Journal

Ehrungen
Volker Deckert, Prof. Dr., Inst. für Photon. Technologien, Jena, und Inst. für Physikal. Chemie der Univ. Jena: Charles Mann Award for Applied Raman Spectroscopy der Fed. of Analyt. Chem. and Spect. Soc.
Carl Djerassi, em. Prof. Dr., Stanford Univ./CA, USA: Ehrenpromotion der Univ. Frankfurt in Würdigung seines Lebenswerks (s. linke Seite).
Michael Dröscher, Prof. Dr., Dorsten, Vizepräs. der GDCh: Ehrendoktorwürde der Kazan National Research Technological University, Russland.
Karine Fernanda dos Santos, Dr., Arbeitsgruppe Strukturbiochemie der FU Berlin: GBM-Promotionspreis für ihre Arbeiten zur Struktur und Funktion von Proteinen, die bei der Genexpression eine wichtige Rolle spielen. Die Auszeichnung ist mit 1500 Euro dotiert.
Hartmut Fueß, Prof. Dr., FG Strukturforschung der TU Darmstadt: Ehrendoktorwürde der Univ. Wilna/Litauen in Anerkennung seiner Arbeiten zur Struktur von Funktionsmaterialien und für die langj. Zusammenarbeit mit der Fak. für Physik.
Carsten Gelhard: Studienpreis der GDCh-Sektion Vereinigung für Chemie und Wirtschaft. Die Auszeichnung ist mit 1000 Euro dotiert.
Andreas Kirschning, Prof. Dr., Inst. für Org. Chemie der Univ. Hannover: Novartis Lectureship Award.
Karl Mayrhofer, Dr., MPI für Eisenforschung, Düsseldorf: Wissenschaftspreis für Elektrochemie von BASF und Volkswagen für seine Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Elektrokatalysatoren. Die Auszeichnung ist mit 50 000 Euro dotiert. Weitere Finalisten des Wissenschaftspreises für Elektrochemie waren Christina Roth, Prof. Dr., Inst. für Chemie und Biochemie, FU Berlin, ( Gebiet: Brennstoffzellen), Yong-Sheng Hu, Prof. Dr., Inst. of Physics, Chines. Akad. der Wiss., Peking, ( Gebiet: Natriumionen- sowie Lithiumschwefelbatterien mit hoher Energiedichte), Vanessa Wood, Prof. Dr., ETH Zürich, ( Gebiet: Lithiumionenbatterien), Delia Milliron, Dr., Lawrence Berkeley National Laboratory, The Molecular Foundry, USA, (Gebiet: Nanomaterialien für Batterien) sowie Shyue Ping Ong, Prof. Dr., Univ. of California, San Diego/CA, USA, ( Gebiet: Neue Kathodenmaterialien und Elektrolyte).
Frank Neese, Prof. Dr., Dir. am MPI für Chem. Energiekonversion, Mülheim: Mitgl. der Deutschen Akad. der Naturforscher Leopoldina.
Joachim Sauer, Prof. Dr., Inst. für Chemie der HU Berlin: Ehrendoktorwürde des Univ. College London.
Thomas Scheibel, Prof. Dr.-Ing., Fak. fürr Angew. Naturwiss. der Univ. Bayreuth: Dechema-Preis der Max-Buchner-Forschungsstiftung für seine Forschungen zur biotechn. Herstellung und Charakterisierung von Spinnenseideproteinen. Die Auszeichnung ist mit 20 000 Euro dotiert.
Jutta Vehlhagen, <a href="https://salesforce.com" target="_blank">salesforce.com</a> Germany: 1. Preis im Wettbewerb Social Media in der Chemischen Industrie der GDCh-Sektion Vereinigung für Chemie und Wirtschaft für ihre Idee “Social Customer Channels/Communities”. Julian Valkieser: 2. Preis für seinen Ansatz “Chemistry Connect — Jedes Projekt ist wertvoll”. Katrin Schuhen, Juniorprof Dr., Univ. Koblenz-Landau: 3. Preis für ihre Idee, Social Media einzusetzen, um junge Menschen gezielt anzusprechen und Lernstoff anschaulicher darzustellen.
Siegfried R. Waldvogel, Prof. Dr., Inst. für Org. Chemie der Univ. Mainz: Zukunftspreis Pfalz für sein Forschungsprojekt zur Gewinnung von Vanillin aus Holzabfällen durch Strom. Die Auszeichnung ist mit 10 000 Euro dotiert.
Roland Wengenmayr, Dipl.-Phys., Frankfurt, (“Ausgeforscht”, S. 1307) und Thomas Bührke, Dr.,: Medaille für Naturwissenschaftliche Publizistik der DPG.
Torben Winzer, Dr., Inst. für Theoret. Physik der TU Berlin: Chorafas-Preis für seine Dissertation über die Entwicklung einer neuen Klasse von Materialien in Graphen.
Karriere
Antje J. Baeumner, Prof. Dr., Cornell Univ., Ithaca/NY, USA, hat den Ruf auf eine Professur am Inst. für Analyt. Chemie, Chemo- und Biosensorik der Univ. Regensburg, angenommen.
Wulf Blankenfeldt, Prof. Dr., Inst. für Biochemie der Univ. Bayreuth, hat den Ruf auf eine W3-Professur für Strukturbiologie der Proteine an der TU Braunschweig angenommen. Die Professur ist verbunden mit der Leitung der Abt. Struktur und Funktion der Proteine am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.
Ursula Fittschen, Dr., Inst. für Angew. und Anorg. Chemie der Univ. Hamburg hat sich im Fach analyt. Chemie habilitiert.
Ernst-Christian Koch, Dr., hat den Ruf als Senior Lecturer an das Centre for Defence Chemistry der Defence Academy of the United Kingdom, Shrivenham, mit Wirkung zum 1. Januar 2014 angenommen. Koch studierte in Kaiserslautern Chemie, wo er 1995 bei Cornelius G. Kreiter promovierte. Von 1997 bis 2007 arbeitet er in der deutschen Wehrtechnikindustrie. Die vergangenen fünf Jahre war Koch als Technical Specialist Officer — Energetic Materials am Nato Munitions Safety Information Analysis Center in Brüssel, Belgien tätig. Koch ist Präsident der International Pyrotechnics Society, Mitgl. des Editorial Boards von Propellants, Explos. Pyrotech. und Lehrbeauftragter an der TU Kaiserslautern.
Sebastian Seiffert, Dr., Helmholtz-Zentrum Berlin, hat sich im Fach Polymerwissenschaften an der FU Berlin habilitiert.


