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<h2>Keine Industriechemiker? Wieso?!</h2>
Die Recherche der Datenbasis gehört zu den Grundpflichten des guten Wissenschaftlers. Der Leserbrief des langjährigen GDCh-Mitglieds Gerhard Stehlik “Wieso keine Industriechemiker?” [Nachr. Chem. 2013, 61, 670] erstaunt in Zeiten der nahezu unbegrenzten Informationstransparenz daher besonders. Ein einfacher Klick auf die Seiten der GDCh offenbart, dass es sehr wohl Ortsverbände in Leverkusen (gegründet 1948) oder in Ludwigshafen (1952) gibt, sowie in vielen anderen klassischen Industriestandorten (Bitterfeld (1991), Krefeld (1949), Marl (1947) usw.).
Ebenso hätte der Blick auf die Fachgruppen leicht erkennen lassen, dass es sich bei der GDCh keineswegs um eine reine Hochschulchemiker-Gesellschaft handelt. Insbesondere herauszuheben ist hier, neben vielen anderen anwendungsnahen Fachgruppen, eindeutig die Vereinigung für Chemie und Wirtschaft (VCW). Mit deutlich ausgerichtetem Fokus auf wirtschaftspolitische Themen bietet diese Vereinigung Publikationen, Veranstaltungen und Kontaktmöglichkeiten (nicht nur, aber speziell) für in der Industrie tätige Chemiker. Basierend auf dem ehrenamtlichen Engagement vieler Industriechemiker (z.B. von BASF, Evonik oder Merck) finden Preisverleihungen, regelmäßige Stammtische in Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg und München oder hochrangig besetzte Konferenzen statt. Die Veranstaltung “Chemiewirtschaft — Perspektiven 2025” sowie das daraus resultierende Magazin seien hier nur beispielhaft erwähnt. Weitere Informationen zu den Aktivitäten der VCW wären leicht zu finden gewesen, verbergen sie sich quasi unter dem (wichtigen Industriemetall) “Magnesium” im Periodensystem der GDCh.
Auch die Nachrichten aus der Chemie zeichnen schon lange kein reines Forschungsbild mehr. Informationen aus der Industrie und vertiefende Artikel mit wirtschaftswissenschaftlichem oder patentrechtlichem Hintergrund haben schon seit vielen Jahren ihren festen Platz. Stellvertretend hierfür seien hier nur die zahlreichen Beiträge von Holger Bengs, Thomas Seuß, Klaus Griesar, Bernd Schneider oder Michael Dröscher (im übrigen mal Präsident der GDCh) genannt, von der regelmäßigen Berichterstattung der Redaktion über Branchenthemen ganz zu schweigen.
Davon abgesehen bleibt zu hinterfragen, ob das von Stehlik propagierte Spannungsfeld zwischen “schöngeistiger” Hochschulchemie und “stofflicher praktischer” Industriechemie wirklich existiert. Beide Disziplinen (sofern es sich überhaupt um getrennte Welten handelt) pflegen eine geradezu symbiotische Beziehung. Persönlichkeiten wie Jens Leker ist es zu verdanken, diese für beide Seiten produktive Kooperationsformen immer wieder zu verdeutlichen [siehe Leitartikel Nachr. Chem. 2013, 61, 615].
Dem langjährigen, aber möglicherweise etwas unterinformierten Mitglied Stehlik sei zugerufen, dass es nun an ihm liegt, ebenfalls die Brücke zu schlagen, zwischen einer — seiner Ansicht nach — zu hochschullastigen GDCh und seinem eigenen Fachwissen, sei es als Verfasser industriepolitischer Artikel für diese Zeitschrift, als aktives Mitglied der VCW oder als Teilnehmer einer der VCW-Stammtische. Nur so wird aus einem falsch gesetzten Punkt etwas Produktives.
Henrik Kelz, Frankfurt am Main
<a href="mailto:doc.henry@gmx.de">doc.henry@gmx.de</a>


<h2>Farbenfroh statt grün</h2>
Beim Lesen des Beitrags “Biologisch basierte Basismoleküle” von Jörg Riesmeier [Nachr. Chem. 2013, 61, 447] fühlte ich mich auf eine Veranstaltung der Partei der Grünen versetzt. Da war zu lesen “Das grüne Gewissen verlangt grüne Produkte. Nur wenige sind bereit, dafür höhere Preise zu bezahlen.” “Die kostensparende Reduktion der Treibhausgas-Emission und Nachhaltigkeit als ethisches Motiv sind die größten Treiber, nach grünen Intermediaten zu fragen.” Und “Chemikalien aus erneuerbaren (soll wohl heißen nachwachsenden) Rohstoffen verbessern die CO2-Bilanz und verringern den Treibhauseffekt.”
