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Die bedeutendsten Errungenschaften der Polymerforschung, was das ideale Polymer ausmacht und mit welcher wissenschaftlichen Berühmtheit sie gerne einmal ausgehen würden: Das verraten neun Polymerchemiker.
Markus Antonietti, Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung Potsdam-Golm<div><img src="https://media.graphcms.com/gj8iCfiuSP23hhvdNaEk">

</div>Was halten Sie für die bedeutendste Entwicklung der makromolekularen Chemie in den letzten 50 Jahren?Selbstheilende Polymere und Vitrimere.Welche Eigenschaften hat das ideale Polymer?Es verschwindet, wenn es nicht gebraucht wird. Wir müssen das Ende des Lebenszyklus in Polymere einbauen.Mit welchem Polymerchemiker würden Sie gerne einmal essen gehen und warum?Hermann Staudinger. Ich würde ihn nach den tollen Erfindungen in der organischen Chemie fragen (besonders Ketenchemie), die er aufgegeben hat, um die Polymerhypothese zu überprüfen.Christina Bergmann, Hansen &amp; Rosenthal<div><img src="https://media.graphcms.com/p9GPrNMQea1QsDTgfXsv">

</div>Was halten Sie für die bedeutendste Entwicklung der makromolekularen Chemie in den letzten 50 Jahren?Die Biopolymere. Von Natur und Botanik inspiriert sind in den letzten Jahren neue Arten von Biopolymeren aus nachwachsenden Rohstoffen, aus Bakterien und Pilzen oder aus Spinnenseide entstanden, mit außergewöhnlichen Eigenschaften für verschiedene Anwendungen.Wie müssen die derzeit erhältlichen Kunststoffprodukte verändert werden, damit sie zukunftsträchtig sind?Mehr denn je sind Umdenkprozesse und neue umweltfreundliche und nachhaltigere Polymere erforderlich. Das in den letzten Jahren entstandene sozial-ökologische Bewusstsein kann zu neuen Technologien und Produkten führen, etwa wenn Kohlendioxid und Wasserstoff als Rohstoffe dienen oder aus gentechnisch veränderten Materialien eine neue Generation von Polymerwerkstoffen wird.Mit welchem Polymerchemiker würden Sie gerne einmal essen gehen und warum?Es wäre mir eine Ehre, mit Karl Ziegler essen zu gehen. Neben seiner Arbeit zur Chemie und Technologie der Hochpolymere würde ich mich mit ihm über die Kunst des Expressionismus und der Klassischen Moderne austauschen – seine bedeutendste Kunstsammlung umfasste Werke von Franz Marc, Emil Nolde, Paul Klee oder Oskar Schlemmer und weiteren Meistern des Expressionismus und der Bauhausperiode.Ruth Bieringer, Freudenberg Sealing Technologies<div><img src="https://media.graphcms.com/whL5hd0fQYK8cYS08IKv">

</div>Was halten Sie für die bedeutendste Entwicklung der makromolekularen Chemie in den letzten 50 Jahren?Polymere Verbundwerkstoffe, die Stähle und Leichtmetalle ersetzen.Welche Eigenschaften hat das ideale Polymer?Seine Herstellung benötigt nur minimale Ressourcen; Energie, Rohstoffe sind biobasiert oder – noch besser – mit Rezyklierungsverfahren oder biotechnisch gewonnen; es hat auf die Anwendung maßgeschneiderte Eigenschaften und eine auf die Anwendung abgestimmte Lebensdauer; es lässt sich komplett rezyklieren oder ist bioabbaubar.Mit welchem Polymerchemiker würden Sie gerne einmal essen gehen und warum?Mit Charles Goodyear. Er war eigentlich kein Polymerchemiker, sondern Tüftler und Autodidakt; als Erfinder der Vulkanisation und damit des Gummis hat er den Grundstein für die Welt der Elastomere gelegt. Ich vermute, dass seine vielschichtige Persönlichkeit eine äußerst kurzweilige Unterhaltung garantieren würde.Patrick Glöckner, Evonik<div><img src="https://media.graphcms.com/877Pv4bQYizIeMEbnLFC">

