GDCh

Die Einrichtung des Masterstudiengangs “Analytische Chemie und Qualitätssicherung” an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg wurde motiviert durch das “GDCh-Memorandum Analytik” zum Bedarf an qualifizierten Analytikerinnen und Analytikern aus dem Jahr 2009. Dieses Memorandum sowie die Ringvorlesungsaktivitäten der GDCh zum Thema “Qualitätssicherung in der Analytik — Ein ständig wachsendes Arbeitsfeld in Industrie und Behörden” veranlasste die Fachhochschule, den bereits vorhandenen, analytisch ausgerichteten Bachelorstudiengang “Naturwissenschaftliche Forensik” um ein entsprechendes Masterprogramm zu erweitern.


<h2>“Geprüfter Qualitätsexperte GxP (GDCh)”</h2>
Mit der Einführung des Fachprogrammes “Geprüfter Qualitätsexperte GxP (GDCh)” wurde eine gute Tradition an der Hochschule fortgeführt. Als nunmehr vierter GDCh-Kurs spiegelt er die gute Zusammenarbeit der Hochschule mit der GDCh wider und bildet einen integralen Bestandteil in der Ausbildung “Non traditional students”.
Im Rahmen des Fachprogrammes erhalten die Teilnehmer einen praxisorientierten Überblick über die Intentionen und Besonderheiten der QS-Systeme GMP und GLP. Der Kurs behandelt die regulatorischen Grundlagen der beiden QS-Systeme GMP und GLP in kompakter Form. Er bietet eine Einführung in die Systematik als auch die Durchführung von Gerätequalifizierungen und die Durchführung von Validierungen von analytischen Methoden.
Grundkenntnisse der Durchführungen von Audits und Inspektionen im Laborbereich werden vermittelt. Durch zahlreiche Erfahrungsberichte von erfahrenen QS-Experten aus der Industrie über behördliche Inspektionen und praxisorientierte Arbeiten im Labor wird ihnen anschaulich vermittelt, wie eine behördliche Inspektion abläuft und welche Schwierigkeiten dabei insbesondere auch im Laboralltag auftauchen können. Typische Fehler und Fallstricke bei behördlichen Inspektionen werden beispielhaft dargestellt und Strategien vermittelt, wie man diese vermeiden kann. Die Teilnehmer lernen dabei auch, wie man mögliche “blinde Flecken” im Laborbereich entdecken und Lücken sicher schließen kann. Der Stoff wird anhand vieler Beispiele intensiv vermittelt und kann so anschließend in der Praxis angewendet werden.
Das Modul Gute Labor Praxis (GLP), das erstmalig den Laboralltag in einer QS- Fortbildungsveranstaltung aufnimmt, soll den Teilnehmern die Kompetenz der GLP vermitteln. Sie erwerben damit Kenntnisse über ein international vorgeschriebenes Qualitätssicherungs- und Dokumentationssystem aus den Bereichen Forschung und toxikologischer Untersuchungen im “Life Science” Bereich (Chemikalien, Arzneimittel, Pestizide, Umweltschutz etc.). Die Teilnehmer besitzen damit die Fertigkeiten, auf Basis der Guten Labor Praxis Untersuchungen im Bereich der Chemikaliensicherheit (z.B. Reach) eigenverantwortlich zu planen, durchzuführen, auszuwerten, zu berichten und zu kontrollieren. Das Besondere an dieser Veranstaltung ist, dass die Teilnehmer neben theoretischen Inhalten die Möglichkeit erhalten, Qualitätssicherung direkt vor Ort im Labor zu erlernen.
Neben der Überprüfung analytischer Geräte unter Qualitätssicherungsaspekten, werden im Labor Methoden im Rahmen einer Basisvalidierung und im Ringversuch auf ihre Zuverlässigkeit überprüft. Dabei haben die Teilnehmer die Möglichkeit sich mit der Guten Dokumentationspraxis im Labor auseinander zu setzen und sich aktiv an QS-Aufgaben zu beteiligen. Die Veranstaltung wird dabei praxisorientiert mit Fallbeispielen durchgeführt und im Plenum diskutiert.


