GDCh

Prof.Dr.

<p>Die zweite Sitzung des Vorstands der Gesellschaft Deutscher Chemiker im Jahr 2019 fand am 16. September in Verbindung mit dem Wissenschaftsforum Chemie 2019 in Aachen statt. Da sich an diese Sitzung die konstituierende Sitzung des neu gewählten Vorstandes anschließt, nehmen auch die gewählten Mitglieder des Vorstands für die Amtsperiode 2020 – 2023 an der Sitzung teil.</p>
<h2>GDCh-Angelegenheiten</h2><p>Der Vorstand genehmigt die mit den Sitzungsunterlagen vorgelegte Tagesordnung. Der Präsident informiert, dass der Tagesordnungspunkt „Bericht des Präsidenten“ unter Ausschluss der anwesenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle, einschließlich des Geschäftsführers, beraten wird. Das Protokoll der Sitzung vom 18. März in Koblenz wird einstimmig verabschiedet. Die letzte Sitzung des amtierenden Vorstands findet am 3. Dezember dieses Jahres auf Einladung von Bayer in Bergkamen statt. Die Mitglieder des neu gewählten Vorstands werden zu dieser Sitzung ebenfalls eingeladen.</p><p>Vor der Beratung des folgenden Tagesordnungspunktes bittet der Präsident die Sitzungsteilnehmer, in einer Schweigeminute den überraschend verstorbenen GDCh-Mitgliedern Prof. Walter Thiel, Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, Mülheim/Ruhr und Mitglied des GDCh-Vorstandes 2012 – 2015, und Prof. Dieter Enders, RWTH Aachen, zu gedenken.</p><h2>Beschlüsse für die Mitgliederversammlung 2019 in Aachen</h2><p>Zur Vorbereitung der GDCh-Mitgliederversammlung, die am 18. September 2019 ebenfalls in Aachen stattfindet, fasst der Vorstand folgende Beschlüsse:</p><p>Er empfiehlt der Mitgliederversammlung die Annahme der Jahresrechnung für das Geschäftsjahr 2019, die bereits eingebunden in Heft 6/2019 der Mitgliederzeitschrift Nachrichten aus der Chemie allen GDCh-Mitgliedern bekannt gemacht worden ist. Der Vorstand empfiehlt der Mitgliederversammlung weiterhin, den Haushaltsplan des Geschäftsjahres 2020 zu genehmigen, die Mitgliedsbeiträge gegenüber 2019 unverändert zu belassen, sowie die um das erweiterte Doppelmitgliedschaftsabkommen mit dem VAA ergänzte Beitragsordnung für 2020 anzunehmen. Als Rechnungsprüfer empfiehlt der Vorstand die Wiederberufung von Prof. Marcell Peuckert und Dr. Peter K. Haug. Für das Ehrengericht schlägt der Vorstand der Mitgliederversammlung vor, die aktuellen Mitglieder, Prof. Henning Hopf, TU Braunschweig, als Obmann sowie Prof. Barbara Albert, TU Darmstadt, und Prof. Ferdi Schüth, Mülheim/Ruhr, als Beisitzer wieder zu berufen. Der Vorstand beschließt weiterhin, der Mitgliederversammlung keinen Vorschlag für die Ernennung eines Ehrenmitglieds der Gesellschaft Deutscher Chemiker zu unterbreiten. Der Mitgliederversammlung liegt ein Antrag des GDCh-Mitglieds Dr. Henrik Kelz vor, durch den die Geschäftsführung und der Vorstand aufgefordert werden, „bis zur Mitgliederversammlung 2020 eine reformierte Beitragsordnung vorzustellen“. Der Vorstand empfiehlt der Mitgliederversammlung einstimmig, diesem Antrag zuzustimmen.