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Das 9. Jahrestreffen der Seniorexpertinnen und Seniorexperten Chemie (SEC) stand unter dem Motto: „Impulse für eine nachhaltige Entwicklung“.Das einst vom neuen GDCh-Ehrenmitglied Heribert Offermanns und Holger Bengs ersonnene Tagungskonzept führte diesmal zu fast 200 <link href="#nadc20244144715-fig-0001">Anmeldungen. Eva Wille, SEC-Vorsitzende, eröffnete mit Lutz Trümper, Magdeburger Oberbürgermeister von 2001– 2021 und in PC promoviert. Er berichtete über die Entwicklung seiner Stadt, die jüngst als neuer Intel-Standort Schlagzeilen machte.<figure xml:id="nadc20244144715-fig-0001"><figure><img alt="image" src="https://media.graphassets.com/tZAf4CmRZ2VdYYeh0Rgz"><figcaption><label>Abb.1: </label>Fast 200 Teilnehmende trafen sich in Magdeburg (hier im historischen Saal des Tagungshotels) zur 9. SEC-Jahrestagung. Foto: Stefan Deutsch</figcaption></figure></figure>14 Vortragende hatte das Programmkomitee unter Regie von Wolfgang Gerhartz eingeladen. Fünf davon bewiesen, dass das „S“ in SEC auch für das Zukunftsthema „Sustainability“ steht. Franziska Scheffer, Magdeburg, stellte den Wasserstoff, seine Speicherung und den Transport, in den Mittelpunkt, auch weil „für diese Alternative zu den fossilen Brennstoffen die beste Lobbyarbeit betrieben wird“.Katharina Kohse-Höinghaus, Bielefeld, wies darauf hin, dass Wasserstoff nicht die einzige Alternative ist. Als Beispiel nannte sie die „Sustainable Aviation Fuels“ (SAF), die langfristig das herkömmliche Flugbenzin ersetzten sollen. „Wasserstoff ist der Kernbrennstoff in den Sternen“ leitete Thomas Turek, Clausthal, ein. Auf der Erde muss der Zukunftsstoff synthetisch hergestellt werden. Die derzeit entwickelten Verfahren liefern Wasserstoff „in verschiedenen Farben“; der Farbcode spiegelt die Höhe der Treibhausgas-Emissionen bei Herstellung und die Nachhaltigkeit der eingesetzten Energiequellen.Bernhard von Vacano, BASF, zeigte, dass nachhaltige Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe in der Industrie sehr wichtig ist; Polymersynthesen werden auf biobasierte Rohstoffe umgestellt. Nach Gebrauch sollen Kunststoffe gesammelt und rezykliert werden. Nur wenn dies nicht möglich ist, ist der vollständige biologische Abbau die Alternative.Marcel Liauw, Aachen, verknüpfte beispielhaft „Chemiestudium 4.0“ und „Fortbewegung“. Letztere soll klimaunschädlich sein und die Aneignung akademischen Wissens so erfolgen, dass das Gelernte möglichst lange und gut abrufbar in den Köpfen verbleibt.Herausragende Vorträge zu „Gesundheit und Ernährung“ sowie „Biochemie“ und „Lebensmittelchemie“ belegten, dass das „E“ in SEC ebenso für Excellence“ stehen kann. Klaus Gerwert, Bochum, beleuchtete die Früherkennung von „Alzheimer“ durch eine auf der IR-Spektroskopie basierende Methode. Sie erlaubt zwischen den monomeren Amyloidproteinen und deren Oligomeren, den die Krankheitssymptome auslösenden Plaques, zu differenzieren; Praxisreife wird in drei bis vier Jahren erwartet.Jörg Stülke, Göttingen, berichtete über das biotechnische Potenzial der genomreduzierten Stämme des Bacillus subtilis. Möglich sind damit sowohl die Produktion von Antigenen für Impfstoffe als auch die Milchproteingewinnung, um daraus vegane Milch herzustellen. Über die Suche nach neuen Enzymen für die Synthese chiraler, organischer Bausteine sprach Uwe Bornscheuer, Greifswald.Stephan Sieber, München, erläuterte, wie neue Wirkstoffe mit neuen Wirkungsweisen zur Bekämpfung von bakteriellen Infektionskrankheiten eingesetzt werden. Diese werden im Kampf gegen multiresistente Bakterien dringend benötigt.Monika Pischetsrieder, Erlangen, ging mit wissenschaftlichen Methoden der Frage auf den Grund, warum Kartoffelchips süchtig machen: Wir essen Chips nicht, weil wir hungrig sind, sondern aus Vergnügen – hedonistisch. Das Verhältnis von Fett und Kohlehydraten dominiert unsere Aufnahmepräferenz.Zwei Highlights von Tag drei: Gerhard Kreysa, Eppstein, beschäftigte sich mit den Legenden um die Kernenergie. Er spannte dabei den Bogen von der Begeisterung über die Skepsis bis zum endgültigen Ausstieg 2023. Er räumte auf mit dem Narrativ, dass das Ende der deutschen Kernenergie den Protestbewegungen gegen Atomkraft angelastet werden kann.Zurück in das Jahr 1706 führte der Abschlussvortrag von Klaus Roth, Berlin: „Tatort Berlin – Wer verriet die Rezeptur des Berliner Blaus?