Notizen


<h2>Internationale Bildungsforschung</h2>
<p>Ein neues Zentrum für internationale Bildungsvergleichstudien (ZIB) soll bis 2016 die Pisa-Studien in Deutschland durchführen. Das ZIB vereinigt die Hauptakteure früherer Pisa-Studien: die Technische Universität München, das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung und das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik. Anfang 2011 wird das von Bund und Ländern finanzierte Zentrum seine Arbeit aufnehmen und dabei mit dem Berliner Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen kooperieren.</p>
<p> <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.bmbf.de/press/2966.php" target="_blank">www.bmbf.de/press/2966.php</a></ext-link></p>


<h2>Neue Nationallizenzen</h2>
<p>Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat für 5,4 Mio. Euro zusätzliche Nationallizenzen gekauft. Sie gelten für die überwiegend öffentlich finanzierten Hochschulen und Forschungsinstitute, die damit kostenfrei auf wissenschaftliche Online-Datenbanken, Zeitschriftenarchive und E-Book-Kollektionen zugreifen können. Ab Frühjahr 2011 sind die neuen Lizenzen gültig. Unter ihnen finden sich auch für Chemiker relevante Forschungsressourcen, beispielsweise eine materialwissenschaftliche E-Book-Kollektion von Springer.</p>
<p> <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.nationallizenzen.de" target="_blank">www.nationallizenzen.de</a></ext-link></p>


<h2>Audit statt Akkreditierung I</h2>
<p>Die Rektorenkonferenzen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz fordern, die Akkreditierung neuer Studiengänge durch ein Audit zu ersetzen. Das aktuelle Verfahren sei zu teuer und bürokratisch; die Hochschulen sollten die Qualitätssicherung selbst in die Hand nehmen dürfen. Während derzeit staatlich akkreditierte Agenturen die Studienprogramme bewerten, beauftragt bei einem Audit die Hochschule externe Gutachter. Das Bundesverfassungsgericht überprüft momentan die Rechtmäßigkeit des Akkreditierungssystems.</p>
<p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.hrk.de/de/presse/95_5753.php" target="_blank">www.hrk.de/de/presse/95_5753.php</a></ext-link></p>


<h2>Audit statt Akkreditierung II</h2>
<p>Der Deutsche Hochschulverband (DHV) legt einen Gesetzesvorschlag vor, um das Akkreditierungswesen neu zu ordnen. Er äußert die gleichen Kritikpunkte am bestehenden System wie die Hochschulrektorenkonferenz. Nach Ansicht des DHV sollen die Hochschulen innerhalb von zwei Jahren Qualitätssicherungsreferate einrichten, die Studiengänge intern kontrollieren und regelmäßig die Ergebnisse an das Landeswissenschaftsministerium berichten. Die Bewertungskriterien für neue Studiengänge seien gesetzlich festzuschreiben.</p>
<p> <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.hochschulverband.de/cms1/780.html" target="_blank">www.hochschulverband.de/cms1/780.html</a></ext-link></p>


<h2>Stipendien auf einen Klick</h2>
<p>Die Online-Datenbank <a href="https://ScholarshipPortal.eu" target="_blank">ScholarshipPortal.eu</a> gibt einen Überblick über Förderungsmöglichkeiten in Europa. Sie informiert Studierende und Wissenschaftler über Stipendien für Forschungsprojekte und Auslandsaufenthalte.</p>
<p> <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.scholarshipportal.eu" target="_blank">www.scholarshipportal.eu</a></ext-link></p>


<h2>250 000 Euro pro Chemieprofessor</h2>
<p>Das statistische Bundesamt hat die Drittmitteleinnnahmen für das Jahr 2008 veröffentlicht: Universitätsprofessoren erhielten durchschnittlich 221 000 Euro. Das sind 14,2 % mehr als im Vorjahr. In der Chemie kamen Universitätsprofessoren mit 250 000 Euro auf 15 % mehr Drittmittel als im Jahr 2007; Fachhochschulprofessoren hatten mit 20 300 Euro 1,5 % weniger.</p>
<p> <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.destatis.de" target="_blank">www.destatis.de</a></ext-link></p>


<h2>Bibliothek des Jahres</h2>
<p>Die Universitätsbibliothek in Konstanz, deren Hauptgebäude seit dem 5. November wegen Asbestfunden bis auf weiteres geschlossen ist, erhält die Auszeichnung ”Bibliothek des Jahres 2010“. Sie hat ein kundenfreundliches Kursangebot zur Informationskompetenz und ist als erste deutsche Bibliothek 24 Stunden am Tag geöffnet. Der Deutsche Bibliothekenverband und die Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius verleihen den mit 30 000 Euro dotierten Preis dieses Jahr zum elften Mal.</p>
<p> <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.ub.uni-konstanz.de" target="_blank">www.ub.uni-konstanz.de</a></ext-link></p>


<h2>Förderpreis W2 und W3</h2>
<p>Für junge Hochschullehrer der Natur- oder Ingenieurwissenschaften schreibt die Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung zum 32. Mal ihren Förderpreis aus. Er richtet sich an W2- und W3-Professoren, die nicht älter als 38 Jahre sind, jedoch nicht an Juniorprofessoren. Der Gewinner erhält über fünf Jahre eine Million Euro Fördergelder. Vorschläge sind bis zum 25. Februar 2011 einzureichen.</p>
<p> <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.krupp-stiftung.de" target="_blank">www.krupp-stiftung.de</a></ext-link></p>
<p><i>Kathrin Wildemann, Frankfurt</i></p>



