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<h2>Fehlende Tiefenpsychologie</h2><p>Im Beitrag „Planeten, Elemente, Prinzipien“ von Jonathan Gaede im Aprilheft der Nachrichten aus der Chemie [Nachr. Chem. 2021, 69(4), 12] nimmt die psychologische Interpretation alchemistischer Symbole leider keinen Raum ein. Auf die dazu grundlegenden Arbeiten von C. G. Jung wird gar nicht eingegangen, zentrale Punkte seiner Hauptwerke, wie „Psychologie und Alchemie“, bleiben unerwähnt, ebenso die darin enthaltene Interpretation der chymischen Hochzeit als Teil des von ihm formulierten Individuationsprozesses.</p><p>Dem ansonsten sehr interessanten Beitrag fehlt es dadurch leider etwas an Tiefe.</p><p><i>Peter Weber</i></p><h2>Neu, neuer, erneuerbar</h2><p>In der Aprilausgabe der Nachrichten, das ist kein Scherz, ist die Rede von: Klimaschutz, Klimaneutralität, Treibhausgasen, CO<sub>2</sub>-Fußabdruck, buntem Wasserstoff, grünem Dampf, erneuerbaren Energien und Energiequellen.</p><p>Es gibt tatsächlich Menschen, die glauben, sie könnten das übermächtige Klima schützen und neutral einstellen, indem sie das Treibhausgas CO<sub>2</sub>, es hinterlässt schließlich einen Fußabdruck, durch grünen Dampf ersetzen, der aus grünem Wasserstoff entsteht. Es fehlt, dass grüne Wolken die Wärmeabstrahlung weniger behindern. Unter nachhaltig verstehe ich, etwas zu erhalten und nicht etwas ständig zu verändern und zu erneuern. Doch der Ruf geht nach erneuerbaren Energien und Energiequellen. Erneuerbar ist, wenn man etwas wieder herstellen kann. Energie und Energiequellen sind schlichtweg vorhanden und, physikalisch gesehen, nicht erneuerbar. Doch gibt es schon Lehrstühle für Erneuerbare Energien.</p><p>Ja, auf der Erde ist es wärmer geworden. Dazu haben die Menschen mit beigetragen. Immer mehr Energie wird erschlossen und eingefangen, um sie zu nutzen, die sich dann weiter austoben kann und zur Erwärmung führt. Wärme beeinflusst das Wettergeschehen, die Luft und Wasserströmungen, und das beeinflusst das Wachstum. Die Natur stellt sich darauf ein und nimmt keine Rücksicht auf die Menschen. Wir müssen uns anpassen und schützen oder eben weniger Energie nutzen, sie effizient nutzen. Probleme lassen sich nicht lösen, wenn man einen Schuldigen herausdeutet und Menschen emotional aufputscht zu einseitigem Vorgehen. Miteinander ist immer noch der beste Weg.</p><p><i>Dieter Cornelius</i></p><h2>Den chemischen Diskurs vielfältiger gestalten</h2><p>Ich möchte der Redaktion der Nachrichten aus der Chemie ein großes Lob aussprechen, wie sie die Zeitschrift derzeit führt. Schon beim zufälligen Durchblättern fällt die große Bandbreite in der derzeitigen GDCh auf; ein Querschnitt durch alle Disziplinen, Altersklassen und Geschlechter. Wahrscheinlich war die deutschsprachige Chemie-Community noch nie so breit und bunt aufgestellt. Dass die Nachrichten sich ihrer Funktion als Leitmedium bewusst sind und diese Entwicklung (unter anderem) durch den Einsatz geschlechtersensibler Sprache abbilden und unterstützen, lässt mich hoffnungsvoll auf die Zukunft der GDCh blicken.</p><p>Die gleiche Diversität habe ich jedoch bei den Leserbriefen der Mai-Ausgabe vermisst. Stattdessen fanden sich dort drei Briefe von Männern, die sich alle in ähnlichem Tonus über diese Entwicklung beschweren: geschlechtersensible Sprache mache „Männer unsichtbar” und „diskriminiere andere Menschen”; mit frei erfundenen Beispielen, wieso das „Gendern” eine Erfindung der „weichen Sozialwissenschaften” sei, werden Strohmannargumente aufgebaut; Transsexuelle seien lediglich ein uninteressantes Randthema.</p><p>Diesen Männern sage ich: Ihr werdet nicht wegen geschlechtersensibler Sprache ausgegrenzt, sondern weil Ihr rückständige Ansichten vertretet, die ich mit den Werten der GDCh für unvereinbar halte. Von einer aktiven Diskriminierung von Männern sind wir im wissenschaftlichen Alltag weit entfernt. Ich danke den Nachrichten sehr, den chemischen Diskurs durch das Einbinden möglichst vieler verschiedener Stimmen noch vielfältiger und interessanter zu gestalten.</p><p><i>Mathias Micheel</i></p><h2>Gezwitscher</h2><figure><img src="https://media.graphcms.com/wduRBNUDTmSMZfyJhXbJ"><figcaption><label>Abb. 1: </label></figcaption></figure>
<figure><img src="https://media.graphcms.com/nSseI1R0RkWUneNOzETR"><figcaption><label>Abb. 2: </label></figcaption></figure>
<figure><img src="https://media.graphcms.com/CfrYACAeTNK3c0JMNHcr"><figcaption><label>Abb. 3: </label></figcaption></figure>


