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Im Jahr 2012 verringerte sich der Umsatz von Evonik um 6 % auf 13,6 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (earnings before interest and taxes, Ebit) lag mit 2,0 Mrd. Euro etwa 8 % unter Vorjahr. Die Sachinvestitionen erhöhte das Essener Spezialchemieunternehmen um 30 % auf 1,1 Mrd. Euro, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung um 8 % auf 393 Mio. Euro. 75 % des Umsatzes machte das Unternehmen außerhalb Deutschlands. Alle weiteren Zahlen beziehen sich auf den Umsatz, wenn nicht anders angegeben.
In Deutschland arbeiteten ungefähr 22 000 der Ende des Jahres 2012 weltweit etwa 33 300 Beschäftigten. Je etwa 4000 arbeiteten in Asien/Pazifik und in Nordamerika, 2700 im übrigen Europa (einschließlich Russland) und 500 in Mittel- und Südamerika sowie in Afrika und im Nahen Osten. Insgesamt waren es 250 Mitarbeiter weniger als im Jahr zuvor. Mit Forschung und Entwicklung waren etwa 2500 Personen beschäftigt. In den drei Gesundheits- und Chemiesegmenten arbeiteten etwa je 6000 Beschäftigte, die übrigen in Service und Real Estate.
Das Segment Consumer, Health &amp; Nutrition setzte im Jahr 2012 mit 4,2 Mrd. Euro etwa 3 % mehr um mit Waren für Körperpflegeprodukte, Kosmetika, die Gesundheit und die Tierernährung als im Jahr zuvor.
Zu Resource Efficiency gehören Kieselsäuren und Silane sowie funktionale Polymere und Monomerspezialitäten mit insgesamt 3,1 Mrd. Euro (—23 %). Der Rückgang lag an der Abgabe der Nichtkerngeschäfte Carbon Black Ende Juli 2011 und Colorants Ende April 2012. Den geringeren Absatz in die Fotovoltaikindustrie glichen teilweise höhere Preise aus.
Specialty Materials produziert polymere Werkstoffe und Zwischenprodukte für die Gummi- und Kunststoffindustrie. Der Umsatz sank im letzten Jahr um 1 % auf 4,8 Mrd. Euro.
Services erreichte etwa 2,7 Mrd. Euro. Hiervon setzte das Unternehmen 1,7 Mrd. Euro innerhalb und 1,0 Mrd. Euro außerhalb des Konzerns um. Dieser zweite Teil stieg um 5 %.
Real Estate konzentriert sich auf die Vermietung von Wohnraum in Nordrhein-Westfalen. Das Geschäft, das Evonik vollständig abgeben will, brachte 239 Mio. Euro (−42 %).


<h2>Ausblick</h2>
Evonik erwartet im Jahr 2013 Umsatz und operative Ergebnisse auf dem Niveau des Jahres 2012. Der Anteil aufstrebender Schwellenländer am Umsatz soll steigen. Das Unternehmen investiert im Zeitraum 2012 bis 2016 mehr als 6 Mrd. Euro. Bis Ende des Jahres 2016 sollen die jährlichen Kosten um insgesamt 500 Mio. Euro sinken. Im Jahr 2012 war die Hälfte davon bereits mit Maßnahmen unterlegt, und mehr als 140 Mio. Euro wurden eingespart. Nach der Absage des für 2012 geplanten Börsengangs hat Evonik die dafür erforderlichen Vorbereitungen nun so weit vorangetrieben, dass das Unternehmen in diesem Jahr an die Börse gehen kann. MB


<h2>Klaus Engel, Evonik-Vorstandsvorsitzender</h2>
Zum abgelaufenen Geschäftsjahr: Wir haben trotz des schwierigen weltwirtschaftlichen Umfelds und unter Berücksichtigung des Carbon-Black-Verkaufs operativ nahezu die Spitzenwerte des Jahres 2011 erreicht. Wir haben unter dem Strich so viel verdient wie noch nie. Strategie und Zahlen stimmen.
Zum Börsengang: Wir sind bereit für den nächsten großen Schritt. Das große Interesse der Investoren im Rahmen der Private Placements bestätigt den Erfolg unserer Wachstumsstrategie.
Zu weiteren Plänen: Wir machen aus Evonik ein weltweit führendes Spezialchemieunternehmen, das seine ausgezeichneten Markt- und Wettbewerbspositionen konsequent ausbauen will. Wir werden es auch weiterhin zu tun haben mit volatilen Märkten, überschuldeten Staatshaushalten und hohem Innovationsdruck. Wir werden es aber ebenso zu tun haben mit dem weiteren Aufstieg der Schwellenländer, mit neuen Absatzmärkten und zunehmend anspruchsvollen Verbrauchergewohnheiten. Was vor uns liegt, mögen insofern anstrengende Zeiten sein. Schwere Zeiten aber sind es nicht.

