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<p>Fleischersatz – unfreiwillig</p><p>Der Beitrag „Mykoprotein als Fleischersatz“ [Nachr. Chem. 2016, 64, 403] hat mich an meine Kindheit erinnert. Kriegsbedingt (Jahrgang 1945) bin ich als Sachse in Bayern geboren und habe in der Nachkriegszeit sehr viele sehr merkwürdige Dinge zu essen bekommen, an die meisten erinnere ich mich aber nicht mehr.</p><p>Zwei Ausnahmen gibt es: Das eine war die nicht nur in der Nachkriegszeit übliche Lebertranfolter, das andere ist nur ein Begriff, den meine (älteren) Geschwister gelegentlich und mit verachtendem Unterton gebrauchten: Aga-Paste. Wie mein Bruder mir auf Nachfrage erzählt, handelte es sich um dunkelblaue Einpfundbecher mit dem weißen Aufdruck „Aga-Hefepaste“. Bei Google findet man unter diesem Suchbegriff viele Produkte, unter anderem Aspartylglucosaminidase von Maus und Ratte. Ich hoffe, während meiner irdischen Verweilzeit reichen die Fleischvorräte noch und der Rattenkelch geht an mir vorüber. Da ich vor der Emeritierung vor allem Verpackungsingenieure ausgebildet habe, bezieht sich meine Hoffnung auch auf deren Arbeitswelt: Wer mag sowas einwickeln?</p><p>Wolfgang Sobek, Leipzig</p><p><a href="mailto:sobek@prof-sobek-materials.com">sobek@prof-sobek-materials.com</a></p><p>Erleuchtung beim Phosphor</p><p>Wie jedes Jahr hatte ich auch jetzt mein Vergnügen an der Missverständnis-Sammlung „April, April“ [Nachr. Chem. 2016, 64, 450]. Bei einem Fund scheint mir aber alles in Ordnung zu sein: Phosphore (engl. phosphors) sind Leuchtstoffe; letzterer Name ist allerdings vorzuziehen. Im Gegensatz zum Element Phosphor (engl. phosphorus) phosphoreszieren sie.</p><p>Tatsächlich gab es die Bologneser Leuchtsteine auf Sulfidbasis (genannt „Phosphore“ = Lichtträger) schon vor der Entdeckung des weißen Phosphors; der Alchemist Hennig Brand, der Entdecker des Phosphors, hatte den Namen wegen der Chemolumineszenz übernommen.</p><p>Rüdiger Lenz, Frankfurt</p><p><a href="mailto:Ruediger.Lenz@celanese.com">Ruediger.Lenz@celanese.com</a></p><p>Die „Korrespondenz“ veröffentlicht Briefe an die Redaktion. Gedruckt und online steht sie allen Lesern der Nachrichten aus der Chemie offen. Bitte senden Sie Ihre Zuschrift mit einem Umfang von maximal 1500 Zeichen als E-Mail an: <a href="mailto:nachrichten@gdch.de">nachrichten@gdch.de</a>. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/rqHIuLwiQ1SxJVTz6jBZ"><figcaption><label>Abb. 1: </label></figcaption></figure>


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Korrespondenz

Fleischersatz – unfreiwilligDer Beitrag „Mykoprotein als Fleischersatz“ [Nachr. Chem. 2016, 64, 403] hat mich an meine Kindheit erinnert. Kriegsbedingt (Jahrgang 1945) bin ich als Sachse in Bayern geboren und habe in der Nachkriegszeit sehr viele sehr merkwürdige Dinge zu essen bekommen, an die m...

Prof.Dr.