<h2>Ausschreibung Klung-Wilhelmy-Wissenschaftspreis für Chemie</h2>
Den Klung-Wilhelmy-Wissenschaftspreis verleiht die Otto-Klung-Stiftung an der Freien Universität Berlin in Kooperation mit der Dr.-Wilhelmy-Stiftung. Er ist eine der höchstdotierten, privat finanzierten Auszeichnungen für jüngere Naturwissenschaftler in Deutschland.
Gemeinsames Ziel der Stifter ist es, im jährlichen Wechsel zwischen Chemie und Physik jüngere deutsche Spitzenwissenschaftler für herausragende Leistungen auszuzeichnen. Fünf der bisherigen Preisträger erhielten später den Nobelpreis, andere bedeutende nationale und internationale Auszeichnungen. Die Chemiepreise der letzten Jahre gingen an Tom Tuschl (2002), Peter Seeberger (2004), Ingo Krossing (2006), Frank Neese (2008), Stefan Hecht (2010) und Tobias Ritter (2012).
Für den Chemiepreis 2014 erbittet die Auswahlkommission Vorschläge bis zum 1. Februar 2014 . Laut Satzung sollte der Preisträger noch zu den jüngeren Wissenschaftlern gehören, deutscher Abstammung sein und sich durch originelle und richtungweisende Beiträge in der Chemie auszeichnen.
Kontakt:
Prof. Dr. Hans-Ulrich Reißig, Institut für Chemie und Biochemie, Freie Universität Berlin, Takustr. 3, 14195 Berlin.

Personalnachrichten

Ehrungen Volker Deckert, Prof. Dr., Inst. für Photon. Technologien, Jena, und Inst. für Physikal. Chemie der Univ. Jena: Charles Mann Award for Applied Raman Spectroscopy der Fed. of Analyt. Chem. and Spect. Soc. Carl Djerassi, em. Prof. Dr., Stanford Univ./CA, USA: Ehrenpromotion der Univ. Frank...

