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Die Wacker Chemie hat das Jahr 2013 mit niedrigeren Umsatz- und Ertragswerten im Vergleich zu 2012 abgeschlossen: Der Konzernumsatz fiel um 3 % auf 4,5 Mrd. Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf 679 Mio. Euro (— 15 %); das Konzernergebnis sank auf 6,3 Mio. Euro (— 95 %). Ausschlaggebend waren niedrigere Preise, vor allem für Solarsilicium und Halbleiterwafer. Insgesamt minderten Preiseffekte den Konzernumsatz um etwa 8 %.
Die Investitionen des Konzerns sanken um 54 % auf 504 Mio. Euro. Die Hälfte davon ging in den neuen Polysiliciumstandort Charleston, TN/USA, der ab der zweiten Jahreshälfte 2015 produzieren soll. Weiterer Schwerpunkt war der Ausbau der Dispersionsproduktion in Asien und den USA. Der Forschungsaufwand betrug wie im Jahr zuvor knapp 174 Mio. Euro.
Zum 31. Dezember 2013 hatte der Konzern 16 009 Mitarbeiter (— 1,7 %), davon 12 322 (— 2,5 %) in Deutschland. Das Unternehmen hatte sich bei der Besetzung freier Stellen zurückgehalten.
Vorstand und Aufsichtsrat schlugen der Hauptversammlung eine Dividende von 0,50 Euro (— 17 %) je Aktie vor. Das Ergebnis pro Aktie betrug 0,05 Euro statt 2,43 Euro wie im Jahr zuvor.


<h2>Ausblick</h2>
Im Jahr 2014 erwartet Wacker, dass sowohl der Konzernumsatz als auch die Ertragszahlen über den Werten des Vorjahrs liegen. Alle Geschäftsbereiche sollen die Absatzmengen und die Umsätze des Jahres 2013 übertreffen; das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll mindestens 10 % höher als im Vorjahr sein.


<h2>Die Geschäftsbereiche 2013</h2>
Die folgenden Zahlen beziehen sich auf den Umsatz.
Wacker Polysilicon verringerte sich auf 924 Mio. Euro (— 19 %). Das sind etwa 37 % des Gesamtumsatzes. Obwohl der Geschäftsbereich mit 49 000 Tonnen so viel Polysilicium wie noch nie absetzte, blieb der Umsatz wegen der niedrigeren Preise im Jahr 2013 unter dem Vorjahr.
Siltronic machte 16 % von Wacker aus und sank auf 743 Mio. Euro (— 14 %). Während das Geschäft mit 300-mm-Siliciumwafern zunahm, blieb der Absatz von 200-mm-Wafern auf Vorjahresniveau; bei noch kleineren Scheibendurchmessern entwickelte sich das Geschäft schwächer.
Wacker Polymers mit 21 % Anteil am Gesamtumsatz kam auf 979 Mio. Euro (— 2 %). Gestiegenen Absatzmengen im Dispersionspulvergeschäft standen niedrigere Preise und negative Währungseffekte entgegen. In Europa und Amerika ging der Umsatz zurück, in Asien stieg er dagegen um mehr als 10 %, in Indien um fast 30 %.
Wegen gestiegener Absatzmengen erhöhten sich Wacker Silicones um knapp 2 % auf 1,7 Mrd. Euro und Wacker Biosolutions um 0,5 % auf 158 Mio. Euro. Besonders gut liefen Silikone für Körperpflegeprodukte, Industrieanwendungen und Medizintechnik. Die hohe Produktionsauslastung ließ die Fixkosten bei der Herstellung weniger ins Gewicht fallen. Biosolutions — etwa therapeutische Proteine und Polyvinylacetatfestharze für Kaugummirohmassen — verloren in Deutschland und Amerika, legten aber im übrigen Europa und in Asien zu. Währungseffekte und niedrige Preise bremsten die positive Entwicklung. MB


