Blickpunkt

Christian Dierks: Sind Biotechinnovationen für Pharma in Deutschland möglich?
Ingmar Hoerr: Durchaus. Es gibt viele Technologien, die aus Max-Planck-Instituten, aus Unis kommen. Wir sind fähige Wissenschaftler. Das Problem ist, die Ergebnisse auf die Straße zu bringen. Das liegt daran, dass die finanzielle Kluft nicht zu füllen ist zwischen der Erfindung, ersten klinischen Studien und der Klinik. Das schafft ein mittelständisches Biotechunternehmen nicht allein, es braucht Investoren dafür. Aber in Deutschland ist das Kapitalmarktökosystem gestört. Es gibt keine Venture-Kapital-Kultur mehr.
Dierks: Ist das nicht weltweit so?
Hoerr: In Amerika ist das anders, da floriert die Biotechnologie seit Jahren. Die Biotechfonds schlagen alle anderen Fonds. Da gibt es ein gutes Ökosystem — mit genügend Exitmöglichkeiten, genug Geld, das rein geht, etwa Pensionsfonds, die da hinein investieren.


<h2>Steuerbegünstigte Forschung</h2>
Dierks: Wie könnten wir hier mehr Investitionen erreichen?
Hoerr: Ein Prozent unseres Vermögens sollte steuerbegünstigt in Hightech gehen. So etwas kann ich mir vorstellen. Aber wir haben ein verkrustetes, innovationsfeindliches Steuersystem. Es gibt hier so viel Geld, das den Weg zum Investment sucht. Das muss man in Hightechprojekte steuern, und das ist für mich ganz klar eine politische Aufgabe. Andere Länder machen das vor: Die Schweiz etwa hat einen Zukunftsfond, der Fördermittel und Investitionsgelder in Richtung Hightech kanalisiert. Auch Frankreich macht das sehr gut.
Jochen Maas: 27 von 34 OECD-Ländern haben steuerliche Forschungsförderung. Deutschland hat sie nicht. Wenn wir als globaler Konzern entscheiden, in welches Land wir mit einer Forschungseinheit gehen, dann muss ich mich etwa mit meinen Kollegen aus Frankreich auseinandersetzen, die für ihren Standort mit der steuerlichen Forschungsförderung werben. Die Ungarn machen das, die Amerikaner machen das auch.
Hoerr: Wir brauchen jetzt einen Anschub, bis das Kapitalmarktökosystem in Deutschland wieder funktioniert. Es muss risikobereitere Kapitalgeber, Erstinvestoren geben. Die Biotechbranche ist dafür zurzeit nicht divers genug. Es gibt zu wenige Unternehmen, in die man investieren kann. Eine gute Auswahl an börsennotierten Unternehmen gibt es fast gar nicht. Das muss man erst mal aufbauen. Dann kann sich der Staat wieder zurückziehen.