<h2>Zusammenfassung</h2>
Das neue Fachprogramm “Geprüfter Qualitätsexperte GxP (GDCh)” wird hervorragend angenommen, und zwar sowohl von Industrie als auch Hochschulteilnehmern. Da fast alle Kurse ausgebucht sind, hat die GDCh reagiert und Ersatztermine angeboten.
Die große Nachfrage und das Interesse der Teilnehmer ist Ansporn und Verpflichtung zugleich, das Modul ständig zu verbessern — ganz im Sinne eines guten QM-Systems — und auch neue interessante Module an zu bieten.
Barbara Pohl, Jürgen Pomp


<h2>Termine 2014</h2>
Qualitätssysteme GMP und GLP, Überblick
· 3. November
GLP-Intensivtraining
· 15. bis 17. September
Methodenvalidierung
· 17. November
GMP-Intensivtraining
· 1. bis 2. Juni
· 16. bis 17. Juni


<h2>Drei Fragen zum GxP-Fachprogramm</h2>
Elisabeth Kapatsina: Das GDCh-Fachprogramm “Geprüfter Qualitätsexperte GxP” läuft sehr erfolgreich und die ersten Absolventen sind zurzeit in der Prüfungsphase. Waren Sie von der großen Nachfrage überrascht?
Barbara Pohl: Eigentlich nicht. Ich habe ja gesehen, wie viele Hochschulen Anfragen an Industriekollegen aus dem Qualitätsmanagement und der Qualitätssicherung und an mich gestellt haben, doch einmal einen Vortrag bei ihnen zu halten. Ich bin aber wirklich froh, dass gerade so viele junge Menschen die Chance ergreifen und diese Weiterbildung nutzen.
Kapatsina: Das Thema Qualitätssicherung ist nicht immer positiv besetzt. Empfinden es junge Chemiker häufig als wenig attraktives Arbeitsfeld?
Pohl: Ja, das ist leider teilweise immer noch so; es klingt eben einfach cooler, wenn Mann, Frau sagt “Ich will in der Forschung arbeiten”. Es liegt natürlich auch daran, dass im Studium kaum Erkenntnisse über QS und QM vermittelt werden. Dabei ist das Arbeitsfeld der Qualitätssicherung absolut interessant und spannend und ganz wichtig; jede Firma braucht es. Aber ich glaube, hier findet langsam ein Umdenken statt.
Kapatsina: Wie geht es weiter mit dem Fachprogramm? Planen Sie Änderungen oder neue Inhalte?
Pohl: Zuerst einmal wird auch in diesem Jahr das Fachprogramm weitergeführt und die Anmeldezahlen sind sehr vielversprechend. Es ist allerdings richtig, das wir — Prof. Jürgen Pomp, Dipl.-Ing. Jürgen Ortlepp und ich, uns schon Gedanken machen, wie wir die vielen Anregungen aus unseren Kursen umsetzen können. Es wird zum Beispiel immer wieder nach einem neuen Modul zum Thema “Wie gestalte ich ein Audit?” nachgefragt.
Dr. Elisabeth Kapatsina ist Leiterin der GDCh-Fortbildung, Dr. Barbara Pohl ist Leiterin des Fachprogramms.

Qualitätsvorgaben umsetzen — Die neue GDCh‐Fortbildung

Die Einrichtung des Masterstudiengangs “Analytische Chemie und Qualitätssicherung” an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg wurde motiviert durch das “GDCh-Memorandum Analytik” zum Bedarf an qualifizierten Analytikerinnen und Analytikern aus dem Jahr 2009. Dieses Memorandum sowie die Ringvorlesungsa...

