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Seit dem Jahr 1968 findet jährlich die Internationale Chemieolympiade (IChO) statt, ein Wettbewerb für Schüler:innen der höheren Schulstufen. Wie laufen die Vorbereitungen, und was macht die IChO zu einer tollen Veranstaltung? Wettbewerbsleiter Frank Witte erzählt.Nachrichten aus der Chemie: Was sind Ihre Aufgaben als Wettbewerbsleiter der Chemieolympiade?Frank Witte: <link href="#nadc20254154539-fig-0001">Ich bin dafür <link href="#nadc20254154539-fig-0002">zuständig, den Wettbewerb konzeptionell zu gestalten: Ich kümmere mich um die Aufgaben für die einzelnen Auswahlrunden, um die Experimente, um das Labor. Die Theorieaufgaben sollen eine gute Qualität haben, damit man eine gute Auswahl treffen kann. Da ist viel Abwechslung dabei, denn am Anfang eines Wettbewerbsjahrs möchten wir viele Leute für Naturwissenschaften allgemein und Chemie im Speziellen interessieren. Wenn wir in die höheren Auswahlrunden kommen, wird es enger, denn wir wollen am Ende ein Nationalteam aus vier Schülerinnen und Schülern haben, die dann am Ende irgendwo hinfahren und hoffentlich Medaillen holen. Das wünschen wir ihnen jedenfalls immer, dass sie das schaffen.<figure xml:id="nadc20254154539-fig-0001"><figure><img alt="image" src="https://eu-central-1.graphassets.com/Aype6X9u2QGewIgZKbFflz/cmimp62nnxp6i07tjqb0uw95k"><figcaption><label>Abb.1: </label>Frank Witte</figcaption></figure></figure><figure xml:id="nadc20254154539-fig-0002"><figure><img alt="image" src="https://eu-central-1.graphassets.com/Aype6X9u2QGewIgZKbFflz/cmimp79xuw4wv07t4lo2cayt3"><figcaption><label>Abb.2: </label>Illustration: sapunkele / Adobe Stock</figcaption></figure></figure>Wie viele Aufgaben sind für den Wettbewerb nötig?Wir brauchen jedes Jahr an die 40 Aufgaben für die Auswahlrunden. Die gehen schon ins universitäre Niveau in den höheren Auswahlrunden. Und es ist wichtig, dass das nicht eine Person alleine macht, damit man Unterschiedlichkeit in die Aufgaben bekommt.Sie machen das nicht alles alleine und ehrenamtlich.Nein, ich bin am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik als Wettbewerbsleitung der Internationalen Chemieolympiade angestellt. Hier gibt es ein kleines Team, das sich um alles kümmert, zum Beispiel eine Projektassistenz, Laborpersonal, ein Labor und studentische Hilfskräfte. Aber auch viele der Fördervereinsmitglieder liefern Aufgaben – die sind oft in Hauptstudium oder Doktorarbeit und bringen aktuelle Forschung ein. Mitglieder des Fördervereins bekommen eine Aufwandsentschädigung oder ein Honorar, wenn sie für den Wettbewerb tätig werden, also etwa Aufgaben entwickeln oder Klausuren korrigieren.Wie groß ist der Förderverein?Der Förderverein hat insgesamt etwa 500 Mitglieder und wächst jährlich. Das sind meistens Menschen, die vorher an der Olympiade teilgenommen haben, die Spaß an der Sache haben und sich vernetzen wollen. Das ist eine schöne Kooperation, und die ist auch nötig, denn alleine würden wir die Arbeit nicht mehr schaffen.Woher bekommt der Förderverein seinen Nachwuchs?Die meisten sind ehemalige Teilnehmende: Bei unserer Präsenzauswahlrunde sind wir bis zu einer Woche zusammen in der Jugendherberge in Göttingen. Und viele bleiben und treten in den Förderverein ein. Die sieht man dann ein oder zwei Jahre später auf der anderen Seite wieder, als Betreuer.Und wie lange sind Sie schon dabei?Seit Mai 2021. Ich habe selbst aber nie an einer Chemieolympiade