Dazu kann ich nur sagen: Ich lasse mir kein grünes Gewissen einreden, das dazu führen soll, die Natur zu plündern, um aus ihr Rohstoffe herzustellen, die sonst schonender und preiswerter zu erhalten sind.
Wer in der Natur nur grün sieht, ist einseitig und vermag nicht die Farbenpracht in der Natur zu erkennen. Mein Gewissen ist farbenfroh. So genieße ich die Natur.
Dieter Cornelius, Darmstadt


<h2>Kosmetika mit oder ohne?</h2>
Die Kriterien der Kennzeichnung von Produkten [Nachr. Chem. 2013, 61, 530] sind mit dem latenten Gefühl einer Naturromantik versehen und von einer Verharmlosung von Gefahren etablierter Produkte geprägt: Es sind nicht nur d-Limonen bzw. Orangenöl, die in Kosmetika und Speisen warnungslos verwendet werden dürfen, sondern auch andere Stoffe wie beispielsweise Ethanol, das ohne Warnhinweise tonnenweise missbraucht wird. Und selbst da stellt sich die Frage, warum der Gesetzgeber festgelegt hat, dass Ethanol nicht teratogen ist — denn sonst müsste es ja so gekennzeichnet werden.
Weiterhin ist es verwunderlich, warum es Arbeitgebern erlaubt ist, Arbeitnehmer in Raucher-Räumen zu beschäftigen. Alles in allem: Der Gesetzgeber ist unseriös.
Klaus Rottländer, Leipzig
<a href="mailto:klaus.rottlaender@gmx.de">klaus.rottlaender@gmx.de</a>
Im Artikel “Warum sind Shampoos frei von Warnhinweisen?” [Nachr. Chem. 2013, 61, 530] vertritt Ursula Klaschka die Auffassung, dass kosmetische Mittel Gefahrensymbole tragen müssten, wie sie im Chemikalienrecht unter bestimmten Voraussetzungen vorgeschrieben sind. Die Ausnahme für kosmetische Mittel von diesen Kennzeichnungsvorschriften hält sie für nicht gerechtfertigt.
Aus Sicht des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel, stellt dieser Artikel zwar eine Fleißarbeit dar, verfehlt aber sein Ziel, da wesentliche Grundvoraussetzungen nicht beachtet wurden.
Basis für die Ausnahme kosmetischer Mittel aus den Kennzeichnungsvorgaben des Chemikalienrechts ist die bestehende Kosmetik-Gesetzgebung, die eine individuelle Sicherheitsbewertung und verbraucherverständliche Kennzeichnung jedes in Verkehr gebrachten Kosmetikums vorsieht. Neben der reinen Inhaltsstoffkennzeichnung, die von der Autorin als praktisch einzige Kennzeichnung wahrgenommen wird, gibt es dort stoffspezifische Kennzeichnungsvorschriften. Zudem muss auch im Rahmen der für jedes Produkt vorgeschrieben Sicherheitsbewertung geprüft werden, ob dem Verbraucher Hinweise zur sicheren Anwendung des Produkts gegeben werden müssen.
Die Aussagen von Klaschka, dass 64 % der Produkte, die den Warnhinweis H 319 tragen müssten (“Verursacht schwere Augenreizung”) und 33 % den Hinweis H 315 (“Verursacht Hautreizungen”), zeigt sehr schön, dass die von der Autorin geforderte Kennzeichnung nach den Konzentrationsgrenzen des Gefahrstoffrechts überkonservativ ist und damit völlig überzogen und irreführend wäre. Sie lässt dabei außer Acht, dass die Kennzeichnung nach dem Chemikalienrecht die konservativen Konzentrationsgrenzen nur als letzten Weg zur Kennzeichnung beschreibt.
Die Sicherheit der Produkte wird vor der Markteinführung von den Kosmetikherstellern intensiv überprüft, und zwar nicht nur aufgrund theoretischer Erwägungen, sondern auch in Anwendungs- und Verträglichkeitstests. Schließlich würde kein Verbraucher Produkte dauerhaft anwenden, die die Augen oder gar die Haut reizen. Vor diesem Hintergrund entbehrt die Forderung von Klaschka, statt eines fundierten risikobasierten Ansatzes zur Produktabsicherung ein rein gefahrenbasiertes Modell zu verwenden, jeglicher Grundlage.