</p><h2>Einrichtung eines Diversity-Preises</h2><p>Zu diesem Tagesordnungspunkt nimmt die Vorsitzende der GDCh-Kommission „Chancengleichheit in der Chemie“, Dr. Hildegard Nimmesgern an der Sitzung teil. Sie stellt den Vorschlag der Kommission vor, einen Diversity Preis bei der GDCh einzurichten. Mit diesem Preis sollen sowohl Personen als auch Organisationen gewürdigt werden, deren Projekte zu mehr Chancengleichheit in der Chemie beigetragen haben und beitragen. Zu den Zielen zählt auch die Bewusstseinsbildung in der chemischen Gemeinschaft, sich aktiv gegen Diskriminierung einzusetzen, Best-Practice-Beispiele, Rollenvorbilder und chancengerechtes Handeln sichtbar zu machen und damit zur Nachahmung anzuregen. Die Finanzierung des Preises soll mit Hilfe von Sponsoren erfolgen. Der Vorstand begrüßt diese Initiative und beschließt die Einrichtung eines GDCh-Diversity Preises, unter dem Vorbehalt, dass geeignete Sponsoren identifiziert werden. Dem ebenfalls vorgetragenen Vorschlag für eine Namensgeberin des Preises stimmt der Vorstand zu, allerdings muss zuvor das Einverständnis der Rechteinhaber des Namens eingeholt werden.</p><h2>Weitere GDCh-Angelegenheiten</h2><p>Der Vorstand beschließt, die Mitgliedsbeiträge der fördernden GDCh-Mitglieder für 2020 gegenüber dem Kalenderjahr 2019 unverändert zu lassen. Anschließend diskutiert der Vorstand den Antrag der Fachgruppe Seniorexperten Chemie (SEC), die GDCh möge eine Stellungnahme zu der Gefahr der Kanzerogenität des Wirkstoffs Glyphosat gemäß der IARC-Monographie 112 aus dem Jahr 2015 erarbeiten. Der als Mitglied des neu gewählten Vorstands anwesende SEC-Vorsitzende Prof. Klaus-Peter Jäckel macht vor allem darauf aufmerksam, dass die genannte Studie nicht den Reinstoff Glyphosat, sondern lediglich Glyphosat-enthaltende Formulierungen untersucht hat. In der intensiven Diskussion werden insbesondere die Schwierigkeiten bei der Ansprache einer breiten Öffentlichkeit mit sehr kontroversen Themen wie diesem erwähnt. Unter anderem wird angeregt, dieses Thema im Rahmen der Validierungs- und Reproduzierbarkeitskrise anzusprechen. Eine Abstimmung mit anderen relevanten Fachgruppen sowie mit der Europäischen Chemischen Gesellschaft (EuChemS) wird ebenfalls empfohlen. Ein Beschluss erfolgt nicht.</p><p>Nach dieser Diskussion verlassen die anwesenden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle, einschließlich des Geschäftsführers, den Raum, und der Punkt „Bericht des Präsidenten“ wird aufgerufen. Eine Protokollierung der mehr als einstündigen Beratung findet nicht statt. Beschlüsse werden keine gefasst.</p><p>Auf Grund der vorangeschrittenen Zeit können die noch ausstehenden Tagesordnungspunkte, die ausschließlich informativen Inhalt haben, nicht mehr behandelt werden. Die Sitzungsteilnehmer werden gebeten, die Ausarbeitungen in den Unterlagen zur Kenntnis zu nehmen. Der Präsident dankt den Anwesenden für die konstruktiven Beiträge und schließt die Sitzung des amtierenden Vorstands um 17:50 Uhr.</p><h2>Konstituierende Sitzung des GDCh-Vorstandes 2020 – 2023 am 16. September 2019</h2><p>Der amtierende GDCh-Präsident, Dr. Matthias Urmann, eröffnet die konstituierende Sitzung um 17.55 Uhr. Er stellt die Beschlussfähigkeit der Versammlung fest.