Bildung + Gesellschaft

Doktorand:innen und Studierende in Naturwissenschaft und Technik sind unsicher, was ihre Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt wert ist.Die Mehrzahl der Master- und Promotionsstudierenden fühlt sich nicht ausreichend für eine Arbeit außerhalb der akademischen Forschung vorbereitet. Das geht aus einer weltweiten Umfrage der Zeitschrift Nature hervor (<link href="#nadc20234135545-fig-0001">Grafik rechts).<figure xml:id="nadc20234135545-fig-0001"><figure><img alt="image" src="https://media.graphassets.com/2HE6cf70Thmpn6bQ9f5p"><figcaption><label>Abb.1: </label>Doktorand:innen und Masterand:innen in Deutschland und weltweit fühlen sich ausreichend bei ihren Experimenten betreut, aber unzureichend auf ihre weitere Karriere vorbereitet.</figcaption></figure></figure>66 % der Befragten erwarten zwar, dass ihr Abschluss ihnen zu Jobs verhilft, und auf eine Karriere in der Forschung fühlen sich 77 % gut vorbereitet. Allerdings sind 47 % unzufrieden, wie sie an ihre Karriere herangeführt werden und nur 32 % geben an, ihre Betreuerin oder ihr Betreuer hätte hilfreiche Ratschläge zu Werdegängen außerhalb der akademischen Forschung. Zwei Drittel haben bereits Karriereveranstaltungen besucht. 35 % erwarten, innerhalb eines Jahres nach dem Abschluss eine unbefristete Stelle zu finden.In der Forschung bleiben wollen 48 % der Umfrageteilnehmer:innen; 2019 waren es noch 56 %. Gegen eine Laufbahn in der akademischen Forschung spricht für etwa zwei Drittel der Absolvent:innen schwierige Forschungsfinanzierung, zu viele Bewerber:innen auf zu wenige Stellen oder zu lange Arbeitszeiten. Etwa drei Viertel sehen sich vorbereitet, Experimente durchzuführen und in Peer-Review-Journalen zu veröffentlichen. Jedoch wurde weniger als ein Drittel der Befragten gelehrt, Personal zu führen, Budgets zu verwalten oder Businesspläne zu entwickeln. LB<ul class="references" cited="no" xml:id="nadc20234135545-bibl-0001" style="numbered"><li xml:id="nadc20234135545-bib-0001">1 Nature 2022, doi: 10.1038/d41586–022–03586–8</li></ul>

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Mit Titel, ohne Plan

Doktorand:innen und Studierende in Naturwissenschaft und Technik sind unsicher, was ihre Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt wert ist.Die Mehrzahl der Master- und Promotionsstudierenden fühlt sich nicht ausreichend für eine Arbeit außerhalb der akademischen Forschung vorbereitet. Das geht aus einer w...

„Klar ist Wissenschaftskommunikation wichtig”, sagt Teilnehmer Wolfgang in einem Karriere-Workshop. „Aber als Chemiker werde ich fürs Problemlösen bezahlt. Kommunikation übernimmt – zumindest bei einem Großkonzern – die PR-Abteilung.”Werden wir fürs Tun oder fürs Reden bezahlt, oder müssen wir beides können? Ist Wissenschaftskommunikation ein eigener Berufszweig für Leute, die den Problemlöser:innen diese Tätigkeit abnehmen? Oder etwas, das zum Alltag aller Wissenschaftler:innen gehört?In allen Berufszweigen müssen wir kommunizieren können, und das immer angepasst an die jeweilige Situation. Das gilt auch für diejenigen, bei denen das nicht explizit in der Berufsbezeichnung steht.Die Kommunikation mit Wissenschaftler:innen des eigenen Spezialgebiets an der Hochschule ist nur ein Teil des Ganzen: Auf speziellen Konferenzen müssen Sie ein gutes Bild abgeben. Ihre Publikationen beurteilt ein kleiner Kreis Ihrer fachlichen Nische. Bei Drittmittelanträgen ist Ihre Leserschaft bereits breiter: Sie müssen für Kolleg:innen aus anderen Fachbereichen verständlich und relevant erscheinen. Wenn Sie Kooperationen beginnen, dann meist außerhalb Ihrer Kernkompetenz. Ganz mutige Wissenschaftler:innen stellen sich der Quelle ihrer Gelder, den Steuerzahler:innen, und kommunizieren mit Laien.Außerhalb der Hochschule ist der Schritt aus unserer hoch spezialisierten Umgebung heraus meist abrupt. Die Fähigkeit, Ihre Arbeit vor einer Chefin zu rechtfertigen, die einen Abschluss im Finanzwesen oder als Juristin hat, fällt nicht vom Himmel, sondern Sie müssen sie sich erarbeiten. Ebenso sind die Hintergründe Ihrer Kolleg:innen und externer Kontakte wie Kunden oder Zulieferer oft breiter gestreut als an der Hochschule.Wir alle müssen also in unserem Berufsleben über unsere Arbeit sprechen, ob wir das wollen oder nicht. Keine PR-Abteilung nimmt uns diese Arbeit ab. Die gute Nachricht ist: Den meisten macht es Spaß, sobald sie sich darauf einlassen. Es geht ja nicht darum, etwas plump zu vereinfachen, sondern die Bedeutung unseres Themas einer bestimmten Zielgruppe verständlich zu machen. Das zu erreichen, verschafft Genugtuung.Sie werden in Ihrem Beruf fürs Tun und fürs Reden bezahlt. Versuchen Sie also, beides zu beherrschen.Der promovierte Chemiker Philipp Gramlich ist Mitgründer von Natural Science Careers, einem Unternehmen für Karriereberatung und Soft-Skill-Seminare für Naturwissenschaftler:innen. Für die Nachrichten aus der Chemie schreibt er über Beobachtungen aus seiner Beratungstätigkeit. <a href="mailto:p.gramlich@naturalscience.careers">p.gramlich@naturalscience.careers</a>

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