<h2>Nutzen und Adressaten unklar</h2><p>Kohlenstoffgruppe: Elemente der vierten Hauptgruppe.</p><p>Von Hermann Sicius. Springer-Spektrum-Verlag, Wiesbaden, 2016. 51 Seiten, brosch. 9,99 Euro.</p><p>ISBN 978–3–658–11165–6</p><p>Die Monographie „Kohlenstoffgruppe: Elemente der vierten Hauptgruppe“ ist der elfte Band von Hermann Sicius Reise durch das Periodensystem in der Reihe „Essentials“ des Springer-Verlags.</p><div><img src="https://media.graphcms.com/F328HgpORYapkpEfgCMc">

</div><p></p><p>Der Autor hat das Buch gegliedert in die Übersichtskapitel „Vorkommen“ und „Herstellung“, ein ganzseitiges über physikalische und chemische Eigenschaften sowie das etwa 35-seitige Hauptkapitel mit Details zu allen Elementen inklusive Flerovium. Hier finden sich tabellarische Steckbriefe zu jedem Element; etwas ausführlichere Abschnitte zu Vorkommen, Gewinnung, (physikalischen) Eigenschaften, Verbindungen und Anwendungen folgen in Prosa.</p><p>Als Zielgruppen nennt die Broschüre Dozierende und Studierende der Chemie und Physik sowie interessierte Laien, Lehrer oder Rohstoffhändler. Insofern erwartet man ein Kondensat der wesentlich umfangreicheren Kapitel einschlägiger Lehrbücher der anorganischen Chemie.</p><p>Die Steckbriefe sind zwar gelungen. Ich bezweifle aber, dass sich das Buch in dieser Form gegenüber frei zugänglichen Internetseiten zum Thema „Elemente“ durchsetzen wird. Dafür gibt es mehrere Gründe:</p><p>Die Übersichtskapitel sind unvollständig und teilweise verwirrend. Die beiden ersten lassen jeweils Germanium aus, im Kapitel über Eigenschaften fehlen im ersten Abschnitt Angaben zu Blei. Im nächsten Abschnitt steht zweimal der Zusatz „auch in dieser Hauptgruppe“, ohne sich auf entsprechende Monographien anderer Hauptgruppen zu beziehen. Ähnliches gilt für chemische Eigenschaften: Wenn die Oxide der Elemente „nur noch schwache Säuren“ bilden, sollten die Leser erfahren, bei welchen Elementen welcher anderer Gruppen des Periodensystems dies noch nicht der Fall ist. Wenn solche Bezüge fehlen, sollte der Band eine Art Gebrauchsanweisung enthalten, die etwa empfiehlt, Vorgängerbände zu studieren.</p><p>Die Kapitel innerhalb des Hauptteils sind für Laien und Studienanfänger informativ, aber ausgesprochen unübersichtlich. Nach dem Elementnamen als Kapitelüberschrift und dem tabellarischen Steckbrief folgen voneinander abgesetzte Abschnitte. Dass diese zum gleichen Unterkapitel gehören, lässt sich nur mühsam feststellen, da sich die Überschriften unterschiedlicher Gliederungsebenen nicht unterscheiden. Viele Überschriften sind zudem in den Fließtext integriert, obwohl zumindest ein Satzzeichen sie davon hätte trennen sollen. Nicht für alle Elemente gibt es die gleichen Unterkapitel – Toxizität zum Beispiel fehlt bei Kohlenstoff und Silicium komplett, obwohl auch hier hochgiftige Verbindungen bekannt sind. Bei Germanium erfahren die Leser nicht, ob das Element oder seine Verbindungen toxisch sind.</p><p>Als Nichtspezialist verliert man sich schnell in der Fülle an Informationen. Auch konfrontiert der Autor die Leser oft mit Fachbegriffen, die er nicht erläutert. Dies trifft beispielsweise auf den Begriff „Metallsilicid“ im Kapitel zu Silicium-Wasserstoff-Verbindungen zu, den Sicius im Unterkapitel zu Verbindungen des Siliciums mit anderen Elementen hätte erläutern können. Literaturverweise sind vorhanden, aber uneinheitlich, was die Zitation von Lehrbuchinhalten versus Originalliteratur angeht.</p><p>Die Vermittlung komprimierten Detailwissens ohne umfangreichere Basisinformationen ist schwierig und riskant, was sich in der vorliegenden Monographie widerspiegelt. Daher ist das Werk keine Alternative für ein gutes Lehrbuch zur anorganischen Chemie.</p><p>Stefanie Dehnen, Marburg</p><h2>Sammelband aus Structural Chemistry</h2><p>Science of Crystal Structures. Highlights in Crystallography. Hrsg. von István Hargittai und Balasz Hargittai. Springer-Verlag, Heidelberg, 2015. 335 Seiten, geb. 106,99 Euro. ISBN 978–3–319–19826–2</p><p>István und Balasz Hargittai haben einen Sammelband herausgegeben: Er besteht aus 33 Artikeln der von Springer verlegten Zeitschrift Structural Chemistry, die zwischen dem Gründungsjahr 1990 und 2012 erschienen sind. István Hargittai ist emeritierter Professor für Chemie an der TU Budapest und zudem Herausgeber von Structural Chemistry. Balasz Hargittai, sein Sohn, ist Professor für organische Chemie an der Saint Francis University in Pennsylvania.</p><div><img src="https://media.graphcms.com/OY8d7k2bQRWgCYXYVJ67">