</div>Was halten Sie für die bedeutendste Entwicklung der makromolekularen Chemie in den letzten 50 Jahren?Es ist die breite Anwendungsvielfalt, die die makromolekulare Chemie ermöglicht: von Massenkunststoffen aus Polyolefinen bis hin zu Hochleistungskunststoffen für Luft- und Raumfahrt oder medizinische und elektronische Anwendungen.Wie müssen die derzeit erhältlichen Kunststoffprodukte verändert werden, damit sie zukunftsträchtig sind?Wir müssen Herstellung und Nutzung der Kunststoffe ganzheitlich betrachten, um die negativen Folgen durch geschlossene Wertschöpfungsketten zu minimieren. Das enthält den Einsatz nachhaltiger Rohstoffe, die Berücksichtigung von Recyclefähigkeit beim Design von Produkten, konsequentes Abfallmanagement, das auch den Endverbraucher einschließt, und die stoffliche Nutzung der mechanisch und chemisch recycelten Rohstoffe.Mit welchem Polymerchemiker würden Sie gerne einmal essen gehen und warum?Meine Gespräche mit Helmut Ringsdorf haben mich gelehrt, nicht nur die Wissenschaft und die Projektierung von Arbeitszielen im Blick zu haben, sondern stets den Menschen zu sehen und zu fördern. Ein Essen mit ihm – inklusive einem guten Wein – wäre eine Bereicherung.Jean-Marie Lehn, Universität Straßburg<div><img src="https://media.graphcms.com/B8XMqs0DS7iesu713u10">

</div>Which do you think is the most important development in the last 50 years of macromolecular chemistry?There is not just ONE major development. There are many as it is an extremely rich field in basic as well as applied science. Such developments have been made in mainline macromolecular polymer chemistry as well as in diverse areas such as conducting polymers, biopolymers, precision polymers, supramolecular polymers, dynamic polymers etc. etc.Which properties has the ideal polymer?There is not just one „ideal“ polymer, there are many, depending on what functionalities are sought in basic science, materials science, bioscience, from high strength to soft materials, from photopolymerization to controlled drug release etc… Which polymer chemist (might as well be dead by now) would you like to have dinner with and why?Of course with Hermann Staudinger, who spent his early carrier in our university in Strasbourg and discovered ketenes here in 1905!Rolf Mülhaupt, Universität Freiburg<div><img src="https://media.graphcms.com/5YzTCvUzRs6sOrXKvg8n">

</div>Was halten Sie für die bedeutendste Entwicklung der makromolekularen Chemie in den letzten 50 Jahren?Mit Einzentren-Katalysatorsystemen und Mehrzonenreaktoren werden heute nicht nur molekulare Architekturen mit früher undenkbarer Präzision gesteuert, sondern auch Molmassenverteilungen, Nanostrukturbildung und Werkstoffeigenschaften. Granulat entsteht direkt bei der Polymerisation. Erstmals sind Eisenkatalysatoren industriell im Einsatz. Als Rohstoffquellen werden neben Öl und Gas Biomasse, Polyolefinabfall und Kohlendioxid genutzt.Welche Eigenschaften hat das ideale Polymer?Den idealen Alleskönner-Super(bio)kunststoff, der sich auf Zuruf in Kohlendioxid und Wasser zersetzt, wird es nicht geben. Kunststoffe sind vielseitig und erfinden sich ständig neu, sind Schrittmacher bei vielen Zukunftstechnologien und bringen den Menschen Lebensqualität. Es gilt, die erheblichen brachliegenden Leistungsreserven für die Kreislaufwirtschaft zu mobilisieren und weltweit Überzeugungsarbeit für die Kreislaufwirtschaft zu leisten.Mit welchem Polymerchemiker würden Sie gerne einmal essen gehen und warum?Mit Hermann F. Mark, den ich persönlich kannte und sehr schätze. Er hat virtuos Grundlagen- und Anwendungsforschung zusammengeführt und war eine Persönlichkeit, mit der man sich über alles aus Wissenschaft, Gesellschaft, Zeitgeschichte und Gastronomie austauschen konnte.Klaus Müllen, Max-Planck-Institut für Polymerforschung Mainz<div><img src="https://media.graphcms.com/31m49x1FSticRsWDU8lu">