Es wäre wünschenswert gewesen, dass die Autorin bereits vor Abfassung des Artikels z. B. durch Kontaktaufnahme mit Industrieverbänden, aber auch mit für die Kosmetiksicherheit zuständigen Behörden oder wissenschaftlichen Fachgremien aus dem Bereich der Kosmetiksicherheit, der Dermatologie oder der Toxikologie einige weitere fachliche Aspekte aufgegriffen hätte.
Birgit Huber und Klaus Rettinger Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel, Frankfurt
<a href="mailto:krettinger@ikw.org">krettinger@ikw.org</a>
Dieser “Shampoo”-Artikel [Nachr. Chem. 2013, 61, 530] ist für Umwelt &amp; Gesundheit-Leser und Leserinnen und die Mitglieder des Allergie-Vereins in Europa von großem Interesse.
Andreas Steneberg, Redaktion Umwelt &amp; Gesundheit, Fulda
<a href="mailto:a.steneberg@onlinehome.de">a.steneberg@onlinehome.de</a>
Ursula Klaschka stellt die Frage, “Warum sind Shampoos frei von Warnhinweisen?” und auf der Titelseite wird festgestellt, dass Kosmetik “immer ohne” sei [Nachr. Chem. 2013, 61, 530]. Zunächst ist die Aussage “immer ohne” offenkundig falsch. Ein kurzer Check der heimischen Produkte zeigt, dass diese viele verbraucherverständliche Warnhinweise tragen (u. a. Zahnpasta, Haarfarbe, Haarspray, Rasierschaum, auch verschiedene Shampoos). Ein Blick in die Kosmetikverordnung belehrt darüber hinaus, dass eine Vielzahl von Warnhinweisen für Inhaltstoffe vorgeschrieben ist.
Shampoos und andere Körperpflegemittel tragen in der Tat nicht die Gefahrensymbole der zugrunde liegenden Chemikalien, sondern je nach Produkttyp Warnhinweise in verbraucherverständlicher Sprache. Die von Klaschka empfohlene Deklaration der Gefahrensymbole greift bei der Bewertung von kosmetischen Mitteln viel zu kurz, weil sie nur einen einzigen Aspekt einbezieht. Kosmetische Mittel sind keine einzelnen Chemikalien, sondern Zubereitungen aus einer Vielzahl von Einzelstoffen und diese verhalten sich in einer solchen Formulierung abhängig von Zusammensetzung und Herstellung häufig völlig anders. Gefahrenmerkmale der Rohstoffe sind in eine Bewertung einzubeziehen — für den Verbraucher wichtiger ist aber das Risiko, dem er ausgesetzt ist, wenn er das Produkt anwendet. Dementsprechend ist das Gesamtprodukt zu bewerten unter Einbezug von Produkteigenschaften und der Exposition des Verwenders (galenische Form, Anwendungsart, ggfs. berufliche Verwendung, Hautfläche, Häufigkeit). Als Vorgabe für eine solche Bewertung können die “Notes of Guidance for the testing of cosmetic substances and their safety evaluation” des Scientific Committee on Consumer Safety der EU-Kommission herangezogen werden oder entsprechende Leitfäden des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung, dessen Aufgabe unter anderem die Bewertung und Risikokommunikation kosmetischer Mittel ist.
Auch der Eindruck, dass Informationen über berufliche Verwendung, epidemiologische Daten oder Unfälle nicht berücksichtigt würden, ist falsch. Alle diese Punkte sind seit Jahrzehnten wichtiger Bestandteil der Sicherheitsbewertung.
Abschließend — ich war lange bei Wella als Vorstand und Leiter von F+E — : Die Sicherheit kosmetischer Produkte ist auf einem sehr hohen Niveau und eine Chemikalienkennzeichnung würde weder den Produkten noch der Sicherheit der Verbraucher dienen, sondern kontraproduktiv wirken.
