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GDCh

Die dritte und letzte Sitzung des Vorstands der Gesellschaft Deutscher Chemiker im Jahr 2011 fand am 5. Dezember auf Einladung von Bayer in deren Kasino in Leverkusen statt. Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt Prof. Hans-Wilhelm Engels, Senior Vice President Innovation and Specialties bei Bayer Material Science und vormaliger Vorsitzender der GDCh-Fachgruppe Makromolekulare Chemie, einen Überblick über das Unternehmen und seine Aktivitäten.


<h2>GDCh-Angelegenheiten</h2>
Die Leiterin der GDCh-Öffentlichkeitsarbeit, Dr. Renate Hoer berichtet über die neuen Aktivitäten der GDCh im Bereich Social Media. Seit dem Wissenschaftsforum in Bremen ist die GDCh über ihren offiziellen Account, “GDCh_aktuell”, auf Twitter aktiv. Im Vorfeld der aktuellen Vorstandssitzung wurde auch eine Seite auf Facebook eingerichtet, auf der regelmäßig Nachrichten eingestellt werden. Der Vorstand begrüßt diese Entwicklungen und beschließt, die Aktivitäten fortzusetzen.
Anschließend diskutiert der Vorstand die Entwicklung der FIZ Chemie GmbH in Berlin, an dem die GDCh mit einem Anteil von 6,67 % als Minderheitsgesellschafter beteiligt ist. Als Folge der letzten Evaluierung durch die Leibnizgemeinschaft, deren Mitglied das FIZ Chemie ist, empfahl deren Senat die Förderung durch Bund und Land Berlin nicht fortzuführen, was in der Konsequenz die Auflösung der GmbH nach sich zieht. Auf der letzten Sitzung des Aufsichtsrats am 21. November 2011, dem auch der GDCh-Geschäftsführer angehört, haben die Mehrheitsgesellschafter Bund und Land Berlin angekündigt, ihre Anteile veräußern zu wollen. Weiterhin empfahlen sie den privaten Gesellschaftern, im Vorfeld dieser Veräußerung ihre Anteile gegen Rückzahlung der Einlage auf die Gesellschaft zu übertragen. Der GDCh-Vorstand bedauert diese Entwicklung und insbesondere die nun sehr ungewisse Zukunft der Produkte und Dienstleistungen des FIZ Chemie. Er beschließt, der Empfehlung der Mehrheitsgesellschafter zu folgen und die Anteile der GDCh auf die FIZ Chemie GmbH zu übertragen.
In Vorbereitung des Wissenschaftsforums 2013 in Darmstadt überträgt der Vorstand der designierten Präsidentin Prof. Barbara Albert die Einrichtung eines Orts- und eines wissenschaftlichen Komitees. Die Vorbereitungen zur Gestaltung des wissenschaftlichen Programms sollen im ersten Quartal nächsten Jahres beginnen. Anschließend diskutiert der Vorstand erneut, wie die Attraktivität einer GDCh-Mitgliedschaft für in der chemischen Industrie Tätige erhöht werden kann. Weiterhin verlängert er die Amtszeit von Prof. Hartmut Michel im Kuratorium der Angewandten Chemie und beruft Prof. Jürgen Caro in das Kuratorium der Chemie Ingenieur Technik. Der Vorstand informiert sich über Fortschritte hinsichtlich der Realisierung von Chancengleichheit in den Gremien der Gesellschaft. Etwa ein Viertel der GDCh-Mitglieder sind weiblich, dieser Anteil spiegelt sich an vielen Stellen in den Gremien wider, wobei an einigen Stellen weiterhin noch Nachholbedarf besteht.
Es folgt der Bericht des Schatzmeisters, Dr. Thomas Geelhaar, zur aktuellen Finanzsituation der GDCh. Gegenüber dem ursprünglich von der Mitgliederversammlung genehmigten Haushalt für das Jahr 2011 haben sich wegen einer Reihe von nicht absehbaren Sondereffekten signifikante Verschiebungen ergeben, die das Ergebnis beeinflussen werden. Weiterhin führen die erheblichen Verwerfungen auf dem Finanzmarkt dazu, dass buchhalterische Abschreibungen am Jahresende vorzunehmen sein werden. Dennoch wird die GDCh auch für das laufende Jahr ein positives Jahresergebnis erreichen und die Finanzen der GDCh sind trotz der anhaltenden Finanz- und Eurokrise nach wie vor wohlgeordnet. Der Vorstand nimmt den Bericht zustimmend zur Kenntnis.
Auf seiner letzten Sitzung in Bremen [Nachr. Chem. 2012, 60, 170] hatte der Vorstand eine Kommission zur Überprüfung der GDCh-Satzung, insbesondere der Erweiterung um die Möglichkeit, Vorstandswahlen online durchführen zu können, eingesetzt. Der Präsident berichtet über die erste Sitzung der Kommission, die am 22. November in der GDCh-Geschäftsstelle stattfand. Änderungsbedarf wurde an einer Reihe von Stellen der GDCh-Satzung identifiziert. Diese Änderungsvorschläge werden nun ausformuliert und der Kommission erneut vorgelegt. Eine juristische Überprüfung wird ebenfalls erfolgen. Die Änderungen sollen anläßlich der nächsten GDCh-Mitgliederversammlung am 17. September 2012 in Göttingen den GDCh-Mitgliedern vorgestellt werden. Auch eine ausführliche Dokumentation in den Nachrichten aus der Chemie ist vorgesehen. Anschließend sollen die Änderungen den Mitgliedern zur Abstimmung im schriftlichen Verfahren vorgelegt werden. Es folgen Berichte über ein Gespräch der GDCh-Geschäftsführung und Vertretern der Deutschen Vereinten Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin beim Bundeswirtschaftsministerium über die weitere Entwicklung der Deutschen Akkreditierungsstelle DAkkS, über den Start zweier neuer Zeitschriften bei Wiley-VCH mit GDCh-Beteiligung, ChemistryOpen und ChemPlusChem, über die Teilnahmezahlen und andere Erfolgsindikatoren des Wissenschaftsforums in Bremen sowie die Treffen des Präsidenten mit den Fachgruppenvorsitzenden in Blaubeuren und mit Vertretern der Ortsverbände und regionalen Jungchemikerforen in Schmitten. Der Vorstand nimmt diese Berichte zustimmend zur Kenntnis.