<h2>Vegetarischer Superschinken</h2>
Aroma. Die Kunst des Würzens.
Von Thomas Vierich, Thomas Vilgis. Stiftung Warentest, Berlin, 2012. 518 Seiten, geb. 39,90 Euro. ISBN 978—3—86851—072—0
Kaum zu glauben, das muss man einfach erst gesehen, dann gekauft und schließlich gelesen, betrachtet und dann als Nachschlagewerk inventarisiert und genutzt haben:
Thomas Vilgis, in Mainz Professor für theoretische Physik an der Uni und Leiter der Arbeitsgruppe “Molekulare Lebensmittelwissenschaften” am Max-Planck-Institut für Polymerforschung, hat schon vieles veröffentlicht, das der kochende und stammtischbesuchende Chemiker gekauft und gelesen hat. Das hier, gemeinsam geschrieben mit einem Gastrokritiker und Journalisten, schlägt alles. Ein Kompendium der Chemie, die der Küche die Würze gibt, auf über 500 großformatigen Seiten. Genial. Hier schon erwähnenswert: Die Farbcodierung, die Vilgis inzwischen zur Perfektion gebracht hat.
Die ersten 90 Seiten bilden in drei Kapiteln die Theorie ab. Geschmacksrichtungen und funktionelle Gruppen; Küche und Chemie. Würzpraxis. Geschichte des Würzens. Dann der Hauptteil mit 126 Kräutern, Gewürzen und anderen Würzmitteln; nahezu alles. Zu jedem Stichwort — den Start macht Ajowan — Kombinationsvorschläge, dazu die Aromenentfaltung als Funktion der Temperatur, ein Foto, ein Rezept und weitere Hinweise (Einkauf, Lagerung).
Ab Seite 374 dann Gewürzmischungen, ab Seite 409 Saucen und Pasten, ab Seite 450 Alkohole, Essige, Fette, Öle. Und im Anhang eine kleine Geruchsschule, Kombinationen, ein riesiges Register und viel Literatur.
Das alles erschlägt nicht nur mit einem Gewicht von über drei Kilo, sondern auch mit der Menge an Informationen. Es kommt in einem Superdesign in DIN A 4 daher, verwendet manchmal eine zu kleine Schrift und auf den inneren Einbandseiten zu kleine Molekülstrukturen von Inhaltsstoffen. Da es davon fast 360 gibt, fällt dem Chemiker der notwendige Griff zur Lupe leicht.
Fazit: Ein tolles Buch; ansehen, in die Küche stellen und in kleinen Häppchen genießen. Wie das mit edlem Schinken und mit Aromen in ihrer Vielfalt eben so ist.
Ernst Guggolz, Mannheim


<h2>So geht Wissenschaft</h2>
Das lebendige Theorem. Von Cédric Villani. S. Fischer, Frankfurt, 2013. 304 Seiten, geb. 19,99 Euro. ISBN 978—3—10—086007—1
Nein, der Leser muss nichts über Boltzmann-Gleichungen und über die nichtlineare Landau-Dämpfung aus den kinetischen Gleichungen der Plasmaphysik wissen, um Spaß an Das lebendige Theorem zu haben (es schadet aber auch nicht). Für Arbeiten über eben diese Differenzialgleichungen erhielt der Autor, Cédric Villani, im Jahr 2010 die Fields-Medaille. Für den damals 37-Jährigen war es kurz vor Ultimo — die Fields-Medaille, der Nobelpreis der Mathematik, wird nur alle vier Jahre verliehen, und der Laureat muss unter 40 Jahre alt sein. Das lebendige Theorem beschreibt die drei Jahre davor: mathematische Forschung, die so komplex ist, dass es, wie Villani kokett bemerkt, außer ihm nur eine Hand voll Mathematiker gibt, die überhaupt verstehen, wie seine Beweise funktionieren.
Villani mutet seinen Lesern viel zu. Das Buch ist vollkommen subjektiv geschrieben, im Stile eines Tagebuchs. Minutiös beschreibt Villani, wie er nächtelang nachdenkt, welchen Tee er dabei trinkt und was schließlich herauskommt: oft gar nichts. Seitenweise zitiert er E-Mails, die er mit einem Kollegen austauscht — einige davon komplett im TeX-Code. Aber genau das macht das Buch so brillant und wichtig. Während heute Herrscharen von Wissenschaftskommunikatoren dem Mantra folgen, dass Wissenschaft spannend, lustig und total cool sei, zeigt Villani: Wissenschaft ist banal auf hohem Niveau. Sie ist kompliziert, harte Arbeit, meist zäh und manchmal zum Verzweifeln.
Das Buch konterkariert somit alle Glaubenssätze der Wissenschaftskommunikation. Villani will nicht so lange herunterbrechen und Wissenschaft allgemein verständlich übersetzen, bis auch die letzte Matheniete kapiert, worum es geht. Er zeigt an seinem Beispiel, wie Wissenschaftler arbeiten, wie sie ticken und worunter sie leiden — kurz: wie sie wirklich leben. Ein großartiges Buch.
Christian Remenyi, Frankfurt


