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Heinz A. Staab ist am 29. Juli 2012 im Alter von 86 Jahren in Berlin verstorben. Staab war in den Jahren 1984 und 1985 Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker.
Heinz Staab wurde in Darmstadt geboren, studierte Chemie und Medizin an den Universitäten Marburg, Tübingen und Heidelberg. Die Promotion folgte an der Universität Heidelberg im Jahr 1953, die Habilitation beendete Staab dort im Jahr 1957 als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Nobelpreisträger Richard Kuhn am Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung.
Im Jahr 1962 erhielt Staab einen Ruf an die Universität Heidelberg, wo er als Dekan (1966—68) und Prorektor der Universität (1968—70) in unruhigen Zeiten, auch von den Studierenden respektiert, als moderner junger Hochschullehrer Aufgaben in der akademischen Selbstverwaltung übernahm. Im Jahr 1974 wurde er zum Direktor der Abteilung Organische Chemie des Max-Planck-Instituts für Medizinische Forschung berufen, die er bis zu seiner Emeritierung (1996) leitete. Von 1984 bis 1990 wirkte Staab als Präsident der Max-Planck-Gesellschaft.
Das Frühwerk von Heinz Staab Ende der 1950er Jahre hat die Chemie bis heute maßgeblich geprägt. Mit dem Carbonyldiimidazol entdeckte er eine als Staab-Reagenz bekannte Verbindung, die bis heute die moderne Peptidchemie prägt. Sein 1959 erschienenes Buch “Einführung in die theoretische Organische Chemie” avancierte früh zu einem Standardwerk der modernen organischen Chemie. Das Buch prägte die Entwicklung der Chemie maßgeblich.
Es gelang Staab wie kaum einem anderen, die aufkommenden neuen spektroskopischen Methoden in der ihm eigenen klaren Sprache einer breiten Gemeinde organischer Chemiker verständlich zu machen.
Anfang der sechziger Jahre begann Heinz Staab sich der Frage benzenoider und annulenoider Aromatizität zu widmen. Die in dieser Zeit hergestellten Verbindungen, u. a. benzannelierte Annulene, einschließlich des heute in viele Lehrbücher aufgenommenen Kekulens — von Aufbau und Symmetrie her ein Superbenzol — haben wichtige Arbeitsgebiete initiiert und maßgeblich beeinflusst. Diese Verbindungen stellen die ersten Beispiele formversteifter Makrocyclen dar, wie sie heute, entsprechend funktionalisiert, für Anwendungen als fortschrittliche Materialien hergestellt und untersucht werden. Der Chemiker Staab erkannte früh die große Bedeutung nicht kovalenter Wechselwirkungen. So begann er Anfang der 1970er Jahre die Synthese hoch präorganisierter, konformativ versteifter Cyclophane. Mit diesen Verbindung untersuchte er beispielsweise die Orientierungs- und Distanzabhängigkeit von Excimeren-Wechselwirkungen und Charge-Transfer-Wechselwirkungen, ebenso wie die Geometrie-Abhängigkeit des Elektronentransfers zwischen Kofaktor-Modellsystemen wie Nicotinamiden und Flavinen. Diese Arbeiten führten zur Herstellung von cyclophanartig verbrückten Porphyrin-Chinon-Konjugaten, die er als Modellsysteme für das photochemische Reaktionszentrum entwarf.
Staabs wissenschaftliches Werk umfasst mehr als 340 Publikationen. Seine zahlreichen, durch äußerste Präzision und Klarheit bestechenden Vorträge sind vielen Chemikern heute noch in guter Erinnerung. Wissenschaftlich war Staab in all seinen Arbeitsgebieten ein Pionier, der immer wieder die Möglichkeiten aufkommender neuer physikalischer Techniken erkannte und in Kombination mit modernster Synthese nutzte. So war er einer der ersten organischen Chemiker, der die Möglichkeiten der aufkommenden Laserkurzpulsspektroskopie erkannte, mit deren Hilfe er systematisch die photochemisch induzierten photosyntheseähnlichen Elektronenübertragungen erforschte.
Heinz Staab hat sich über seine ganze wissenschaftliche Laufbahn hinweg aktiv und erfolgreich auch für die Wissenschaft in Deutschland engagiert. Ein besonderes Anliegen war es ihm, die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel zu vertiefen. Heinz A. Staab war ein hochgeschätzter Botschafter der deutschen Wissenschaft in Israel, der als Max-Planck-Präsident die Aufklärung der Verstrickung deutscher Wissenschaft in die nationalsozialistischen Gräueltaten in die Wege leitete. Für seine wissenschaftlichen Arbeiten, ebenso wie für sein breites wissenschaftspolitisches Engagement, wurde Heinz Staab hoch geehrt. So erhielt er unter anderem den Doktor der Philosophie honoris causa des Weizmann-Institutes in Rehovot im Jahr 1984, die Adolf-von-Baeyer-Denkmünze der GDCh 1988, das große Bundesverdienstkreuz mit Stern und die Adolf-von-Harnack-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft 1996.
Die Basis von der aus Heinz Staab wirkte, waren seine ihn stark unterstützende Frau Ruth, seine beiden Kinder und die wissenschaftliche Arbeitsgruppe, die exzellente Chemiker aus aller Welt in großer Zahl anzog. Die Familie und die Arbeitsgruppe waren Staabs Diskussionsumgebung, in der neue wissenschaftspolitische Ideen in großer Offenheit und ohne formale Barrieren kritisch vorevaluiert wurden.
Mit Heinz Staab verliert die Wissenschaft einen ihrer stärksten Gestalter.
Thomas Carell, München 
François Diederich, Zürich

