Ausgeblättert

Lorenz Cederbaum hat bahnbrechend zur Quantendynamik molekularer Systeme beigetragen. Dafür ehrt ihn die GDCh mit dem Erich-Hückel-Preis 2024. Cederbaum erarbeitete ultraschnelle nichtadiabatische Prozesse, sagte den intermolekularen Coulomb-Zerfall voraus und entwickelte eine Methode, die zeitabhängige Schrödingergleichung zu lösen.Den Preis vergibt die GDCh seit 2016 alle zwei Jahre; er umfasst 7500 Euro Preisgeld und eine Urkunde.Mein größtes Privileg als Wissenschaftler ist, oft spät aufstehen zu können und dennoch respektiert zu werden.Die größte Überraschung meiner Forscherkarriere war, dass Spaß und Erfolg sehr nahe beieinander liegen.Ich habe Physik studiert, weil Chemie mir zu kompliziert zu sein schien. Die Affinität zu Chemie kam danach, und ich promovierte in Chemie. Dabei erkannte ich, nicht genügend gut Mathe zu verstehen und habilitierte in theoretischer Physik. Als Prof für dieses Fach erkannte ich relativ schnell, nicht genügend von Molekülen zu verstehen, und mir blieb nichts anderes übrig, als Chemie-Prof zu werden.<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/JwkSqHARJCeP6dddMLAY">Verraten Sie uns das Geheimnis des größten Erfolgs Ihrer Forscherkarriere?Loslassen können. Denn das erlaubte mir, ganz was Neues zu entdecken.Eine Begabung, die ich gerne hätte, ist deutlich schöner bei der Herleitung von Formeln singen zu können!Der ideale Morgen sieht für mich so aus:Spät aufstehen, ein paar Gymnastikübungen machen, Radio an und in Ruhe frühstücken.Der beste Ratschlag, den ich bekommen habe, lautet:Leider vergesse ich vieles sehr schnell, vor allem Ratschläge.Wenn ich für einen Tag jemand anders sein könnte, wäre ich …Das Bedürfnis hatte ich nie. Durch die Frage angeregt, würde ich doch gerne einmal sehr schön singen können. Also vielleicht Freddie Mercury.Meine besten Ideen kommen mir beim …Darüber habe ich schon öfters nachgedacht. Resultat: beim Spazierengehen und beim Diskutieren mit Menschen, denen ich vertraue. Folgerung: Gehe viel spazieren und halte dir einen guten Freund in deiner Nähe.In einer freien Stunde träume ich gerne im Wachen.In den Nachrichten aus der Chemie lese ich immer als erstes …Ich muss zugeben, dass ich selten die Nachrichten aus der Chemie lese. Ich freue mich mehr, ein gutes Journal in der Hand zu haben und so Neues auf direktem Wege zu lernen.Wenn ich einen Tag mit dem Namensgeber meines Preises verbringen könnte, würde ich zu diesem Zweck in die Vergangenheit versetzt werden müssen. Ich hätte gerne seine Umgebung und ihn kennengelernt. Würde er heute bei mir auftauchen, würde ich ihn gerne beruhigen und ihm die jetzige Zukunft zeigen.Lorenz Cederbaum, Jahrgang 1946, ist seit 2017 Seniorprofessor für Theoretische Chemie an der Universität Heidelberg – vorher seit 1979 als Professor und Direktor des Instituts für Physikalische Chemie. Er beschäftigt sich mit Vielteilchentheorie, nichtadiabatischen Phänomenen, Atomen und Molekülen in starken Feldern, Bosonensystemen und dem Energietransfer zwischen Molekülen.

Ausgezeichnet

„Loslassen und Neues entdecken“

Lorenz Cederbaum hat bahnbrechend zur Quantendynamik molekularer Systeme beigetragen. Dafür ehrt ihn die GDCh mit dem Erich-Hückel-Preis 2024. Cederbaum erarbeitete ultraschnelle nichtadiabatische Prozesse, sagte den intermolekularen Coulomb-Zerfall voraus und entwickelte eine Methode, die zeitab...