teilgenommen, bei mir in der Schule war nicht bekannt, dass es so einen Wettbewerb gibt.Was sind die Voraussetzungen, um Wettbewerbsleiter der Chemieolympiade zu werden?Also, es ist vorteilhaft, Chemiker zu sein (lacht). Und man muss promoviert sein, aber das ist als Chemiker ja fast normal.Was hat Sie bewogen, mitzumachen?Im Großen und Kleinen geht es darum, junge Talente, Jugendliche, die sich für Chemie interessieren, zu fördern – und auch zu fordern. Und zwar über das hinaus, was es in der Schule an Angeboten gibt. Was ich im Prinzip mache, ist so eine Art Produktmanagement, die Chemieolympiade als Produkt. Das Spannende daran ist für mich: Ich kann tatsächlich gestalten und weiterentwickeln, nicht nur verwalten.Was begeistert Sie persönlich besonders an der Abschlussveranstaltung?Dass man die Möglichkeit hat, einmal im Jahr so einen internationalen Wettbewerb zu haben, unterwegs zu sein, viele Kollegen treffen kann, nicht nur Teilnehmende. Das ist natürlich eine super spannende Angelegenheit. Jetzt im Juli waren wir 90 Nationen. Jeder hat seine eigene Kultur und bringt so seine eigenen Interessen mit. Und das Ganze muss irgendwie am Ende zu einer tollen Veranstaltung werden. Das ist einfach wahnsinnig, das ist wirklich verrückt, wenn man sieht, das klappt. Das glaubt man manchmal gar nicht, aber es funktioniert.Wer ist am Vorauswahlprozess der Chemieolympiade beteiligt und wie?Natürlich die, die die Aufgaben erstellen, und die Betreuenden. Dann die Lehrkräfte, die die Aufgaben korrigieren – in den ersten Auswahlrunden haben wir um die 2000 Teilnehmer, und noch lässt sich nicht automatisiert korrigieren, auch wenn wir daran arbeiten. Wir sind also auf motivierte Kollegen und Kolleginnen angewiesen, die ihre Schüler betreuen und mit einer Musterlösung korrigieren.Das heißt, wenn an meiner Schule keine Lehrkraft ist, die gewillt ist, das zu tun, kann ich nicht mitmachen?Doch, das geht. Man muss dann eine Lösung finden. Wir versuchen das zu organisieren, zum Beispiel jemanden an der Nachbarschule, der das übernimmt, oder es gibt Schülerforschungszentren, über die man mitmachen kann. Und wenn sich niemand findet, übernimmt der zuständige Landesbeauftragte diese Aufgabe.Was für Schüler:innen machen denn mit – sind es eher die ohnehin sehr Schlauen, oder sind auch einfach Neugierige dabei, die etwas lernen möchten?Ich glaube, das sind beide Typen. Die, die am Ende sichtbar werden für uns, sind schon die, die von vornherein super interessiert sind. Und die richtig gut sind in Naturwissenschaften. Die wissen auch oft schon ziemlich genau, wo sie eigentlich hinwollen. Trotzdem haben wir auch gerade in den ersten Auswahlrunden eine Menge Leute dabei, die es einfach ausprobieren, die vielleicht noch gar nicht unbedingt wissen, ob das was für sie ist. Das ist auch so ein Punkt: Das sind die, die wir gerne unterstützen, denen wir sagen: „Mensch, mach mit und entdecke dein Talent.“An welche:n Schüler:in erinnern Sie sich besonders, und warum?Ich kann mich an einen erinnern, der ging in Richtung Asperger oder Autismus. Der hat sich richtig reingearbeitet in diesen Wettbewerb und in diese Aufgaben. Er ist zwar nicht bis ins Nationalteam gekommen, aber in die Bundesauswahlrunde, und das drei Jahre in Folge. Wow. Und man konnte in dieser Zeit eine Entwicklung feststellen. Der hat einen wahnsinnigen Schub gekriegt. Ich habe mal mit den Eltern gesprochen. Die meinten, der Wettbewerb ist genau sein Ding, dafür macht er alles. Und das macht er komplett selber – die Anmeldung, das gesamte Hintergrundprozedere, was man so braucht, um mitzumachen, die Organisation. Alles <link href="#nadc20254154539-fig-0003">alleine. Und bei sowas denke ich: toll.