</p><h2>Wahl des Präsidenten/der Präsidentin für die Jahre 2020 und 2021</h2><p>Dr. Urmann schlägt Prof. Katharina Al-Shamery, Oldenburg, als GDCh-Präsidentin vor. Prof. Katharina Landfester schlägt als weiteren Kandidaten Prof. Peter R. Schreiner, Gießen, vor. Damit liegen zwei Vorschläge für die Besetzung des Amtes vor. Beide Nominierten erklären ihre Bereitschaft zur Kandidatur und stellen sich kurz vor. Es wird geheime Wahl beantragt, es gilt die einfache Mehrheit. In der anschließenden Abstimmung wird Prof. Schreiner mit sieben zu sechs Stimmen zum GDCh-Präsidenten der Jahre 2020 und 2021 gewählt. Prof. Schreiner nimmt die Wahl an und bedankt sich für das in ihn gesetzte Vertrauen und übernimmt die Sitzungsleitung.</p><h2>Wahl der stellvertretenden Präsidenten/Präsidentinnen für das Jahr 2020</h2><p>Für das Jahr 2020 werden vom designierten Präsidenten als stellvertretende Präsidentinnen Prof. Dr. Stefanie Dehnen, Marburg, und Dr. Carla Seidel, BASF Ludwigshafen, vorgeschlagen. Beide Kandidatinnen erklären ihre Bereitschaft zur Kandidatur. In geheimer Wahl werden Prof. Dehnen (neun Ja-, drei Nein-Stimmen und eine Enthaltung) und Dr. Seidel (neun Ja-, eine Nein-Stimme und drei Enthaltungen) gewählt. Beide nehmen die Wahl an.</p><h2>Wahl des Schatzmeisters/der Schatzmeisterin für die Amtsperiode 2020 – 2023</h2><p>Der designierte Präsident schlägt den als Gast anwesenden Dr. Timo Fleßner, Bayer Bergkamen, als Schatzmeister für die Amtsperiode 2020 – 2023 vor. Dr. Fleßner ist kein gewähltes Mitglied des neuen GDCh-Vorstandes. Gemäß §14 Ziffer 3 der GDCh-Satzung kann aber im Hinblick auf die besonderen Aufgaben des Schatzmeisteramtes vom Vorstand auch eine Person kooptiert werden, die nicht dem Vorstand angehört. In diesem Fall gehört diese ex officio dem Vorstand an. Als weiteren Kandidat schlägt Prof. Katharina Al-Shamery Dr. Matthias Urmann, Sanofi Frankfurt, als Schatzmeister vor. Damit liegen zwei Vorschläge für die Besetzung des Amtes vor. Beide Nominierten erklären ihre Bereitschaft zur Kandidatur. Die anschließende geheime Wahl ergibt eine Stimmengleichheit von jeweils sechs Stimmen für beide Kandidaten. Gemäß §13 Ziffer 6 der GDCh-Satzung gibt bei Stimmengleichheit die Stimme des Präsidenten den Ausschlag. Prof. Schreiner spricht sich für Dr. Timo Fleßner als GDCh-Schatzmeister für die Amtsperiode 2020 – 2023 aus. Dr. Timo Fleßner nimmt die Wahl an und bedankt sich für das in ihn gesetzte Vertrauen.</p><h2>Sitzungstermine und Verschiedenes</h2><p>Die Sitzungen des GDCh-Vorstands werden im kommenden Jahr im Rahmen des Frühjahrssymposiums des JungChemikerForums Ende März in Köln, während der 131. Versammlung der GDNÄ im September in Würzburg und voraussichtlich im Dezember auf Einladung eines Mitgliedsunternehmens stattfinden. Die genauen Termine werden zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt.</p><p>Als Nachfolgerin von Prof. Evamarie Hey-Hawkins im GDCh/Wiley-VCH-Verlagsbeirat, verbunden mit der Aufgabe als Schnittstelle zwischen dem GDCh-Vorstand und dem Partnerverlag Wiley-VCH zu fungieren, wird Prof. Katharina Landfester, Mainz, gewählt. Die Wahl des Vorsitzenden der Fortbildungskommission wird auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.</p><p>Prof. Schreiner beendet die konstituierende Sitzung des neu gewählten GDCh-Vorstands gegen 18:55 Uhr.</p><p>Wolfram Koch</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/ixZpiJtTS8amqWlAqwZP"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Amtierender und neu gewählter GDCh-Vorstand treffen sich zur Sitzung in Aachen (vom neuen Vorstand fehlt Angelika Brückner). Foto: C. Augustin</figcaption></figure>
