Industrie & Technik

<h2>Antibiotika in Seen</h2><p>Yuji Yang und Mitarbeiter werteten 45 internationale Veröffentlichungen zu Rückständen von 57 Antibiotika in Wasser und Sedimenten von Seen aus. Daraus schließt die Studiengruppe des Botanischen Gartens der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Wuhan, dass chinesische Seen mit weltweit überdurchschnittlich hohen Konzentrationen von Chinolon-Antibiotika belastet sind. Andere Antibiotikarückstände lägen im weltweiten Durchschnitt.</p><p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://doi.org/10.1016/j.envint.2018.04.011" target="_blank">https://doi.org/10.1016/j.envint.2018.04.011</a></ext-link></p><h2>Besser denken durch Sonnenstrahlen</h2><p>Nach einem Team der chinesischen Universität für Wissenschaft und Technik fördert Sonnenbaden Lernfähigkeit und Gedächtnis von Mäusen. Nach UV-Bestrahlung passten sie sich besser an die Rotationsgeschwindigkeit einer Trommel an. Isotopenmarkierung zeigte, dass diese Wirkung auf eine erhöhte Glutaminsäurebildung in präsynaptischen Neuronen beruht. Die Glutaminsäure entsteht aus Urocansäure, deren Konzentration im Blut durch UV-Strahlung steigt.</p><p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.cell.com/cell/fulltext/S0092–8674(18)30507–5" target="_blank">www.cell.com/cell/fulltext/S0092–8674(18)30507–5</a></ext-link></p><h2>Kunststoffe in Binnengewässern</h2><p>Mikroplastikfasern machen in zwei Binnengewässern Nordchinas mehr als 60 Prozent der suspendierten Partikel aus. Nach einer Doktorarbeit des Botanischen Gartens der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Wuhan sind mehr als 70 Prozent davon gefärbt, und ramanspektroskopische Messungen weisen auf Polyethylen und Polypropylen als Hauptkomponenten hin.</p><p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2018.03.211" target="_blank">https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2018.03.211</a></ext-link></p><p>Rolf Schmid, <a href="mailto:rolf.schmid@asia-tech.eu">rolf.schmid@asia-tech.eu</a></p>

Meldung

Chemiewirtschaft: Blick nach China

Antibiotika in SeenYuji Yang und Mitarbeiter werteten 45 internationale Veröffentlichungen zu Rückständen von 57 Antibiotika in Wasser und Sedimenten von Seen aus. Daraus schließt die Studiengruppe des Botanischen Gartens der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Wuhan, dass chinesische See...

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<p>Die Chemieindustrie wächst. Dies zeigen nahezu alle Bilanzen des Jahrs 2017 (Tabelle S. 742). Der Chemikalienverbrauch europäischer Unternehmen stieg um 8,4 % auf einen Wert von 499,4 Mrd. Euro. Nach Cefic, dem europäischen Branchenverband, importierten europäische Unternehmen Chemikalien im Wert von 106,7 Mrd. Euro (+8,3 %). Die Lieferungen nahmen vor allem aus China, den USA und Russland zu. Überdurchschnittlich stiegen die Importe von Spezialchemikalien (+11,2 %) und Polymeren (+10,7 %).</p><table-wrap>

<label>Table 1</label><h2>Unternehmen, sortiert nach Umsatz 2017. * Werte in Mio. US-Dollar, 1 USD ≈ 0,9 Euro; ** Werte in Mio. Schweizer Franken, 1 CHF ≈ 0,9 Euro; –: nicht ausgewiesen; Ebit: Gewinn vor Zinsen und Steuern; Ebitda-Marge: Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen/Umsatz; F+E: Aufwand für Forschung und Entwicklung; F+E-Quote: F+E/ Umsatz; Zahlen in Klammern: Veränderung zum Vorjahr; 1) Nachr. Chem. 2018, 66, 412; 2) Nachr. Chem. 2018, 66, 521; 3) Nachr. Chem. 2018, 66, 611.</h2><img src="https://media.graphcms.com/VL8LziLbQoepoKb4bfsE">