Thomas Clausen, Seeheim
<a href="mailto:thomas_clausen@t-online.de">thomas_clausen@t-online.de</a>

Korrespondenz

Keine Industriechemiker? Wieso?! Die Recherche der Datenbasis gehört zu den Grundpflichten des guten Wissenschaftlers. Der Leserbrief des langjährigen GDCh-Mitglieds Gerhard Stehlik “Wieso keine Industriechemiker?” [Nachr. Chem. 2013, 61, 670] erstaunt in Zeiten der nahezu unbegrenzten Informatio...

<h2>Grundlegende anorganische Synthese</h2>
Synthetische Anorganische Chemie. Grundkurs. Von Philipp Kurz, Norbert Stock. De Gruyter, Berlin, 2013. 101 Seiten, brosch. 29,95 Euro. ISBN 978—3—11—025874—5
Die chemische Synthese, also die Herstellung unbekannter Substanzen aus bekannten Ausgangsverbindungen, ist eine Besonderheit der Chemie. Ohne die Synthesearbeit von Chemikern gäbe es viele Substanzen des täglichen Lebens (Metalle, Kunststoffe etc.) gar nicht. Die Ausbildung in der Synthese ist somit neben der Ausbildung in Analysenmethoden für Chemiker essenziell, wobei Praktika heutzutage leider allzu leicht dem überall verordneten Sparzwang zum Opfer fallen. Praktische Fähigkeiten lassen sich jedoch, wie der Name sagt, nur durch praktisches Arbeiten und nicht theoretisch erlernen, so dass Praktika für die Chemikerausbildung zentral sind.
Das vorliegende Buch greift den Aspekt der Synthese für Anfänger in anorganischer Chemie auf. Somit kann es verstanden werden als Grundlage zum Aufbau eines Synthesepraktikums im ersten oder zweiten Semester und als Ergänzung zu Grundpraktika in qualitativer und quantitativer Analyse. Das Buch ist in vier Kapitel unterteilt, wobei das erste Kapitel in die grundlegende Bedeutung der Synthese einführt und auch vorschlägt, wie ein Synthesepraktikum organisiert sein könnte. Das zweite Kapitel gibt eine Einführung in die zur Synthese verwendeten Apparaturen (Glaskolben, Tiegel, Normschliffverbindungen etc.) und Arbeitstechniken (Erhitzen unter Rückfluss, Arbeiten mit Gasen etc.). Das zwei Seiten lange dritte Kapitel geht kurz und prägnant auf Sicherheitsthemen ein.
Im abschließenden vierten Kapitel, das 75 Prozent des Buches ausmacht, stehen die Präparate, gegliedert in zehn Themengebiete: Elementdarstellung, Legierungen, Synthesen von Festkörpern, Züchtung von Kristallen, Koordinationsverbindungen, Reaktionen mit Gasen, molekulare Verbindungen der p-Block-Elemente, Polyoxoanionen, Verbindungen mit Nanostrukturen und großtechnische Verfahren im Laboratoriumsmaßstab. Jedes Themengebiet ist dabei so aufgebaut, dass nach einer kurzen zwei- bis dreiseitigen Einleitung die Synthesevorschriften stehen. Pro Themengebiet sind dabei zwischen fünf und neun Präparate beschrieben, für die jeweils ein Schwierigkeitsgrad angegeben ist. Eine Angabe zur erwarteten Ausbeute fehlt allerdings.
Weiterhin fällt auf, dass im Buch keine Reaktionsgleichung zu finden ist. Aus didaktischen Gründen mag dies sinnvoll sein, damit sich die Studierenden, für die dieses Buch geschrieben ist, vor Beginn der Synthese ausführlich mit der Reaktion beschäftigen. Eine Erwähnung zu Beginn von Kapitel 4 (Präparateteil) wäre hilfreich gewesen. Neben der Synthesevorschrift sind zu jedem Präparat vorbereitende Fragen formuliert, die als Grundlage für ein Kolloquium vor dem Versuch dienen können. Um diese Fragen beantworten zu können, sind Standardwerke der anorganischen Chemie erforderlich, wobei eine exakte Liste der zusätzlichen Literatur leider fehlt.
Trotzdem eignet sich das vorliegende Buch sehr gut als Grundlage, um ein Synthesepraktikum oder einen Syntheseteil in einem Grundpraktikum zu etablieren, bei dem Studierende Einblicke in die anorganische Synthesechemie erhalten, etwa in die Synthese von Elementen wie Eisen oder Antimon oder von Grundchemikalien der Großindustrie wie Soda oder Schwefelsäure.