Artikel

Investitionen erhöht

Im Jahr 2012 verringerte sich der Umsatz von Evonik um 6 % auf 13,6 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (earnings before interest and taxes, Ebit) lag mit 2,0 Mrd. Euro etwa 8 % unter Vorjahr. Die Sachinvestitionen erhöhte das Essener Spezialchemieunternehmen um 30 % auf 1,1 Mrd. Euro,...

Prof.Dr.

Einige Professoren im Chemischen Institut der Universität München stellten in den Diplomprüfungen gelegentlich Fragen, die im Zusammenhang mit Übersichtsartikeln aus den letzten Heften der Angewandten Chemie standen. Es war also ratsam, sie zu lesen, zumal es einen kostengünstigen Bezug gab, nämlich durch die studentische Mitgliedschaft in der GDCh. Meinem frühen Eintritt in die Gesellschaft Deutscher Chemiker verdanke ich so ein halbes Jahrhundert Kontakt zur Angewandten, ein Kontakt, der einige Male sogar recht intensiv war.
In Erinnerung bleibt mir der Stolz, schon als Student Bezieher einer wissenschaftlichen Zeitschrift gewesen zu sein. Durch die Mitgliedschaft in der GDCh wuchs außerdem das Gefühl, zur Community zu gehören. Mit zunehmender Ausbildung nahm auch die Freude am Lesen der Artikel zu. Das galt ebenso für die damals noch in die Angewandte integrierten Blauen Blätter, die Vorläufer der Nachrichten aus der Chemie. Bei Vorträgen und Veranstaltungen der GDCh traf man manchen Autor persönlich. Es wurde viel diskutiert.
Erst viel später kam für das, was für uns angehende Chemiker allmählich wichtig wurde, der Begriff “Vernetzung” auf. In den Berufsjahren stellte sich dieses kollegiale Netzwerk dann als sehr hilfreich heraus: Wann und wo auch immer ich einen Chemiker traf, es gab mindestens einen gemeinsamen Bekannten oder einen Artikel, den beide in guter Erinnerung hatten. Oft war gerade die Angewandte die Zeitschrift, mit der beide vertraut waren. Erfreulicherweise galt das auch für viele ausländische Kollegen.
Rückblickend kann ich feststellen: Mit keiner anderen Berufsgruppe kam es so schnell zu einer vertrauensvollen Kooperation auf der Basis gegenseitigen Verständnisses.


<h2>Deutsch — aber pragmatisch</h2>
To be a chemist is more than a profession, it's a passion — mit diesem Bekenntnis verbinde ich eine ganz persönliche Erfahrung. Auf dem beispiellos erfolgreichen Weg, den die Angewandte unter Peter Gölitz nahm, musste irgendwann die Sprachenfrage geklärt werden. Ende 1992 hatte der Vorstand der GDCh entschieden, in die deutsche Ausgabe auch englischsprachige Manuskripte aufzunehmen. Unter anderem mit dem pragmatischen Vollzug dieses Beschlusses begann im Jahr 1993 meine Amtszeit als GDCh-Präsident. Ich ahnte zwar, was kommen könnte, war aber dann doch von der Heftigkeit mancher Reaktionen überrascht. Je nach Temperament und politischer Ausrichtung reichten die Vorwürfe bis zum “Verrat an der deutschen Sprache”. Und dies traf gerade mich, der seine Muttersprache wahrlich liebt. Um die Gemüter nicht noch weiter zu erregen, wurde keiner der Briefe beantwortet, sie wurden aber auch nicht aufbewahrt. Vielleicht wären sie dem einen oder anderen Schreiber später peinlich gewesen.
Für die Beibehaltung der deutschen Ausgabe der Angewandten würde ich immer wieder mit leidenschaftlicher Überzeugung kämpfen. Es wäre ein kultureller Verlust, wenn deutsche Chemiker über ihre Ergebnisse nicht mehr in ihrer Muttersprache berichten könnten. In den englischen Übersetzungen, so gut sie auch sein mögen, gehen die individuellen Nuancen verloren. Beim Lesen eines Artikels von einem Autor, den man kennt, hört man ihn förmlich. Ist der Text übersetzt, wirkt er anonym. Der wichtige Beitrag der Angewandten zur Pflege und Weiterentwicklung unserer Fachsprache ist zu Recht — unter anderem mit dem Kulturpreis Deutsche Sprache — immer wieder gewürdigt worden. Sonst hieße es eines Tages womöglich modernistisch: “Kannst du Destille?”