<h2>Vertretung der Fachgruppen im GDCh-Vorstand</h2><p>Auf der Klausurtagung der Vorsitzenden der GDCh-Fachgruppen und Arbeitsgemeinschaften am 28. und 29. Oktober 2019 in Würzburg wurde Dr. Thomas Früh, Vorsitzender der GDCh-Fachgruppe Makromolekulare Chemie, einstimmig bei Enthaltung des Vorgeschlagenen als Fachgruppen-Sprecher im GDCh-Vorstand für die Jahre 2020 bis 2021 wiedergewählt.</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/1Pwa4x2oTTalZFszLh3O"><figcaption><label>Abb. 2: </label>Thomas Früh</figcaption></figure>


Artikel

Vorstandssitzung

Die zweite Sitzung des Vorstands der Gesellschaft Deutscher Chemiker im Jahr 2019 fand am 16. September in Verbindung mit dem Wissenschaftsforum Chemie 2019 in Aachen statt. Da sich an diese Sitzung die konstituierende Sitzung des neu gewählten Vorstandes anschließt, nehmen auch die gewählten Mit...

<h2>Fachgruppen und Arbeitskreise</h2><h2>Lebensmittelchemische Gesellschaft – Fachgruppe in der GDCh Neuer Vorstand der Lebensmittelchemischen Gesellschaft (LChG) gewählt</h2><p>Die Lebensmittelchemische Gesellschaft – Fachgruppe in der GDCh – hat auf ihrer Mitgliederversammlung am 17. September in Dresden für die Amtszeit vom 1. Januar 2020 bis 31. Dezember 2022 ihren Vorstand neu gewählt.</p><p>Neuer Vorsitzender ist Prof. Dr. Gerd Hamscher, Universität Gießen. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde Dr. Ansgar Ferner, Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz, Hamburg, bestimmt. Weitere Mitglieder des Vorstands sind für die Säule der Lebensmittelwirtschaft Dr. Bernd Brüger, Red Bull, Fuschl am See/Österreich, für die Lebensmittelüberwachung Dr. Claudia Herles, Landesdirektion Dresden, für die Freiberuflichen Lebensmittelchemiker Dr. Kathrin Hoenicke, Eurofins Analytik, Hamburg, sowie Prof. Dr. Matthias Wüst, Universität Bonn, für die Säule der Wissenschaft.</p><p>Weitere Informationen über die LChG unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.gdch.de/lchg" target="_blank">www.gdch.de/lchg</a></ext-link></p><h2>Makromolekulare Chemie Künftige Elite der Polymerchemie in Marl</h2><p>Am 23. und 24. September richtete Evonik den Hochschullehrer-Nachwuchs-Workshop der GDCh-Fachgruppe Makromolekulare Chemie in Marl aus.</p><p>Der Workshop findet alle zwei Jahre statt und hat das Ziel, einen Kandidaten mit dem Reimund-Stadler-Preis für herausragende Arbeiten auszuzeichnen. Eingeladen werden junge Hochschulwissenschaftler entsprechend ihrer erworbenen Reputation in der Fachwelt.</p><p>In Marl berichteten zwölf vom Vorstand der Fachgruppe ausgewählte Juniorprofessoren und Habilitanden in Kurzpräsentationen über ihre Forschungsergebnisse. Zum ersten Mal waren auch externe Gäste zugelassen. Die Gelegenheit, die künftigen Star-Professoren der Polymerchemie mit ihren derzeitigen Forschungsschwerpunkten kennenzulernen, wurde rege genutzt.