Andreas Schnepf, Tübingen


<h2>Kreativität und Ideenreichtum in der Katalyse</h2>
Innovative Catalysis in Organic Synthesis. Hrsg. von Pher G. Andersson. Wiley-VCH, Weinheim, 2012. 356 Seiten, geb. 139,— Euro. ISBN 978—3—527— 33097—3
Der Titel des von Pher G. Andersson zusammengestellten Buchs lässt einiges erwarten: Innovative Catalysis in Organic Synthesis. Die meisten Leser werden bereits eine Vorstellung von ökonomischen und ökologischen Aspekten der Katalyse haben und wissen, dass Fortschritte und konzeptionelle Neuheiten schnell den Weg von der akademischen Forschung hin zu industriellen Prozessen finden. Es ist klar, dass man sich von den knapp 350 Seiten des Buches keinen umfassenden Überblick erhoffen kann. Stattdessen bekommt man eine Vorstellung von Kreativität und Ideenreichtum in der Katalyseforschung und weiß, welche neuen Ansätze als nützlich gelten und wohin sich das Gebiet entwickeln kann.
Andersson zeigt uns ohne einleitende Worte in drei Teilen, die er mit Oxidationsreaktionen, Hydrierungen und Reduktionen sowie C-C- und C-Heteroatom-Bindungsbildungen betitelt, insgesamt 15 Beiträge von international angesehenen Forschern. Jeder Beitrag erzählt innovative Katalyse aus der persönlichen Sicht von Mitgliedern des COST-Netzwerks D40 der EU (<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.cost.dlr.de" target="_blank">www.cost.dlr.de</a></ext-link>) — denn das sind die Autoren, wie Simon Woodward im Vorwort erläutert.
Dem Leser werden in unterschiedlicher Tiefe hochgradig interessante Themen näher gebracht. So erfährt man unter anderem von der Katalyse mit Polyoxometallaten. Die iridumkatalysierte Hydrierung von Olefinen wird ebenso beleuchtet wie die reichhaltige Reaktivität von Allenen in Gegenwart von Goldkatalysatoren, der Transfer von Nitrenen und der Einsatz von Imidatliganden in der asymmetrischen Katalyse. Den meisten dieser Abhandlungen ist gemein, dass sie stark auf die Forschung der jeweiligen Autoren fokussiert sind. Trotzdem liefert jeder einzelne Beitrag wertvolle Informationen, die in dieser kondensierten Form bislang nicht zugänglich waren. Diese sehr persönlichen Berichte wechseln sich mit Übersichtsartikeln ab. Hier sticht zum einen die kurze Übersicht zur bioinspirierten Oxidation mit Eisen- und Mangankomplexen ins Auge. Darüber hinaus werden jüngste Entwicklungen zur kupferkatalysierten C-H-Aktivierung schön zusammengefasst.
Weitere Highlights sind die sehr gelungenen und detaillierten Übersichten zur Rolle von Liganden in der Kupferkatalyse, zur asymmetrischen Nozaki-Hiyama-Kishi-Kupplung und insbesondere zur Durchführung organischer Reaktionen in Kugelmühlen.
Andersson gelingt es, interessante Aktivitäten in der Katalyse zusammenzutragen. Jeder einzelne Beitrag ist lesenswert, wenngleich nicht unbedingt für den Studenten, der den Überblick sucht und teils sehr spezielle Felder präsentiert bekommt. Doch für den Chemiker, der über den Tellerrand der eigenen Forschung schauen möchte, bieten sich faszinierende Einblicke. Andersson lässt in Stil und Tiefe den Autoren vielleicht ein bisschen viele Freiheiten, und nimmt merkwürdigerweise Beiträge auf, die wie Abschlussberichte einer Förderperiode anmuten. Aber das mindert nicht das Vergnügen an diesem Buch.
Philipp Klahn, Stefan F. Kirsch, Wuppertal


<h2>Kraftstoffe, umfassend betrachtet</h2>
Chemistry of Fossil Fuels and Biofuels. Von Harold H. Schobert. Cambridge University Press, 2013. 480 Seiten, geb. 91,38 Euro. ISBN 978—0—521—11400—4
Der Autor des Buchs, Harold H. Schobert, ist emeritierter Professor für Kraftstoffwissenschaften an der Pennsylvania State University und außerordentlicher Professor der Kohleforschungsgruppe an der North-West University in Südafrika.