<h2>Anwendbares für Anwender?</h2>
Eine grundsätzliche Frage begleitet die Zeitschrift seit vielen Jahren: Stimmen Name und Inhalt noch überein? Heute ist die Angewandte ein wissenschaftliches Publikationsorgan auf höchstem Niveau, das zugleich hervorragende Übersichtsartikel bietet. Gerade diese sind für die im Beruf stehenden Chemiker wertvoll, orientierend und anregend.
Es fällt jedoch auf, dass relativ selten Kollegen aus der Industrie unter den Autoren zu finden sind. Wird dort weniger anspruchsvolle Chemie betrieben oder nur eine andere, und wenn ja, wo liegt der Unterschied?
Robert Burns Woodward verkündete gerne, er kenne keinen Unterschied zwischen Grundlagen-forschung und angewandter Forschung, sondern nur den zwischen guter und schlechter Forschung. Dem stimmen die Industrieforscher gerne zu. Aber stimmt das wirklich? Nun, im Prinzip ja, aber eben nur im Prinzip. Ich will nur auf vier wichtige Unterschiede eingehen, das sind
die eingeschränkte Freiheit bei der Wahl der Forschungsziele,
die Komplexität der Problemstellungen in der Praxis,
die hohe Interdisziplinarität und
die Diktatur des Preises.
1. Der Forscher in der Industrie hat ein klar definiertes Ziel, dem er möglichst nahekommen will. Zum Beispiel: Ein noch wirksamerer, aber nebenwirkungsärmerer Wirkstoff (Pharma, Pflanzenschutz) oder ein temperaturbeständigerer Kunststoff. Führt der Forschungsweg in eine Sackgasse, muss wieder von vorne begonnen werden. Ein Themenwechsel, wie er in der Grundlagenforschung problemlos möglich ist, kommt nur in Betracht, wenn das Arbeitsgebiet aufgegeben wird. Aber gerade das will der engagierte Industrieforscher verhindern.
2. Der zweite Unterschied besteht in der regelhaft hohen Komplexität der oft so einfach erscheinenden Fragestellungen. Beim Übertritt in die Industrieforschung erlebte ich es als Kulturschock zu sehen, welch bedeutende Rolle die Empirie spielt. Auch ich war nicht frei von dem Vorurteil, in der Empirie ein Merkmal minderen Forschungsniveaus zu vermuten. Schnell wurde ich eines Besseren belehrt. Die Fragen waren von einer Komplexität, der gar nicht anders beizukommen war als mit Empirie. Entweder griffen definierte Moleküle, wie bei den Wirkstoffen, in hochkomplexe molekulare Abläufe ein, oder es waren komplexe Systeme notwendig, um vordergründig so einfache Probleme zu lösen, wie Dispersionen für den wetterfesten Anstrich oder Autolacke. Ihre Bedeutung gewinnt die Empirie also nicht wegen des fehlenden Willens zur intellektuellen Durchdringung der Probleme, sondern daraus, dass die eigenschaftsbestimmenden Zusammenhänge tatsächlich nur empirisch zu ermitteln sind. Für die praktischen Probleme gibt es eben keine Theorien. Also muss auf das Rüstzeug der statistischen Versuchsplanung zurückgegriffen und mit großem Einsatz ein eigener Erfahrungsschatz erarbeitet werden. Statt diesen selbstschädigend in einer Fachzeitschrift zu veröffentlichen, steckt er maskiert in möglichst dicken Patenten.
3. Zu den ohnehin schon fachübergreifenden Problemstellungen sind in neuerer Zeit berechtigterweise noch Fragen zu Umwelt-, Arbeits- und Verbraucherschutz hinzugekommen. Entsprechend hoch sind in der Industrie die Anforderungen an die Interdisziplinarität.
4. In der Grundlagenforschung geht es manchmal um Preise, in der angewandten Forschung geht es immer um den Preis. Die Lösung eines Problems kann noch so elegant sein — wenn sie nicht die kostengünstigste ist, besteht keine Chance für sie. Man mag den Primat bedauern, in der Marktwirtschaft ist er zu Recht ohne Alternative.