<figure xml:id="nadc20254154539-fig-0003"><figure><img alt="image" src="https://eu-central-1.graphassets.com/Aype6X9u2QGewIgZKbFflz/cmimp7bd2w4y307t4vpjnimya"><figcaption><label>Abb.3: </label>Eine Goldmedaille der Internationalen Chemieolympiade. Bild: Kenrick / Wikimedia Commons</figcaption></figure></figure>Mit Frank Witte sprach Nachrichten-Redakteurin Eliza Leusmann.<h2 type="main">Wettbewerb: Wer kann mitmachen und wie?</h2>Wer: Jede:r Chemiebegeisterte, die oder der am 1. Juli im Jahr des Internationalen Wettbewerbs noch keine 20 Jahre alt ist und eine weiterführende Schule besucht.Wie: Das bundesweite Auswahlverfahren besteht aus vier Runden: Aufgaben in Heimarbeit lösen und beim betreuenden Fachlehrer oder der betreuenden Fachlehrerin abgeben; eine Klausur in der Schule schreiben; Auswahlseminar mit Vorträgen, Übungen und Klausuren; Vorbereitungsseminar mit Laborarbeit und Klausuren.Den jährlichen Auswahlwettbewerb für die Internationale Chemieolympiade, die Chemieolympiade in Deutschland, gestaltet das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) in Kiel im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und in Zusammenarbeit mit den Kultusministerien der Länder. Weitere Informationen unter <a href="https://www.chemieolympiade.de" target="_blank">www.chemieolympiade.de</a>.<h2 type="main">In Zahlen: Die Internationale Chemieolympiade 2025</h2>Im Jahr 2025 fand die IChO zum 57. Mal statt, diesmal in Dubai. Sie dauerte neun Tage, und es gab 354 Teilnehmer:innen aus 90 Ländern. Für das deutsche Team hatten sich aus mehr als 1700 Personen vier junge Menschen qualifiziert, die alle eine Medaille erhielten: Magnus Güldenpfennig (26. Platz, Gold), Jieoh Ahn und Yijiao Lu (48. beziehungsweise 66. Platz, beide Silber) sowie Ole Ahrenhold (128. Platz, Bronze). Im inoffiziellen Länderranking nach Punkten liegt das deutsche Team auf dem zwölften Platz.Das vierköpfige deutsche Mentor:innen-Team kümmerte sich beispielsweise um die Begutachtung sowie die Übersetzung der Klausuren vom Englischen ins Deutsche. Die Olympiade ist jedes Jahr an einem anderen Ort, es gibt eine theoretische und eine praktische Prüfung. Beide dauern fünf Stunden, sie finden an verschiedenen Tagen statt. 60 Prozent der erzielbaren Punkte sind im Theorie- und 40 im Praxisteil zu erreichen. Die beiden Bereiche sind voneinander unabhängig, und die Summe der Punkte bestimmt das Gesamtergebnis.Die besten etwa 10 Prozent bekommen eine Goldmedaille, die folgenden 20 eine Silbermedaille und die darauf folgenden 30 eine Bronzemedaille.<img alt="image" src="https://eu-central-1.graphassets.com/Aype6X9u2QGewIgZKbFflz/cmimp7corw4yg07t4mrgee1an">Das deutsche Team der IChO 2025 in Dubai. Von links: Jieoh Ahn (Silber), Magnus Güldenpfennig (Gold), Ole Ahrenhold (Bronze), Yijiao Lu (Silber). <source>Foto: IChO – IPN

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„Junge Talente fördern und fordern“

Seit dem Jahr 1968 findet jährlich die Internationale Chemieolympiade (IChO) statt, ein Wettbewerb für Schüler:innen der höheren Schulstufen. Wie laufen die Vorbereitungen, und was macht die IChO zu einer tollen Veranstaltung? Wettbewerbsleiter Frank Witte erzählt.Nachrichten aus der Chemie: Was...