Heinz A. Staab (1926 — 2012)

Heinz A. Staab ist am 29. Juli 2012 im Alter von 86 Jahren in Berlin verstorben. Staab war in den Jahren 1984 und 1985 Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker. Heinz Staab wurde in Darmstadt geboren, studierte Chemie und Medizin an den Universitäten Marburg, Tübingen und Heidelberg. Die Pro...

<h2>Zertifiziert sein oder Nichts sein?</h2>
In dem Beitrag “Die Grundlagen des Akkreditierungssystems” [Nachr. Chem. 2012, 60, 829] beleuchten Michael Dröscher, Sarah Dehof und Hans-Georg Weinig das Akkreditierungssystem für Hochschulen genauer. Abgesehen davon, dass ich es sinnvoll finde, dieses System einmal zu erklären, stellt sich mir die Frage, ob dieser Aufwand in Relation zum Nutzen gerechtfertigt ist. Sicherlich sind populäre Fälle bekannt, in denen das interne Hochschulsystem der Qualitätskontrolle versagt hat — doch muss damit gleich das gesamte Konstrukt der deutschen Hochschulen in Frage gestellt werden? Wird dadurch nicht noch mehr Verwaltungsarbeit auf die Hochschulen und die Dozenten abgeladen, die dann im Umkehrschluss wieder weniger Zeit zur Betreuung ihrer Studenten haben? Muss ich mir im Nachhinein Sorgen machen, wenn ich an einer Universität einen akademischen Grad erlangt habe, die nun in diesem Fach (noch) nicht zertifiziert ist? Ist mein (unzertifizierter) Studienabschluss am Ende nichts mehr wert?
In dem Artikel heißt es: “Das Verfahren der Akkreditierung ermöglicht den Hochschulen, relativ schnell und autonom auf Veränderungen zu reagieren und neue Studiengänge einzurichten”. War es wirklich notwendig, dass jede Hochschule sich ihren eigenen Studiengang zusammenbastelt, der dann nur dort studiert werden kann (nach den Autoren derzeit 197, darunter auch “Schmankerl” wie Biochemie oder chemische Biologie — wo ist da der Unterschied?)? Widerspricht das nicht genau dem Gedanken, unter dem der Bologna-Prozess steht?
Natürlich müssen sich Forschung und Lehre weiter entwickeln. Ob das aufwendige System der Akkreditierung und Zertifizierung dazu der richtige Weg ist, möchte ich zumindest zur Diskussion stellen. Denn damit werden Schranken eingeführt und Grenzen definiert — was aus meiner Sicht vor allem bei der Forschung nicht unbedingt hilfreich sein muss.
In dem Zusammenhang auch noch der Hinweis auf den Artikel “Der Bachelor und die Industrie” [Nachr. Chem. 2012, 60, 844]. Dort heißt es im letzten Absatz: “Für Chemie-Bachelors aus Universitäten sehen die Unternehmen kaum Einsatzbereiche …” Dem stellensuchenden Bachelor dürfte es herzlich egal sein, ob sein Studiengang oder seine Universität akkreditiert waren …
Stefan Dilsky
<a href="mailto:Stefan.Dilsky@wacker.com">Stefan.Dilsky@wacker.com</a>