Um es vorweg zu nehmen: Schobert hat ein sehr empfehlenswertes Lehrbuch geschrieben, das die Chemie von modernen Kraftstoffen umfassend betrachtet. Es richtet sich insbesondere an Studenten und Absolventen der ingenieurtechnischen Studiengänge Energie, Chemie und Maschinenbau. Auch für Chemiestudenten und Chemiker kann das Lehrbuch ein interessantes Übersichtswerk zu Biokraftstoffen sein. Jedoch ist die Chemie nicht sehr tiefgehend, sondern ingenieurorientiert beschrieben.
Inhaltlich im Fokus stehen alle heutigen Kraftstoffe, sowohl erneuerbare (Biomasse) als auch nicht erneuerbare (Erdöl, Erdgas, Kohle). Das erste Kapitel führt die Kraftstoffe vor dem Hintergrund der globalen Kohlenstoffkreisläufe ein und vergleicht sie. In weiteren Kapiteln des Buches geht es um die Biokraftstoffe Ethanol, Pflanzenöle und Biodiesel, dabei erläutert es die Begriffe Katalyse, Proteine, Enzyme, die Photosynthese von Kohlenhydraten (Zucker, Stärke Cellulose), von Pflanzenölen sowie die Holzvergasung, Holzverzuckerung und Fermentation. Ergänzend betrachtet das Buch die Anwendereigenschaften von Biokraftstoffen und petrochemischen Kraftstoffen im Hinblick auf ihre thermische Effizienz.
Der Hauptteil des Buches ist dem Rohstoff Erdöl gewidmet, wobei die Begriffe reaktive Intermediate und Bildung von fossilen Kraftstoffen voranstehen. Dem folgen die modernen Prozesstechniken, die Katalysetechniken und Struktur-Eigenschaftsbeziehungen von erdölbasierten Kraftstoffen einbeziehen. In den Kapiteln am Ende des Buches geht es um den Rohstoff Kohle, die Herstellung von Synthesegas und die Kohleverflüssigung sowie last but not least um technische Möglichkeiten, CO2 zu nutzen, zum Beispiel durch Algen, Biokohle, Photokatalyse oder chemische Synthesen.
Das Buch ist klar strukturiert und gut lesbar, nicht zuletzt durch kleine Exkursionen in die jeweilige Historie, illustriert mit Fotos. Es eignet sich als ein Standardwerk der Biokraftstoffe in den Ingenieurswissenschaften und als lexikalisches Werk für Chemiker. Nicht zuletzt aufgrund seines relativ günstigen Preises sollten es die Bibliotheken der Universitäten und Fachhochschulen für Studierende und Lehrende der Technikwissenschaften in ihren Bestand aufnehmen.
Birgit Kamm, Teltow


<h2>Ratgeber für angehende Studenten</h2>
Erfolgreich studieren für Dummies.
Von Daniela Weber. Wiley-VCH, Weinheim, 2013. 319 Seiten, brosch. 12,95 Euro. ISBN 978—3—527—70842—0
Das Titelbild suggeriert: Studieren geht mit links. Diese Vermutung verwirft die Autorin Manuela Weber im ersten Teil gleich wieder. Studieren ist mit Schmerz, Schweiß und Tränen verbunden, macht aber auch Spaß. Der Ratgeber richtet sich an alle, die ein Studium in Betracht ziehen. Für Leser, die schon einige Semester studieren, ist er zu oberflächlich.
Im ersten Abschnitt geht es um die Frage: Warum studieren? Weber geht kritischer als manch anderer Studienführer an die Frage heran und führt auch Gründe gegen ein Studium auf. Allerdings trägt dieser Abschnitt kaum zur Entscheidungsfindung bei, da er mit Platitüden gespickt ist. Ein Beratungsgespräch kann Erfolgreich studieren für Dummies daher nicht ersetzen.
In den folgenden Kapiteln wird es konkreter. Welche Fächer gibt es und welche Uni passt zum Leser? Die Autorin empfiehlt zahlreiche Quellen im Internet und regt an, sich selbstständig zu informieren. Daneben stellt Weber eine kleine Auswahl von Fächern vor. Bei den Naturwissenschaften kommt sie allerdings nicht über Klischees und Floskeln hinaus. Hat sich der Leser bereits entschieden, kann er die ersten Kapitel überspringen.
