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Lena Daumann lehrt bioanorganische Chemie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und setzt auf Interaktion mit den Studierenden. Nun hat sie dafür den Ars-Legendi-Fakultätenpreis erhalten.
Nachrichten aus der Chemie: Für eine akademische Karriere ist Forschung wichtiger als Lehre. Warum engagieren Sie sich trotzdem?Lena Daumann: Ich mache mir keine Gedanken darüber, dass ich zu viel Energie in die Lehre stecke. Lehre gehört einfach zum Beruf des Hochschullehrers. Außerdem sehe ich Lehre als Werkzeug, über das ich gute Mitarbeiter gewinnen kann.<figure><img src="https://media.graphcms.com/RtAeL1iGR9mFuYOIASaz"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Lena Daumann bei der Verleihung des Ars-Legendi-Faktultätenpreises in Berlin. Links und rechts: GDCh-Repräsentanten Ulrich Panne und Willis Muganda. Foto: DMV/Kay Herschelmann</figcaption></figure>
In Deutschland werden Nachwuchswissenschaftler aber nicht dafür ausgebildet.Das ändert sich gerade. Die LMU München macht sehr viel. Ich habe hier einen Kurs über Lehre besucht. Sehr hilfreich war ein Kurs in Scientific Teaching, den ich während meines Postdocs in Berkeley belegt habe. Es ging darum, wie ich Studenten zum Lernen animiere.Sie setzen in Ihren Vorlesungen eine Smartphone-App ein. Wie?Ich nutze ein Tool, mit dem ich nicht nur Multiple-Choice-, sondern unterschiedliche Arten von Fragen stellen kann. Die beantworten die Studierenden dann, wenn ich zum Beispiel in der Vorlesung die Tafel wische. Ich frage auch, was die Studenten verstanden haben, und lasse abstimmen, welche Konzepte ich wiederholen soll. Meine letzte Frage ist immer: Gibt es Feedback zu dieser Unterrichtseinheit?Funktioniert das? Lehre ist doch keine demokratische Veranstaltung.Das ist richtig. Die Lerninhalte lege ja ich fest. Und ich fange nicht immer wieder beim ersten Semester an. Aber die Studierenden haben verschiedene Lernstile, und die Gruppen sind inhomogen, darauf gehe ich ein.Wie stellen Sie fest, dass Ihre Lehre bei den Studierenden ankommt?In meinem ersten Semester habe ich noch keine Quizfragen eingesetzt, in der Evaluation hieß es oft, ich sei zu schnell. Nachdem ich meine Veranstaltung durch angemesseneres Tempo und die begleitenden Quizfragen umgestellt habe, war an den Klausurergebnissen zu sehen, dass die Studenten den Stoff besser verinnerlicht haben.Machen Sie es den Studenten damit nicht zu einfach? Sie können doch nicht jeden durchs Chemiestudium schleppen …… aber ich kann den Studierenden unterschiedliche Materialien zur Verfügung stellen, damit sich jeder nach seinen Möglichkeiten den Stoff erarbeiten kann. Und dann muss ich darauf vertrauen, dass sie den Biss dazu haben.Am Ende des Semesters lassen Sie Ihre Hörer Klausurfragen formulieren. Sind die brauchbar?Sie sind wirklich sinnvoll. Es kommen viele unterschiedliche Fragen, teilweise mit mehreren Antwortalternativen. Ich bin jedes Mal positiv überrascht von der Qualität. Es sind fast keine dabei, die sich nicht für eine Klausur eignen. Ich nehme jedes Mal eine der Studentenfragen in die Klausur auf und verändere nur den Wortlaut.Mit Lena Daumann sprach Nachrichten-Redakteurin Frauke Zbikowski.

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Interview mit Lena Daumann: "Auf die Lernstile gehe ich ein"

Lena Daumann lehrt bioanorganische Chemie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und setzt auf Interaktion mit den Studierenden. Nun hat sie dafür den Ars-Legendi-Fakultätenpreis erhalten. Nachrichten aus der Chemie: Für eine akademische Karriere ist Forschung wichtiger als Lehre. Warum en...