</div><p></p><p>Im ersten Teil des vorliegenden Bandes (3 Artikel) beschreiben Pioniere der direkten Methoden, darunter die Nobelpreisträger Herbert A. Hauptmann und Jerome Karle, wie das Phasenproblem der Kristallstrukturanalyse gelöst wurde und welche Rolle Gasphasen-Elektronenbeugung dabei spielte.</p><p>Der zweite Teil „Beyond the Classical System“ besteht aus 15 Artikeln zu Themen wie Kristallographie ohne Kristalle, Biomakromoleküle, Polymere, Cluster, Nanostrukturen, Ikosaedersymmetrie und Quasikristalle. Wie sein Beitrag aus dem Jahr 2011 nahelegt, gehört István Hargittai vielleicht zu den wenigen, die mit dem Nobelpreis für die Entdeckung der Quasikristalle gerechnet hatten, bevor dieser im Jahr 2012 Dan Shechtman verliehen wurde.</p><p>Im dritten Teil „Structural and Materials Properties“ (8 Beiträge) reichen die Themen unter anderem von magnetischen Eigenschaften der Quasikristalle und der Untersuchung optisch aktiver Komplexe zu Alfred Werners Zeiten über intermolekulare Wechselwirkungen zu supramolekularen Strukturen und Multi-Protein-Systemen.</p><p>Im vierten und letzten Teil „Data Mining and Management“ (7 Artikel) würde man nicht unbedingt einen Beitrag über den Briefwechsel zwischen Evgraf Fedorov und Arthur Schoenflies vermuten. Daneben finden sich hier, nebst anderen, Beiträge zu strukturchemischen Anwendungen kristallographischer Datenbanken.</p><p>Die Auswahl der Herausgeber wird dem Untertitel des Bandes gerecht. Dennoch schließe ich mich der von Stefan Hecht einmal formulierten grundsätzlichen Kritik an den zunehmend in Mode gekommenen, „editierten“ Bänden [Nachr. Chem. 2013, 61, 808] an: Eine Aneinanderreihung bereits publizierten Materials schafft keinen wissenschaftlichen Mehrwert. Und gerade bereits veröffentlichte Zeitschriftenartikel im Originaltext als Buch zu drucken und noch einmal zu verkaufen, halte ich für fragwürdig – selbst, wenn die Artikel neu gesetzt und mit Vorwort, Inhaltsverzeichnis und Index versehen wurden. Daher empfehle ich dem interessierten Leser, die hier kompilierten Artikel in den Jahrgängen von Structural Chemistry (doi:10.1007/978-3-319-19827-9) nachzuschlagen , statt das vorliegende Buch zu kaufen. Im Anbetracht der Vielfalt der behandelten Themen dürfte auch nicht jeder enthaltene Beitrag beim Leser auf das gleiche Interesse stoßen.</p><p>Rüdiger W. Seidel, Leipzig</p><h2>Kurz vorgestellt</h2><h2>Bioraffinerien</h2><p>Richtlinie VDI 6310 Blatt 1: Klassifikation und Gütekriterien von Bioraffinerien.</p><p>Herausgegeben von der VDI-Gesellschaft Technologies of Life Science, Beuth-Verlag, Berlin, 2016. 100 Seiten. 