In den folgenden Abschnitten zeigt der Ratgeber seine Stärken. Er liefert zahlreiche Tipps, wie Studenten ihren Unterhalt finanzieren und wie sie sich bei den Hochschulen bewerben. Neben den Vorzügen des Studierens präsentiert Weber seine ernsten Seiten, denn das Lernpensum ist hoch und die Zeit meist knapp. Hinweise zum richtigen Zeitmanagement und nützliche Apps helfen, das Studium erfolgreich zu bewältigen. Der Leser erfährt auch, was er tun kann, wenn es nicht so gut läuft. Hier steht, an wen sich Studenten wenden können, die unter hohem Leistungsdruck, schlechten Noten oder Sinnkrisen leiden.
Positiv an dem Ratgeber ist, dass er fast alle wichtigen Aspekte des Studiums aufgreift. Viele Tipps — von den Lern-Apps bis zu spezialisierten Hochschulen — sind für den Einstieg ins Studium tatsächlich hilfreich. Dagegen ist die Struktur zum Teil unübersichtlich. Das Thema Finanzierung greift die Autorin an vielen verschiedenen Stellen auf, und manche Beiträge wirken wie Lückenfüller — sie haben keinen Bezug zum Thema.
Einen wichtigen Aspekt lässt das Buch vermissen: Was können Leser tun, die an ihrem Studienfach zweifeln? In Anbetracht der hohen Abbrecherquote darf er in einem Ratgeber für das Studium nicht fehlen.
Kirsten Reuter, Marburg


<h2>Über den Mehrwert von Schriftensammlungen</h2>
Molecules at Work: Self-Assembly, Nanomaterials, Molecular Machinery. Hrsg. von Bruno Pignataro. Wiley-VCH, Weinheim, 2012. 392 Seiten, geb. 99,— Euro. ISBN 978—3—527—33093—5
Diese Rezension — um die ich gebeten wurde — möchte ich dazu nutzen, um am Beispiel des vorliegenden Buches den Mehrwert von heutzutage üblichen “Edited Volumes on ..” zu hinterfragen.
Aber zunächst zum vorliegenden Fall: Der knapp 400-seitige Band ist bereits der dritte seiner Art und fasst Beiträge junger Nachwuchswissenschaftler zusammen, die am dritten European-Young-Chemist- Award(EYCA)-Wettbewerb in Nürnberg im Herbst 2010 teilnahmen.
Bruno Pignataro, Herausgeber dieser Reihe, bündelt in diesem Band Beiträge, die sich im breiten und interdisziplinären Gebiet der Nano- und Materialwissenschaften ansiedeln lassen. Die Unterteilung in die drei Schlagworte “Self-Assembly”, “Nanomaterials” und “Molecular Machinery” erscheint wenig hilfreich. Gerade der erste Abschnitt zur Selbstorganisation fällt mit gerade zwei Kapiteln eher bescheiden aus. Im zweiten Abschnitt zu Nanomaterialien folgen Kapitel zu verschiedensten und größtenteils willkürlich dort eingeordneten Themen wie Nanographenen, mikroporösen Materialien, Naphthalendiimiden, Metallphosphiden, II-V-Halbleiter-Nanokristallen, lumineszierenden Dendrimeren und Komplexchemie im biologischen Kontext. Der letzte Abschnitt bündelt dann diverse Beiträge zum Thema molekulare Maschinerie von der Visualisierung molekularer Rotoren in biologischen Systemen über Sensorik auf Basis von Quantenpunkten, Fullerenen, Boronsäuren und Iridium-Komplexen für lichtemittierende elektrochemische Zellen bis hin zu lichtgetriebenen molekularen Maschinen. Alles in allem also eine stattliche Anzahl von 16 Kapiteln, die jedoch in mehreren Fällen in ähnlicher Form bereits als Übersichtsartikel erschienen sind. Von ihnen überzeugt lediglich der Beitrag von Abbie Trewin zur Analyse von Oberflächeneigenschaften in mikroporösen Materialien wirklich.
Auf der Rückseite des Buches schließt sich der Reigen mit den Worten “This volume is an indispensable read …” für die Chemiker und Wissenschaftler, die daran interessiert sind “… what tomorrow's chemistry will look like.” Das lässt den potenziellen Käufer hoffen, den enttäuschten Leser jedoch nur mit dem Kopf schütteln.