</table-wrap><p>Die Chemikalienausfuhren europäischer Unternehmen erreichten einen Wert von 155,4 Mrd. Euro (+6,5 %). Am stärksten nahmen die Ausfuhren von Wasch- und Körperpflegemitteln (+10 %) zu sowie die von Polymeren (+8,9 %). Vor allem nach Asien exportieren europäische Unternehmen mehr. Die Kapazitätsauslastung der Anlagen stieg um 2,4 % und die Beschäftigtenzahlen nahmen um 1,6 % zu.</p><h2>Mehr Chemieanlagen</h2><p>Der Chemieanlagenbau hatte im Jahr 2017 höhere Bestellwerte als im Vorjahr. Insgesamt erwirtschafteten die Mitglieder der VDMA-Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau mit 17,8 Mrd. Euro aber 6 % weniger als im Jahr zuvor. Dies war auf die geringen Nachfrage bei Wärmekraftwerken zurückzuführen. Zwar stiegen die Bestellungen aus Deutschland um 3 % auf 3,8 Mrd. Euro, aus dem Ausland aber sanken sie um 8 %.</p><p>Die Investitionen deutscher Chemikalienproduzenten in Anlagen betrugen im Jahr 2017 etwa 16 Mrd. Euro. Dem europäischen Chemieverband Cefic nach haben Chemieunternehmen ihre Investitionen in den Jahren 2005 bis 2015 mehr als verdreifacht. Ohne den Nahen Osten, für den keine Zahlen vorliegen, stieg das Investitionsvolumen im Jahr 2015 auf mehr als 170 Mrd. Euro. Der amerikanische Chemieverband ACC schätzt, dass die jährlichen Investitionsausgaben amerikanischer Chemieunternehmen von 40,8 Mrd. US-Dollar im Jahr 2016 auf 58,6 Mrd. US-Dollar im Jahr 2021 steigen werden. In den USA starteten im Jahr 2017 vier Ethan-Cracker, vier weitere sind im Bau, fünf in der wirtschaftlichen Machbarkeitsprüfung.</p><p>Für solche großen Projekte sind nach einem Achema-Trendbericht deutsche Anlagenbauer meist zu klein. Sie suchen daher entweder nach Kooperationspartnern oder nach neuen Geschäftsmodellen: Sie bieten etwa betriebsnahe Services an. Der Servicemarkt in Europa, Nordamerika und dem Nahen Osten wird bis zum Jahr 2020 auf 256 Mrd. US-Dollar wachsen, schätzt der Industriedienstleister Bilfinger. Denn bis dahin werden viele Anlagen älter als zehn Jahre sein und stärkerer Betreuung bedürfen. Knapp die Hälfte dieses Markts sieht der Industriedienstleister in Chemie und Pharma.</p><p>Als weiteres Differenzierungsmerkmal gilt die Digitalisierung. Nach der Studie „Potenziale von Industrie 4.0 im Großanlagenbau“ des VDMA rechnen 72 % der befragten Anlagenbauer damit, dass sich mit digitalen Produkten und Dienstleistungen hohe Umsätze erzielen lassen. Während bei der klassischen Anlagenplanung zunächst alle Projektziele im Detail definiert und beschrieben werden, starten Digitalisierungsprojekte bereits, bevor alle Funktionen des späteren Produkts feststehen. Neue Methoden müssen die bisher im Engineering genutzten Werkzeuge zur Projektführung ergänzen [Nachr. Chem. 2018, 66, 518].</p><h2>Chemiehandel wächst</h2><p>Der deutsche Chemikaliengroß- handel setzte im Jahr 2017 zirka 4,4 Mrd. Euro um; das sind 10 % mehr als im Jahr zuvor. Der Mengenabsatz stieg dabei insgesamt um etwa 1 % auf 4,1 Mio. Tonnen Säuren und Laugen, 0,9 Mio. Tonnen Lösemittel und 0,8 Mio. Tonnen Feststoffe. Das Mengenplus bei Spezialitäten betrug 13 % (0,6 Mio. Tonnen). Der Außen- und Spezialitätenhandel erhöhte seinen Umsatz um 5 % auf 9,4 Mrd. Euro.</p><p>Für das Jahr 2018 rechnet der Verband Chemiehandel (VCH) mit einer weiterhin guten konjunkturellen Entwicklung.