Industrie + Technik

Chemikalien regulieren | Die Europäische Kommission sucht Hinweise, wie die EU-Chemikalienverordnung Reach zu überarbeiten ist. Die Kommission will die Chemikalienvorschriften anpassen, um sichere und nachhaltige Chemikalien sowie Gesundheits- und Umweltschutz zu erreichen. Dabei soll die europäische chemische Industrie konkurrenzfähig bleiben. Einsendeschluss ist der 15. April.Zur Konsultation: <a href="https://t1p.de/nr9tl" target="_blank">t1p.de/nr9tl</a>Patente | Das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (Euipo) fördert kleine und mittlere Unternehmen mit jeweils bis zu 2250 Euro. Der „Ideas Powered for business SME Fund“ unterstützt die Rechte des geistigen Eigentums und läuft bis Dezember. Das Erstattungsprogramm übernimmt etwa Patentgebühren.<a href="https://dpma.de/service/kmu/information/index.html#a16" target="_blank">dpma.de/service/kmu/information/index.html#a16</a>Kohlendioxid einfangen | Eine Studie analysiert, wie effizient Techniken sind, die CO2 aus der Atmosphäre entfernen. Dem Team um Kavya Madhu und Stefan Pauliuk, Universität Freiburg, zufolge werden diese Techniken andere Klimaschutzmaßnahmen ergänzen, aber nicht ersetzen.doi: 10.1038/s41560–021–00922–6Kohlendioxideinfangkosten | In Hilwil bei Zürich betreibt die Firma Climeworks eine Pilotanlage: Chemische Filter holen dort jährlich 900 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre. Eine Studie zeigt den Ressourcenverbrauch über den Lebenszyklus solcher Anlagen. Demnach werden für eine Tonne herausgefiltertes CO2 300 Kilogramm CO2-Äquivalente emittiert. Mit CO2-armer Wärme- und Stromversorgung lägen die Werte bei etwa 200 Kilogramm.doi: 10.1038/s41560–021–00922–6Maren Bulmahn

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Chemikalien regulieren | Die Europäische Kommission sucht Hinweise, wie die EU-Chemikalienverordnung Reach zu überarbeiten ist. Die Kommission will die Chemikalienvorschriften anpassen, um sichere und nachhaltige Chemikalien sowie Gesundheits- und Umweltschutz zu erreichen. Dabei soll die europä...

Die EU hat Ende des Jahrs 2020 eine Pharmastrategie unter den Schlagworten „available and affordable“ veröffentlicht. Die Zielrichtung ist, die Lieferketten bei Wirk- und Hilfsstoffen zu sichern, die Zuverlässigkeit der Versorgung mit Medikamenten zu stärken und die Kosten dennoch sozialverträglich zu halten. Ein Jahr später wurde diese Strategie bei einer Online-Tagung der GDCh-Fachgruppe VCW ausführlich diskutiert.Die EU-Pharmastrategie enthält die Idee des „Reshorings“. Damit ist Rückverlagern der Produktion vor allem von Wirkstoffen und Medikamenten aus Schwellenländern in die EU gemeint, also die politisch getriebene Steigerung europäischer Marktanteile an der Produktion. Darin spiegelt sich die Annahme von Politik und Verwaltung, dass das Lieferkettenrisiko dort geringer ist, wo sie selbst die Kontrolle ausüben. Könnte das Selbstüberschätzung sein?1) Könnte in der Forderung ein Wunsch nach mehr politischer Souveränität stecken? In der Textilbranche, so eine Masterarbeit bei der Firma Brax im Jahr 2017,2) lösen steigende Anforderungen der Kapitalmärkte zu Umwelt, Sozialem und verantwortungsvoller Unternehmensführung (environmental, social, governance, ESG) und der Gesetzgebung das Reshoring aus: Lieferanten in der Nähe lassen sich leichter kontrollieren.Die Produzenten stellten auf der Tagung nicht die regionale Fokussierung, sondern die regionale Diversifizierung als Weg zu weniger Risiko in den Vordergrund – und möglichst für jeden Wirk- und Hilfsstoff Mehrfachzulassungen.Risikomanagement durch Reshoring oder Mehrfachzulassungen scheint dem Ziel der Bezahlbarkeit zu widersprechen. Nun besteht für Investoren aber ein Zusammenhang zwischen Risiko und Gewinnerwartung. Bei geringerem Risiko wird weniger Gewinn erwartet, und das sollte auch weniger Druck auf die Preise bedeuten.Reshoring oder Mehrfachzulassungen stehen vor den Herausforderungen, Nachwuchs zu begeistern und den Technologiewandel an der Grenze zwischen Chemie und Biologie umzusetzen. Davon steht in der EU-Strategie wenig – die VCW hatte deshalb die neue GDCh-Fachgruppe für synthetische Biologie eingeladen, die hier unterstützend wirkt.Es ist bei Politik und Industrie Konsens, die Produktionsstandorte in Europa zu stärken, aber die Motivationen, Erwartungen und bevorzugten Wege sind divers, unvollständig bekannt und teilweise widersprüchlich. Das wird die Umsetzung erschweren.Rolf Albach leitet Polyurethanprojekte bei Covestro. Zudem lehrt der promovierte Chemiker mit einem Master of Business Administration an der Fachhochschule Aachen. Er ist Vorsitzender der GDCh-Vereinigung Chemie und Wirtschaft, Mitglied im Vorstand der GDCh und führt uns mit dieser Kolumne im Wechsel mit Hannes Utikal durch die Welt der Wirtschaftschemie.
<ul class="references"><li>
1 E. J. Langer, Journal of Personality and Social Psychology 1975 32, 311</li><li>
2 <a href="https://egg-herford.de/preistraeger/" target="_blank">egg-herford.de/preistraeger/</a></li></ul>

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