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<p>Der häufigste Kommentar zum diesjährigen Chemie-Nobelpreis war der, dass endlich mal wieder ”echte“ Chemie aus dem harten Kernbereich des Fachs geehrt wurde [Nachr. Chem. 2010, 58, 1105]. Sogar der Physikpreis ging mit den Graphenen ungewohnt an eine chemienahe Errungenschaft. Betrachtet man hingegen alle Chemiepreise der letzen zehn Jahre, so lassen sich fünf als biologisch klassifizieren, nur drei als synthetisch, und je einen Preis verteilten die Juroren für Analytik und für Oberflächenchemie.</p>
<p>Da trifft es sich gut, dass es in diesem Jahr zum 20. Mal die Ignobel-Preise gab. Diese satirischen und kritisierenden Ehrungen würdigen ursprünglich Arbeiten, ”die nicht wiederholt werden können oder sollten“. Inzwischen kommt das Vergabekomitee aber etwas sanftmütiger daher und proklamiert, dass die preisgekrönte Forschung zwar zuerst Gelächter, dann aber auch Nachdenken provoziere [<a href="https://improbable.com/ig" target="_blank">improbable.com/ig</a>]. Immerhin verteilen echte Nobelpreisträger die Preise. Wie stellt sich die Chemie im Spiegel dieser nicht ganz so begehrten Preise dar?</p>
<p>Die oft exzentrischen Ergebnisse, welche die Ignobel-Auszeichnung in Chemie erhielten, lassen sich schwer kategorisieren, aber einige Trends zeichnen sich ab: Ignobel-Preisträger scheinen zum Beispiel ein ausgeprägtes Interesse für Lebensmittelchemie und -technik zu haben — sei es die ungewöhnliche Herstellung von Lebensmitteln oder deren Einsatz zu ungewöhnlichen Zwecken.</p>
<p>So zeichnete bereits der zweite Chemie-Ignobel-Preis die Synthese von blauem Wackelpudding aus. Der sechste Preis ehrte die Erfindung eines Grillanzünders, der die Flammen schon nach drei Sekunden lodern lässt. Im Jahr 2006 wurden zwei spanische Forscher für die Messung der Schallgeschwindigkeit in in britischem Cheddar ausgezeichnet [Nachr. Chem. 2006, 54, 1232]. Ein Jahr später triumphierte die Japanerin Mayu Yamamoto, die den Aromastoff Vanillin aus Kuhdung extrahiert hatte [Nachr. Chem. 2008, 56, 442].</p>
<p>Auch in den folgenden Jahren führten Lebensmitteluntersuchungen zur Ignobel-Ehrung. Der Ignobel 2008 ging an zwei konkurrierende Teams: Das eine hatte nachgewiesen, dass Coca Cola Spermien abtötet, das andere kam zum entgegengesetzten Schluss [Nachr. Chem. 2009, 57, 405]. Vermutlich ist ein weiterer Ignobel drin für denjenigen, der diesen mysteriösen Widerspruch auflöst. Außerdem errang im Jahr 2009 eine mexikanische Arbeisgruppe den Ignobel mit der Veredelung ihres Nationalgetränks: Die Forscher hatten Tequila in Diamant verwandelt.</p>
<p>Fast ebenso häufig wie mit Lebensmitteln befassten sich Ignobel-Preisträger mit Wasser. Gleich zweimal ausgezeichnet wurde Homöopathie-Forscher Jacques Beneviste, nämlich im allerersten Jahr des Ignobels für die Entdeckung, dass Wasser ein Gedächtnis hat, und dann sieben Jahre später für die Erkenntnis, dass es seine Information per Telefon und Internet weiterleiten kann. Im Jahr 2004 errang Coca Cola in Großbritannien den Preis für die Entwicklung einer neuen Art von Wasser, welches das Unternehmen aber sicherheitshalber nicht verkaufen wollte, weil es aufbereitetes Themse-Wasser war. Die Preisträger des folgenden Jahrs fanden heraus, dass zum Schwimmen Wasser nicht unbedingt das beste Medium ist: In zähflüssigem Sirup komme man genauso schnell voran [Nachr. Chem 2005, 54, 1260]. Dieses Jahr ging der Preis an eine Gruppe von Forschern in Texas und Hawaii, die gezeigt hatte, dass sich Öl und Wasser mischen.</p>
<p>Ein wiederkehrendes Motiv ist auch die Untersuchung von Gerüchen. Der Ignobel 1995 ging an die Produzenten eines DNA-Parfüms, das keinerlei DNA enthielt und in Flaschen mit der Form einer Dreifach-Helix abgefüllt war. Bereits 1993 wurden die Erfinder der Geruchsstreifen ausgezeichnet, die es ermöglichen, Geruchsproben von Parfüms in Zeitschriften zu kleben.</p>
<p>Lust und Liebe beschäftigten die Preisträger besonders um die Jahrtausendwende: 1999 wurde eine japanische Detektivagentur für die Entwicklung eines Sprays ausgezeichnet, das untreue Ehemänner entlarvt. Im folgenden Jahr erhielten Donatella Marazitti und Kollegen den Preis für ihre Entdeckung, dass die Neurochemie des Verliebtseins genauso funktioniert wie die von anderen Obsessionen.</p>
<p>Ich fürchte, ein klares Bild davon, was heutzutage unter Chemie zu verstehen ist, geben uns auch die Ignobel-Preise nicht. Essen und Trinken, Gerüche und Liebe — es ist eigentlich alles Chemie.</p>
<p><i>Michael Groß</i></p>
<p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.michaelgross.co.uk" target="_blank">www.michaelgross.co.uk</a></ext-link></p>



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