</p><p>Der VCH und weitere Wirtschaftsverbände berechneten erstmals das Ausmaß von Diebstählen aus Lkw in Deutschland. Demnach stehlen Diebe jährlich Ladungen von nahezu 26 000 Lkw. Der Warenwert beträgt 1,3 Mrd. Euro, weitere Schäden von 900 Mio. Euro entstehen durch Konventionalstrafen für Lieferverzögerungen, Reparaturkosten, Umsatzeinbußen und Produktionsausfälle. Die „Arbeitsgemeinschaft Diebstahlprävention in Güterverkehr und Logistik“ will höhere Sicherheitsstandards sowie Investitionen in Ortungstechnik, Diebstahlwarnanlagen, Wegfahrsperren und gesicherte Parkplätze.</p><h2>Wissensbasiertes Kapital</h2><p>Über 70 % chemisch-pharmazeutischer Unternehmen forschen dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) nach kontinuierlich. In der Elektroindustrie sind es 57 %, im Maschinenbau 48 % und in der gesamten deutschen Industrie durchschnittlich 30 %. Mit 10,8 Mrd. Euro lagen die Etats für Forschung und Entwicklung (F+E) der chemisch-pharmazeutischen Industrie im Jahr 2016 zum sechsten Mal in Folge über dem Vorjahreswert.</p><p>Deutsche Unternehmen investieren etwa ein Zehntel ihrer Wertschöpfung in wissensbasiertes Kapital (knowledge based capital, KBC) – fast so viel wie in Maschinen, Anlagen und Gebäude; dies zeigt eine Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Sie untersuchte die KBC-Elemente F+E, Software, Lizenzen und Patente sowie Organisationskapital. Letzteres ergibt sich aus den Ausgaben für Führungskräfte. KBC-Elemente machen 46 % der Investitionen des verarbeitenden Gewerbes aus. Dazu zählen die als besonders forschungsstark geltenden Wirtschaftszweige Chemie- und Pharmaindustrie. Das verarbeitende Gewerbe insgesamt investiert hauptsächlich in Lizenzen und Patente, und zwar durchschnittlich 600 Mio., 390 Mio. und 350 Mio. Euro in der Kraftfahrzeugherstellung, der chemischen Industrie beziehungsweise der Herstellung pharmazeutischer Erzeugnisse.</p><p>Den höchsten Anteil am KBC-Element Organisationskapital hat mit 74 % die chemisch-pharmazeutische Industrie. Auch andere forschungsintensive Industrien wie Herstellung elektronischer und optischer Erzeugnisse, Maschinenbau und Kraftfahrzeugherstellung haben hohe Anteile. Denn in diesen Wirtschaftszweigen investieren vor allem Großunternehmen mit differenzierten Organisationsstrukturen.</p><h2>Forschung im Mittelstand</h2><p>93 % der zirka 2000 VCI-Mitgliedsunternehmen sind mittelständisch, haben also weniger als 500 Mitarbeiter; fast 59 % haben weniger als 50 Mitarbeiter. Etwa 70 % der mittelständischen Chemieunternehmen forschen. Ihr Anteil an den gesamten F+E-Aufwendungen der chemisch-pharmazeutischen Industrie beträgt allerdings weniger als 10 %.</p><p>Die F+E-Ausgaben der deutschen Wirtschaft insgesamt stiegen von 33 Mrd. Euro im Jahr 2005 auf 55 Mrd. Euro im Jahr 2016; die Ausgaben der Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten stiegen in der Zeit von knapp 6 auf etwa 8,3 Mrd. Euro. Ihr Anteil an den gesamten Innovationsausgaben der Wirtschaft sank. Deshalb fordert der VCI, dass mehr kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei ihrer Forschung gefördert werden. Würde die KMU-Definition auf Betriebe mit bis zu 1000 Beschäftigten erweitert, könnten mehr Betriebe Anträge stellen.</p><p>Das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundes bewilligte im Zeitraum 2015/16 etwa 650 Projektförderungen für die chemische Industrie. Das Bewilligungsvolumen lag bei 21 Mio. Euro. Knapp 5 % der insgesamt in den Jahren 2012 bis 2015 gestarteten ZIM-Projekte sind der chemisch-pharmazeutischen Industrie zuzuordnen. In anderen Branchen lag die öffentliche Beteiligung zwischen 2 % (Energie- und Wasserversorgung) und 17 % (Maschinenbau).