Chemie gilt Vielen in der Schule als kompliziert, theorielastig und alltagsfern. Trotz einer zunehmenden Zahl an Schülerlaboren, Public-understanding-of-science-Aktivitäten und anderen Angeboten ist das Image immer noch schlecht – folgerichtig sind die Studierendenzahlen in chemischen Studiengängen in den letzten zehn Jahren zurückgegangen. Wie lässt sich das ändern? Sophie Gutenthaler-Tietze und Pia Heinrichs versuchen es, indem sie ihren Werdegang und ihre Forschung an Schulen vorstellen.Chemie, das habe ich in der Schule abgewählt“ – diesen Satz hat bestimmt jede:r Chemiker:in schon einmal gehört, wenn man erzählt, was man beruflich macht. Wie lässt sich das ändern? Wie begeistert man wieder mehr Schüler:innen für Chemie?Unsere Antwort: aktuelle Forschung und Wissenschaftler:innen vom Labor direkt ins Klassenzimmer bringen. Genau dieser Grundgedanke steht hinter dem Projekt „Meet a Scientist“. Es soll Schüler:innen an Gymnasien und insbesondere an Realschulen für chemische Berufe und Studiengänge begeistern und gleichzeitig Vorurteile gegenüber der Chemie abbauen.Dabei setzen wir auf eine Mischung aus persönlichen Einblicken in unsere Werdegänge, den Forschungsalltag und Informationen zu Studium und Ausbildung. Farbenfrohe Experimente, viele Anschauungsmaterialien und ein paar „Goodies“ für die Schüler:innen zum Mitnehmen lockern das Ganze auf, beispielsweise Skittles in Reagenzgläsern, Sticker, Bleistifte und Mini-Periodensysteme.<h2 type="main">Vom Labor in den Unterricht – und wie?</h2>Wie so oft bei (Wissenschaftskommunikations-)Projekten, die neben einer Promotion oder einem Postdoktorat laufen, ist zweierlei essenziell: die Unterstützung der Vorgesetzten und das Akquirieren einer Geldquelle. In beiden Fällen hatten wir gute Voraussetzungen:Unsere Chefin Lena Daumann unterstützt uns beispielsweise mit Laborequipment und Chemikalien und damit, dass wir im Arbeitsalltag flexibel unser Projekt umsetzen können.Finanziert werden wir durch die Bürgeruniversität an der Universität Düsseldorf, die neue Wissenschafskommunikationsprojekte mit 1000 Euro für sechs Monate fördert. Dafür ist ein Kurzantrag einzureichen, der die Projektidee, die geplante Umsetzung und eine Kostenaufstellung enthält. Folgeförderungen sind möglich, und ähnliche Initiativen sind an anderen Universitäten vorhanden.Nach der Förderzusage folgte zunächst der einfachere von zwei Teilen: einen kleinen Internetauftritt und einen Instagram-Account einrichten sowie Anschauungsmaterialien, Chemikalien und all das bestellen, was sich als „Chemie-Goodies“ eignet (<link href="#nadc20254153660-fig-0001">Foto S. 15).<figure xml:id="nadc20254153660-fig-0001"><figure><img alt="image" src="https://eu-central-1.graphassets.com/Aype6X9u2QGewIgZKbFflz/cmimovkitxi9h07tjbv7yzfam"><figcaption><label>Abb.1: </label>Anschauungs- und Informationsmaterialien und Goodies vor Beginn einer Schulstunde. Bild: Meet a Scientist</figcaption></figure></figure>Der schwierigere Teil bestand darin, Kontakte zu Schulen herzustellen und Termine zu vereinbaren. Dies sollte bei Projekten mit Schulen nicht unterschätzt werden: Zunächst blieben alle unsere E-Mail-Anfragen an Schulen mit einer Projektübersicht, unserem Vorhaben und Angebot unbeantwortet. Wir änderten unsere Taktik; letztlich ging unser erster Schultermin auf private Kontakte zu Chemielehrer:innen zurück. Für uns nachvollziehbar – ein neues Projekt muss sich erst beweisen.Aus unserem ersten Schulbesuch ergaben sich weitere Kontakte, und die Follower auf Instagram mehrten sich. Über diese Plattform erhielten wir die meisten Anfragen für unser Angebot – unser Fazit Nummer 1 für ähnliche Projekte: Ein Instagram-Auftritt lohnt sich.