<h2>Chemie in der Mediziner- ausbildung</h2>
Aktualisierung des IMPP-Gegenstandskatalogs
Seit Januar ist der aktualisierte IMPP-Gegenstandskatalog für den schriftlichen Teil des Ersten Abschnitts der Ärztlichen Prüfung verfügbar (IMPP: Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen; <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.impp.de" target="_blank">www.impp.de</a>).</ext-link> Dabei wurde auch der Stoffbereich “Chemie für Mediziner und Biochemie/Molekularbiologie” neu geregelt. Den Vorschlag für den Teil “Chemie für Mediziner” hat die GDCh-Arbeitsgemeinschaft “Chemie in der Medizinerausbildung” unter Federführung von Prof. Werner Hoffmann (Magdeburg) erarbeitet. Dieser Vorschlag fand in allen wesentlichen Punkten die Zustimmung der Sachverständigen des IMPP. Die Aktualisierung hat die Chemieausbildung im Medizinstudium modernisiert und nachhaltig gestärkt. Der bisherige Teilkatalog wird noch bis einschließlich Herbst 2015 berücksichtigt
Generell folgt der Aufbau nun durchgängig einer strikten und übersichtlichen Systematik und stellt die Prüfungsgegenstände auch detaillierter dar. Das soll die Ausarbeitung gerichtsfester Fragen erleichtern. Außerdem wurde das Fach konsequent auf die Biochemie und die Bedürfnisse der modernen Medizin ausgerichtet. So wurden zum ersten Mal biochemisch und medizinisch relevante Anwendungsbeispiele implementiert (Spalte 4) um den Studierenden die weiter zunehmende Bedeutung der Chemie in der Medizin aufzuzeigen.
Der aktualisierte IMPP-Gegenstandskatalog wurde wieder gemeinsam mit der Biochemie/Molekularbiologie erstellt, damit diese beiden Fächer auch weiterhin fächerübergreifend geprüft werden können. Das Fach “Chemie für Mediziner” umfasst die Kapitel 1 bis 12 und bereitet damit fließend auf die Biochemie vor.
Kapitel 2 bezieht zum ersten Mal wichtige chemisch-analytische Verfahren in der Biochemie und Medizin als Prüfungsstoff ein. Kapitel 3 macht die Stöchiometrie erstmals explizit prüfungsrelevant. Die neue Fassung zeichnet sich durch einen systematischen Aufbau der organischen Chemie mit präzisen und detaillierten Angaben zu den Reaktionstypen (Kapitel 4), den Grundstrukturen (Kapitel 5) und den einzelnen funktionellen Gruppen (Kapitel 6) aus. Auf Vorschlag der Biochemie wurde zusätzlich erstmals das Thema “Medizinisch relevante Werkstoffe/Biomaterialien” aufgenommen (Kapitel 8). Dieses Thema spielt heute z. B. eine wichtige Rolle in der Chirurgie. Weitere Ergänzungen betreffen die Radioaktivität, die Molekülorbitale, die Oxidationszahl, die Ein- und Dreibuchstabennomenklatur von Aminosäuren, die Proteinanalytik, die Lipide sowie die Nucleotidderivate.
An die Aktualisierung des IMPP-Gegenstandskatalogs knüpft sich die Erwartung, dass das Fach “Chemie für Mediziner” unter noch engerer Einbeziehung von Anwendungsbeispielen aus der Biochemie und der Medizin gelehrt wird. Ziel ist die Vermittlung eines molekularen Weltbilds, das heute für die moderne Medizin und deren Weiterentwicklung auf wissenschaftlicher Grundlage selbstverständlich ist. Damit einher geht auch der Wunsch nach einer größeren Akzeptanz des Fachs Chemie durch die Medizinstudierenden. Wesentlich sind dabei auch die Möglichkeiten, die das Curriculum an den einzelnen Standorten bietet. Da sind bundesweit zum Teil erhebliche Unterschiede festzustellen. Zur Verbesserung der Situation sind deshalb an einigen Standorten strukturelle Reformen nötig; so sind einige “Blockkurse” aus lernphysiologischer Sicht nicht zeitgemäß. Außerdem ist die Schaffung von Professuren nötig, die sich der Ausbildung im Fach “Chemie für Mediziner” vermehrt widmen können.
Dass wir diesem wichtigen Ziel nicht völlig aussichtslos gegenüber stehen, zeigt das Bekenntnis zu einer nachhaltigen molekularen Ausbildung durch Vertreter der Medizin beim Symposium “Bedeutung der Chemieausbildung in einem modernen Medizinstudium” während des Wissenschaftsforums Chemie 2013 in Darmstadt.
Werner Hoffmann, Magdeburg