<h2>Widersprüchlich bis wirr</h2>
Die Chemie der Tränen.
Von Peter Carey. S. Fischer, Frankfurt, 2013. 320 Seiten, geb. 19,99 Euro. ISBN 978—3—10—010237—9 
Auf dem Wühltisch der Neuerscheinungen bleibt der Chemiker an der Chemie der Tränen kleben. Genau so, wie er die Chemie des Todes gekauft und (bis die ganz gruseligen Stellen kamen) auch mit Befriedigung gelesen hat. Das hier ist etwas ganz anderes, kein klar strukturierter Krimi, sondern, so wird suggeriert, hohe Literatur. Sie und das vorliegende Oeuvre zeichnen sich dadurch aus, dass alle Regeln von “So schreibe ich einen Bestseller” beherzigt sind.
Der Inhalt: Man mische zwei Geschichten, die eine (der Bau einer Ente a la Vaucansons, die dann ein Schwan wird) spielt zur Mitte des 19. Jahrhunderts, die andere (das Arbeits- und verflossene Liebesleben einer britischen Horologin in einem Museum) spielt heute. Die Uhrenkundige soll einen Schwan restaurieren, dessen Entstehung im kuckucksuhrenschwangeren Schwarzwald das Buch schildert. Um so richtig Literatur zu werden, nutzt der Autor, berühmt im übrigen, alles, was verwirrt. Das macht nichts, der sehr differenziert, kleinteilig informierende Fortgang der Geschichten hält den Leser bei der Stange. Oder auch nicht. Daneben liefern Autor und Übersetzer einige Auffälligkeiten für den Chemiker. Und die Chemie der Tränen wird — sehr unvollständig, sehr summarisch und nicht ganz auf der Höhe der Forschung — gegen Schluss in sechs mageren Zeilen abgehandelt.
Zu Text und Übersetzung: “Defäktieren” ist kein Wort, das im Duden steht, und nützlich wäre gewesen, “Preperation H” zu erläutern, ein bei uns wenig gebräuchliches Mittel aus Haifischleberöl (Squali oleum)und Hefetrockenextrakt (Faecis extractum fluidum), das gegen Augenringe (hier so genutzt) und Hämorriden wirkt. Was imaginiert der Übersetzer beim Chemiker, wenn er schreibt, jemand sei “hungrig wie ein Becken Säure” oder dass die “Luft nach Schwefel roch”? Schließlich taucht der Schnabel (des Schwans) auf, dessen Silber “mittlerweile oxidiert war”. Das ist korrekt, aber unklar, meint es doch wohl oxidiert zu AgS (und nicht zu AgO). Das schwarze Silber-oxid?-sulfid? lässt sich erstaunlicherweise mit Brennspiritus leicht entfernen.
Weitere Nachlässigkeiten, die im Laborjournal schwerlich durchgegangen wären: eine “mit Schwarzpulver gefüllte Pistole” und eine “Ammoniak verströmende” Drogerie. Als bei dieser Drogerie “Schwefeldioxid aufstieg, auch wenn es wie tags zuvor nach Ammoniak roch”, denkt die Protagonistin “an all die vielen angereicherten Schwefelverbindungen”, die — mit was auch immer sie angereichert sind — mit dem menschlichen Verfall einhergehen würden. Am Schluss bleibt für den Chemiker, der im Verlauf des Buches gelernt hat, mit Widersprüchlichkeiten und Unschärfe zu leben, die Frage, was “toxische, phenylmethane Albträume” sind.
Viele Nebenfiguren, viel Mystizismus, ein irrationales Finale mit Verbrennungsmotor, kurzum: ein “Ozean der Widersprüchlichkeiten und Möglichkeiten, des Wahns und des Wunders”; ein Ozean, der sich am besten durchpflügen ließe, wenn der Leser den Zettelkasten des Autors hätte und damit all das Wissen, das der Autor voraussetzt oder uns ahnen lässt oder er selbst imaginiert.
Wer Wirres mag, bitteschön; man kann es aber auch lassen.
Ernst Guggolz, Mannheim