<h2 type="main">Schulstunden mit „Meet a Scientist“</h2>Das Wichtigste an einem Schulbesuch ist uns, gleich zu Beginn eine Atmosphäre zu schaffen, in der alle Fragen erlaubt sind und auf Augenhöhe kommuniziert wird. Wir bieten direkt das „Du“ an und starten mit einer offenen Runde dazu, was sich die Schüler:innen unter „Chemie“ vorstellen. Dann erzählen wir, was uns ursprünglich für Chemie begeistert hat. Für besonders ehrliche Einblicke ohne Notendruck empfehlen wir, an dieser Stelle Lehrpersonal kurz aus dem Raum zu schicken.Wenn wir zeigen wollen, was uns für Chemie begeistert hat, bietet sich ein farbenfrohes Experiment wie die Ampelreaktion an. Die erste Begeisterung der Schüler:innen ist an der Stelle schon gesichert, und man behält ihre Aufmerksamkeit.Da Chemiker:innen oft mit dem Vorurteil konfrontiert werden, sie seien bestimmt schon immer „Chemie-Nerds“ gewesen, erzählen wir von unseren sehr unterschiedlichen Werdegängen und zeigen Fotos dazu (<link href="#nadc20254153660-fig-0002">Foto links). Denn ja, natürlich gibt es Chemiker:innen, die bereits früh ihre Liebe zum Fach entwickeln, aber das muss nicht immer so sein.<figure xml:id="nadc20254153660-fig-0002"><figure><img alt="image" src="https://eu-central-1.graphassets.com/Aype6X9u2QGewIgZKbFflz/cmimovlz4whad07ul70gk287t"><figcaption><label>Abb.2: </label>Pia und Sophie stellen sich zu Beginn einer Schulstunde vor. Bild: Karol Mzyk</figcaption></figure></figure>Beispielsweise begann Pia ihre weiterführende Schulkarriere auf einem Gymnasium und wechselte später auf eine Realschule. Zu diesem Zeitpunkt fand sie Chemie eher langweilig. Ihre Meinung änderte sich erst mit einem neuen, engagierten Lehrer an der Fachoberschule. Nach der allgemeinen Hochschulreife in Pädagogik/Psychologie startete sie schließlich in ein Chemiestudium. Aber nach einem Semester brach sie es ab, und es folgte eine Findungsphase zwischen Gastronomie und Nachhilfeunterricht. Dabei entschied sie, dem Chemiestudium eine zweite Chance zu geben. Nun promoviert sie in dem Fach. Bei Sophie verlief der Weg etwas „klassischer“: sofortige Begeisterung für Chemie in der ersten Chemiestunde am Gymnasium, Teilnahme an der Chemieolympiade und direkt im Anschluss ein Chemiestudium von Bachelor bis Promotion.In der Schulstunde starten wir immer mit dem „geradlinigen“ Weg, um die Vorurteile zu bedienen, und nutzen Pias Lebenslauf, um diese zu brechen und Mut zu machen: Es ist total okay, nicht von Anfang an zu wissen, wohin man später möchte! Gerade diese Unterschiede kommen bei den Schüler:innen gut an und führen zu vielen Fragen und Denkanstößen. Es lohnt sich also, offen für Fragen zu sein und ungeschönt über den einen Lebensweg mit allen Höhen und Tiefen zu sprechen.Neben der Frage „Wie kommt man in die Chemie?