<h2>Lebensmittelchemische Gesellschaft</h2>
AG Nanomaterialien gegründet
Die Lebensmittelchemische Gesellschaft, größte Fachgruppe in der GDCh, hat eine neue Arbeitsgruppe gegründet, die AG Nanomaterialien. Unter Leitung von Dr. Philipp Brüning, Eurofins, Hamburg, kamen am 30. Januar 23 Wissenschaftler aus Hochschulen, Bundesinstitutionen, Handelslaboratorien, aus der Industrie und der Lebensmittelüberwachung zur konstituierenden Sitzung in der GDCh-Geschäftsstelle in Frankfurt zusammen. Ein Ziel der Arbeitsgruppe wird der Austausch von Informationen und wissenschaftlichen Standpunkten zu Anwendungen von Nanopartikeln im verbrauchernahen Umfeld sein. Betrachtet werden vor allem Kosmetika, Bedarfsgegenstände, Futtermittel und Lebensmittel. Ein weiteres Ziel ist, Normungen und Standardisierungen von Analysenmethoden zu erarbeiten, um deren Qualität und Richtigkeit auch bei komplexen Matrices zu sichern. Ferner sollen Stellungnahmen erarbeitet werden, die Rechtsetzungsvorhaben des Bundes und der EU begleiten sollen.


<h2>AK Chemische Kristallographie (ChemKrist)</h2>
Internationales Jahr der Kristallographie 2014
Zur feierlichen Eröffnung des Internationales Jahres der Kristallographie (IYCr) 2014 haben sich am 20. Januar etwa 800 Teilnehmer aus der ganzen Welt bei der Unesco in Paris getroffen, darunter Vertreter internationaler, regionaler und nationaler Wissenschaftsorganisationen, Nobelpreisträger sowie mehrere Botschafter und hochrangige Diplomaten.
Die Unesco legt einen Schwerpunkt des IYCr2014 auf die Förderung der Kristallographie in Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika und im übigen Afrika, wobei in diesen Regionen insbesondere der angewandten Kristallographie eine wichtige Rolle zufällt. Hierzu zählen die Identifikation von Mineralien als Grundstoffe für die Halbleiterelektronik genauso wie die Auffindung gefälschter Medikamente mittels Röntgenpulverdiffraktometrie. Die Initiative “open laboratories” soll Wissenschaftlern aus Entwicklungsländern ein direkter Zugang zu leistungsfähiger instrumenteller Analytik ermöglichen, verbunden mit Aus- und Weiterbildungsangeboten.
Der AK ChemKrist der GDCh-Fachgruppe Analytische Chemie wird während der Analytica Conference 2014 am 2. April in München ein eintägiges Mikrosymposium abhalten, welches das Internationale Jahr der Kristallographie im Titel trägt. Außerdem wird die Sommerschule “Kristallographie”, die vom 15. bis 19. September im ehemaligen Kloster Hardehausen stattfindet, dem Internationalen Jahr gewidmet (<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.gdch.de/chemkrist" target="_blank">www.gdch.de/chemkrist</a></ext-link>).
Christian W. Lehmann, Mülheim