<h2>Die Zukunft</h2>
Leben im Büro — die schöne neue Welt der Angestellten.
Von Christoph Bartmann. Carl-Hanser-Verlag, München, 2012. 319 Seiten, geb. 18,90 Euro. ISBN 978—3—446—23877—0
Dem Buch Bartmanns, einem Germanisten und Historiker und seit 2011 Direktor des Goethe-Instituts in New York, ist ein Wort unseres Fachkollegen und Schriftstellers Walter E. Richartz vorangestellt: “Büro ist wie Chemie. Durchdringt uns, umgibt uns, ist uns keinen Gedanken wert. Und doch hat das Büro Zukunft, in welcher Gestalt auch immer”. Diese Zukunft ist bei uns (Hochschul)chemikern und -chemikerinnen schon vor Jahren angekommen. Sie heißt: permanente Kontrolle, Misstrauen, Einengung der Freiheit und äußert sich in endlosen Evaluationen, Rankings, Akkreditierungen, Exzellenz- und anderen Initiativen, Einrichtung und Erweiterung neuer Kontrollabteilungen (Sicherheits-, Gender-, Wissensmanagement-, Presseabteilungen). Ein Ende dieses krebsartigen Wucherns ist nicht erkennbar — so erscheint etwa die Vorhersage plausibel, dass als nächstes Plagiatskontrollabteilungen (PKA) eingerichtet werden.
Wer nun glaubt, dieses habe sich sozusagen naturwüchsig — von alleine — ergeben, erfährt in Bartmanns Werk zunächst Grundlegendes zur geschichtlichen Entwicklung der Bürokratie, ausgehend von Max Webers grundlegenden Untersuchungen über die Bürokratie bis zum New Public Management (das ist das — s. o. — worunter wir heute alle akut leiden). Vorher hat der Autor noch in einem einführenden, gelegentlich (galgen)humorigen Kapitel (s)einen typischen Büroalltag vorgestellt. Die zweite Hälfte des Buchs konzentriert sich dann auf die Pathologie des Gegenwartsbüros (so eine Kapitelüberschrift) und einen Blick in dessen Zukunft. Natürlich weiß niemand wie diese aussehen wird, dass sie aber (besonders als Folge der elektronischen Revolution) der Umwandlung des Hochschullehrers zum Sachbearbeiter weiteren Vorschub leisten wird, steht zu befürchten.
Nach Lessing (“Minna von Barnhelm”, II, 1.) reden wir selten von der Tugend, die wir haben; dafür umso öfter von der, die uns fehlt. Was die akademische Freiheit (vulgo Autonomie) anbelangt, dürfte diesem Aphorismus nichts hinzuzufügen sein. Oder anders: Wenn die Kontrolle durch die elektronischen Medien weiter zunimmt, dann dürfte das Eingangszitat Richartzs tatsächlich wahr werden — allerdings in umgekehrter Form: “Chemie ist/wird wie Büro.”
Henning Hopf, Braunschweig


<h2>Sorry, nur ein mittelgutes Buch</h2>
Sorry, das waren die Hormone! Was uns im Leben wirklich steuert. Von Ronny Tekal. Orell-Füssli-Verlag, Zürich, 2013. 224 Seiten, brosch. 14,95 Euro. ISBN 978—3—280—05498—7
“Hormone gehen ungern zu Fuß.” Dieser Satz gehört für den Autor, Arzt und Medizinkabarettisten Ronny Tekal zum “unendlich langweiligen Basiswissen”. Dabei kommt der Österreicher ohne Tabellen, Zahlen und Formeln aus. Stattdessen verwendet er Metaphern. So darf sich der Leser Oxytochin als ein “ganz zartes Ding mit großen Kulleraugen” vorstellen. Dagegen ist Östrogen wie “meine Chemielehrerin, faszinierend und mit einem Faible für große Brillen!”
Mit ähnlichen Vergleichen geht es von der Pubertät bis in die Wechseljahre — und der Stil wirkt bald zu gewollt und ermüdend: Mal spielt Östrogen Theater, mal sorgen Endorphin und Dopamin für Glückseligkeit und Oxytocin verspricht Kuscheln, Treue und ewige Liebe. Für viele ist es wohl immer wieder Bekanntes neu aufbereitet.
Was mich wirklich steuert, habe ich beim Lesen nicht herausgefunden.
Maren Bulmahn, Frankfurt