Prof.Dr.Dr.-Ing.E.h.

Sein charakteristischer Geruch hat das Aachener Thermalwasser berühmt gemacht. Chemikern, die im Herbst zum GDCh-Wissenschaftsforum Chemie nach Aachen reisen, dürfte der Duft von Schwefelwasserstoff und organischen Schwefelverbindungen vertraut sein.
Glaubt man der Legende, dann war Karl der Große der Wiederentdecker der Aachener heißen Quellen. Bei einer Jagd in den Mischwäldern der Voreifel machte sein Pferd einen Fehltritt und aus dem Erdloch quoll heißes, übel riechendes Quellwasser. Der Kaiser soll die Heilwirkung erkannt haben und beschloss deshalb, hier ein Jagdschloss und später eine Pfalz zu errichten. Doch schon die Kelten und Römer kannten und nutzten die Aachener Quellen. Aquae Granni ist die seit dem Mittelalter tradierte Bezeichnung für das römische Aachen und leitet sich vom keltischen Wasser- und Bädergott Granus ab.Ab dem 16. Jahrhundert begann sich die Medizin zunehmend für die Wohltaten des Aachener Wassers bei unterschiedlichsten Krankheiten zu interessieren. Das Baden im Thermalwasser oder immer häufiger die Trinkkur wurden zur Therapie bei Haut- und Gelenkerkrankungen ebenso wie bei Magen-Darm-Problemen oder Schlaganfällen angewandt.Aachen verdankte seinen Aufstieg zu einem der renommiertesten Badeorte Europas Badeärzten wie Franciscus Fabricius Ruremundanus (1510–1572), der als einer der ersten die Heilwirkung der Quellen in Aachen und dem benachbarten Burtscheid würdigte und propagierte, sowie Franz Blondel (1613–1703). Blondel erwarb sich nach einem verheerenden Brand der Badeeinrichtungen im Jahr 1656 besondere Verdienste um deren Wiederaufbau.<h2>Thermalwasser tut gut</h2>Für Justus von Liebig (1803–1873) hatten die Aachen-Burtscheider Thermalquellen „den ersten Rang unter allen Mineralquellen Europas “. Er führte im Jahr 1851 umfangreiche Analysen des Quellwassers der Kaiser- , Cornelius-, Rosen- und Quirinusquellen durch.Badeärzte und Apotheker wie Johann Peter Joseph Monheim (1786–1855) und Gerhard Reumont (1765–1829) sowie sein Sohn Alexander Reumont (1817–1887) untersuchten ab Beginn des 19. Jahrhunderts systematisch die Heilwirkung der Thermalquellen. Im Mittelpunkt stand die Behandlung von Gelenkrheumatismus, Gicht, Arthrose und Hautleiden wie Schuppenflechte und Ekzemen.Von Alexander Reumont erschien im Jahr 1865 eine Veröffentlichung mit dem Titel: „Bleilähmung durch den Gebrauch von bleihaltigem Schnupftabak – Heilung durch die Aachener Schwefelthermen.“ Auch Aachener Glasbläser, die Bleiglas verarbeiteten, erkrankten seltener oder weniger schlimm an der typischen Berufskrankheit der Bleiglashersteller, die sich durch einen Bleisaum am Zahnfleisch, Schleimhautblutungen und Nervenschäden zeigte. Anders als ihre Berufskollegen in den Glashütten in Niederbayern oder Böhmen tranken sie das H₂S-haltige Wasser der Aachener Brunnen.Das Aachener Thermalwasser zeichnet sich durch einen hohen Schwefelgehalt aus, zurückzuführen vor allem auf Schwefelwasserstoff und organische Schwefelverbindungen. Schwefelwasserstoff ist ein janusköpfiges Molekül: einerseits ist H2S sehr toxisch und wirkt beim Einatmen von 5000 ppm auf Menschen tödlich, andererseits hat es bei niedriger Dosierung – wie im Aachener Wasser – bei Schwermetallintoxikationen entgiftende Wirkung, die therapeutisch genutzt wurde.Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die „Aachener Schmierkur“ gegen die Syphilis (auch Franzosenkrankheit genannt) entwickelt. Hierbei wurde der Genitalbereich mit Grauer Quecksilbersalbe (Unguentum hydrargyri cinereum) eingeschmiert. Die Rezeptur enthält beträchtliche Mengen elementares Quecksilber. Die Quecksilbervergiftung als Nebenwirkung der Schmierkur ließ sich durch gleichzeitige Bade- und Trinkkuren mit dem H₂S-haltigen Heilwasser mildern.Ein moderner Schwermetallfänger – etwa bei der Kupferspeicherkrankheit (Morbus Wilson) ist das später von Friedrich Asinger in Aachen entwickelte D-Penicillamin.<h2>Die Quellen</h2>Aachen hat in der Kernstadt und im heutigen Stadtteil Burtscheid über 30 heiße Quellen. Die Landesbadquelle in Burtscheid ist mit 71 °C die heißeste; das Wasser kommt aus zirka 3000 Metern Tiefe – dort hat es noch eine Temperatur von 130 °C. Die wohl bekannteste Quelle in der Innenstadt ist die 52 °C warme Kaiserquelle; sie wurde schon in römischer Zeit genutzt und hat den höchsten H₂S-Gehalt der Aachener Quellen.Aufgrund der chemischen Zusammensetzung des Wassers der Kaiserquelle ist dieses rechtlich ein Arzneimittel und darf nach Arzneimittelgesetz nur unter Aufsicht abgegeben werden. Nachdem die Rotunde des Elisenbrunnens, der von der Kaiserquelle gespeist wird, vor etwa zehn Jahren restauriert wurde, gab es Überlegungen, die Thermalwasserbrunnen an der Rotunde nicht wieder in Betrieb zu nehmen. Stattdessen wurden dann jedoch an beiden Trinkbrunnen Hinweisschilder angebracht: „Aufgrund seiner Zusammensetzung ist dieses Wasser kein Trinkwasser und nicht zum täglichen Genuss oder zur Anwendung ohne ärztliche Verordnung bestimmt.“Unter dem Namen „Kaiserbrunnen” wurde über 125 Jahre das Aachener Mineralwasser verkauft. Ein Hamburger Reeder hatte das Unternehmen 1884 gegründet. Das Mineralwasser „Kaiserbrunnen“ zählte nach Herstellerangaben zu den Mineralwässern mit den höchsten Mineral- und Salzgehalten in Deutschland. Das stark schwefelwasserstoffhaltige Quellwasser wurde vor der Abfüllung entschwefelt. Die letzten Kästen des einzigartigen Getränks wurden im Jahr 2009 abgefüllt. Dann stellte das Unternehmen die Produktion ein, da sich der Betrieb nicht mehr rechnete.Die Tradition des Kurbetriebs mit dem Aachener Wasser ist dagegen bis heute ungebrochen. Die Aachener Kur- und Badegesellschaft betreibt zwei Reha-Kliniken und ein freizeitorientiertes Thermalbad mit dem Namen Carolus Thermen Bad Aachen. Offiziell hat die Stadt Aachen aber nie den Vorsatz Bad beantragt. Man munkelt dies sei deshalb so, um im Verzeichnissen von Lexika oder Atlanten nicht unter B, sondern ganz vorne (Doppel-A) aufgeführt zu werden.<h2>Allgemeine Literatur:</h2>M. Vigener, Lebendiges Wasser: die Aachener und Burtscheider Thermalquellen, Ökologie-Zentrum Aachen 2000F. K. Wehsarg, Bad Aachen-Burtscheid: Geschichte und Bedeutung, Schattauer, Stuttgart 1979<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Aachener_Thermalquellen" target="_blank">https://de.wikipedia.org/wiki/Aachener_Thermalquellen</a> (abgerufen 29.4.2019)<a href="http://www.rp-online.de/panorama/wissen/aachen-die-stadt-der-quellen-und-brunnen-aid-1.3635772" target="_blank">http://www.rp-online.de/panorama/wissen/aachen-die-stadt-der-quellen-und-brunnen-aid-1.3635772</a> (abgerufen 29.4.2019)Spezielle Literatur:Lexikon bedeutender Chemiker [Hrsg.: W. R. Pötsch et al.], Harry Deutsch, Thun – Frankfurt 1989Carl R. Noller, Lehrbuch