</p><p>Sogar der Landesverband Nordrhein-Westfalen im Verband der Chemischen Industrie (VCI NRW) hatte sein Treffen nach Marl gelegt, um den Teilnehmern die Möglichkeit zu bieten, an der Tagung teilzunehmen. Das bunt gemischte Publikum genoss sichtlich die Vorträge, die das gesamte Spektrum der makromolekularen Chemie abdeckten: von theoretischen Betrachtungen bis zu Anwendungen, von funktionalen Materialien bis hin zu Polymeren für die Gentherapie.</p><p>Dr. Patrick Glöckner, Leiter Industry Cross Innovations (IXI) bei Corporate Innovation und Evonik-Vertreter im Vorstand der Fachgruppe, führte als Gastgeber und Moderator durch das Programm. Dr. Sandra Reemers und Dr. Lutz Mindach, die im Innovation Management von Ressource Efficiency künftige polymere Produkte für die Geschäftsgebiete High Performance Polymers und Coating &amp; Adhesive Resins entwickeln, gaben den Wissenschaftlern Einblicke in die industrielle Forschung bei Evonik. Während die Jury, bestehend aus Vorstandsmitgliedern der Fachgruppe, über den Preisträger beriet, informierten sich die Kandidaten über die verschiedenen Aktivitäten der Creavis.</p><p>Der Reimund-Stadler-Preis ging an Junior-Professor André Gröschel von der Universität Duisburg-Essen. Schön für Evonik, denn André Gröschel bekleidet die Evonik-Stiftungsprofessur. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert. Aufgrund der hochkarätigen Kandidaten entschied sich die Jury, zwei zusätzliche Nachwuchswissenschaftlerpreise, dotiert mit je 1500 Euro, an Stefan Naumann (Universität Stuttgart) und Anja Träger (Universität Jena) zu vergeben.</p><p>Die Preisverleihung findet Ende September 2020 auf der Fachgruppentagung in Freiburg statt – im Rahmen einer Festveranstaltung zum 100-jährigen Jubiläum der Makromolekularen Chemie und zu Ehren von Hermann Staudinger. Als Vortragende konnten schon viele hochkarätige Redner, darunter fünf Nobelpreisträger, gewonnen werden.</p><p>Der Link zur Tagung 2020 ist: <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://veranstaltungen.gdch.de/tms/frontend/index.cfm?l=9162&amp;sp_id=2" target="_blank">https://veranstaltungen.gdch.de/tms/frontend/index.cfm?l=9162&amp;sp_id=2</a></ext-link></p><p>Patrick Glöckner</p><p><a href="mailto:patrick.gloeckner@evonik.com">patrick.gloeckner@evonik.com</a></p><h2>Seniorexperten Chemie Aachen mit allen Sinnen genießen</h2><p>Hören, schmecken riechen, sehen und tasten in Aachen, und das aus der Sicht des Chemikers. Das war das Motto des Vortragsnachmittags der Seniorexperten Chemie am 17. September in Aachen.</p><p>Hören: Zum Auftakt des Nachmittags spielt Andree Iemhof (RWTH Aachen) auf seinem Saxophon eine Kurzfassung des berühmten „Bolero“ von Maurice Ravel. Die Wahl des Saxophons ist eine Hommage an den Zinkbergbau in der Gegend von Stolberg und Aachen, aber auch in Dinant im benachbarten Belgien. Ohne Zink gäbe es kein Messing. Und aus Dinant stammt der Erfinder des Saxophons, Adolphe Sax, dem seine Geburtsstadt ein Denkmal in Form eines riesigen Saxophons aufgestellt hat.