<h2>Unterlassene Hilfeleistung</h2>
Weltweit gesehen werden Kernenergie und grüne Gentechnik [Nachr. Chem. 2012, 60, 650] als Schlüsseltechnologien eingestuft. Prinzipiell, wenn auch mit gravierenden Nachteilen können wir — relativ satt und reich — der “German Angst” gehorchend und basierend auf mangelnden naturwissenschaftlichen Kenntnissen diese aus Deutschland kommenden Schlüsseltechnologien ablehnen.
Während deutsche Wissenschaft und Technik auf vielen Gebieten, so der Chemietechnik und weißen Biotechnologie Weltspitze sind, wie zum Beispiel die weltweit größte Chemiemesse Achema demonstriert, ist bei der Kerntechnik und der grünen Gentechnik der Abstieg aus der Champions-League unwiderruflich erfolgt.
Rot-Grün hatte im Jahr 2002 in der Koalitionsvereinbarung festgeschrieben, die F+E-Förderung zur Energiegewinnung auf Null zurück zu fahren und die jetzt beschlossene Energiewende ist der Todesstoß für die Kernenergie.
Mangelnde Akzeptanz, politische Hürden und Vandalismus bei der Zerstörung von Freilandversuchsflächen machen die grüne Gentechnik nahezu unmöglich. Die BASF zieht die Konsequenzen und konzentriert die Aktivitäten in den USA.
Andere Nationen können und wollen dem deutschen “Vorbild” nicht folgen.
Auf Kernenergie (Anteil an der Energieerzeugung weltweit nur ca. 6 Prozent) kann man, wenn die Alternativen zielstrebig weiterentwickelt werden, eher verzichten als auf grüne Gentechnik. Neben besserer Logistik und Eindämmung der Verschwendung sind Düngemittel, Pestizide, Vorratsschutzmittel und genmodifizierte Pflanzen die Schlüssel zur Ernährung von neun Milliarden Menschen (im Jahr 2050) auf unserer Erde, die nicht mitwächst. Bei rückläufiger Acker- und Weidefläche sind höhere Hektarerträge unbedingt notwendig.
Bei der egozentrischen Beurteilung in unserem Land wird oft vergessen, dass die armen Länder sich nur bedingt selbst helfen können und unsere Fortschritte in Wissenschaft und Technik brauchen. Unsere Kompetenz wird auch fehlen bei Einführung und Einhaltung von Sicherheitsstandards und Regelwerken. Wir werden kein Mitspracherecht mehr haben!
Die Ohne-Mentalität hat auch negativen Einfluss auf die jungen Menschen. Sie sind überwiegend nicht technikfeindlich; aber wer will noch Kerntechniker werden, wenn nur noch der Rückbau der stillgelegten AKWs bleibt und die Forschung bei grüner Gentechnik nicht mehr in Deutschland erfolgt.
Die Verweigerungshaltung bei Schlüsseltechnologien zur Versorgung der Menschheit mit Rohstoffen und Energie und Nahrungsmitteln enthält Elemente der unterlassenen Hilfeleistung einer Technologienation für die Menschen auf der Schattenseite der Welt.
Hierauf sollten die großen Wissenschaftsorganisationen wie DFG, Leopoldina und Acatech deutlicher hinweisen. Auch die großen Religionen sind auf Tauchstation oder auf der Seite der Verweigerer.
Heribert Offermanns, Hanau
<a href="mailto:heppoff@gmx.de">heppoff@gmx.de</a>


<h2>Tendenziös und suggestiv</h2>
Mit Enttäuschung über die mangelnde journalistische Unabhängigkeit habe ich den Artikel von Holger Bengs und David Eckensberger [Nachr. Chem. 2012, 60, 750] gelesen. Ich finde ihn sehr tendenziös; der Beitrag soll wohl suggerieren, dass eine stärkere öffentliche Förderung der Biotechbranche nötig ist, leider stellt nicht einmal der Artikel selbst wirtschaftliche Erfolge noch in dieser Generation in Aussicht, denn erst die nächsten Unternehmergenerationen sollen ernten, was heute gesät wird. Damit wird eine Erfolgskontrolle der Förderung unmöglich, trotzdem soll diese noch erhöht werden?
Dabei lassen die Autoren nicht nur die Herstellung eines kausalen Zusammenhanges zwischen Förderung und Erfolg vermissen, sie beweisen sogar selbst das Gegenteil. So wird über einen 10 %igen Zuwachs beim Umsatz und über einen 5 %igen Zuwachs beim Personal berichtet, während gleichzeitig von 2006 bis 2011 ein 20 %iger Rückgang der Fördergelder beschrieben wird. Um diesen dramatischer darzustellen, wird der absolute Rückgang auf die geringere Förderung von 2011 bezogen, wodurch daraus umgehend 25 % Unterschied werden.
Wir haben in der Geschichte unseres Landes eine Vielzahl von Beispielen, in denen Unsummen von Fördergeldern in Wirtschaftszweige investiert wurden, weil einzelne Interessens- oder Lobbygruppen diesen Wirtschaftszweig für förderungswürdig hielten, ohne jedoch dessen wirtschaftlichen Nutzen für die Gesellschaft zu beweisen. Prominente Beispiele sind der Kohlepfennig oder aktuell die ausufernde Förderung des Ausbaus der Solarenergie.
Abschließend wünschen sich die Autoren einen deutschen Biotech-Giganten. In der deutschen Unternehmenslandschaft findet sich aber schon ein solches Beispiel, Merck. Die umsatzstärksten Produkte ihrer Pharmasparte sind zwei Biotechmedikamente und spätestens seit der Übernahme von Millipore kann Merck wohl vollends als Biotechgigant bezeichnet werden. Das nötige Investitionsvolumen wurde von der Eigentümerfamilie zur Verfügung gestellt. Warum? Weil der richtige Ansatz bereits jetzt und nicht erst vielleicht in den nächsten Generationen wirtschaftlichen Erfolg verspricht.
Daniel Rupprecht, Schriesheim
<a href="mailto:daniel.rupprecht@web.de">daniel.rupprecht@web.de</a>