“. Das alchemistische Herstellungsverfahren konnte als Betriebsgeheimnis geheim gehalten werden bis 1724 aus heiterem Himmel die detaillierte Synthesevorschrift in den Philosophical Transactions of the Royal Society erschien. Wer war der anonyme Verräter?Neben der Informationsvermittlung hat jedes SEC-Treffen eine zweite Funktion – und damit zum Buchstaben „C“ in SEC: Dieser steht nicht nur für „Chemie“, er kann auch für „Connections“ stehen, das Netzwerken, die Pflege alter Verbindungen und das Kennenlernen noch unbekannter Menschen. Gute Gelegenheit dazu bot das Get-together, eingeleitet von Bianca May, Geisenheim, mit ihrem Vortrag über Weinaromen samt sensorischen Proben.Den zweiten Abend eröffnete Bernhard Sabel, Magdeburg, mit „Fake Science aus der Feder von KI und was man dagegen tun kann“. Sein Team entwickelt Indikatoren, die gefälschte Veröffentlichungen (red-flagged fake publications, RFPs) erkennen lassen. Besonders in der Biomedizin werden mit gefälschten Publikationen große Geschäfte gemacht.Arrangiert von Holger Bengs, BNCP-Consultants, stellten Dirk Hollmann, Maria Fulde und Oliver Uecke die <link href="#nadc20244144715-fig-0002">Startups Cell2Green, FLD Technologies und Lipidomics vor; das Motto war „Start-ups treffen auf Erfahrung – Was können Jungunternehmer und Senioren voneinander lernen?“<figure xml:id="nadc20244144715-fig-0002"><figure><img alt="image" src="https://media.graphassets.com/UXgoSItR6yxE92CZPITU"><figcaption><label>Abb.2: </label>Die Protagonisten der Start-up-Session (v.l.): Tim Stamp, Eva Wille, Maria Fulde, Oliver Uecke, Dirk Hollmann, Holger Bengs. Die Gründer und Gründerinnen Maria Fulde, Oliver Uecke und Dirk Hollmann stellten ihre jeweiligen Start-ups vor, Holger Bengs war Organisator, führte ein und leitete die Session; Tim Stamp moderierte die Vormittags-Session. Foto: Klaus-Peter Jäckel</figcaption></figure></figure>Für generationsübergreifenden Austausch sorgten Einführung und Diskussionsleitung aller sechs Vortragsblöcke durch Jungchemikerinnen und <link href="#nadc20244144715-fig-0003">Jungchemiker. Sie wie alle Vortragenden erhielten als Dank und Stimulanz eine Autobiografie der preisgekrönten „Lives in Chemistry“-Reihe, herausgegeben von einem Beirat der GDCh-Fachgruppe Geschichte der Chemie.<figure xml:id="nadc20244144715-fig-0003"><figure><img alt="image" src="https://media.graphassets.com/WGI4rIyZRYNb99c7al2i"><figcaption><label>Abb.3: </label>Jungchemiker:innen als Moderatoren (v.l.): Marcel Schöffmann, Moritz Popp, Tim Stamp, Lysander Wagner und Melina Dilanas. Rechts SEC-Vorsitzende Eva Wille. Foto: Wolfgang Gerhartz</figcaption></figure></figure>Exkursionen führten zu Magdeburger Sehenswürdigkeiten oder zum Max-Planck-Institut für <link href="#nadc20244144715-fig-0004">Dynamik komplexer technischer Systeme und boten noch mehr Gesprächsstoff.<figure xml:id="nadc20244144715-fig-0004"><figure><img alt="image" src="https://media.graphassets.com/5Ck6mTSJSpiyIgb7t18Y"><figcaption><label>Abb.4: </label>Teilnehmende der Exkursion zum Max-Planck-Institut (MPI) für Dynamik komplexer technischer Systeme. MPI-Direktor Andreas Seidel-Morgenstern gab einen Überblick über die Forschungsgebiete des ersten ingenieurwissenschaftlich ausgerichteten MPIs, darunter Virenproduktionslabors oder Pilotanlagen zur kontinuierlichen Extraktion und Reinigung im Gegenstromverfahren. Foto: Klaus-Peter Jäckel</figcaption></figure></figure>Wieder wurde das SEC-Jahrestreffen vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) unterstützt und vom bewährten Duo Hans-Uwe von Grabowski und Antje Hannebauer arrangiert. In den über 100 abgegeben Feedbackfragebögen wurde unisono angekreuzt, man werde das Treffen weiterempfehlen: 2026 existiert dann SEC 20 Jahre – ein Grund, das 10. SEC-Treffen (wieder im Mai, bitte vormerken!) besonders zu gestalten.Franz Schütz, Eva Wille<h2 type="main">Verleihung der GDCh-Ehrenmitgliedschaft an Heribert Offermanns</h2>Am 8. Mai 2024 überreichte Karsten Danielmeier in Magdeburg die Ernennungsurkunde zur Ehrenmitgliedschaft, der höchsten GDCh-Auszeichnung, an Heribert Offermanns (Foto; mit Urkunde).