<h2>Liebig-Vereinigung</h2>
Flavors &amp; Fragrances 2013
Riechstoff- und Aromenforscher aus aller Welt trafen sich Mitte September vergangenen Jahres an der Universität Leipzig zu ihrer Tagung Flavors &amp; Fragrances 2013”. Referentinnen und Referenten aus universitärer und industrieller Forschung sowie aus dem Parfümeurhandwerk deckten während der dreitägigen Konferenz ein breites Spektrum rund um das Thema Duft und Geschmack ab.
Mit annähernd 200 Teilnehmern aus 22 Nationen war die Veranstaltung mit Abstand die bisher größte dieser seit 1991 bestehenden Serie. Organisiert hatten die Tagung Philip Kraft (Givaudan, Dübendorf/Schweiz), Johannes Panten (Symrise, Holzminden) und Christian B. W. Stark (Universität Hamburg, ehemals Universität Leipzig).
Erstmals stand die Veranstaltung unter der Schirmherrschaft der GDCh. Die EuCheMS und die Liebig-Vereinigung für Organische Chemie der GDCh unterstützten die Veranstaltung, letztere mit Mitteln aus dem Sonderfonds für außergewöhnliche Fachgruppenaktivitäten.
Ein Fokus der etwa 30 Beiträge lag auf der Synthese potenzieller neuartiger Duftstoffe, wobei moschusartige Duftnoten vorherrschten. Johannes Panten und Philip Kraft machten unter anderem deutlich, dass man sich dabei ähnlicher Prinzipien wie bei der Wirkstoffentwicklung in der medizinischen Chemie bedient, um die Geruchsqualitäten neuer Moleküle vorherzusagen.
Als konkrete Synthese- und Innovationsstrategien seien hier beispielhaft genannt: die katalytische Cyclisierung und Polycyclisierung von Olefinen mit Lewis-Supersäuren (Elisabet Duñach, Universität Nizza), der Austausch von Kohlenstoff gegen Silicium in bekannten Duftstoffen (Reinhold Tacke, Universität Würzburg), sowie die Entwicklung von Vorläufersubstanzen, “pro-fragrances”, die eine kontinuierliche Freisetzung von Duftstoffen über einen längeren Zeitraum erlauben (Andreas Herrmann, Firmenich, Genf). Michael Backes (Symrise, Holzminden) stellte Alternativen zum umstrittenen Mononatriumglutamat als Umami-Aroma vor.
Ein weiteres Thema war die Entwicklung nachhaltiger Synthese- und Extraktionsmethoden: Makoto Emura (Takasago, Hiratsuka/Japan) präsentierte eine klimaneutrale l-Menthol-Synthese ausgehend von Myrcen, welches sich aus Baumharz gewinnen lässt. Sophie Lavoine-Hanneguelle (Charabot, Grasse/Frankreich) referierte über neuartige Naturstoff-Extraktionsverfahren, bei denen das traditionell verwendete Hexan durch überkritisches CO2 oder Ethanol ersetzt wird.
Weitere Vorträge behandelten Duftstoffe in einem erweiterten Sinn: Stefan Schulz (Universität Braunschweig) referierte über Signalstoffe von Wirbeltieren und Bakterien, Pierre Chatelain (Chemcom, Brüssel/Belgien) über die Entschlüsselung der Funktionsweise humaner Geruchsrezeptoren sowie Andrea Büttner (Universität Erlangen) über Aufnahme und Metabolismus von Geruchsstoffen und daraus resultierende physiologische und psychologische Effekte beim Menschen.
Einen ganz anderen Blick auf die Welt der Düfte warf die norwegische Künstlerin und Geruchsforscherin Sissel Tolaas (Researchlab, Berlin), die unter anderem ihre Projekte zur Geruchskartografie von Großstädten und “the smell of fear” vorstellte.
Von der Wirkung einzelner Duftstoffe oder ganzer Parfümkreationen konnte das Auditorium anhand zahlreicher Geruchsproben, die während der Vorträge verteilt wurden, einen Einblick gewinnen. Parallel zu den Vorträgen erlaubte eine Postersession mit 30 Beiträgen eine weitere Vertiefung der Thematik. Die Konferenz fand ihren Ausklang in einer Exkursion zur 1879 gegründeten Schimmel-Bibliothek, welche derzeit die Firma “Bell Flavors &amp; Fragrances”, Leipzig-Miltitz, betreibt. Die Bibliothek ist mit über 30 000 Bänden eine der weltweit größten Sammlungen zum Thema Riech- und Aromastoffe sowie Pflanzenextrakte.
Alexander J. K. Roth, Hamburg;
Christian B. W. Stark, Hamburg
<a href="mailto:stark@chemie.uni-hamburg.de">stark@chemie.uni-hamburg.de</a>