199,30 Euro. Online unter: <a href="http://goo.gl/Tkyslp" target="_blank">http://goo.gl/Tkyslp</a></p><p>Diese Richtlinie klassifiziert Bioraffinerien und beschreibt eine Basis zur Charakterisierung technischer, ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte von Bioraffinerien.</p><h2>Bohrlochzementation – Herausforderungen der Ölfeldchemie</h2><p>Aufgaben und Anforderungen, Randbedingungen, Basiskomponenten, Spezialanwendungen. Von Manfred H. Akstinat. IMH-Verlag, Berlin, 2015. 350 Seiten, geb. 53 Euro. ISBN 978–3–9815158–9–3</p><p>Das Buch beschreibt detailliert das Zementationsverfahren der Ölfeldchemie. Es informiert über die historische Entwicklung, den Einfluss sämtlicher Parameter und neuartige Produkte der Zementation.</p><h2>Wie viel Chemie ist drin?</h2><p>Chemicals in Food 2015.</p><p>Herausgegeben von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, Parma, Italien, 2015. 24 Seiten. Kostenlos herunterzuladen unter: <a href="http://goo.gl/9PDBxh" target="_blank">http://goo.gl/9PDBxh</a></p><p>Diese Broschüre gibt Aufschluss über chemische Stoffe in Lebensmitteln. Aufgelistet werden Konzentrationen von Kontaminanten, die in Nahrungsmitteln enthalten sein können. Die jeweiligen Grenzwerte sind dabei mitangegeben.</p><h2>Historische Radioaktivitätsforschung</h2><p>Carl Auer von Welsbach und sein Beitrag zur frühen Radioaktivitätsforschung und Quantentheorie. Von Gerd Löffler. Auer-von-Welsbach-Forschungsinstitut, Althofen, 2015. 219 Seiten, brosch. 25 Euro.</p><p>ISBN 978–3–200–04400–5</p><p>Eine Dissertation über das Schaffen des Chemikers Carl Auer von Welsbach, der nicht nur den Glühstrumpf erfand, sondern auch vier Lanthanide entdeckte.</p><h2>Zero Liquid Discharge</h2><p>Trends und Perspektiven in der industriellen Wassertechnik. Herausgegeben von der Prozess-Net-Fachgruppe der Dechema, Frankfurt am Main, 2015. 35 Seiten. Kostenlos herunterzuladen unter: <a href="https://www.dechema.de/Zero_Liquid_Discharge.html" target="_blank">www.dechema.de/Zero_Liquid_Discharge.html</a></p><p>Dieses Diskussionspapier beleuchtet Vor- und Nachteile des Zero Liquid Discharge (ZLD). ZLD beschreibt Systeme, aus denen Wasser maximal als Dampf entweicht, nicht in flüssiger Form.</p><h2>Chemiemythen</h2><p>100 Chemical Myths: Misconceptions, Misunderstandings, Explanations.</p><p>Von Lajos Kovacs, Dezsö Csupor, Gabor Lente, Tamás Gunda. Springer-Verlag, Berlin, 2015. 396 Seiten, geb. 54,49 Euro.</p><p>ISBN 978–3–319–08418–3</p><p>Gängige chemische Missverständnisse werden aufge- und erklärt. Die Bandbreite reicht von Lebensmitteln über Medizin bis zu Katastrophen.</p>

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