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Die August - Wilhelm - von - Hofmann-Stiftung hat erstmals im Sommersemester des vergangenen Jahres Stipendien an Chemiestudierende vergeben. Julia Isabella Schweizer (Universität Frankfurt), Philip Reinsberg (Universität Bonn) und Josh Abbenseth (Universität Göttingen) wurden während der letzten drei Semester ihres Bachelorstudiums mit je 300 Euro monatlich gefördert. Jetzt haben sie ihr siebtes Semester und damit das Masterstudium begonnen. Ein Gespräch über das Stipendium, Chemikaliengeld und erfolglose Bewerbungen bei anderen Stiftungen.
Sie gehören alle drei zu den ersten 25 Stipendiaten der August-Wilhelm-von-Hofmann-Stiftung. Wie haben Sie von dem Stipendium erfahren?
Julia Schweizer: Ich wurde über das Prüfungsamt meiner Universität benachrichtigt und habe mich daraufhin beworben.
Josh Abbenseth: Bei uns hat der GDCh-Ortsverbandsvorsitzende mehrere Leute, die besten des Jahrgangs, per Mail informiert und angefragt, ob wir Interesse haben. Er hatte die Semesterdaten vom Prüfungsamt bekommen. Ich habe ein kurzes Gespräch mit ihm geführt und einige Zeit später erfahren, dass es geklappt hat.
Das klingt nach einem stressfreien Auswahlverfahren.
Philip Reinsberg: Ja, das war relativ entspannt. Ich habe meinen Transcript of Records, also das standardisierte Datenblatt, das die Studien- und Prüfungsleistungen dokumentiert, eingereicht und mit einem Professor gesprochen, bei dem ich schon ein paar Veranstaltungen besucht hatte. Er kannte mich vorher aber kaum. Bis zur Bachelorarbeit sind wir ja ziemlich anonymisiert. Wir haben uns dann unterhalten, und er hat eine Empfehlung geschrieben.
Schweizer: Ja, so lief es bei mir auch.
Drei Semester lang, vom vierten bis zum sechsten, haben Sie monatlich 300 Euro erhalten. Was hat diese Summe für Sie bedeutet?
Schweizer: Für mich hat das Stipendium tatsächlich einen Nebenjob ersetzt. Es hat mein monatliches Budget so aufgestockt, dass es gereicht hat.
Reinsberg: Auch für mich war das ein sehr großer Anteil, ungefähr die Hälfte von dem, was ich im Monat ausgebe.
Abbenseth: Ich konnte eigentlich nur dank des Stipendiums weiter studieren. Es hat mich gut durch den Bachelor gebracht, und ein bisschen habe ich sogar fürs Masterstudium gespart. Mit dem Bachelorabschluss kriege ich jetzt für die Hiwi-Jobs an der Uni etwas mehr Geld. Dadurch läuft es jetzt eigentlich ganz gut weiter.
Haben Sie neben dem Studium überhaupt Zeit zum Arbeiten?
Reinsberg: Ich gebe Tutorien an der Uni, aber das mache ich weniger wegen des Geldes, sondern weil es mir Spaß macht. Unser Studiengang ist schon eng gepackt. Im sechsten Semester war etwas mehr Zeit, aber vorher mit den ganzen Praktika …
Schweizer: Unser Bachelorstudiengang ist sehr verschult. Die Veranstaltungen sind genauestens geplant, und wir müssen sie im vorgesehenen Zeitraum bestehen, um das Studium in der Regelstudienzeit abzuschließen. Vor allem die Laborpraktika sind sehr eng gesetzt. Bei einem Stundenplan mit 40 bis 50 Semesterwochenstunden bleibt nicht viel Freiraum für Wahlpflichtfächer und selbstständige Gestaltung. Viele meiner Kommilitonen, die arbeiten müssen, schaffen das Studium daher nicht in den vorgesehenen sechs Semestern.
Reinsberg: In der Woche, wenn ich erst so um sieben Uhr von der Uni nach Hause komme, würde es mir schwerfallen, abends noch zu kellnern oder einen anderen Job zu machen. Das ginge höchstens am Wochenende.
Abbenseth: Ich habe noch einen Minijob als Tutor an der Uni, auch um meine Eltern finanziell zu entlasten. Bei mir ist das Problem, dass es in Niedersachsen immer noch Studiengebühren gibt. Das sind 500 Euro im Semester, und dazu kommen noch die üblichen 250 Euro Semestergebühren. Da war das Stipendium schon eine große Hilfe. 18 Monate lang 300 Euro — das ist ja kein Kleckerbetrag, sondern eine Menge Geld.
