Blickpunkt


<p>Insgesamt gab es im Jahr 2009 etwa 750 angekündigte Transaktionen, ungefähr gleichmäßig über die Quartale des Jahres verteilt. Im letzten Quartal des Jahres 2009 gab es 201 Deals, 17 % weniger als im vierten Quartal im Jahr 2008 (Abbildung 1).</p>
<p>Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise trug dazu bei, dass geplante Transaktionen zurückgehalten und bereits gestartete aufgrund unattraktiver Kaufangebote gestoppt wurden. Diese Prozesse werden wahrscheinlich wieder aufgenommen, je mehr sich die chemische Industrie und das Wirtschaftsumfeld erholen.</p>
<p>Das Transaktionsvolumen der 750 Transaktionen war im Jahr 2009 mit etwa 30 Mrd. US-Dollar nur fast halb so groß wie im Jahr 2008.</p>
<p>Von 79 der 201 Transaktionen im vierten Quartal 2009 sind die Kaufpreise bekannt: In Summe sind es 5 Mrd. US-Dollar. Bei 63 der 79 Deals lag das Transaktionsvolumen unter 50 Mio. US-Dollar (Abbildung 2); die durchschnittliche Dealgröße betrug lediglich 11 Mio. US-Dollar. Angekündigt wurde nur ein Megadeal, also nur eine Transaktion mit einem Volumen von mehr als 1 Mrd. US-Dollar: das Übernahmeangebot des größten japanischen Chemiekonzerns Mitsubishi Chemical für den Kunstfaserspezialisten Mitsubishi Rayon.</p>
<p>Zu den weiteren Megadeals im vergangenen Jahr 2009 zählten das Angebot des kanadischen Düngemittelkonzerns Agrium an den US-amerikanischen Konkurrenten CF Industries, das Kaufangebot von CF Industries für die US-amerikanische Terra Industries, das Gebot von Chinas größtem Chemikalienhändler Sinochem für den australischen Hersteller von Agrarchemikalien Nufarm und die Akquisition des US-amerikanischen Salzproduzenten Morton Salt durch das deutsche DAX-Unternehmen K+S [Nachr. Chem. 2010, 58, 416].</p>
<p>Planungen können sich noch ändern: So hat mittlerweile Agrium sein Gebot für CF zurückgezogen, CF hat jüngt sein Angebot für Terra erneuert und bei Nufarm ist inzwischen die japanische Sumitomo Chemical Company als strategischer Investor mit einem Anteil von bis zu 20 % eingestiegen. Dennoch zeigt sich eine deutliche Konzentration an Deals im Agrosektor. Dies mag darauf zurückzuführen sein, dass der Düngemittel- und Agrobereich weiterhin in eine vielversprechende Zukunft blickt und sich der durch hohe Nachfrage und Preise bedingte positive Geschäftsverlauf aus dem Jahr 2008 in den 2009er Bilanzen niederschlug.</p>


<h2>Transaktionsaktivität nach Investorentyp</h2>
<p>In den Jahren 2006 und 2007 lieferten die Finanzinvestoren, also Investoren mit außerbörslichem Eigenkapital (Private Equity) 25 bzw. 22 % des jeweiligen Transaktionswerts. Die Finanzkrise hat aber die Finanzinvestoren in ihrer Aktivität eingeschränkt, denn das für die Übernahme einzusetzende Fremdkapital gab es aus Sicht von Private Equity — wenn überhaupt — nur zu unattraktiven Konditionen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Anteil der Finanzinvestoren am Gesamtvolumen zurückging und im Jahr 2009 lediglich 14 % betrug, im vierten Quartal sogar nur 10 %.</p>
<p>Vor allem kleinere Deals außerhalb Nordamerikas waren im letzten Quartal des Jahres 2009 dem Private-Equity-Sektor zuzuschreiben. In den vergangenen Wochen und Monaten scheint jedoch dieser Investorentyp auch bei größeren Transaktionen wieder stärker in Erscheinung zu treten. Dies zeigt der Anfang März 2010 von Bain Capital angekündigte Kauf der Styron-Aktivitäten von Dow Chemicals. Styron gehört zu den global führenden Polystyrolherstellern.</p>