<h2>Früher dabei sein</h2>
Dierks: Wie sehen Sie die Situation in der Pharma- und Biotechbranche, Herr Langner?
Klaus Langner: Wir Pharmaunternehmen sind neben Innovationen aus der eigenen Pipeline auch auf externe angewiesen. Diese kommt bei uns meistens von Startups und von Ausgründungen aus Universitäten. Wer investiert in Deutschland noch in die frühe Forschung? Wir kränkeln an einer Investitionsfeindlichkeit in frühe Projekte, bei denen sich ein möglicher Exit erst in fünf, sechs, sieben Jahren abzeichnet. Das macht keiner mehr. Und daran kränkeln wir. Uns fehlt es an Nachschub. Wenn es dann in die Entwicklung geht, kann die Industrie einsteigen.
Dierks: Früher musste man mehrere klinische Phasen durchführen, bevor Pharmaunternehmen bereit waren zu investieren.
Hoerr: Mittlerweile ändert sich das, weil Pharmaunternehmen sich neue Techniken auch schon früher anschauen. Vor allem die amerikanischen Pharmas. So hat es Moderna aus Cambridge in Boston geschafft, mit präklinischen Daten 900 Millionen US-Dollar einzuwerben. Biotechunternehmen brauchen die Pharma. Wir werden selber eher selten Medikamente auf den Markt bringen.
Dierks: Wie sieht das in Deutschland aus?
Hoerr: Auch die deutsche Pharma geht früher rein. Wir haben mit Boehringer Ingelheim einen Deal abgeschlossen. Es war zwar ein Deal über ein Produkt, das wir schon selber in die Klinik gebracht hatten, aber immerhin eine Vorauszahlung von 35 Millionen Euro. Das ist die richtige Richtung. Pharma muss früher rein in die Biotech, damit die Biotech nicht mehr so einen langen Atem braucht, um in die Klinik zu kommen.
Maas: Wir sollten die komplette Aufklärung eines Krankheitsmechanismus nicht nur sequenziell sehen. Wir sind durchaus bereit, auch mit nicht zu 100 Prozent aufgeklärten Mechanismen in die präklinische Phase zu gehen — und parallel dazu zusammen mit externen Partnern aus dem universitären oder Biotechbereich die Mechanismen vollständig aufzuklären. Ein Eintritt in die extrem teure Phase III einer klinischen Entwicklung wird es allerdings in Zukunft wohl nur mit vollständiger Klarheit der zugrunde liegenden Pathophysiologie geben. Einfach weil diese Phase der Entwicklung zu teuer ist, um sich Fehlschläge leisten zu können.


<h2>Was braucht der Mittelstand?</h2>
Dierks: Von der großen Pharma wieder zu kleinen Unternehmen: Wie definieren Sie Mittelstand?
Langner: Die Mittelstandsdefinition der EU-Kommission sollte überarbeitet werden. Sie definiert nur quantitativ, nicht aber qualitativ. Gerade im Pharmabereich ist die Mittelstandsdefinition problematisch. Grünenthal etwa ist mit 5200 Mitarbeitern, einer Milliarde Euro Umsatz und zirka 200 bis 300 Millionen Euro Forschungsinvestition der Definition nach kein Mittelstandsunternehmen. Aber wir sind auch nicht “Big Pharma”. Als mittelständisches Unternehmen können wir nicht mehrere Milliarden Euro investieren. Aufgrund der aktuellen Definition können diese Unternehmen aber nicht von Fördergeldern profitieren. Und deshalb appelliere ich dringend, den Pharmamittelstand mehr zu fördern.
Hoerr: Der Staat macht sehr viel für Startups. Etwa der Hightech-Gründerfonds ist eine tolle Sache. Das ist auch notwendig, um überhaupt Gründungen zu erzielen. Aber dann geht es los — wenn man die erste Hürde genommen hat, die ersten Mitarbeiter eingestellt hat, die ersten Ergebnisse hat, und erste klinische Ergebnisse vorweisen muss. Das alles ist teuer. Wenn man das Marketing anschmeißen muss für die Big Pharma, damit die das einkauft, dann wird es extrem schwer, weil dann das Geld ausgeht. Da braucht es einen Investor.


<h2>Zusammen noch kreativer</h2>
Dierks: Was sind Ihre Eindrücke von der Forschungslandschaft in Deutschland, Herr Maas?
Maas: Bei der Target-Identifikation, der Konzentration auf ein spezifisches Krankheitsbild, ist die Akademia — und da zähle ich Max-Planck, Fraunhofer, Helmholtz etc. dazu — kreativer als Big Pharma. Wenn aber eine Idee in ein Produkt, in ein Molekül übersetzt werden soll, beginnt der Vorteil der Pharmaindustrie. In medizinischer Chemie etwa sind wir sicherlich mindestens genauso gut wie die Akademia. Und bei der klinischen Entwicklung liegt der Vorteil eindeutig bei der Pharmaindustrie.
Dierks: Weil sie dieses Geschäft schon seit Jahrzehnten betreibt?
Maas: Ja, und weil wir uns mit den Zulassungsprozessen und -anforderungen gut auskennen. Kleine Biotechunternehmen oder Universitäten können sich dabei leicht eine blutige Nasen holen. Und es gibt einen noch viel trivialeren Grund: schlicht und ergreifend das Geld. Phase-II-, Phase-III-Studien mit tausenden von Patienten kosten leicht mal einen dreistelligen Millionenbetrag. Und das kann sich keine Universität, keine außeruniversitäre Forschungseinrichtung, auch kein kleines Biotechunternehmen leisten.
Dierks: Wie können wir den Forschungsstandort Deutschland voranbringen?
Maas: Jeder soll das machen, was er am besten kann. Was wir brauchen, ist Zusammenarbeit. Zusammen bedeutet: gemeinsame Projekte von Anfang an. Wenn möglich, im selben Labor mit denselben Mitarbeitern an derselben Laborbank. Wir müssen schauen, dass wir Universitätsprofs zu uns in die Industrie bringen und Industriewissenschaftler in die Akademia.
Redaktion: Maren Bulmahn


