraussagen zu noch nicht entdeckten Elementen zu treffen, sodass er vor der Geschichte kaum noch Chancen auf Gleichbehandlung hatte. An dem Prioritätenstreit waren nicht zuletzt auch die nationalistischen Tendenzen der damaligen Zeit schuld. Bezeichnend in dieser Hinsicht ist die fachliche Unkorrektheit der Übersetzung der russischen Ur-Publikation von Mendelejew ins Deutsche, die auf Veranlassung des damaligen Herausgebers der Zeitschrift für Chemie Friedrich Beilstein (1838–1906) angefertigt wurde. Die erste und wohl wichtigste Schlussfolgerung Mendelejews aus dem aufgestellten System der Elemente lautete in der deutschen Übersetzung: „Die nach der Größe des Atomgewichts geordneten Elemente zeigen eine stufenweise Abänderung in den Eigenschaften“. Ein Vergleich mit dem russischen Original offenbart allerdings einen wesentlichen Übersetzungsfehler. Denn auf Deutsch hätte der Text richtigerweise lauten müssen: „Die nach der Größe des Atomgewichts geordneten Elemente zeigen eine deutliche Periodizität der Eigenschaften“. Ob diese Unkorrektheit eine Absicht oder Zufall gewesen war, lässt sich heute nicht mehr aufklären. Fakt ist, dass Mendelejew der erste war, der das „Periodische Gesetz“ erkannte und somit die Existenz noch nicht entdeckter Elemente sehr bestimmt voraussagen konnte.Wladimir Reschetilowski, Radebeul<h2>Bemerkungen zur Nomenklatur</h2>Meine in der Fußnote zum Nomenklaturbeitrag [Nachr. Chem. 2019, 67(7/8), 13] erwähnte Anfrage betraf die (Nicht-)Einführung von Iupac-Richtlinien in der BRD, die unbeantwortet blieb. Die Richtlinien wurden laut Beitrag im Organikum befolgt. Weitgehend beachtet werden die Änderungen im Duden – Basiswissen Schule – Chemie (ISBN 3–411–71471–9). Die Empfehlungen galten nicht – wie behauptet – „ausschließlich für die englische Sprache.“ Hier wurde nichts geändert.Die Einführung der „chemisch unmissverständlichen Begriffe“ (sic!) wurde initiiert vom Nationalkomitee der DDR in der Iupac, der alle RGW-Länder angehörten [W. Liebscher, Wiss. u. Fortschr. 1979, 1, 19]. Die Änderungen sollten (nicht mussten!) in der gesamten chemischen Literatur der DDR berücksichtigt werden. Insofern ist das Gerede vom totalitären Staat und von sowjetischer Einflusszone unzutreffend.Worum geht es? Anwendung von Affixen (-en, -ol, -al,-ium) mit systematischer Bedeutung, z. B. Benzen, Glycerol, Furfural, Chromium, Uranium; Anwendung der Iupac-Schreibweise für Restnamen, charakteristische Gruppen, z. B. Ethyl-, sowie Elementnamen: Bismut, Cobalt, Iod, Caesium, Zirconium; veränderte Schreibweise bei Ti, V, Nb, Ce, Pr, Nd sowie den o. g. Elementen; Ersatz des Präfixes Äth- durch Eth-, z. B. Ethan, auch Ether.Nicht zu verstehen ist der kritiklose Umgang mit den eigenwilligen Duden-Ansichten. Der Primat gebührt der fachsprachlichen Schreibung. Alle Beispiele sind falsch. Der alte Name von Titanium war Titan (Klaproth, 1795).Manfred Dittmar, Berlin<h2>Falscher Prozess</h2>In einem Artikel zum Thema „Prozesse“ [Nachr. Chem. 2019, 67(10), 30] wird angeführt: „Typischerweise gewinnt die Industrie Acrylate aus Propylen über Acrlynitrilzwischenstufen, …“. Jedem mit diesem Thema Vertrauten sollte bekannt sein, dass schon seit Jahrzehnten die Propylendirektoxidation (ein- oder zweistufig) zu Acrylsäure der Stand der Technik ist und Acrylate über anschließende Veresterung gewonnen werden. Mit einem solchen Statement wird man dann auch gegenüber dem restlichen Inhalt des Artikels misstrauisch und die Alternative für ein „umweltfreundlicheres“ großtechnisches Acrylsäureverfahren erscheint mehr als fragwürdig.Stefan Wolff per E-MailDie „Korrespondenz“ veröffentlicht Briefe an die Redaktion. Gedruckt und online steht sie allen Lesern der Nachrichten aus der Chemie offen. Bitte senden Sie Ihre Zuschrift mit einem Umfang von maximal 1500 Zeichen als E-Mail an: <a href="mailto:nachrichten@gdch.de">nachrichten@gdch.de</a>. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.<figure><img src="https://media.graphcms.com/5F977psZRMGXzAmnNVLw"><figcaption><label>Abb. 1: </label></figcaption></figure>

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Walter Thiel (1949 – 2019)

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