Wissenschaft + Forschung

Nebenreaktion führt zu Fluorophoren | Ein Team um Maulide und González von der Universität Wien ist auf eine einstufige Synthese von infrarot-emittierender Fluorophoren gestoßen. Als sie ein Amid, ein Pyridin und ein Azid umsetzten, erhielten sie statt dem erwarteten α-Aminierungsprodukt ein Imidazo[1,2-a]pyridiniumtriflat (Abbildung). Diese Verbindungsklasse, die sie Pyrate nennt, hat Emissionsmaxima bis 720 nm. Ein hoher Abstand zwischen Emissions- und Absorptionsmaximun ist gut für die Fluoreszenzmikroskopie. Bei den Pyraten beträgt dieser Stokes-Shift bis 240 nm. Die Autor:innen haben die Mitochondrien fluoreszenzmarkiert und computergestützt Emissionswellenlängen weiterer Pyrate vorhergesagt.<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/QlUWWAARaEEI9NUz0HbA">Mit Lutidin-N-Oxid statt Azid erhält das Produkt anstelle eines Imidazol-N-Atoms ein O-Atom. Lawesson-Reagenz ersetzt in diesem Oxazolderivat das O- gegen ein S-Atom.Angew. Chem. Int. Ed., doi: <accessionid ref="info:doi/10.1002/anie.202318127">10.1002/anie.202318127</accessionid>Mangankomplex emittiert Infrarotlicht und oxidiert Aromaten | Viele Photokatalysatoren benötigen Edelmetalle oder energiereiches Licht. Ein Mangankomplex von East et al. an der Universität Mainz absorbiert dagegen einen Großteil des sichtbaren Lichts sowie nahes Infrarotlicht und emittiert bei einer Wellenlänge von 1435 nm. Wird er angeregt, oxidiert er beispielsweise Napththalin zum Radikalkation. Ultrakurzzeitspektroskopie zeigt zwei photoaktive Zustände: einen stärker oxidierenden mit hoher Energie und 0,78 ps Lebenszeit sowie einen schwächer oxidierenden niederenergetischen Zustand, der 1,6 ns lang besteht.Nat. Chem., doi: <accessionid ref="info:doi/10.1038/s41557-024-01446-8">10.1038/s41557-024-01446-8</accessionid>Solvenskäfig hemmt Photokatalyse | Bildet Licht in einer Lösung aus Molekülen Radikale, umhüllen Lösungsmittelmoleküle diese Radikale wie ein Käfig. Wie Wang et al. an der Universität Basel herausgefunden haben, entscheidet das Ausbrechen daraus, wie energieeffizient und schnell die photochemischen Reaktionen sind. Je länger ein Radikalpaar aus Ruthenium- und Chromkomplex im Lösungsmittelkäfig blieb, desto eher rekombinierte es und verschwendete so Energie. Die Basler Forschenden verlangsamten die Rückreaktion, sodass die radikalischen Intermediate mehr Zeit hatten, den Käfig zu verlassen. Die Folge: Photoredoxkatalysierte Reaktionen liefen schneller und benötigten weniger Licht. Optimiert wurden eine aerobe Hydroxylierung, eine reduktive Debromierung und eine Aza-Henry-Reakion.Nat. Chem., doi: <accessionid ref="info:doi/10.1038/s41557-024-01482-4">10.1038/s41557-024-01482-4</accessionid>Luca Blicker

Kurz notiert

Photochemie und Fluoreszenz

Nebenreaktion führt zu Fluorophoren | Ein Team um Maulide und González von der Universität Wien ist auf eine einstufige Synthese von infrarot-emittierender Fluorophoren gestoßen. Als sie ein Amid, ein Pyridin und ein Azid umsetzten, erhielten sie statt dem erwarteten α-Aminierungsprodukt ein Imid...

Interskriptum

Manchmal kommt es auf Nuancen an. Etwa wenn wir Redakteurinnen Vorspanntexte umformulieren, die Autoren uns liefern. Letztens schlugen wir zum Beispiel einen Satz vor, in dem das Wort ‚aufmotzen‘ vorkam. Unser Autor zeigte sich als etymologisch bewanderter Chemiker. Denn, wie er uns schrieb: „Zunächst hatte ich mich etwas an dem ‚aufzumotzen‘ gerieben. Ich habe aber nun gelernt, dass das Wort aufmotzen aus dem Spätmittelhochdeutschen kommt und sich nicht vom despektierlichen ‚herummotzen‘ ableitet, sondern von ‚sich schmücken‘.“ Na, sagen wir doch.Neulich seufzte unser jüngster Kollege im redaktionsinternen Messengerdienst: „Wallah – schon wieder Streik“. (Nicht der Kollege wollte streiken, sondern die Lokführer.) „Wallah?“, fragten wir Ü-30er. Und lernten: Das Jugendwort „Wallah“ oder „Vallah“ kommt aus dem Arabischen und bedeutet übersetzt „Ich schwöre“ oder „Ich schwöre bei Gott“. Wer den Begriff in einem Satz verwendet, zeigt damit, dass die Aussage ernst gemeint und glaubwürdig ist. „Alles klar, ich mach dann mal wallah mein Fahrrad fertig“, schrieb ihm die Kollegin. Aber: Wallah muss immer an den Satzanfang, stellte unser Seniorexperte für Jugendsprech klar.Jugendsprache ist relativ. Neulich outete sich eine ältere Dame mir gegenüber als Fan des Interskriptums. Die Texte seien immer „so pfiffig geschrieben“. Pfiffig war das Jugendwort des Jahres 1974 (oder so) – und ich habe mich ehrlich über das Lob gefreut.Ehrlich. Auch so ein Wort mit Nuancen. Für besonders ehrlich hält sich ein deutsches Tiefkühlkost-Unternehmen. Auf einigen seiner Kräuter-Verpackungen steht seit Anfang des Jahres: „Weniger Inhalt als vorher“. Chapeau, möchte man sagen, so viel Transparenz ist selten im Lebensmittel-Business. Der Marketing Director klopfte sich im Linkedin-Post dann selbst auf die Schulter ob der eigenen Ehrlichkeit. Da ging den Kolleginnen der GDCh-Öffentlichkeitsarbeit die Hutschnur hoch. Denn besagtes Unternehmen warb doch vor Jahr und Tag mit dem Slogan „Wir sind Köche, keine Chemiker“ (siehe April,April-Trendbericht 2023 in Nachr. Chem. 2023, 71(4), 8). Ja, liebe Frosta, wir Chemikerinnen sind nachtragend. „Jeder Kochvorgang ist eine chemische Reaktion, und so zu tun, als ob man ohne Chemie kochen könnte, ist nicht ehrlich“, posteten die Kolleginnen. Und – ehrlich gesagt – zu Recht.Im Interskriptum schreibt Nachrichten-Chefredakteur Christian Remenyi über Chemisches und Komisches – und was sich sonst noch so im Zettelkasten der Redaktion findet. <a href="mailto:nachrichten@gdch.de">nachrichten@gdch.de</a>

Kurz notiert

Photochemie und Fluoreszenz

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