</p><h2>Patentanmeldungen</h2><p>Das erste Chemieunternehmen der Liste mit den Unternehmen mit den meisten Patenanmeldungen beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) ist Henkel auf Platz 23 mit 285 Anmeldungen. Wie im Jahr zuvor führte Robert Bosch mit 4038 Anmeldungen (+9,3 %) vor Schaeffler Technologies (2383, +2,9 %) und dem US-amerikanischen Ford Global Technologies (2047, +14,4 %). Wie in den Vorjahren lagen Anmeldungen zum Thema „Transport“ vorn (11 469, +9 %).</p><p>Zum Ende des Jahrs 2017 waren beim DPMA 128 921 Patente in Kraft, und es hatte 3 % weniger Anmeldungen als im Vorjahr gegeben: 67 707. Etwa 71 % davon kamen von Personen mit Wohn- oder Firmensitz in Deutschland (47 779, –1,5 %). Aus dem Ausland kamen 19 928 Anmeldungen (+2,6 %), der größte Anteil davon aus Japan (7274, +6,4 %), gefolgt von den USA (6084, +3,8 %).</p><p>Anders sieht es beim Europäischen Patentamt (EPA) aus. An deutschen Unternehmen folgen auf Siemens mit 2220 Anmeldungen Robert Bosch (1412), BASF (1265) und Bayer (880). Medizintechnik führt die Rangliste der Technologiefelder an. Die meisten Anmeldungen kamen allerdings erstmals von einem nichteuropäischen Unternehmen, dem chinesischen Huawei (2398). Die nächsten auf dieser Liste sind Siemens und LG (2056). Insgesamt wurden im Jahr 2017 beim EPA 166 000 Patente angemeldet (+3,9 %).</p><h2>Mehr gedüngt</h2><p>Im Jahr 2017 verkauften deutsche Pflanzenschutzmittelhersteller im dritten Jahr in Folge weniger als im Vorjahr. Die im Industrieverband Agrar (IVA) organisierten Unternehmen setzten 1,4 Mrd. Euro um, 2 % weniger als im Jahr 2016. Darin enthalten sind 61 Mio. Euro Umsatz mit Pflanzenschutzmitteln für Haus und Garten (+3 %, Grafik).</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/jtyqWaxZSYKog7UOzP20"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Den größten Umsatzanteil am deutschen Pflanzenschutzmarkt hatten im Jahr 2017 Herbizide (594 Mio. Euro, +2 % gegenüber Vorjahr); es folgen Fungizide (569 Mio. Euro, –5 %), Insektizide (128 Mio. Euro, –5 %) und Sonstige (94 Mio. Euro, –6 %). Der Anteil der Mittel für Haus und Garten beträgt 4 %, darin verglichen mit dem Gesamtmarkt weniger Fungizide, aber mehr Sonstige – hauptsächlich Antischneckenmittel.</figcaption></figure>
<p>Der Weltpflanzenschutzmarkt stieg im Jahr 2017 um 6 % auf umgerechnet 47,6 Mrd. Euro. 30 % dieses Markts liegen in Asien inklusive Japan, 24 % in Lateinamerika, 22 % in Europa sowie 20 % in den USA, Kanada und Mexiko zusammen.</p><p>Zwischen Juli 2016 und Februar 2017 – dem deutschen Düngejahr – stiegen die Absatzmengen von Kali, berechnet als K<sub>2</sub>O, und Kalk, berechnet als CaO, um 8 % beziehungsweise 10 % auf 430 080 Tonnen K<sub>2</sub>O und 2,67 Mio. Tonnen CaO. Die abgesetzte Menge phosphorhaltiger Düngemittel sank um 20 % auf 231 079 Tonnen P<sub>2</sub>O<sub>5</sub>. Der Stickstoffdüngerabsatz ging um 3 % auf 1,66 Mio. Tonnen N zurück, 35 % davon macht Kalkammonsalpeter aus, der bedeutendste Stickstoffdünger in Deutschland. Die Erntemenge betrug wie im Vorjahr 45,3 Mio. Tonnen.</p><p>Der Verbrauch von N-, P- und K-haltigen Düngern stieg weltweit um 2 % auf 189 Megatonnen; in Europa stieg er um 1 % auf 17,2 Mio. Tonnen.</p><p>Maren Bulmahn ist Redakteurin der Nachrichten aus der Chemie.</p>

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