<h2>Magnetische Resonanzspektroskopie</h2>
Diskussion im Kloster
In der vorletzten Septemberwoche vergangenen Jahres fand auf der Insel Frauenchiemsee die 35. Diskussionstagung der GDCh-Fachgruppe Magnetische Resonanzspektroskopie statt. Die zweieinhalbtägige Veranstaltung konzipiert das Münchner Organisationsteam um Steffen Glaser, Bernd Reif und Michael Sattler als trinationale Konferenz “Advanced Magnetic Resonance — Methods and Applications” in Zusammenarbeit mit den korrespondierenden Fachgruppen aus Italien und Slowenien.
Die Öffnung über die Ländergrenzen hinweg erwies sich als Erfolgsstrategie: Insgesamt hatten sich mehr als 320 Teilnehmer für die Tagung registriert, so viel wie nie zuvor für die nationalen NMR-Fachgruppentagungen. 64 Vorträge sowie 160 Poster boten Informationen aus den Forschungsfeldern NMR Methods, Small Molecules, Polymers, Materials, Biomedicine &amp; Food, Pharma, Nucleic Acids, Structural Biology, Protein Dynamics und Computation.
Eingeleitet wurde das Treffen von vier Tutorials und dem ersten Plenarvortrag von Gerhard Wagner (Harvard Medical School, Boston, USA). Der Abend wurde abgeschlossen mit der Verleihung der Ernst-Awards, den Vorträgen der Preisträger und der Verleihung der GIDRM-Medaille, dem Preis der italienischen Fachgruppe, an Gennaro Esposito (University of Udine/Italien).
Die Ernst-Awards sind die Nachwuchspreise der GDCh-Fachgruppe Magnetische Resonanzspektroskopie für Doktoranden. Genau eine wissenschaftliche Publikation wird ausgezeichnet, die vor der Promotion der Preisträger eingereicht worden sein muss. Lukasz und Mariusz Jaremko vom MPI für biophysikalische Chemie in Göttingen (Arbeitskreis Markus Zweckstetter) erhielten die Auszeichnung für ihre NMR-spektroskopische Studie zur kälteinduzierten Entfaltung eines Protein-Homodimers (Nature Chemical Biology) grundlegend für das Verständnis vieler biochemischer Prozesse unter Proteinbeteiligung.
Yesu Feng aus der Arbeitsgruppe von Warren S. Warren an der Duke University, Durham/NC, USA, nahm den Ernst-Award für eine methodische Arbeit zum Thema Empfindlichkeitssteigerung (Nature Physics) in Empfang. Ihm gelang es, mit einer Pulssequenz Hyperpolarisation im Molekül zu speichern, um sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder abzurufen. Falls diese Methode weiterentwickelt werden kann, könnte sie sehr nützlich für besseren Kontrast in bildgebenden Verfahren sein.
Franz Schilling aus der Arbeitsgruppe Steffen Glaser an der TU München überzeugte mit der Entwicklung einer Pulssequenz zur linearen Skalierung der heteronuklearen Kopplung (Journal of Magnetic Resonance). Mit dieser Sequenz kann man die chemische Verschiebung des Heterokerns (z.B. 13C) im Idealfall direkt aus der Kopplungskonstanten ablesen. Im Prinzip lässt sich damit die Dimensionalität eines NMR-Spektrums reduzieren.
Ein weiteres Highlight war die After Dinner Lecture von Horst Kessler (TU München). Ausgehend von seiner ersten Publikation genau vor 50 Jahren ließ er das Publikum nachvollziehen, wie er zur NMR-Spektroskopie kam, und wie sich aus den ersten dynamischen Untersuchungen über Synthese-Zwischenstufen komplexere Experimente und bio-inspirierte Fragestellungen entwickelt haben.
Im Rahmen der Tagung fanden zwei Satellite Meetings statt: Ein Treffen der G-NMR-Nutzergruppe, welche die Vernetzung der NMR-Zentren und Servicebereiche in Deutschland weiter stärken will, aber auch zum Ziel hat, die universitäre Ausbildung in der NMR-Spektroskopie zu verbessern. Weiterhin trafen sich die Mitglieder des deutschen ESR-DFG Schwerpunktprogrammes “New frontiers in sensitivity for EPR spectroscopy: from biological cells to nano materials” zum jährlichen Workshop.
Die nächste Diskussionstagung der Fachgruppe Magnetische Resonanzspektroskopie wird als nationale Veranstaltung vom 29. September bis 2. Oktober in Berlin-Buch stattfinden.
Bernd Reif, <a href="mailto:reif@tum.de">reif@tum.de</a> 


<h2>Mehr Chemie wagen</h2>
Für den einen oder anderen mag “Chemie und Gesellschaft” ein alter Hut sein: Ein Thema, das aktuell war, als die Chemie im gesellschaftlichen Sprachgebrauch noch generell als dreckig und stinkig bezeichnet wurde. Darüber sind wir doch längst hinaus, höre ich machen sagen.
Bei Themen, wie die noch deutlich in Erinnerung gebliebene Katastrophe Deepwater Horizon im Golf von Mexiko oder die ungeklärte Tatsachendiskussion über shale gas in den USA, geht es jedoch nicht mehr nur darum, kurzfristig die Gesellschaft zu beruhigen. Vielmehr sollte man die Bevölkerung befähigen, sich aktiv mit chemierelevanten Fragestellungen auseinandersetzen zu wollen — vielleicht gerade um sich selbst und die zukünftigen Generationen zu schützen.
Dies erfordert die verstärkte Einbindung der Schulen in den Kommunikationsprozess. Sind es nicht gerade die Lehrer, die in ihrer Vorbildfunktion aktuelle Thematiken aktiv aufgreifen und in ihren Unterricht miteinbeziehen könnten? Durch ihre intrinsische Motivation sind sie Vermittler zwischen Spaß und Notwendigkeit, die das Fach auch nach den Prüfungen noch ausmachen. Die GDCh kann hier dieser Mitgliedergruppe deutlich mehr bieten, z. B. die Auswahl und Ausarbeitung entsprechender Materialien, um inhaltliche aber auch zeitliche Hürden leichter zu überwinden.
Ich lade Sie herzlich ein, dem Aufruf unseres GDCh-Präsidenten Thomas Geelhaar zu folgen, Teil der Arbeitsgemeinschaft “Chemie und Gesellschaft” zu werden und aktiv mit Ihrer Meinung und Ihrem Wissen mitzuarbeiten.
Christian-H. Küchenthal,
<a href="mailto:christian.kuechenthal@merckgroup.com">christian.kuechenthal@merckgroup.com</a>