<h2>Rudolf Staudigl</h2>
Zum Jahr 2013: Die Kombination und das Risikoprofil unserer verschiedenen Geschäfte gibt dem Konzern Stabilität. In den Chemiebereichen haben wir in der Summe das hohe Umsatzniveau des Vorjahrs gehalten und den Ertrag gesteigert.
Zum Jahr 2014: Wir erwarten, dass unser Polysiliciumgeschäft im Umsatz wachsen wird. Dabei helfen nicht nur höhere Absatzmengen. Wir sehen auch Chancen für eine leichte Erholung bei den Preisen. Im Halbleitergeschäft wird sich der Preisdruck in diesem Jahr aller Wahrscheinlichkeit nach fortsetzen. Trotzdem gehen wir davon aus, dass Siltronic auf das Gesamtjahr gesehen den Umsatz steigern kann. Gute Chancen für weiteres Wachstum sehen wir auch in unseren Chemiebereichen.

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Mehr Wafer, weniger Wert

Die Wacker Chemie hat das Jahr 2013 mit niedrigeren Umsatz- und Ertragswerten im Vergleich zu 2012 abgeschlossen: Der Konzernumsatz fiel um 3 % auf 4,5 Mrd. Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf 679 Mio. Euro (— 15 %); das Konzernergebnis sank auf 6,3 Mio. Euro (— 95 %). A...

Nachrichten aus der Chemie: Herr Greindl, Sie haben — seit Sie im Jahr 1992 bei der BASF anfingen — fast die ganze Zeit ihrer Karriere mit dem Molekül zu tun, dass jetzt als Trilon M vermarktet wird.
Thomas Greindl: Das stimmt. Es gab zwar ein paar mehrjährige Unterbrechungen — aber tatsächlich machte ich die tolle Erfahrung, das Produkt von der Entwicklung, über die Produktion und bis hin zu Marketing- und Vertrieb zu begleiten.
Nachrichten: Sie waren schon beim ersten Brainstorming dabei. Was war das Thema?
Greindl: Die Aufgabe damals im Jahr 1992 hieß, einen biologisch abbaubaren Komplexbildner als Alternative zu Phosphat zu entwickeln. Im Screening haben wir schnell ein paar Leitideen gefunden: Nötig war ein kleines Molekül mit bestimmten Substitutionsmustern. Und schon Ende des Jahres hatten wir Methylglycindiessigsäure als heißen Kandidaten identifiziert. Synthese, Testung — das zog sich eine Weile, deshalb gingen die ersten Patente zu Trilon M, wie wir das Molekül tauften, erst im Jahr 1993 raus.
Nachrichten: War Marktreife ein Ziel beim Projekt?
Greindl: Ja, wenngleich die Zielstellung zunächst eine andere war. Es galt, das Arbeitsgebiet Komplexbildner, in dem die BASF schon seit 50 Jahren tätig ist, zu stützen und für kommende Herausforderungen mit einem leicht abbaubaren Produkt vorzubereiten. Also war biologische Abbaubarkeit eine der Kernfragen für meine Suchforschung. Aber eines war uns schon zu Beginn klar: Strukturen von eher akademischem Wert kamen nicht in Betracht. Eine Alternative zu Phosphat wäre nur möglich, wenn wir es schaffen, eine großvolumige Industriechemikalie zu entwickeln.
Nachrichten: So wie bei den Zeolithen, die bereits Anfang der 1990er Jahre in Textilwaschmitteln die Phosphate ersetzten?
Greindl: Das stimmt, die waren aber für die maschinelle Geschirrreinigung nicht einsetzbar. Allerdings waren Geschirrspülmaschinen damals noch weit weniger verbreitet als heute, nur ein Zehntel des Phosphats gingen über diese Schiene ins Abwasser. Textilwaschmittel sind heute fast gänzlich phosphatfrei; maschinelles Geschirrreinigen trägt dagegen wesentlich zum Phosphateintrag bei.