<h2>DIE DISKUSSIONSTEILNEHMER</h2>
Ingmar Hoerr sieht sich als “Dinosaurier: 16 Jahre auf dem Markt und immer noch Startup-Unternehmer — das gibt es nur im Biotechbereich”. Der promovierte Biologe ist Mitgründer und Geschäftsführer von Curevac, einem “biopharmazeutischen Unternehmen mit Wurzeln in der akademischen Forschung”.
Klaus Langner, promovierter Molekularbiologe, ist als Chief Scientific Officer Mitglied der Geschäftsführung des mittelständischen Pharmaunternehmens Grünenthal mit Sitz in Aachen. Für Langner ist die forschende Pharmaindustrie “ein Schwergewicht der deutschen und europäischen Volkswirtschaft”.
Jochen Maas erwartet “von Unis den Mut, Studenten industrierelevanter auszubilden, wenn diese im Masterstudium schon wissen, dass sie in die Industrie gehen wollen”. Der Biologe und Veterinärmediziner ist Geschäftsführer Forschung &amp; Entwicklung bei Sanofi [diese Nachr. S. 755]. Er hält an der Technischen Hochschule Mittelhessen Vorlesungen über Pharmakokinetik und Drug-Delivery-Systeme.
Christian Dierks ist Arzt und Jurist sowie Partner der Sozietät Dierks und Bohle, Berlin. Er leitete die Diskussion während der Handelsblatt Jahrestagung Pharma im Frühjahr in Frankfurt und fragt, wie die Forschungslandschaft aussieht und wie sie sich verbessern lassen könnte.


<h2>Achema, Weltforum der chemischen Technik und Prozessindustrie</h2>
3800 Aussteller nutzten im Juni die 133 000 m2 Ausstellungsfläche der diesjähren Achema. Das waren 50 Aussteller mehr, aber 3000 m2 weniger als vor drei Jahren. Aus Deutschland kamen etwa 1750 Unternehmen, fast 200 weniger als zuvor. Für Thomas Scheuring, Geschäftsführer der Dechema Ausstellungsgesellschaft, könnte dies am gesättigten Markt hierzulande liegen: Exportorientierte deutsche Unternehmen stellen lieber im Ausland aus — vor allem in den USA —, um dort ein internationales Publikum direkt vor Ort zu erreichen.
Die zweitgrößte Ausstellergruppe kam mit 296 Unternehmen aus China. Sie wuchs mit 90 Ausstellern am stärksten. Darunter könnten aber Produktkopierer sein: Einen chinesischen Stand, der bereits auf einer andere Messe aufgefallen war, schloss die Messeleitung am zweiten Tag. Probleme im Umgang mit geistigem Eigentum führen auch — neben den Transportkosten — dazu, dass nur wenige deutsche Unternehmen auf der Achemasia in Peking ausstellen.
Die größte Fläche hatten mit 30 000 m2 Unternehmen gebucht, die Pumpen, Kompressoren und Armaturen zeigten. Die zweitgrößte Fläche, 20 000 m2 belegten Pharma-, Verpackungs- und Lagertechnik. Hier gab es wie in der Mess- Regel- und Prozessleittechnik (10 000 m2) einen Flächenzuwachs. Die Labor- und Analysentechnik nutzte knapp 20 000 m2.
Die Dechema Ausstellungsgesellschaft überlegt, bei der nächsten Achema die fachlichen Ausstellergruppen neu aufzuteilen. Ein Top-Thema könnte dann Digitalisierung sein. Dahin weisen etwa immer neue Sensoren in der Analytik. Außerdem wird Industrie 4.0 kommen, die Frage ist nur wann. MB