<h2>Ganz ohne Chemie</h2>
Optische Enttäuschungen. Von Ingo Hofmeister, Willy Dumaz. Eigenverlag, Halle, 2011. 5 Bände à 24 Seiten, geheftet, je 3,— Euro. <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.optische-enttaeuschungen.de" target="_blank">www.optische-enttaeuschungen.de</a></ext-link>
Dies sind fünf klitzekleine Heftchen, die eigentlich erst für die April-Ausgabe der Nachrichten aus der Chemie gemacht sind. Weil Humor aber schon unter dem Weihnachtsbaum funktionieren kann, hier der Hinweis auf diese optischen Enttäuschungen. Statt der Inhaltsangabe eine der elf Aufgaben, die in jedem Heftchen stehen: 
Wem das gefällt, dem gefällt der leider recht schnell durchgeblätterte Rest auch. Wer sich im Urteil noch unsicher ist, der warte bis zum nächsten April. Wer überhaupt nicht lachen kann, der kann sich zumindest hier einen Ansteckbutton mit der Aufschrift “Es ist alles so maßlos traurig” machen lassen: <ext-link ext-link-type="uri"><a href="http://mein-button.com" target="_blank">http://mein-button.com</a></ext-link>/. Das Weihnachtsfest wird dann aber so werden, dass nur ein Vorrat an optischen Enttäuschungen weiterhilft, auch wenn sie ganz ohne Chemie daher kommen.
Ernst Guggolz, Mannheim


<h2>Was im Beruf so alles auf einen zukommen kann</h2>
Anständig Karriere machen. Von Martin Wehrle. Orell-Füssli-Verlag, Zürich, 2013. 240 Seiten, brosch. 10,— Euro. ISBN 978—3—280—05460—4
Der Pfad der Tugend führt nicht nur zu mehr Glück und Zufriedenheit, sondern auch zu mehr Erfolg im Beruf. Das ist das Credo von Martin Wehrle, der in seinem Buch seine Linie durch alle Schlüsselsituationen von der ersten Bewerbung über den täglichen Irrsinn bis hin in die finale Spitzenposition durchhält. Wehrle, der unter der Rubrik “Vita” auf seiner Internetseite leider nicht viel mehr bieten will als “Journalist”, aber im Internet fleißig (und kritikwürdig) schreibt, wird im Buch erstaunlich und höchst erfreulich konkret. Er hat seinen Zettelkasten geleert und 100 Texte für die Zeit geschrieben und binden lassen. Dass die Texte in ein eher kleines Prokrustesbett der Zeit-Redaktion passen mussten, führt in den meisten Fällen zu knackigen, hilfreichen Aussagen. Die Texte sind wohl für das Buch nicht überarbeitet. Das hat den angenehmen Nebeneffekt, dass es trotz des Schweizer Verlages “die E-Mail” heißt und nicht “das” und “Maßstäbe” nicht schweizerisch Massstäbe geschrieben wird. Dass freilich vieles am Sport exemplifiziert wird, von Schach bis (meistens) Fußball, könnte manchem/mancher anständig auf die Nerven gehen.
Im Beruf Erfahrene finden ein Nickbuch, das sich flüssig liest und gute Laune macht: Jaja, so ist es eben. Berufliche Nesthäkchen haben ein Kompendium, das fast alle Themen ihrer nahen und mittleren Zukunft behandelt und ihnen sagt, worüber sie nachdenken sollten und wie es richtig geht. Die Newcomer sollen ja nicht nur anständig (also nicht unanständig) Karriere machen, sondern auch anständig (also richtig viel) Karriere machen und richtig viel (also anständig) Knete dazu. Das kurzweilige Buch bringt die richtigen Themen und erste Tipps für ein ernstes Kapitel im richtigen Leben.
Ernst Guggolz, Frankfurt