</div>Was halten Sie für die bedeutendste Entwicklung der makromolekularen Chemie in den letzten 50 Jahren?Präzisionspolymersynthesen, etwa katalysierte Olefinpolymerisation oder kontrollierte Radikalik.Welche Eigenschaften hat das ideale Polymer?Es muss stimulusinduziert (bio)abbaubar werden.Wie müssen die derzeit erhältlichen Kunststoffprodukte verändert werden, damit sie zukunftsträchtig sind?Es müssen Polymere sein, die technologisch einen wirklichen Durchbruch erlauben, statt inkrementell verbesserte Produkte. Dieser Durchbruch muss aus der Chemie und nicht aus dem Ingenieurwesen kommen, etwa auf dem Weg zum Quantum Computing.Petra Severit, Altana<div><img src="https://media.graphcms.com/htxLGVNTOGuRpqSZKMvN">

</div>Was halten Sie für die bedeutendste Entwicklung der makromolekularen Chemie in den letzten 50 Jahren?Intrinsisch leitfähige Polymere, die auch für die molekulare Elektronik an Bedeutung gewinnen werden.Welche Eigenschaften hat das ideale Polymer?Es gibt nur das ideale Polymer für eine spezielle Anwendung. Grundsätzlich muss jedes ideale Polymer entlang der kompletten Wertschöpfungskette aber nachhaltig, rezyklierbar und CO2-neutral sein und in einer Circular Economy integriert sein.Mit welchem Polymerchemiker würden Sie gerne einmal essen gehen und warum?Mit Paul Flory. Er hat die Grundlagen zu allen wesentlichen Fragen der Physikochemie von Polymeren geschaffen. Daraus lassen sich systematische Struktur-Eigenschaftbeziehungen erarbeiten, die die drängenden Fragen für nachhaltige Polymerentwicklung noch heute prägen.Brigitte Voit, Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden<div><img src="https://media.graphcms.com/kkustLGPQaKeBAGHv5ak">

</div>Was halten Sie für die bedeutendste Entwicklung der makromolekularen Chemie in den letzten 50 Jahren?Die deutliche Erhöhung der Möglichkeiten, funktionelle Polymere maßzuschneidern, maßgeblich basierend auf den Methoden der kontrollierten radikalischen Polymerisation, kombiniert mit Methoden der Klickchemie. Das eröffnete ganz neue Wege zu funktionellen Polymeren, etwa zur Selbstassemblierung zu polymeren Nanostrukturen und für die Nutzung in Soft Matter und Biomedizin.Welche Eigenschaften hat das ideale Polymer?Ideal wäre, dass ein Polymer die gewünschte Funktion in der Anwendung bestmöglich erfüllt, sich kostengünstig und nachhaltig herstellen lässt und nach der Anwendung zu 100 Prozent wiederverwertbar ist.Mit welchem Polymerchemiker würden Sie gerne einmal essen gehen und warum?Mit Hermann Staudinger – mich würde sehr interessieren, was er von der Entwicklung der makromolekularen Chemie in den letzten 100 Jahre halten würde, und ob er sich der Bedeutung seiner Forschung und Erkenntnisse für die Zukunft auch nur annähernd bewusst war.

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Happy Birthday, Makromolekulare Chemie

Die bedeutendsten Errungenschaften der Polymerforschung, was das ideale Polymer ausmacht und mit welcher wissenschaftlichen Berühmtheit sie gerne einmal ausgehen würden: Das verraten neun Polymerchemiker. Markus Antonietti, Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung Potsdam-Golm...