<h2>Regulierung oder nicht</h2>
Nachrichten: Hatten Sie damals darauf gesetzt, dass eine regulatorische Lösung für Phosphat in Geschirrspülmitteln kommt?
Greindl: Wir waren davon überzeugt. Deshalb haben wir mit Blick auf Kosten und Machbarkeit alternative Synthesewege entwickelt. So konnten wir in bestehenden Anlagen schnell Markteinführungsmengen und später in einer optimierten Anlage große Volumina herstellen. Die Geschirrspülmittelhersteller haben wohl auch schon mit einer frühen Regulierung gerechnet. Wir waren praktisch vom ersten Tag an in intensiven Kundengesprächen. Im Jahr 1996 standen wir bereits vor einer relativ großen Markteinführung. Aber die Regulierung kam nicht, es gab also keine Verpflichtung, Phosphat in Geschirrspülmittel zu ersetzen. Und vor die Alternative gestellt “Billiges Produkt mit Phosphat versus etwas teureres Produkt mit Methylglycindiessigsäure” — da war die Entscheidung unserer potenziellen Kunden eindeutig.
Nachrichten: Ohne regulatorische Unterstützung haben Sie aber trotzdem weitergemacht.
Greindl: Ja, meine zweite Stelle bei der BASF war dann ab dem Jahr 1996 in der Produktion, in der wir die erste Kleinanlage für Trilon M in Betrieb genommen haben.
Nachrichten: Zweifler im Management gab es keine?
Greindl: Sicher doch. Der Glaube an den wirtschaftlichen Erfolg war zwischendurch fast weg. Aber zum Glück gab es im Markt immer noch Interesse. Und so fanden sich auch stets einige überzeugte Leute in der Geschäftseinheit, die uns den Rücken gestärkt haben. Wir selbst waren überzeugt, dass nicht sehr viel Besseres zu finden sei als unser Produkt. Gleichzeitig waren wir überzeugt, dass phosphathaltige Geschirrspülmittel irgendwann unter regulatorischen Druck geraten würden.
Nachrichten: Es war also nur eine Frage der Zeit?
Greindl:Ja. Phosphat ist ja nicht nur ein Umweltthema. Mittlerweile wird auch die Frage nach der Phosphatverfügbarkeit gestellt. Zwischenzeitlich war Phosphat richtig teuer. Das alles hat natürlich auch das Kundeninteresse stets wachgehalten.
Nachrichten: Sie selbst haben sich dann entschieden, ins Marketing zu gehen.
Greindl: Ja, ich wollte Kunden sehen und mit ihnen reden, um zu verstehen, wie wir mehr aus Trilon M machen können. Ich bin dann ins Produktmanagement gewechselt und war in einer Marketingfunktion in den USA.
Nachrichten: Und während der ganzen Zeit köchelte das Trilon-M-Geschäft noch so vor sich hin …
Greindl: Das Geschäft war da, aber es war klein und wirklich nicht strategisch. Wir haben vor allem mit dem Mittelstand gearbeitet. Bei Mittelständlern hat man häufig direkt Kontakt bis in die Geschäftsleitungsebene, weil es diese Zwischenebenen wie in einem großen Konzern gar nicht gibt. Und da gab es doch ein paar umweltbewusste Mittelständler, die gesagt haben: Unsere Kunden suchen ökologischere Produkte. Macht was!
Nachrichten: Und so kamen Sie zu den ersten größeren Geschäften?
Greindl: Die ersten Geschäfte im Mehrere-hundert-Tonnen-Maßstab fanden ihren Einsatz in industriellen Reinigern für z. B. Autowaschanlagen von Tankstellenketten. Das war damals — so um die Jahre 2003, 2004 herum — ein echter Sprung.