<h2>Ich bin dabei: Birgit Kamm</h2>
Während meiner Habilitation an der Universität Potsdam trat ich in die GDCh ein. Grund war seinerzeit neben der Mitarbeit in der Liebig-Vereinigung für Organische Chemie die Gründung des GDCh-Arbeitskreises Ressourcen- und umweltschonende Synthesen und Prozesse. Ich schätzte während der Fachtagungen die kritische Diskussion meiner Arbeiten. Zugleich fand ich Mentoren, die mich in die Community einführten.
Seit Ende der 1990er Jahre führte meine universitäre Forschungsgruppe und später mein Forschungsinstitut Biopos die ersten Bioraffinerie-Kongresse durch. Zeitnah wurden die Tagungsberichte in den Nachrichten aus der Chemie publiziert. Ab dem Jahr 2004 wurde unser Kongress “Biorefinica” für die Fachwelt aufgewertet durch eine kollegiale Zusammenarbeit von GDCh mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, dem VCI sowie der Dechema und insbesondere durch das persönliche Auftreten des GDCh-Geschäftsführers, Wolfram Koch.
Die Bundesregierung hat jüngst die “Roadmap Bioraffinerien” publiziert. Dafür ist der vorausschauenden Unterstützung der GDCh in den Anfangsjahren der Formulierung des Themas zu danken.
Die GDCh ist ein Muss für jeden Chemiker, nicht zuletzt auch, weil sie sich für die Weiterentwicklung aller Bereiche der Chemie einsetzt.
Prof. Dr. Birgit Kamm, Direktorin des Forschungsinstitutes Bioaktive Polymersysteme,Teltow-Seehof, und Bioraffinerietechnik BTU Cottbus-Senftenberg


<h2>Lebensmittelchemie: Reform des praktischen Jahrs</h2>
Die Lebensmittelskandale der letzten Jahre verdeutlichen nachdrücklich, dass die Lebensmittelüberwachung ein unverzichtbarer Bestandteil des vorbeugenden gesundheitlichen Verbraucherschutzes ist. Staatlich geprüfte Lebensmittelchemikerinnen und Lebensmittelchemiker nehmen hierbei eine zentrale Rolle ein.
Vor diesem Hintergrund erscheint es widersprüchlich, dass das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein Westfalen (NRW) die Reform des praktischen Jahres für staatlich geprüfte Lebensmittelchemiker plant und die Anzahl der Ausbildungsplätze für staatlich geprüfte Lebensmittelchemiker mehr als halbieren möchte (Deutsche Lebensmittelrundschau, Januar 2014).
Wird diese Reform umgesetzt, so werden zwei Drittel der Hochschulabgänger in NRW ihr berufspraktisches Jahr nicht mehr durchführen können, und es steht zu befürchten, dass weitere Bundesländer dem “Vorbild NRW” folgen werden. Dies wird unweigerlich dazu führen, dass der Berufsstand der Lebensmittelchemiker in ein Zweiklassensystem abdriftet, sein Alleinstellungsmerkmal und die damit verbundene Glaubhaftigkeit nach und nach verloren geht. Die Folgen für die Lebensmittelsicherheit und den gesundheitlichen Verbraucherschutz bleiben abzuwarten.
Tanja Schwerdtle, Potsdam
Tanja.Schwerdtle@ <a href="https://uni-potsdam.de" target="_blank">uni-potsdam.de</a>

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