<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/SfpATCoRAeaILMjsqjGC">Mit der Auszeichnung würdigt die GDCh Heribert Offermanns langjähriges Engagement sowie seine wertvollen Beiträge zur Darstellung der Chemie in der Öffentlichkeit. Offermanns war 14 Jahre lang Mitglied des GDCh-Vorstands, davon acht Jahre als gewähltes Mitglied und sechs Jahre als kooptiertes Mitglied als Schatzmeister. Offermanns verfasste zahlreiche Beiträge für die GDCh-Mitgliederzeitschrift Nachrichten aus der Chemie und allgemeinverständliche Artikel für die Zeitschrift Chemie in unserer Zeit. Damit trug er wesentlich dazu bei, Chemie der interessierten Öffentlichkeit verständlich zu erklären. Offermanns spielte ebenso eine entscheidende Rolle bei der Gründung und Stärkung der Fachgruppe Seniorexperten Chemie. Aus diesem Grund erfolgte die feierliche Verleihung der Auszeichnung (verliehen worden war sie ihm bereits im Jahr 2023) im Rahmen des Jahrestreffens der GDCh-Fachgruppe Seniorexperten Chemie (SEC) in Magdeburg.Pointierte Dankesworte und ein Live-Interview durch Melina Dilanas, JCF, mit dem 49. GDCh-Ehrenmitglied seit 1949 belegten eindrucksvoll Heribert Offermanns facettenreiches Wirken für die Chemie und die GDCh.

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SEC‐Jahrestreffen in Magdeburg

Das 9. Jahrestreffen der Seniorexpertinnen und Seniorexperten Chemie (SEC) stand unter dem Motto: „Impulse für eine nachhaltige Entwicklung“.Das einst vom neuen GDCh-Ehrenmitglied Heribert Offermanns und Holger Bengs ersonnene Tagungskonzept führte diesmal zu fast 200 Anmeldungen. Eva Wille, SEC-...

Heribert Offermanns erhält die höchste GDCh-Auszeichnung, die Ehrenmitgliedschaft. Vierzehn Jahre lang war er GDCh-Vorstandsmitglied, sechs Jahre davon Schatzmeister. Mit vielen Artikeln verbesserte er das Ansehen der Chemie in der Öffentlichkeit. Der Fachgruppe Seniorexperten Chemie (SEC) verhalf er zum Erfolg, besonders in ihrer Anfangszeit.<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/eHfzx4pSAKIEdZR7Xujc">Mein größtes Privileg als Chemiker ist …„Die Größe eines Berufes besteht in erster Linie darin, die Menschen zu vereinen; es gibt nur einen wahren Luxus, und das sind die menschlichen Beziehungen.“ (Antoine de Saint-Exupery)Die größte Überraschung meiner Karriere war die Berufung in den Vorstand der Degussa AG.Ich habe Chemie studiert, weil ein hervorragender Chemielehrer bei mir das Interesse für Stoffe, deren Eigenschaften und Reaktionen weckte und mich zu Experimenten ermunterte (Kristalle züchten, Schwarzpulver, Destillation von Alkoholika … ).Verraten Sie uns das Geheimnis des größten Erfolgs Ihrer Karriere?Vertrauen in Mitstreiter, delegieren, Teamarbeit fördern. Größter Erfolg: Einstieg der Degussa AG in die Biotechnologie. Karriere ist kein Aufzug, sondern Treppen steigen.Eine Begabung, die ich gerne hätte, ist Querflöte spielen, Karikaturen zeichnen.Wenn ich für einen Tag jemand anders sein könnte, wäre ich gerne der Querflötist James Galway.Der ideale Morgen sieht für mich so aus: Ausschlafen und dann drei Tassen Kaffee, eine Scheibe Brot mit Leberwurst (kein Müsli), Tabletten einnehmen, die der Arzt verordnet hat; Zeit zum Lesen von drei Tageszeitungen.Der beste Ratschlag, den ich bekommen habe, lautet:Die anderen kochen auch nur mit Wasser.In einer freien Stunde genieße ich den Kontakt mit meinen Enkeln.In den Nachrichten aus der Chemie lese ich immer als erstes die Personalnachrichten.Wenn ich einen Tag GDCh-Präsident sein dürfte, würde ich versuchen, die viel zu große Zahl der Austritte von „Zunftgenossen“ (zirka 2000 pro Jahr) einzudämmen; die Mitgliederzeitung völlig neu konzipieren, den dreifach falschen Namen GDCh ändern, die Organisation schlanker machen und Bürokratie abbauen.Heribert Offermanns, Jahrgang 1937, engagiert sich seit Jahrzehnten für die GDCh. Er war Senatsmitglied der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Vorsitzender des Fonds der Chemischen Industrie und Mitglied mehrerer Kuratorien. Ab 1968 arbeitete er bei Degussa, dort war er von 1976 bis 2000 Vorstandsmitglied. Promoviert hat er an der RWTH Aachen.

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