<h2>Schön gemacht, erfordert aber Erklärungen</h2>
Chemie.
Chemie im Alltag.
Von Anny Jakobs (Text), Sebastian Coen (Illustration). Pixi-Wissen, Sonderausgaben im Auftrag der BASF. Carlsen-Verlag, Hamburg, 2013. Jeweils 32 Seiten, brosch. Für Kindertagesstätten und ähnliche Einrichtungen kostenlos.
“Pixi-Wissen” ist eine Sachbuchreihe für Grundschulkinder über Themen, für die sich viele Kinder interessieren, also über Dinosaurier, Burgen oder Tierkinder. Es gibt aber auch Bände wie “Politik und Demokratie”, “Eltern” oder “Gesund essen”. Die Büchlein sind nur halb so groß wie ein DIN-A-5-Heft, 32 Seiten dünn und passen in die Jackentasche. So lassen sie sich überall mit hinnehmen und vertreiben wissbegierigen wie leselustigen Kindern die Zeit in der S-Bahn, im Unterricht oder bei anderen langweiligen Gelegenheiten. Im Rahmen der Initiative “Offensive Bildung” hat die BASF nun zwei Bände über Chemie erstellen lassen: Chemie und Chemie im Alltag. Fachlich beraten hat Björn Risch, Leiter der Arbeitsgruppe Chemiedidaktik an der Universität Koblenz-Landau.
Chemie erklärt, was Chemie überhaupt ist: Bausteine der Welt, Aggregatzustände, Reaktionen, Geschichte der Chemie, Chemie in der Natur, im Körper, zu Hause, aus der Fabrik, in der Umwelt. Chemie im Alltag kommt lebenspraktischer daher: Es erklärt zwar auch die Chemie und die Bausteine der Welt, es geht aber sonst ums Kuchen backen, Wäsche waschen, den Rost am Fahrrad, Farben und Babywindeln. Beide Bände sind aufgelockert mit vielen Bildern, Rätseln und kleinen Experimenten.
Trotz der einfachen Erklärungen und kindgerechten Illustrationen ist nicht zu erwarten, dass die Kinder die Bücher verschlingen wie ein Buch etwa über Haie. (Ob das bei einer Materie wie Chemie überhaupt geht, ist ein anderes Thema.) Es ist mit Fragen zu rechnen wie: “Warum machen die Eisenkugeln so ein böses Gesicht?” oder: “Aus was für einem Gitter lösen sich denn die Eisenatome?”, wenn es um den rostenden Fahrradlenker geht. Das Modell Kristallgitter ist Kindern eben noch nicht vertraut. Hier und an weiteren Stellen der Büchlein ist es hilfreich, wenn ein chemiekundiger Erwachsener die Lektüre begleitet und erläutert, sonst sind Frustrationen vorhersehbar. Und die Grundschulkinder sollten besser neun als sechs Jahre alt sein.
 Die beiden Pixi-Bücher sind nicht im Handel erhältlich. Kindertagesstätten, Schulen, Büchereien und andere öffentliche Einrichtungen können kostenfreie Exemplare per E-Mail bestellen: <a href="mailto:pixi-bestellung@basf.com">pixi-bestellung@basf.com</a>.
Frauke Zbikowski, Frankfurt


<h2>Kurz vorgestellt</h2>
Vom Meister der Science-in-Fiction
How I beat Coca-Cola and other Tales of One-Upmanship. Von Carl Djerassi. Univ. of Wisconsin Press, Madison, 2013. 159 Seiten, brosch. 14,30 Euro. ISBN 978—0299295042
Der schmale Band versammelt zwölf Kurzgeschichten, die alle um das Thema kreisen, wie ein Mensch versucht, besser als andere zu sein — nicht nur (aber auch) in der Wissenschaft (s. diese Nachrichten S. 1249).
Chemie in Marburg
Kurze Übersicht über die Entwicklung des Fachs Chemie an der Philipps-Universität Marburg von 1609 bis zur Gegenwart. 5. Auflage, Marburg, 2013. Herunterzuladen unter<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.chemie.uni-marburg.de/dekanat/chemie.pdf" target="_blank">www.chemie.uni-marburg.de/dekanat/chemie.pdf</a></ext-link>
Dieses Script listet Institutsleiter, Professoren, Dozenten und Assistenten am Fachbereich Chemie der Universität Marburg mit Lebensläufen auf, erschienen als Sonderausgabe zum 80. Geburtstag von Friedrich Hensel und Reinhard Hoffmann.
Geld für den Nachwuchs
Förderprogramm des Fonds der chemischen Industrie 2013/2014. Erhältlich beim Verband der Chemischen Industrie: <a href="mailto:chemiereport@vci.de">chemiereport@vci.de</a>
Über die Schulpartnerschaft Chemie des Fonds der Chemischen Industrie sowie über dessen Stipendien für angehende Hochschullehrer informiert die neu aufgelegte Broschüre.

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