Reinsberg: Ich habe nur in den ersten beiden Semestern Studiengebühren zahlen müssen, dann wurden sie bei uns abgeschafft. Wir kriegen sie sogar zurück dadurch, dass wir uns pro Semester zwei Bücher zu 75 Prozent erstatten lassen dürfen bis zu einem Maximalbetrag von jeweils 50 Euro. Auch die Chemikalien für die Praktika müssen wir nicht mehr selbst bezahlen, außer in einem, da mussten wir für die Lösungen zur Titration unserer Analysenproben zahlen.
Sie müssen die Chemikalien selbst zahlen?
Reinsberg: Frühere Jahrgänge mussten die Chemikalien zum Teil bezahlen, aber meinem Semester wurden fast alle Chemikalien bereits von der Uni zur Verfügung gestellt.
Schweizer: In Frankfurt müssen wir teilweise auch Chemikaliengeld zahlen.
Das ist ja ein Ansporn, die Analysen zu schaffen …
Schweizer: Ja, das ist tatsächlich so. Man hat einen gewissen Freibetrag, und alles was darüber liegt, muss man selber zahlen. In den fortgeschritteneren Praktika mussten wir 50 Euro zahlen, das sammelt sich halt auch an.
Abbenseth: Das höre ich zum ersten Mal, ich habe alles bezahlt bekommen. Zum Glück. Wir haben im fünften Semester anorganische Synthesen mit Palladium und Platin gekocht — das kann man sich als Student nicht mal eben so leisten.
Haben Sie sich auch bei anderen Stiftungen beworben?
Abbenseth: Ja, ich habe mich bei verschiedenen Stiftungen beworben. Im Auswahlgespräch kam immer die Frage nach dem sozialen Engagement und was man neben dem Studium macht. Dann habe ich geantwortet, dass ich an der Uni arbeite und Tutor für Erstsemester bin. Das ist zwar auch etwas Soziales, aber halt ein Job und zählt nicht richtig. Etwas Ehrenamtliches wäre wohl besser angekommen.
Schweizer: Bei den großen Stiftungen werden alle Studiengänge in einen Topf geworfen. Dabei kann man ein Chemiestudium so schwer mit anderen Studiengängen vergleichen. Es ist viel zeitaufwendiger, schon wegen der Laborpraktika.
Reinsberg: Die Studienstiftung legt zum Beispiel auch Wert auf eine musikalische Ausbildung, und am besten ist man noch Mitglied in einem Sportverein. Natürlich sind Zusatzqualifikationen wichtig, nur lässt sich das je nach Studium schwerer oder leichter realisieren.
Abbenseth: Mir gefällt am Stipendium der GDCh auch gut, dass es nicht parteilich oder konfessionell gebunden ist, dass es hier wirklich um die wirtschaftliche Situation und um die Leistung geht.
Hat das Stipendium für Sie neben dem finanziellen noch einen anderen Wert gehabt?
Schweizer: Ich fand es gut, in Kontakt mit einem Professor zu kommen, ein enges Gespräch mit ihm zu führen und ihn so näher kennen zu lernen.
Abbenseth: Natürlich ist das Stipendium auch eine Auszeichnung.
Reinsberg: Ja, es ist eine schöne Belohnung dafür, dass man sich angestrengt hat. An unserer Uni reicht aktuell für die Zulassung zum Masterstudium einen Notendurchschnitt von 2,9. Abgesehen vom persönlichen Ehrgeiz ist die Motivation, besser zu sein, nicht so groß. Von einem tollen Bachelor verspricht man sich nicht so viel.
Was raten Sie denjenigen, die sich zukünftig für das Stipendium bewerben?
Reinsberg: Seid gut und bedürftig!
Abbenseth: Informiert euch, wer der GDCh-Ortsverbandsvorsitzende ist, und nehmt Kontakt mit ihm auf.
Das Gespräch führte Uta Neubauer.


<h2>Die Stiftung und das Stipendium</h2>
Die bei der GDCh eingerichtete August-Wilhelm-von Hofmann-Stiftung fördert Chemiestudierende in den letzten drei Semestern ihres Bachelorstudiums mit 300 Euro monatlich. Die Auswahl der Stipendiaten erfolgt aufgrund ihrer Begabung, ihrer Studienleistung und ihrer wirtschaftlichen Situation. Das aktuelle Bewerbungsfrist endet am 31. Januar 2014. Das Antragsformular und weitere Informationen zum Auswahlverfahren stehen im Internet auf <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.gdch.de/hofmannstiftung" target="_blank">www.gdch.de/hofmannstiftung</a></ext-link>.
Das Stiftungskapital stammt von einem im Jahr 2010 verstorbenen GDCh-Mitglied, das der GDCh einen beträchtlichen Teil seines Vermögens vermacht hat, um Chemiestudierende zu fördern. Da der Stiftungsgeber namentlich nicht erwähnt werden wollte, wurde die Stiftung nach August Wilhelm von Hofmann (1818 bis 1892) benannt, dem Gründungspräsidenten der Deutschen Chemischen Gesellschaft.

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