<h2>Ersatzstoff oder Mehrwert</h2>
Nachrichten: Bietet Trilon M gegenüber Phosphat einen Mehrwert? Oder ist er ein bloßer Ersatzstoff?
Greindl: Es ist zu einem großen Teil eine Alternative, hat aber auch Vorteile in der Belags- und Fleckentfernung. Das kann Phosphat nicht. Trilon M bietet dem Formulierer auch sehr viel mehr Möglichkeiten — etwa konzentrierte Flüssig-Formulierungen. Eine flüssige phosphathaltige Formulierung ist nämlich kaum machbar, weil sie keine konzentrierten klaren Lösungen hinbekommen. Der größte Mehrwert für den Kunden ist aber, dass er einen Nachhaltigkeitsclaim machen kann.
Nachrichten: Ab 2007 waren Sie dann wieder hier in Ludwigshafen für das Trilon-M-Marketing zuständig.
Greindl: Ja, und langsam sahen wir dann auch die Phosphatregulierung näher kommen, die Diskussionen bei den Behörden wurden intensiver. Auch Großkunden meldeten Interesse an Trilon M. Ich war ja schon von Anfang an dabei und wusste, worum es geht und so konnte ich direkt in der neuen Funktion in das Thema einsteigen. Im Jahr 2010 gingen wir dann hier in Ludwigshafen mit einer Großanlage in Betrieb. Wir konnten den Vorstand überzeugen, dass dieses Risiko — immerhin ein Kapazitätssprung um ein Vielfaches — Sinn ergibt.
Nachrichten: Überraschenderweise waren es schließlich die USA — genauer gesagt 16 US-Bundesstaaten — die mit der Phosphatregulierung vorpreschten. Die EU will ab 2017 folgen. Gute Nachrichten für die BASF, die folgerichtig die Trilon-M-Kapazitäten ausbaut.
Greindl: Ja, ab jetzt geht es ab wie eine Rakete.
Nachrichten: Aber sind Geschirrspülmittel nicht eigentlich ein konservativer Markt?
Greindl: Ja und nein. Von Produzentenseite: Nein. Die Produktlebenszyklen betragen etwa zwei bis drei Jahre, und dann kommt etwas Neues: neue Verpackung, neue Formulierung und manchmal sogar neue Chemie. Gerade, wenn sie eine starke etablierte Marke haben, müssen sie stets den Reiz des Neuen setzen. Aber sie müssen ihn behutsam setzen, denn der Markt auf der Konsumentenseite ist sehr konservativ. Waschen und reinigen macht man so, wie man es zu Hause gelernt hat und vertraut auch den Marken, die man kennt.
Nachrichten: Formulieren Sie auch Produkte im Kundenauftrag?
Greindl: Nein, Formulierungen sind das Feld unserer Kunden, jedoch arbeitet man heute häufig mit dem Kunden gemeinsam an der Problemlösung.
Nachrichten: Wie lang sind die Entwicklungszeiträume?
Greindl: Da wir mittlerweile über Trilon M schon ziemlich viel wissen, kann das recht schnell gehen. Aber selbst einfache Reformulierungen bei Großkunden dauern mindestens ein Jahr, denn der Kunde muss seine ganzen Prozesse umstellen und muss vor allem eine robuste Qualitätsanalytik und Logistik aufbauen. Und auch die konkrete Umstellung im Verkaufsregal ist ein Kraftakt.
Nachrichten: Man bekommt den Eindruck, dass Ihnen die Sorgen des Kunden genauso wichtig sind wie die Verkaufszahlen von Trilon M?
Greindl: Ja — beide Aspekte sind untrennbar verknüpft. Ich komme aus einem kleinen Bäckerei-Mittelstandsbetrieb, bin praktisch schon kundennah aufgewachsen. Chemie ist mein Talent und meine Passion. Aber dass ich Chemie mit der realen Welt verbinden kann, ist für mich das Wichtigste. Mein Vater hat immer gesagt, wenn er den ganzen Tag über geschafft hatte, es sei seine schönste Motivation, wenn morgens die Regale voll sind und abends leer. Und wissen Sie was? Im Prinzip ist es in einem großen Chemiekonzern genauso.

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