“Ein verkrustetes Steuersystem”

Christian Dierks: Sind Biotechinnovationen für Pharma in Deutschland möglich? Ingmar Hoerr: Durchaus. Es gibt viele Technologien, die aus Max-Planck-Instituten, aus Unis kommen. Wir sind fähige Wissenschaftler. Das Problem ist, die Ergebnisse auf die Straße zu bringen. Das liegt daran, dass die f...

Solange in Deutschland Produkte der Bio- und Gentechnik nicht jedem das Leben retten oder persönlichen Wohlstand bringen, bleiben Skeptiker. Diese können einer Technologie den Garaus machen, wie bei der Kartoffel Amflora, die BASF als nachwachsenden Rohstoff gentechnisch entwickelte.1 Der Durchschnitt der Deutschen scheint biotechfeindlich: Biotechnologie ist nicht gewollt bei Pflanzen,2 sie ist unterschätzt in der Chemie und allenfalls akzeptiert in der Medikamentenforschung. Ängste und die nur vage Kenntnis ökonomischer Zusammenhänge wie Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität der Unternehmen könnten Ursache mangelnder Investitionen sein — nicht nur in der grünen Biotechnik.
Die Macher dieser Industrie üben sich derweil in Selbstkritik und fragen: “Was haben wir falsch gemacht?” Unterkriegen lässt sich die Branche nicht. Das ist in hohem Maße beachtenswert und gut für die deutsche Volkswirtschaft. Wer bei den Biotechnologietagen im April in Köln dabei war, spürte Optimismus bei den 863 Teilnehmern.3 Außer Vertretern von Hochschulen und des Technologietransfers sowie Clustermanagern waren dieses Mal viele Unternehmer, Fondsmanager und Business Angels dabei.


<h2>Deutschland auf der Ersatzbank</h2>
Die Branche betrachtet sich realistisch. Die Hoffnung ist, nicht nur zu erfinden und kleine Ideen umzusetzen, sondern auch große. Dazu bedarf es mutiger Kapitalgeber und an denen fehlt es.4 So ging zuletzt Geneart — ein Spezialist für Oligonucleotidsynthesen — im Jahr 2006 in Frankfurt an die Börse.5,6,7 Was auch immer die Lethargie verursacht hat, Champions League spielt die Deutsche Börse in der Finanzierung von Hightech-Unternehmen nicht mehr — stattdessen kickt man jetzt auf einem Bolzplatz abseits des Stadions: Auf einer vorbörslichen Internetplattform sollen sich Geldgeber und Unternehmer beschnuppern. In der Kapitalmarktnahrungskette aus frühen Risikoinvestments und Börsengängen sitzt Deutschland auf der Ersatzbank.8
Für Siegfried Bialojan, Autor der jährlichen Studie des Beratungsunternehmes EY geht es “nicht um die Unterstützung einer Not leidenden kleinen Biotechbranche und schon gar nicht um Subventionen für die Unternehmen”.9 Es geht um persönlichen Wohlstand und gesellschaftliches Wohlergehen. Staatliche Stütze für die Biotechindustrie ist nicht gefordert, sondern gemeinsame Verantwortung — angesichts alternder Gesellschaft, verlagerter Massenproduktionen und Konkurrenz aus Asien.
EY hatte eine Idee,10 und die Schweiz zeigt, wie es geht: Sie investiert ein Prozent des Volksvermögens der Pensionskassen in Innovationen neuer Technologien. Ziel der Schweizer ist es, den Wohlstand zu wahren,11 während deutsche Politiker in Aktien allein eines sehen: Teufelswerk.12 Sind Deutschlands mutige historische Erstinvestoren vergessen? Daimler; Siemens; Bosch.
Zwei Beispiele zeigen, warum sich Frühinvestments lohnen werden: Medizin und Bioökonomie.