</p><p>Schmecken: Dem Thema Schmecken widmet sich Michael Krohn von Brain, Zwingenberg. Anhand der Physiologie von Geschmacksknospen der Zunge wird schnell klar, wie kompliziert und differenziert das Schmecken und die Weiterverarbeitung des betreffenden Nervensignals in der Amygdala des Gehirns ist. Bei Schmecken von „süß“, dem Spezialgebiet des Molekularbiologen Krohn, ist ein scheinbar einfacher Andockvorgang an einem Rezeptor der Auslöser. Bei anderen Geschmacksrichtungen müssen dagegen Ionenkanäle und Diffusion ins Innere der Zelle aktiviert werden. Aber selbst der Vorgang des Aktivierens des Rezeptors für „süß“ ist komplizierter, als es zunächst scheint. Denn von den zahlreichen süß schmeckenden Molekülen (eine Datenbank enthält 15 000 davon) haben viele einen Neben- oder Nachgeschmack, zum Beispiel nach Lakritz, obwohl sie am selben Rezeptor andocken. Der Grund dafür ist bis heute unbekannt.</p><p>Riechen: Der Vortrag von Heribert Offermanns behandelt „Öcher Elemente aus persönlicher Sicht.“ Das Adjektiv „Öcher“, also „Aachener“ (wie in „Printen“), beginnt dabei mit einem kurzen, offenen „Ö.“ Sein Publikum begrüßt Offermanns mit dem Klenkes, dem ausgestreckten kleinen Finger, einer Art Geheimcode der echten Aachener. Kohlenstoff: Für das Element Kohlenstoff steht der Abbau von Stein- und Braunkohle in der Gegend um Aachen; die Steinkohle trat im Wurmtal in einer geologischen Verwerfung, dem Feldbiss, offen zu Tage. Silicium: Das Element Silicium wird durch den Nivelsteiner Sand repräsentiert, der zu 99,98% aus SiO<sub>2</sub> besteht. Schwefel: Die heißen Thermalquellen von Aachen mit ihrem „faulig schmeckenden Mineralwasser“ (Friedrich II. von Preußen) stehen für das Element Schwefel. Karls des Großen Pferd hat angeblich durch einen Fehltritt die heißen Quellen wieder entdeckt (die Römer kannten sie schon), und sein von Gicht geplagter Reiter hat deshalb dort seine Hauptpfalz errichtet. Eisen: Aus Diepenbenden bei Aachen stammt das Berliner Blau (ein Eisenkomplex) der Rethel‘schen Fresken im Aachener Rathaussaal. Zink: Die bedeutendsten Zinkvorkommen in Europa gab es in Form von Galmei im Dreiländereck von Deutschland, den Niederlanden und Belgien, was wiederum den Bogen zum eingangs erwähnten Saxophon spannt.</p><p>Sehen: Hans Karls Rouettes Vortrag hat den Titel: „Wolltuche und Schwefelthermalwasser – Textilstadt und Kurzentrum waren einmal typisch für Bad Aachen“. Ein Titelblatt des Aachener Jahrbuchs von 1803 macht mit einem unbekleideten Apoll auf, der geradezu darauf wartet, in feines Wolltuch aus Aachen gehüllt zu werden. Schon vor Napoleon begann die industrielle Produktion von Textilien, vor allem Wolle und deren Färberei, in Aachen und Umgebung. Die Aachener Textilbetriebe gehörten in den 1970er Jahren zu den modernsten der Welt. (Sie wurden durch die Abwanderung dieser Industrie nach Asien ein Opfer der Abrissbirne.) So wundert es nicht, dass Aachen ein Deutsches Institut für Wollforschung beheimatet, an dem am 23. Dezember 1963 die Synthese einer so komplizierten Verbindung wie Insulin gefeiert wurde (223 Syntheseschritte; Helmut Zahn). Auch Rouette geht auf die Thermalquellen von Aachen ein und erläutert, warum die heißen Quellen von Aachen faulig stinken, die von Burtscheid in der Nähe jedoch nicht: Das Burtscheider Wasser ist aus geologischen Gründen deutlich heißer als das Aachener; es enthält daher keine Bakterien, die das natürliche Sulfat im Wasser zu Sulfid reduzieren.