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Fehlende TiefenpsychologieIm Beitrag „Planeten, Elemente, Prinzipien“ von Jonathan Gaede im Aprilheft der Nachrichten aus der Chemie [Nachr. Chem. 2021, 69(4), 12] nimmt die psychologische Interpretation alchemistischer Symbole leider keinen Raum ein. Auf die dazu grundlegenden Arbeiten von C. G....

<h2>Viel über Methoden, wenig Chemie</h2><p>The Experimental Fire. Inventing English Alchemy, 1300 – 1700. Von Jennifer M. Rampling. The University of Chicago Press, 2020. 408 Seiten, geb. 34,54 Euro. ISBN 978–0–226–71070–9</p><p>In ihrem Werk The Experimental Fire hat die Historikerin Jennifer Rampling die Alchemie in England zwischen 1300 und 1700 dargestellt.</p><div><img src="https://media.graphcms.com/fjzvILWHQcyz4Mpk2N9X">

</div><p></p><p>Sie hat für ihre Studie zahlreiche alchemistische Manuskripte erstmals ausgewertet und bekannten Texten neue Aspekte abgewonnen.</p><p>Rampling kam von der Juristerei zur Chemie- und Alchemiegeschichte. Insofern erstaunt es nicht, dass die materiellen Aspekte der Alchemie in dem Werk eher eine Nebenrolle spielen. Ihr geht es hingegen um die Lese- und Auslegungsmethoden der Alchemisten und um das Zusammenspiel von experimenteller Praxis und interpretierender Lektüre alter Texte, das in ihrer Sicht ein wesentliches Merkmal alchemistischer Arbeit ist.</p><p>Auch der Beziehung zwischen den Alchimisten und ihren Patronen – den Fürsten, Königen oder Königinnen, für welche die Alchimisten tätig waren – widmet sie aufschlussreiche Überlegungen. Dabei steht der berühmte englische Alchemist George Ripley im Mittelpunkt, dessen Manuskripte auch Isaac Newton studiert hat.</p><p>Die Verbindung der englischen Alchemie zur kontinentalen thematisiert die Autorin nur am Rande; sie hätte vermutlich den Rahmen gesprengt. Sie wäre aber aufschlussreich gewesen, weil gerade die Alchemie trotz wichtiger nationaler Traditionen ein grenzüberschreitendes Arbeits- und Publikationsgebiet war.</p><p>Das Buch hat 355 Textseiten, hinzu kommt die Bibliografie sowie ein ausführliches und hilfreiches Register. Die Illustrationen zeigen in erster Linie Seiten aus alchemistischen Manuskripten – teilweise mit Randnotizen der Adepten, die zeigen, wie die alten Schriften verstanden und gelesen wurden.</p><p>Das Buch ist ein anspruchsvoller und voraussetzungsreicher, auch weiterführender Beitrag zur aktuellen Forschung, keine einführende Gesamtdarstellung der englischen Alchemie. Entsprechend eignet es sich trotz des populären Titels nicht für einen ersten Überblick über die Alchemie.</p><p>Jens Soentgen, Augsburg</p>

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