<h2>Preise und Stiftungen</h2>
Der Vorstand beschließt die Preisträger und Verleihungsgelegenheiten für GDCh-Auszeichnungen des Jahres 2011 (siehe Kasten). Er beschließt die Schaffung eines neuen GDCh-Preises für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Biochemie und bittet die GDCh-Fachgruppe Biochemie um Vorschläge zur Namensgebung. Weiterhin beschließt der Vorstand die Umbenennung des Wöhler-Preises für Ressourcenschonende Prozesse in Wöhler-Preis für Nachhaltige Chemie und bittet die Fachgruppe Nachhaltige Chemie um einen Formulierungsvorschlag zur entsprechenden Verbreiterung der Vergaberichtlinien. Anschließend beruft der Vorstand Prof. Hans Joachim Freund in den Beirat der Karl-Ziegler-Stiftung. Der Präsident berichtet von der ersten Sitzung des Stiftungsrats der neu gegründeten August-Wilhelm-von-Hofmann-Stiftung zur Förderung von Chemiestudierenden, die am 30. November in der GDCh-Geschäftsstelle in Frankfurt stattfand. Der Stiftungsrat beschloss als Hauptförderaktivität der Stiftung die Vergabe von Stipendien an Studierende in den letzten drei Semestern des Bachelorstudiums. Dabei sollen neben guten Studienleistung auch die persönliche Situation der Bewerber zu den Auswahlkriterien gehören. Das Vorschlagsrecht für die Stipendiaten soll bei den Vorsitzenden der GDCh-Ortsverbände sowie den regionalen Jungchemikerforen liegen. Weiterhin soll ein Teil der Mittel für die Vergabe von Stipendien zur Teilnahme an wissenschaftlichen Tagungen verwendet werden. Der Vorstand begrüßt dieses Vorgehen. Abschließend informiert sich der Vorstand über die gut besuchte Veranstaltung zur Verleihung des Otto-Hahn-Preises an Prof. Manfred Reetz in der Frankfurter Paulskirche sowie die Entwicklung bei den GDCh-Namensvorlesungen.