Kurt Kremer erhält den Hermann-Staudinger-Preis 2024. Damit ehrt ihn die GDCh für seine Multiskalen-Modellierungsmethoden. Mit diesen Computersimulationen lassen sich polymere Materialien besser verstehen, entwickeln und verarbeiten. Der Preis wird seit 1971 in geraden Jahren verliehen und umfasst 7500 Euro Preisgeld, eine Goldmedaille und eine Urkunde.<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/wZQ1HsiiRBCzExRsOWfj"><img alt="image" src="https://media.graphassets.com/4nGTbVCR863YKkODkCZg">Mein größtes Privileg als Wissenschaftler ist das zu tun, was mich wirklich interessiert. Trotz aller Verpflichtungen, die die Karriere mit sich bringt, bleibt dieser Kern erhalten.Die größte Überraschung meiner Forscherkarriere war wahrscheinlich die Einsicht, dass die isolierte Betrachtung eines Problems nie ausreicht und dass gerade in der Physik und Chemie der Polymere, oder besser der Soft Matter, fundamentale Fragen und Anwendungsaspekte immer eng beieinander liegen. Bei den gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen scheint mir das immer wichtiger zu werden.Verraten Sie uns das Geheimnis des größten Erfolgs Ihrer Forscherkarriere?Ich bin mir nicht sicher, ob es da überhaupt ein Geheimnis gibt. Erfolge beginnen mit einer Idee und einer diffusen Erkenntnis, der man dann mit Durchhaltevermögen nachgehen muss. Dabei ist wichtig, dass man offen für unerwartete Ergebnisse bleibt, da man eigentlich nie genau das findet, was man erwartet hat.Eine Begabung, die ich gerne hätte, ist musikalischer zu sein und auf gutem Niveau musizieren zu können.Der ideale Morgen sieht für mich so aus:Er beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück mit meiner Frau und dem Blick in eine Tageszeitung.Der beste Ratschlag, den ich bekommen habe, lautet:Schwierige Frage, im Laufe des Lebens bekommt man viele Ratschläge, bei denen man sich sehr gut überlegen muss, ob man ihnen folgt. Der wahrscheinlich wichtigste Hinweis war, dass man nur wirklich gut sein kann, wenn einem die Arbeit auch wirklich Spaß macht.Wenn ich für einen Tag jemand anders sein könnte, wäre ich …Ich glaube nicht, dass ich jemand anders sein wollte. Es gibt natürlich immer wieder Wünsche, etwas zu erleben oder zu bewirken, die nicht erfüllbar sind, zum Beispiel, den Blick auf unsere aufgehende Erde aus den Apollokapseln selbst erlebt zu haben.In den Nachrichten aus der Chemie lese ich immer als erstes …Da ich kein Chemiker bin, trotz der fast 30 Jahre am Max-Planck-Institut für Polymerforschung, schaue ich mehr auf die allgemeinen, interdisziplinären Themen.Wenn ich einen Tag mit dem Namensgeber meines Preises verbringen könnte, würde ich mich gerne zu den Umständen seiner Arbeit unterhalten. Seine Konzepte waren revolutionär und umstritten – zum Beispiel, dass Monomere nicht zu Makromolekülen aggregieren, sondern sich kovalent verbinden. Wie er dem Druck standgehalten und Gegenspieler überzeugt hat, würde mich interessieren. Natürlich wäre auch interessant zu erfahren, wie er die Diskussion in den letzten Jahren zu seiner Person sieht.Kurt Kremer, Jahrgang 1956, ist Direktor des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung. Zuvor forschte und lehrte er in den USA. Habilitiert hat er 1988 in Mainz in theoretischer Physik. Aktuell befasst er sich mit Theoriekonzepten bei weicher Materie.

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