“ ist für Schüler:innen genauso spannend: „Was kann man eigentlich mit Chemie machen?“ Vielleicht ist Chemie bei manchen Schüler:innen so unbeliebt, weil sie oft keine Vorstellung davon haben, wie vielfältig die Möglichkeiten nach einer Ausbildung oder einem Chemiestudium sind. In höheren Jahrgangsstufen – Realschule ab Klasse 9; Gymnasium ab Klasse 10 – stellen wir kurz das Chemiestudium und chemiebasierte Studiengänge wie Wirtschaftschemie, Nanowissenschaften oder Chemieingenieurswesen vor. Für viele andere Mint-Studiengänge wie Pharmazie, Physik oder Biologie verteilen wir Flyer. Und auch die gängigsten chemischen Ausbildungsberufe wie Chemisch-technische:r Assistent:in und Chemielaborant:in präsentieren wir und erklären deren wichtigste Unterschiede. Im Anschluss erarbeiten wir gemeinsam mit den Schüler:innen, in welchen Branchen Chemiker:innen gebraucht werden. Dieser Teil ist für jede Schulstufe geeignet, und meist sind die Schüler:innen erstaunt, wie oft Chemie in ihrem eigenen Alltag steckt und welche Bandbreite an potenziellen Berufen es für Chemiker:innen gibt.Um lange Blöcke mit viel Information zu vermeiden, greifen wir gerne zu einem unserer Lieblingsexperimente: die Iod-Stärke-Reaktion, durchgeführt in einer Cola-Flasche. Gepaart mit mittelmäßiger Schauspielerei, dass man doch gerne eine Cola hätte und wieso das gemischte Getränk nur aussieht wie Wasser, ist die Freude der Schüler:innen beim Farbumschlag zur „chemischen Cola“ besonders groß. Egal in welcher Schulstufe, die „chemische Cola“ wird immer als ein Highlight genannt.Bei unseren Experimenten achten wir darauf, dass diese ungefährlich, gut vorzubereiten und leicht zu transportieren sind – und natürlich auch verlässlich durchführbar, um die Chemie von ihrer besten Seite zu zeigen.<h2 type="main">Jede Schulklasse ist anders – Flexibilität an oberster Stelle</h2>Jede Schulklasse ist anders, und am besten klappen Schulbesuche, wenn wir uns auf die Klasse einlassen und Programm sowie Inhalt flexibel anpassen. Denn der Fokus liegt für uns auf den Schüler:innen und ihren Fragen und nicht darauf, unser geplantes Programm „durchzudrücken“. Wir hatten Klassen mit so vielen Fragen, dass wir nur die Hälfte unserer Folien geschafft haben, und andere Klassen, die wir erst zum Fragen und aktiven Mitmachen ermuntern mussten. Was uns überrascht hat: Man bekommt immer zwei Schulstunden gefüllt, und besonders 7. und 8. Klassen sprudeln nur so vor Fragen.Besonders gefragt ist hierbei unser Alltag als Wissenschaftlerinnen an der Universität, und oft kommt die Frage: „Wie sieht ein typischer Tag aus?“ Hierbei stellten wir schnell fest: Unser Arbeitsalltag ist vor allem durch viel Flexibilität und Abwechslung bestimmt, was gerade bei den jungen Generationen gut ankommt. Wenn der Alltag ein Mix ist aus Experimenten, Literaturrecherche, Dokumentation, Konferenzen, Praktikumsbetreuung, Kooperationsprojekten und Forschungsaufenthalten, wird es auf keinen Fall langweilig! Und da wir beide nicht verbergen, dass uns unser Alltag in der Chemie sehr viel Spaß macht, wurde die Frage „Ob das Forschen denn unser Hobby sei“ auch des Öfteren gestellt.<h2 type="main">„Was forscht ihr denn?