<h2>Gesundheit und Big Data</h2>
Die Pharmaindustrie wird in zehn Jahren eine andere sein.13 Vielleicht werden führende Unternehmen Google-Pharma und Microsoft-Healthcare heißen? Vielleicht sind es aber auch heute noch gänzlich Unbekannte. Präzisionsmedizin verlangt nach umfassender Diagnostik.14 Jeder Patient bildet seinen Datenraum ab: Physische Parameter und Verhaltensmuster werden aufgezeichnet — mit einem Ziel: Das richtige Medikament in der richtigen Dosierung mit der richtigen Galenik an den richtigen Patienten zu bringen.
Anna Eichhorn, Gründerin von Humatrix, dem Pfungstädter Anbieter von Testsystemen, um Nebenwirkungen von Medikamenten zu vermeiden, spricht von stratifizierter, also auf Patientenuntergruppen ausgelegten Arzneimitteltherapie; und Daniela Steinberger vom Frankfurter Biologis, Zentrum für Humangenetik empfiehlt, genetische Informationen von jedem Menschen für eine individuelle Therapie vorzuhalten, bevor er zum Patienten wird.15
Wissen über das persönliche Genom wird nützlich: Es winkt ein längeres und ein länger gesünderes Leben. Und ökonomisch? Qiagen ging im Jahr 1984 aus der Universität Düsseldorf heraus mit Reinigungskits für genetisches Material an den Markt. Heute ist ein molekulardiagnostisches Weltunternehmen daraus geworden: An der Börse ist Qiagen 5 Mrd. Euro wert, weltweit hat das Unternehmen 4300 Arbeitsplätze geschaffen, 1500 davon in Deutschland.16


<h2>Die Bioökonomiezwiebel</h2>
DNA-Computer, biologische Batterien, Biomining und neue Werkstoffe — der deutsche Bioökonomierat zeigt den Weg: Die künftige Existenzgrundlage wird — statt Erdöl — die Biomasseproduktion sein. Heute werden bereits 12,6 % der Beschäftigten der Bioökonomie zugerechnet, und sie sind für 7,6 % des Bruttoinlandprodukts verantwortlich.17 Die Biomasseproduktion führt über die Biomassenutzung und -verarbeitung zu biobasierten Produkten. Diese Wertschöpfungskette nutzt und entwickelt am Ende neues biologisches Wissen. So wird der Zusammenhang mit biotechnisch hergestellten Medikamenten und biobasierten Kunststoffen deutlich.
Es wäre aber fatal, die Verantwortung allein der Biotechnologie aufzuerlegen: So komplex Energiewende, Ernährung und Gesundheit sind, so interdisziplinär müssen Forschungs-, Entwicklungs- und Vermarktungsteams sein: Nicht anders ist es zu verstehen, dass für Christine Lang, die Covorsitzende des Bioökonomierats, “vor allem die chemische Industrie ein Innovationstreiber in der Bioökonomie sein kann”.18 Da ist es gut, dass immer mehr innovative Chemiestartups die großen Schiffe der chemischen Industrie begleiten wie eine Flotte kleiner Schnellboote.19


<h2>Auf- oder Abbruch?</h2>
578 kreative Gründer-, Management- und Forscherteams in 578 biotechnischen Unternehmen und ihre Errungenschaften können nicht lügen:20 Die Erfolge im Labor sind immens, ja, auch die am Markt; doch es fehlt an kritischer Masse und an Leuchttürmen. Ohne Kapital werden große Ideen nicht umgesetzt — eine Binsenweisheit, die schon für Gründer wie Friedrich Bayer galt und die heute noch gilt, etwa bei der Finanzierung klinischer Studien für Alzheimer-Medikamente. Zeitgenössische Herausforderungen benötigen zweierlei: wissenschaftlich-kaufmännisch gemischte Teams und reichlich mutige Kapitalgeber.21 Wie sagte Alt-Bundespräsident Walter Scheel: “Nichts geschieht ohne Risiko, aber ohne Risiko geschieht nichts.”22
Deutschland sollte nicht nur für biotechnische Erfindungen Weltruhm genießen, sondern für viele Produkte, die in Deutschland und weltweit Absatz finden. Bekenntnis zu Hochtechnologie und ihre Finanzierung tun not.
Holger Bengs, promovierter Chemiker und Kaufmann, ist Geschäftsführer von BCNP Consultants in Frankfurt am Main. <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.bcnp.com" target="_blank">www.bcnp.com</a></ext-link>