<h2>Bildung, Forschung, Internationales</h2>
Dr. Elisabeth Kapatsina, Koordinatorin Bildung in der GDCh-Geschäftsstelle berichtet von den Aktivitäten der European Chemistry Thematic Network Association (ECTNA), deren Mitglied die GDCh seit einigen Jahren ist. ECTNA ist eine gemeinnützigen Organisation, der etwa 120 Mitglieder (Hochschulen, Fachgesellschaften, Unternehmen) aus 30 europäischen Ländern angehören. Zu den Hauptanliegen von ECTNA gehört die Etablierung sogenannter Eurolabels für Hochschulabschlüsse in der Chemie. Seit dem Jahr 2005 wird das Label Eurobachelor an Hochschulen vergeben, seit 2008 der Euromaster. In einer dritten Stufe soll das Label Eurodoctorate etabliert werden. Der Vorstand unterstützt die Mitwirkung der GDCh an diesen Aktivitäten, allerdings muss die Sicherung und der Ausbau der Qualität der Ausbildung an den deutschen Hochschulen für die GDCh immer höchste Priorität haben. In diesem Zusammenhang wird insbesondere die Einführung eines “Eurodoctorates” kritisch gesehen.
Es schließt sich eine ausführliche Diskussion zum Thema “Open Access”, also dem für den Leser kostenfreien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen, an. Es werden unterschiedliche Aspekte thematisiert, wobei der Vorstand dem bereits im Jahre 2004 formulierten GDCh-Positionspapier zu Open Access in weiten Teilen nach wie vor zustimmt. Allerdings werden in diesem Papier einige wichtige Punkte nicht angesprochen. Die kommende Präsidentin, Prof. Barbara Albert, sowie weitere Mitglieder des Vorstands sehen daher Bedarf nach einer Überarbeitung des Papiers. Auf der nächsten Sitzung am 5. März 2012 soll eine Kommission eingesetzt werden, die das Thema aufgreifen, die unterschiedlichen Aspekte im Detail diskutieren und ihre Ergebnisse in einem aktualisierten Positionspapier zusammenfassen wird.
Der Vorstand zieht ein positives Resümee des Internationalen Jahres der Chemie (IYC). Die GDCh hat im IYC 2011 vielfältige Aktivitäten durchgeführt und unterstützt. Alle wissenschaftlichen Veranstaltungen des Jahres standen im Zeichen des IYC, aber auch darüber hinaus gab es seitens der GDCh und ihrer Fachstrukturen — oft in Kooperation mit Partnern — zahlreiche Aktionen zum IYC, die sich insbesondere an die breite Öffentlichkeit gerichtet haben. Eine besondere Aktivität ist die Wanderausstellung “Tüten, T-Shirts und Tenside — Die Ausstellung zur Nachhaltigen Chemie”, die gemeinsam mit der Dechema, dem VCI sowie der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) konzipiert wurde. Die Ausstellung wurde während des GDCh-Wissenschaftsforums in Bremen eröffnet und ist nun bis Mitte März 2013 im Zentrum für Umweltkommunikation der DBU zu sehen. Wie der Präsident betont, gilt es nun, den Schwung des IYC aufrecht zu erhalten und in die kommenden Jahre zu tragen.
Abschließend berichtet der Geschäftsführer, Prof. Wolfram Koch, von der kürzlichen General Assembly der European Association for Chemical and Molecular Sciences, EuCheMS, die im Oktober in Belgrad stattfand und auf der die EuCheMS-Präsidentschaft von Prof. Luis Oro, Saragossa, auf Prof. Ulrich Schubert, Wien, wechselte.


<h2>Verschiedenes</h2>
Der Vorstand bittet die GDCh-Fachgruppen Umweltchemie und Ökotoxikologie sowie Nachhaltige Chemie um Vorschläge für den Deutschen Umweltpreis. Weiterhin wurde die GDCh eingeladen, Nominierungen für den Robert A. Welch Award sowie für den Grand Prix de la Fondation de la Maison de la Chimie einzureichen. Der Vorstand beauftragt Präsidium und Geschäftsführung entsprechende Vorschläge auszuarbeiten.
Nach Abschluß der Tagesordnung dankt der GDCh-Präsident Bayer für die großzügige Gastfreundschaft und die perfekte Vorbereitung der Vorstandssitzung. Den Mitgliedern des Vorstands, insbesondere den am Ende der Amtsperiode ausscheidenden Mitgliedern spricht er Dank für ihre engagierte Mitwirkung in den vergangenen Jahren aus und wünscht allen ein gutes und erfolgreiches neues Jahr.
Abschließend dankt Altpräsident Prof. Ekkehard Winterfeldt unter dem Beifall der Anwesenden dem zum Jahreswechsel aus dem Amt scheidenden GDCh-Präsidenten Prof. Michael Dröscher für die engagierte und erfolgreiche Amtsführung und die fruchtbare Zusammenarbeit während der vergangenen beiden Jahre.
Wolfram Koch