“</h2>Auch die Frage, woran wir forschen, kommt eigentlich immer auf. Gut, dass ein Einblick in unsere Forschung ebenfalls von Anfang an Teil unseres Konzepts war. Ausgestattet mit Anschauungsmaterialien und einem kleinen Show-Experiment (wer „verbrennt“ nicht gerne einen Geldschein?) sprechen wir über unsere Forschung an Seltenerdmetall-nutzenden Bakterien, mit denen wir Recyclingmethoden für diese wichtigen Metalle entwickeln wollen. Währenddessen wandert das von uns mitgebrachte Periodensystem – die Elemente eingelassen in Acryl – besonders langsam durch die Hände.<h2 type="main">Experimentieren im Park</h2>Dass sich Projekte schnell für ein anderes Publikum abwandeln lassen, zeigten wir an einem Sonntagnachmittag in Kooperation mit dem Lilo-Café in Düsseldorf (<link href="#nadc20254153660-fig-0003">Foto oben). Dort wurde mit zwei Bierbänken, Laborkolleg:innen und einem Pavillon der Stadtpark zu einem kleinen Labor für Kinder ab 4 Jahren.<figure xml:id="nadc20254153660-fig-0003"><figure><img alt="image" src="https://eu-central-1.graphassets.com/Aype6X9u2QGewIgZKbFflz/cmimowt6qwi2d07ul3e653ggn"><figcaption><label>Abb.3: </label>Kinderhände im „Forschungslabor“ im Park beim Experimentieren. Bild: Meet a Scientist</figcaption></figure></figure>Mit vielen einfachen, aber faszinierenden Experimenten lernten die Kinder die Welt der Chemie spielerisch kennen: Es gab eine selbstgemachte Lava-Lampe, Rotkohlsaftindikator und selbst-aufblasende Backpulver-Essig-Ballonigel.Das Event kam so gut an, dass wir innerhalb von drei Stunden mit etwa 70 Kindern beschäftigt waren und Eltern uns direkt nach weiteren Events fragten. Die Unterstützung aus den Projektmitteln ermöglichte es uns, kleine Experimentiertüten zu verteilen – sie enthielten Filterpapiere, Plastikpipetten und eine Wellplate zusammen mit einer Anleitung von Lena Daumann für das Experimentieren mit Rotkohlsaft, einem Zitronenvulkan und einfachen Experimenten zur Chromatographie. So konnten die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern zuhause Chemie erleben – und je früher die Begeisterung dafür entfacht wird, desto besser.<h2 type="main">Und jetzt: Selbst machen oder machen lassen</h2>Sie wollen Meet a Scientist buchen oder selbst ins Klassenzimmer gehen? Pia Heinrichs und Sophie Gutenthaler-Tietze freuen sich über Kontaktaufnahme sowie Austausch und geben gerne Materialien und Erfahrungen weiter. Sie erreichen die beiden unter <a href="mailto:meetascientist@hhu.de">meetascientist@hhu.de</a><h2 type="main">Die Autorinnen</h2>Pia Heinrichs (im Foto links) und Sophie Gutenthaler-Tietze haben Chemie an der LMU München studiert. Derzeit promoviert Heinrichs an der Universität Düsseldorf bei Lena Daumann in bioanorganischer Chemie; Gutenthaler-Tietze ist dort derzeit Postdoktorandin. Beide forschen am biologischen Kontext von Seltenerdmetallen in methylotrophen Bakterien. Seit März 2025 arbeiten die beiden am hier vorgestellten Projekt Meet a Scientist.<img alt="image" src="https://eu-central-1.graphassets.com/Aype6X9u2QGewIgZKbFflz/cmimowuimwi3d07ul6y1d6l1s">

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„Junge Talente fördern und fordern“

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