Nanopartikel verändern Zellen | Nanopartikel reichern sich bevorzugt in Zellorganellen an und verändern dann die Zelle: Sie erniedrigen die Menge an Lipidtröpfchen und multivesikulären Körpern, erhöhen aber die Mitochondrien- und Endosomenzahl. Dies ähnelt den Vorgängen bei Menschen, die hungern oder Marathon laufen. Zu diesen Ergebnissen kamen Biophysiker, die gleich große, aber unterschiedlich beschichtete Nanopartikel mit Röntgenmikroskopie untersuchten. Die Beschichtung beeinflusste das Ergebnis nicht.<ul><li>
1 ACS Nano 2020, doi <ext-link ext-link-type="doi">10.1021/acsnano.9b09264</ext-link></li></ul>
Wie Bakterien navigieren | Bakterien nutzen mehrere Schwimmstile, um sich in Flüssigkeiten zu bewegen, und zwar abhängig von der Anordnung ihrer Flagellen. Dies ermittelten Potsdamer Forscher anhand des Bodenbakteriums Pseudomonas putida. Demnach gibt es beispielsweise nicht nur unterschiedliche Geschwindigkeiten, sondern auch unterschiedliche Reaktionen auf das Konzentrationsgefälle der Substanzen. Die Ergebnisse sollen helfen, die Chemotaxisstrategien schwimmender Bakterien zu verstehen.<ul><li>
2 Sci. Adv. 2020, 6, eaaz6153</li></ul>
Interferon-gamma kontrolliert Infektion mit Vacciniavirus | Wie eine Studie zeigt, genügt das von den Zellen des angeborenen Immunsystems gebildete Interferon-gamma (IFN-gamma), um eine Infektion mit dem Vacciniavirus zu kontrollieren. Dieses Virus ist Grundlage aller Pockenimpfstoffe. Bisher wurde angenommen, dass besonders das IFN-gamma der T-Zellen dafür wichtig sei, also das Interferon des erworbenen Immunsystems. Die Information ist wichtig für die Entwicklung von Impfstoffen.<ul><li>
3 PLOS Pathogens 2020, doi 10.1371/journal.ppat.1008279</li></ul>
Nanopartikel gegen Krebs: mit Zucker nierendurchgängig | Wissenschaftler der Universität Freiburg haben Nanopartikel hergestellt, die Polysaccharide enthalten. Diese wandern im Gegensatz zu unmodifizierten Nanopartikeln durch die Nieren und gelangen einige Stunden nach Verabreichen mit dem Urin aus dem Körper. Dennoch wirken sie wie gewünscht und greifen Tumoren an. Diese Nanopartikel könnten daher bisherige ersetzen, die zwar gegen Tumoren wirken, sich aber in den Nieren anreichern und diese irreversibel schädigen.<ul><li>
4 Biomaterials 2020, 230, 119643</li></ul>
Mundspülungen könnten Corona-Übertragung mindern | Die drei in Deutschland erhältlichen Mundspülungen Dequonal, Isobetadine 1,0 % Mundwasser und Listerine Cool Mint verringern den Sars-Cov-2-Virustiter so sehr, dass nach 30 Sekunden Gurgeln keine Viren mehr nachweisbar sind. Die Mundwasser könnten demnach beispielsweise Zahnärzte schützen, die Coronainfizierte behandeln.<ul><li>
5 J. Infect. Dis. 2020, doi <ext-link ext-link-type="doi">10.1093/infdis/jiaa471</ext-link></li></ul>
Biomarker im Blut geben Hinweise auf Covid-19-Verlauf | Ein Team der Charité-Universitätsmedizin Berlin hat im Blut von Covid-19-Erkrankten 27 Proteine identifiziert, deren Konzentration mit dem Schweregrad des Krankheitsverlaufs korreliert. Mit diesen Ergebnissen könnte nicht nur der Krankheitsverlauf prognostiziert werden, sondern die Bestimmung der Marker könnte sich auch als Diagnostik eignen. So gäbe es Klarheit über den Zustand des Patienten unabhängig von dessen eigener Beschreibung.<ul><li>
6 Cell Systems 2020, doi <ext-link ext-link-type="doi">10.1016/j-cels.2020.05.012</ext-link></li></ul>
Opioide: pKa-Wert beeinflusst Wirkung | Nach Erkenntnissen von Berliner Forschern sollten pKa-Wert von Opioid-Bindungsmolekül und entzündetem oder verletztem Gewebe möglichst ähnlich sein, damit das Schmerzmittel selektiv wirkt. So würden ausschließlich die Rezeptoren am Schmerzherd aktiviert, und Nebenwirkungen wie Verstopfung, Sucht oder Atemstillstand blieben aus. Erste klinische Studien mit solchen Substanzen sollen in zwei bis drei Jahren starten.<ul><li>
7 Sci. Rep. 2019, 9, 19344</li></ul>
Mehr Opioide bei Rheumakranken | Viele Rheumakranke nutzen Opioide auch dann noch, wenn die Schmerzursachen behoben sind. Dies ist nicht nur wegen der Nebenwirkungen wie chronischer Verstopfung problematisch, sondern auch, weil Opioide starkes Suchtpotenzial haben. Wie eine in Katalonien durchgeführte Studie zeigt, sind besonders Frauen, Ältere, sozial Benachteiligte und Landbewohner gefährdet, abhängig zu werden.<ul><li>
8 EULAR 2020, Abstracts No. 3070 und No. 2587</li></ul>
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