<h2>Menschen kennen und motivieren</h2>
Innerhalb der Rahmenbedingungen der industriellen Forschung hatte ich mich gerade gut eingerichtet, da wurde ich nach sieben glücklichen Forscherjahren blutenden Herzens aus dem Labor an den Schreibtisch versetzt. Im Laufe der folgenden Zeit gab es wieder eine Überraschung: Das rein formale intellektuelle Rüstzeug für das Management ist erstaunlich überschaubar. Es reichen im Grunde die Beherrschung der vier Grundrechenarten und der Dreisatz sowie die zehn Gebote und das Aktiengesetz.
Dafür sind jedoch andere Fähigkeiten gefragt: das Erkennen von Zusammenhängen, Entscheidungsfreude, Verantwortungsbereitschaft — wer diese umgehen will, wird Consultant — sowie Umgang mit unterschiedlichen Komplexitäten, um nur einige zu nennen. Das fachliche Detailwissen war gelegentlich hilfreich. Eine besondere Bedeutung hatten allerdings der Überblick und die Kenntnis der Zusammenhänge in der Chemie. Das gibt Orientierung bei strategischen Entscheidungen und lässt frühzeitig erkennen, ob ein Technologiewandel ansteht. Für die langfristige strategische Ausrichtung eines Unternehmens kommt diesem Problem höchste Bedeutung zu. Deshalb wurde diesem “Quo-vadis-Aspekt” das gelungene Sonderheft der Angewandten Chemie gewidmet, das die BASF im Jahr 1990 zu ihrem 125-jährigen Jubiläum zusammen mit VCH herausgab [Angew. Chem. 1990, 102, 1213]. Heute nach 25 Jahren lohnt sich ein Soll/Ist-Vergleich.
Ich ziehe Bilanz: So wesentlich die Chemie für mich auch immer war, selbst im Forschungsmanagement bestand das wichtigste Handwerkszeug — und Management ist eher Handwerk als Wissenschaft — in der Menschenkenntnis und der Fähigkeit, Mitarbeiter zu motivieren. Unter ihnen waren gottlob immer zahlreiche Fachkollegen. Mit ihnen gab es häufig auffrischende Gespräche über die neuen Entwicklungen in der Chemie. Andernfalls hätte ich fürchten müssen, mich allzu sehr von meiner mir am Herzen liegenden Profession zu entfernen.
Um fachlich auf dem Laufenden zu bleiben, fehlte bald und in zunehmendem Maße die Zeit. Nun lernte ich, die Angewandte in ihrer modernen, übersichtlichen Form wieder zu schätzen. Beim Durchstöbern wird mit Freude ein Artikel von einem bekannten Kollegen entdeckt, oder ein aktueller Übersichtsartikel verleitet zum Lesen. So wird die Angewandte Chemie wieder zu einer Nabelschnur zur Community. Solange ich den einen oder anderen Artikel lese und einordnend verstehe, fühle ich mich immer noch dazugehörend. Dann habe ich gute Erinnerungen und schöne Gedanken. Und manchmal fällt mir auch noch etwas ein.


<h2>QUERGELESEN</h2>
Die Angewandte Chemie bleibt für Chemiker — wo immer sie tätig sind — die Nabelschnur zur Community.
Wenn deutschsprachige Chemiker nicht mehr in ihrer Muttersprache publizieren könnten, wäre dies ein kultureller Verlust.
Für den Industriechemiker ist die Angewandte wertvoll, weil sie Orientierung gibt und Anregung bietet.


Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, Jahrgang 1939, studierte in München Chemie und war Forschungsleiter der BASF. Neben seinem beruflichen Engagement war ihm die Entwicklung der Chemie sowie ihr Ansehen in der Bevölkerung und bei der Jugend ein Anliegen. In seiner Amtszeit als GDCh-Präsident (1993— 1994) wurde deren Verhaltenskodex erarbeitet und verabschiedet. Seit 2007 ist er Ehrenmitglied der GDCh. <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.quadbeck-seeger.de" target="_blank">www.quadbeck-seeger.de</a></ext-link>

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