An dieser Stelle möchte ich an den Anfangspunkt zurückkehren: Brauchen wir und brauchen die Bibliotheken und somit unsere Studenten diese Schriftensammlung? Aus meiner Sicht ist die Antwort klar: Nein! Eine zusammenhanglose Aneinanderreihung größtenteils bereits publizierten Materials schafft keinen wissenschaftlichen Mehrwert — im Gegenteil: Dies verschwendet bei Autoren, Verlegern und vor allem Lesern Ressourcen, die sie anderweitig sinnvoller nutzen könnten. In diesem Zusammenhang erscheint eine kritische Revision der Bücher- und Zeitschrifteninflation — Quantität generiert noch lange nicht Qualität — durch die gesamte Wissenschaftlergemeinschaft dringend erforderlich und sollte auch bei der Debatte um Open Access nicht vergessen werden.
Stefan Hecht, Berlin


<h2>Umweltanalytik</h2>
Stefanie Jäger, Umweltbundesamt, organisiert für die Fachgruppen Analytische Chemie sowie Umweltchemie und Ökotoxikologie auf dem GDCh-Wissenschaftsforum die Vortragsreihe Umweltanalytik.
Nachrichten aus der Chemie: Was erwartet die Teilnehmer bei Ihrer Veranstaltung?
Stefanie Jäger: Vorträge zu den aktuellen Herausforderungen der Umweltanalytik, dazu gehören unterschiedliche Analyten und komplexe Matrizes. Den Zuhörer erwarten Vorträge zur Analytik nichtextrahierbarer Rückstände in Böden und Sedimenten, zu neuen Screening-Methoden für die Wasseranalytik, über Weiterentwicklungen der ICP-MS für die Speziationsanalytik von Gadolinium, aber auch Themen aus der atmosphärischen Aerosolforschung. Auch Untersuchungen zur Verteilung von Schwermetallen in Pflanzen werden vorgestellt.
Nachrichten: Welchen Beitrag leisten Ihr Fachgebiet zum Wifo-Motto “Chemie — Element unseres Lebens”?
Jäger: Die Umweltanalytik ist ein unverzichtbares Instrument zum Schutz von Wasser, Boden und Luft und damit zum Schutz der Umwelt und allen Lebens auf der Erde.
Nachrichten: Worauf freuen Sie sich am meisten beim Wissenschaftsforum?
Jäger: Neben etablierten Wissenschaftlern werden auch Nachwuchswissenschaftler spannende Arbeiten präsentieren. Außerdem wird der französische Kollege Nicolas Estrade (Universität Lorraine, Nancy) über seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der deutschen Umweltprobenbank des Bundes berichten und Ergebnisse eines retrospektiven Monitorings von Quecksilber in Fischen vorstellen.


<h2>Kurz vorgestellt</h2>
Klima im Chemieunterricht
Klima. Themenheft der Zeitschrift “Naturwissenschaft im Unterreicht — Chemie”. Hrsg. von Ilka Parchmann. Friedrich-Verlag, Seelze, 2013. 48 Seiten, 15,90 Euro. Best.-Nr. 510129
Klima und Klimawandel sind auch Themen für den Chemieunterricht. Das vorliegende Heft bietet Ideen und Konzepte, um das Thema im Unterricht zu erarbeiten.
Grundlagenwerk für NMR-Spektroskopie
Ein- und zweidimensionale NMR-Spektroskopie. Eine Einführung.
Von Horst Friebolin. 2. Aufl., Wiley-VCH, Weinheim, 2013. 430 Seiten, brosch. 49,90 Euro. ISBN 978—3—527—32899—4
Das Grundlagenwerk gibt einen Überblick über die Theoriegrundlagen und Einsatzgebiete von ein- und zweidimensionaler NMR-Spektroskopie. Die Neuauflage enthält Neuheiten bei den Anwendungen. Außerdem gibt es einen überarbeiteten Aufgaben- und Lösungsteil.
Chemie und Technik
Chemie — Grundlagen, Aufbauwissen, Anwendung und Experimente. Von Peter Kurzweil, Paul Scheipers. 9., erw. Aufl., Vieweg + Teubner, Wiesbaden, 2012. 328 Seiten, 29,95 Euro. ISBN 978—3—8348—1555—2
Das Lehr- und Übungsbuch behandelt die Grundlagen der Chemie und ihre technischen Anwendung sowie ihre Bezüge zum Alltag. Experimente veranschaulichen die Themen. Diese Auflage enthält ein neues Kapitel zur Stoffchemie.

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