</p><p>Tasten: Auf alle Sinne geht Marcel Liauw in seinem Vortrag „Wenn uns Hören und Sehen vergeht – Aachen mit viel Gefühl“ zu Beginn noch einmal ein. Besonders interessant ist die hohe Datendichte der Nervenreize (Auge: bis zu 10 Mio. bit · s<sup>–1</sup>) und was davon im Gegensatz noch im Bewusstsein ankommt (beim Sehen sind es nur noch 40 bit · s<sup>–1</sup>). Bei Liauw bekommen die Sinne Namen, etwa „die taktile Tatjana“ für den Tastsinn oder „die visuelle Victoria“ für den Sehsinn. Und dann erlebt Tatjana, genannt Tatsch, wie in einem nach Aachen ausgerichteten Kaleidoskop wundersame Geschichten: Sie hat Angst vor Syphilis (Behandlung mit Quecksilber und als Gegengift das Aachener Wasser wegen des sehr geringen Löslichkeitsprodukts von HgS). Ihre diabetische Polyneuropathie wird kuriert mit Insulin (hergestellt am Wollforschungsinstitut in Aachen). Sie leidet an Lepra, und was hilft dagegen: Thalidomid (Handelsname: Contergan) von Grünenthal in Stolberg. Sie vergleicht die Ankunft in Aachen mit der in Tübingen (und findet den Unterschied im Ringbussystem von Aachen). Sie sinniert über Bronzedenkmäler in Aachen (und streichelt des Teufels Daumen im Maul des rechten Löwen am Domportal). Sie entdeckt den Alchimisten (Chemiker) als Relief am Rathaus. Sie findet weiches und hartes Wasser in Aachen vor sowie Kekse mit Hanfprodukten aus dem Land im Westen der Stadt. Und schließlich erlebt sie eine Beschleunigung von 48 m·s<sup>–2</sup> im „King“ auf dem Öcher Bend, einem populären Aachener Volksfest.</p><p>Fazit: Die Seniorchemiker vermittelten dem Publikum das Erfassen von Aachen mit allen Sinnen aus der Sicht eines Chemikers. Die gute Publikumsresonanz macht Mut für weitere Veranstaltungen der SEC, zum Beispiel für das SEC-Jahrestreffen in Wernigerode im April 2020 oder für einen Nachmittag auf dem GDCh-WiFo im bayerischen München kurz vor dem Oktoberfest 2021.</p><p>Wolfgang Gerhartz</p><h2>Seniorexperten Chemie Experten beim Energiewendesymposium</h2><p>Wie weit ist das technische Wissen zur Energiewende und welche Hürden gibt es? Diesen Fragen stellten sich renommierte Referenten beim Energiewendesymposium 2019, das die GDCh-Fachgruppe Seniorexperten Chemie (SEC) organisierte.</p><p>Manfred Fischedick, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, stellte bei seinem Überblick über die ökologischen und technischen Aspekte der Energiewende klar: „Je länger wir warten, desto schwieriger erreichen wir die Klimaziele.“ Zum Klimaschutz gehörten nicht nur die technische Umsetzung, sondern auch soziale und gesellschaftliche Punkte, die es zu beachten gelte. So bezeichnete Fischedick das deutsche Klimaziel der Treibhausgas-Neutralität bis zum Jahr 2025 nicht als wissenschaftliche Frage, sondern vielmehr als ethische und politische. „Wir brauchen eine breitere gesellschaftliche Akzeptanz, um voranzukommen.“ Die Elektromobilität beruhe künftig nicht nur auf Batteriebetrieb, sondern auf einer Mischung. Er schätze, dass 95 Prozent des technischen Wissens für die Energiewende parat seien und nur noch umgesetzt werden müsse. Diese Einschätzung bestätigte Ferdi Schüth, Max-Planck-Institut für Kohlenforschung. „Um die Energiewende zu gestalten, müssen wir keine neue Wissenschaft erfinden. Die Voraussetzungen sind da.