— — — Liebig-Denkmünze: Prof. Walter Thiel, Mülheim/Ruhr
Emil-Fischer-Medaille: Prof. Herbert Waldmann, Dortmund
Alfred-Stock-Gedächtnispreis: Prof. Werner Uhl, Münster
August-Wilhelm-von-Hofmann-Denkmünze: Prof. Martin Quack, Zürich und Prof. Sason Shaik, Jerusalem
Gmelin-Beilstein-Denkmünze: Dr. Engelbert Zass, Zürich
Carl-Duisberg-Gedächtnispreis: Prof. Daniel Seidel, New Brunswick/NJ, USA
GDCh-Preis für Journalisten und Schriftsteller: Dr. Vera Köster, Weinheim
Herrmann-Staudinger-Preis: Prof. Axel Müller, Bayreuth


— — — Die GDCh-Mitgliederversammlung hat in Bremen auf Anregung der GDCh-Mitglieder Axel Comichau und Hermann Hauthal beschlossen, den Deutschen Hochschulverband bei der Diskussion um die Promotion um Unterstützung zu bitten und ihrerseits diese anzubieten. Daraus entstand der folgende Briefwechsel:


<h2>secSehr geehrter Herr Professor Kempen,</h2>
die Mitgliederversammlung der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) am 7. September 2011 in Bremen hat mich beauftragt, dem Deutschen Hochschulverband die Sorgen der GDCh um die Qualität und die Reputation des in Deutschland erworbenen Doktorgrads mitzuteilen und den Deutschen Hochschulverband zu bitten, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um Qualität und Reputation auch künftig sicherzustellen. In der Chemie promovieren etwa 90 Prozent aller Absolventen, weswegen dieses Thema für die Vertreter unseres Faches von besonderer Bedeutung ist.
Anlässlich der Plagiatskandale der vergangenen Monate und der folgenden Diskussionen appelliert die GDCh an den Hochschulverband, die Verantwortung der Doktorväter und -mütter für eine angemessene Betreuung der Doktoranden in seiner Mitgliedschaft zu thematisieren und die Universitäten zu einer strikten und vergleichbaren Maßstäben folgenden Qualitätskontrolle in den Promotionsverfahren aufzufordern. Die Gesellschaft Deutscher Chemiker begrüßt darüber hinaus ausdrücklich die Forderung des Deutschen Hochschulverbandes, in den Promotionsordnungen festzulegen, dass bei Abgabe der Dissertation eine eidesstattliche Erklärung abzugeben ist, nach der diese Arbeit selbstständig und ohne Hilfeleistung Dritter angefertigt wurde.
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker und ihre etwa 30 000 Mitglieder sichern dem Deutschen Hochschulverband ihre ungeteilte Unterstützung bei Maßnahmen zur Sicherung der internationalen Reputation des in Deutschland erworbenen Doktorgrads zu.
Prof. Dr. Michael Dröscher, Frankfurt


<h2>secSehr geehrter Herr Kollege Dröscher,</h2>
haben Sie besten Dank für Ihr Schreiben vom 26. November 2011 und die von Ihnen zugesagte Unterstützung.
Ich darf Ihnen versichern, dass der DHV — allerdings auch schon vor der sogenannten Guttenberg-Affäre — einen Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis und die Einhaltung wissenschaftlicher Standards gelegt hat. Der DHV hat schon vor sehr langer Zeit erkannt, dass seine Aufgabe nicht allein darin bestehen kann, für die Gruppe der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland gegenüber Staat, Politik und Gesellschaft Forderungen zu stellen, sondern es ihm in gleicher Weise darum gelegen sein muss, die ethischen Grundlagen für solche Forderungen zu wahren. Diese Grundlagen sind wissenschaftliche Redlichkeit, Suche nach Wahrheit und Einhaltung von Qualitätsstandards.
Vor diesem Hintergrund darf ich Ihnen in der Anlage einige Resolutionen, Presseerklärungen und Verlautbarungen des DHV übermitteln, aus denen ich Sie zu entnehmen bitte, wie ernst uns diese Sorge ist. In den Unterlagen finden Sie auch unsere jüngste Presseerklärung, die sich mit den kritikwürdigen Vorschlägen des Wissenschaftsrates auseinandersetzt, die Promotion in seinen tradierten Grundlagen zu reformieren.
Univ.-Professor Dr. Bernhard Kempen, Bonn
Die genannten Anlagen finden sich auf der Internetseite <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.hochschulverband.de" target="_blank">www.hochschulverband.de</a></ext-link> unter Presse/Resolutionen und Presse/Mitteilungen.

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