<h2>DEFINITIONEN</h2>
Präzisionsmedizin umfasst die Identifikation und Entwicklung neuer Medikamente zur Prävention und Optimierung therapeutischer Maßnahmen. Sie basiert auf der Integration klinischer, molekularer, Umwelt- und Verhaltensinformationen sowie deren Analyse mit Big-Data-Methoden.14
Bioökonomie ist die Erzeugung und Nutzung biologischer Ressourcen und biologischen Wissens, um Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren bereitzustellen.17



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1 

<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.wiwo.de" target="_blank">www.wiwo.de</a></ext-link>, BASF stampft Genkartoffel Amflora ein, 16.1.2012.
</li>
<li>
2 

Novo Argumente, Thilo Spahl, Frieden auf den Feldern, <a href="#119-I">#119-I</a>/2015.
</li>
<li>
3 

<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.biodeutschland.org" target="_blank">www.biodeutschland.org</a></ext-link>, Pressemitteilung vom 27.4.2015.
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<li>
4 

 
<source>Nachr. Chem., 
(2015), 
63, 759.
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<li>
5 

Geneart ging im Mai 2006 an die Börse, erlöste zirka 23 Mio. Euro und ging im Jahr 2010 an Life Technologies.
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<li>
6 

 
W. Wolf, 
H. Bengs, 
<source>Nachr. Chem. 
(2015), 
63, 
651.
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<li>
7 

Im Jahr 2014 gingen deutsche Unternehmen an die Börsen in Amsterdam und New York; im April 2015 ging AMP Biosimilars in den Freiverkehr der Börse München.
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<li>
8 

Die Anregung zur Metapher stammt von Holger Zinke, CEO von Brain.
</li>
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9 

EY, Deutscher Biotechnologie-Report 2015.
</li>
<li>
10 

EY, Deutscher Biotechnologie-Report 2014.
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11 

<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.zukunftsfondsschweiz.ch" target="_blank">www.zukunftsfondsschweiz.ch</a></ext-link>.
</li>
<li>
12 

z. B. Wolfgang Bosbach (CDU), bei Markus Lanz, 3. Juni 2014.
</li>
<li>
13 

 
<source>Nachr. Chem., 
(2015), 
63, 653.
</li>
<li>
14 

T. Wilckens, Going Public 2015, E-Paper: <ext-link ext-link-type="uri"><a href="http://gp-mag.de/ls0215" target="_blank">http://gp-mag.de/ls0215</a></ext-link>, PDF: <ext-link ext-link-type="uri"><a href="http://gp-mag.de/ls0215pdf" target="_blank">http://gp-mag.de/ls0215pdf</a></ext-link>.
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<li>
15 

Diagnostik-Industrie in Hessen, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, 2015.
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<li>
16 

persönliche Mitteilung der Abteilung Investor Relations von Quiagen.
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<li>
17 

Vortrag Joachim von Braun, Co-Vorsitzender des Bioökonomierats, Deutsche Biotechnologie-Tage Köln, 22.4.2015, <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.bioökonomierat.de" target="_blank">www.bioökonomierat.de</a></ext-link>.
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<li>
18 

C. Lang, Going Public 2015, Industrial Biotechnology, 6,4.
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19 

<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.chemistry-compass.eu" target="_blank">www.chemistry-compass.eu</a></ext-link>.
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<li>
20 

Die Deutsche Biotechnologie-Branche 2015, <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.biotechnologie.de" target="_blank">www.biotechnologie.de</a></ext-link>.
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<li>
21 

Anm.: Wir sollten in Deutschland von Mutkapital sprechen und nicht von Risiko-, Wagnis- oder Venture Capital.
</li>
<li>
22 

W. Scheel, 8. Juli 2009, <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.wiwo.de" target="_blank">www.wiwo.de</a></ext-link>.
</li>
</ul>

“Ein verkrustetes Steuersystem”

Steuerbegünstigte Forschung

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