“ Allerdings betonte er: „Wir müssen bereit sein, mehr zu zahlen.“</p><p>Bewährtes neben Neuem</p><p>Erneuerbare Energien lieferten im Jahr 2017 rund 35 Prozent des Stroms in Deutschland, davon etwa 17 Prozent aus Windkraft sowie jeweils rund 7 Prozent aus Biomasse und Photovoltaik. Problem bei der Versorgung durch erneuerbare Energien ist die Fluktuation der Natur. Um diese natürlichen Unregelmäßigkeiten kompensieren zu können, hält Schüth es für dringend notwendig, die Speicherung von erzeugter Energie zu verbessern, etwa in Form von einem Netzausbau in Europa. Dennoch machte er klar: „Graue Tage müssen wir auch irgendwie überleben.“ Hier sei es notwendig, im Notfall auf fossile Energieträger wie Erdgas zurückgreifen zu können oder andere Maßnahmen zu ergreifen, zum Beispiel große Verbraucher vom Netz abzuschalten. Ähnlich sieht dies Hans-Werner Sinn, emeritierter Präsident des ifo-Instituts München: „Wir werden immer die alten konservativen Anlagen nebenher brauchen.“ Auch wenn keine Kohle nötig sei, könnten die Anlagen als Puffer dienen und die Stromversorgung in ertragslosen Phasen unterstützen. In seinem polarisierenden Vortrag postulierte Sinn, „das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) [sei] ökonomisch vollkommen sinnlos“. Angenommen, Deutschland werde „grün“, ginge der Schmutz anderer Länder dennoch auf Deutschlands Konto. Er warnte vor einem grünen Paradoxon, nach dem eine angekündigte „grüne“ Umweltpolitik Besitzer fossiler Brennstoffe dazu veranlasse, diese schneller abzubauen. Das wiederum beschleunige den Klimawandel. Sinn befürworte aus ökonomischer Sicht die Idee eines Emissionshandels, wie es ihn bereits in Europa gibt, allerdings müsse dieser weltweit gelten.</p><p>Industrie als Transformationsmotor</p><p>Wie die chemische Industrie dazu beitragen kann, CO<sub>2</sub>-Emissionen einzusparen, stellte Jörg Unger, BASF Ludwigshafen, anhand des Carbon Management-Systems der BASF dar. Mit diesem möchte das Unternehmen bis zum Jahr 2030 wachsen, ohne CO<sub>2</sub>-Emissionen zu erhöhen. Effizientere Prozesse sollen die Entstehung von Treibhausgasen vermeiden und zum Beispiel auf Biomasse zurückgreifen, um daraus CO<sub>2</sub> als Rohstoff zu gewinnen. „Wir sind auf einem guten Weg, es geht allerdings nicht so schnell. Der Sprit darf uns nicht ausgehen“, betonte Unger. „Die chemische Industrie kann ein Transformationsmotor sein.“</p><p>Lisa Süssmuth</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/9gL2YDczQGyI6Z9tdQgr"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Marcel Liauw berichtet von den Erfahrungen des Tastsinns in der Stadt Aachen.</figcaption></figure>
<figure><img src="https://media.graphcms.com/v3SXbcc1QmGPjufknmLu"><figcaption><label>Abb. 2: </label>Andree Iemhoff beim Saxophon-Solo. Fotos: Wolfgang Gehartz</figcaption></figure>
<p>Foto: Karin J. Schmitz</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/U9qwm73Sg9LG2XUqjPpQ"><figcaption><label>Abb. 3: </label>Das Energiewendesymposium thematisierte die Möglichkeiten und Grenzen der Energiewende.</figcaption></figure>


Artikel

Vorstandssitzung

GDCh-Angelegenheiten

Überprüfung Ihres Anmeldestatus ...