<h2>Exzellenzcluster sind ein exzellentes Mittel</h2>
Über das Interview mit dem Kollegen Gernot Frenking [Nachr. Chem. 2012, 60, 878] habe ich mich sehr gewundert. Frenking ist als sehr geschätzter Kollege mit hohem internationalen Ansehen meines Wissens weder Sprecher noch Mitglied eines Exzellenzclusters, und so frage ich mich, wie objektiv der Blick ist.
Tatsache ist: Exzellenzcluster in einem kleineren Format, nämlich die Sonderforschungsbereiche, gibt es bei der DFG seit vielen Jahren, und auch Marburg hat von diesem Förderinstrument sehr profitiert. Das SFB-Konzept ist ein völlig unstrittiges Instrument zur Förderung der Spitzenforschung in Deutschland. SFBs haben Fakultäten geholfen, Schwerpunkte zu setzen, haben internationale Sichtbarkeit erzeugt und haben der Wissenschaft viel Geld beschert. Die Exzellenzinitiative ist in der Ausprägung der Exzellenzcluster schlicht eine großer SFB. Im Gegensatz und Ergänzung zu einem SFB werden in einem Cluster neben der Forschungsförderung aber auch neue Professuren geschaffen.
Wir alle haben in den letzten Jahren mit ansehen müssen, wie Stellen und Professuren reihenweise von den klammen Ländern eingezogen wurden. Erstmals erleben wir jetzt unter dem Dach der Exzellenzcluster die Schaffung von Professuren. Professorengruppen können neue Professuren schaffen. Das stärkt die Bereiche, denn mehr Kollegen können besser SFBs einwerben und mehr Kollegen, das bedeutet am Ende vor allem auch mehr und bessere Lehre. Über die neuen Assistentenstellen, die mit den Professuren verknüpft sind, wird das Betreuungsverhältnis in der Lehre auch in den Praktika maßgeblich verbessert. Ein Exzellenzcluster ist demnach in Summe ein bis zwei SFBs plus die Option, neue dauerhafte Professuren schaffen zu können. Wie man das schlecht finden kann, ist mir schleierhaft.
Exzellenzcluster gehören nicht abgeschafft, sondern ganz im Gegenteil: Jede Universität sollte in den leistungsstarken Fakultäten jeweils einen vom Bund co-finanzierten Cluster besitzen. Das würde uns enorm voran bringen.
Im übrigen ist es falsch, dass das Geld im Normalverfahrenstopf der DFG wegen der Cluster fehlt. Die Clustergelder sind Extramittel vom Bund. Ich bin auch sehr dafür, mehr Geld in das Normalverfahren zu geben, glaube aber nicht, dass das durch Umwidmung der Clustermittel erreicht werden kann. Wir brauchen mehr Geld für die DFG, und wir benötigen mehr Cluster, damit alle leistungsstarken Fakultäten durch dieses Förderinstrument gestärkt werden. Dass die Grundfinanzierung der Unis nicht ausreichend, ja geradezu skandalös ist, ist hinreichend bekannt. Ich sehe aber nicht, wie die Länder das Problem lösen sollen. Hier muss der Bund helfen, und genau da sind Exzellenzcluster ein wahrlich exzellentes Mittel.
Thomas Carell, München
<a href="mailto:thomas.carell@cup.uni-muenchen.de">thomas.carell@cup.uni-muenchen.de</a>

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