der Organischen Chemie, Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1960, S. 294W. Keim, H. Offermanns, Friedrich Asinger (1907–1999): ein Vermittler zwischen Grundlagen-und angewandter Forschung, Angew. Chem. 2007, 119, 6116F. Asinger, Über die gemeinsame Einwirkung von Schwefel und Ammoniak auf Ketone, Angew. Chem. 1956, 68, 413Heribert Offermanns, Jahrgang 1937, ist Chemiker und war Mitglied des Vorstands von Degussa bis zum Jahr 2000, überwiegend verantwortlich für Forschung und Technik. Er war unter anderem Mitglied des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft, des Präsidiums der GDCh und Vorsitzender des Fonds der chemischen Industrie.<figure><img src="https://media.graphcms.com/FZpNOuP4RAGjdeO8xhBM"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Das Aachener Wasser wurde zum Wirtschaftsfaktor und die Stadt ein bedeutender Kurort: Karikatur zur Hydrotherapie von Honoré Daumier, um 1850. Abbildungen: Wikimedia Commons</figcaption></figure>
Aufnahme von 1918.<figure><img src="https://media.graphcms.com/GwHJMh30TDSaqhPNNfh3"><figcaption><label>Abb. 2: </label>Das Mineralwasser „Kaiserbrunnen“,</figcaption></figure>
<figure><img src="https://media.graphcms.com/ef4E6bvpQK7Y4wxDG7fI"><figcaption><label>Abb. 3: </label>Übersichtskarte der Aachener und Burtscheider Thermalquellen. Illustration: Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 Lizenz</figcaption></figure>
<figure><img src="https://media.graphcms.com/quisli9SreUmfG2DNzyw"><figcaption><label>Abb. 4: </label>Der Aachener Elisenbrunnen. Foto: Aleph, Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.5 Lizenz</figcaption></figure>
<h2>Chemie ist, wenn es stinkt …</h2>Fäulnisgase, faule Eier, H2S-haltige Quellen, vulkanische Gase, Wehrsekrete der Stinktiere, Flatuleszens – diabolische, infernalische und penetrante Gerüche aus der Natur sind nicht sehr beliebt. Auch Chemiker, die sich mit der Synthese insbesondere schwefelorganischer Verbindungen beschäftigten, hatten deshalb immer wieder wegen des unvermeidbaren Gestanks Probleme mit der Öffentlichkeit. So musste William Christopher Zeise (1789–1847), der die ersten schwefelorganischen Verbindungen herstellte, seine Experimente in seinem Privatlabor in einem Wohnhaus der Innenstadt von Kopenhagen wegen der Beschwerden der Nachbarn einstellen. In Freiburg verbot die Stadtverwaltung Eugen Baumann (1846–1896) und Emil Fromm (1865–1928) deren Versuche zur Schwefelchemie, etwa mit Thioaceton, wegen Erregen öffentlichen Ärgernisses.Während der Deportation in die Sowjetunion fand Friedrich Asinger (1907–1999), ein österreichischer Chemiker der Leuna-Werke, die Asinger-Reaktion, eine einfache Route zu Thiazolinen. Asinger führte die Arbeiten an diesen sehr unangenehm riechenden N,S-haltigen Heterozyklen nach seiner Heimkehr bei den Leuna-Werken und den Universitäten Halle und Dresden weiter. Es war ein Glücksfall, dass er 1959 einen Ruf an die RWTH Aachen erhielt, denn hier gab es – anders als an seinen vorherigen Arbeitsstätten – nur gelegentliche Beschwerden der Nachbarn. In Aachen ist die Toleranzschwelle für Schwefeldüfte wegen der nach faulen Eier stinkenden heißen Quellen wohl höher als in anderen Städten.

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Interview mit Lena Daumann: "Auf die Lernstile gehe ich ein"

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