<h2>Ausblick</h2>
<p>Wenn die Konjunktur sich erholt und der Kreditmarkt sich lockert, sollte auch der Marktausblick für Übernahmen und Fusionen in der chemischen Industrie heller sein. Dies könnte der Auftakt zu einer breitflächigeren Belebung der Chemietransaktionen im Laufe des Jahres sein. Insbesondere folgende Punkte können dazu beitragen:</p>
<p>Zum Ersten dürften die Finanzinvestoren verstärkt auf das Spielfeld für Fusionen und Übernahmen zurückkehren, sowohl auf der Verkaufsseite als auch auf der Käuferseite. Wegen fehlender attraktiver Ausstiegsmöglichkeiten (Exit) zogen es viele Finanzinvestoren vor, das jeweilige Investment durch die Finanzkrise hindurch länger als geplant zu halten und weiter auf eine gute Gelegenheit (Window of Opportunity) für einen Verkauf oder einen Börsengang zu warten.</p>
<p>Zum Zweiten befinden sich die Strategen weiter in einem Prozess anhaltender Portfoliorestrukturierung und tragen damit zusätzlich die Transaktionsdynamik.</p>
<p>Zum Dritten werden zumindest kurzfristig Notverkäufe (Distressed M&amp;A) zu beobachten sein — aus der Insolvenz heraus oder, um die Liquidität während Unternehmenskrisen zu sichern.</p>
<p>Insbesondere Chemiesubsektoren wie die in Europa von Überkapazitäten geplagten Papierchemikalien könnten im Fokus zukünftiger Transaktionen stehen.</p>
<p>Wer als Konsolidierer auftritt, bleibt abzuwarten. Für Private Equity hätte die Buy-and-build-Strategie einen gewissen Charme: Finanzinvestoren könnten ausgehend von einer Plattforminvestition aus der eher fragmentierten Anbieterlandschaft einen Spieler mit einer Größe entwickeln, mit der sich auf der Einkaufsseite wie insbesondere auch auf der Verkaufsseite Vorteile und Synergien realisieren ließen.</p>
<p><b>Bernd W. Schneider</b> ist promovierter Polymerchemiker und Kaufmann. Er beschäftigt sich bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhousecoopers in Frankfurt in der Corporate-Finance-Beratung mit transaktionsrelevanten Fragen und Restrukturierung in der chemischen Industrie. <i> <a href="mailto:bernd.w.schneider@de.pwc.com">bernd.w.schneider@de.pwc.com</a></i></p>



Artikel

Blick zurück und nach vorn: Transaktionen in der Chemie

Insgesamt gab es im Jahr 2009 etwa 750 angekündigte Transaktionen, ungefähr gleichmäßig über die Quartale des Jahres verteilt. Im letzten Quartal des Jahres 2009 gab es 201 Deals, 17 % weniger als im vierten Quartal im Jahr 2008 (Abbildung 1). Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise trug dazu be...


<p>Im Jahr 2009 sank die österreichische chemische Produktion im ersten Halbjahr um 17,5 % und erholte sich erst Mitte des Jahres wieder. Ihr Wert betrug 12,2 Mrd. Euro, also 13,5 % weniger Umsatz als im Jahr zuvor. Dies entspricht etwa dem Niveau des Jahres 2006. Zum letzten Mal ging die chemische Industrie Österreichs vor fast sieben Jahren zurück: Im Jahr 2003 sank der Umsatz um 2,8 %. Einen derart starken Einbruch wie im Jahr 2009 hatte die österreichische Chemie in der gesamten Nachkriegsgeschichte nicht zu verzeichnen. Die Erdölkrise 1974 schlug zum Beispiel nur mit — 1,3 % zu Buche.</p>
<p>Einzelne Branchen gingen besonders stark zurück — allen voran jene, die in den Fahrzeugsektor liefern. Die Krise im Automobilbau traf Zulieferer aus dem Chemikaliensektor genauso wie Kunststoffteile- und Lackproduzenten. Aber auch Agrochemikalien verloren 46,5 %. Ebenfalls negativ — wenn auch nicht in diesem Ausmaß — schnitten andere Sektoren ab: anorganische Chemikalien — 30,1 %, Lacke und Farben — 20,6 %, organische Chemikalien — 20,0 %, Kunststoffwaren — 13,3 %, Wasch- und Körperpflegemittel — 3,9 %. Im Gegensatz dazu stieg bei Pharma der Umsatz um 3,6 %.</p>


<h2>Export gefallen</h2>
<p>Österreich ist mit anderen Volkswirtschaften eng verbunden: Ähnlich wie die deutsche Chemie hat die österreichische eine Exportquote von etwa 70 %, erwirtschaftet also 70 % ihres Umsatzes in Auslandsmärkten. Die vergangenen Jahre brachten Wachstum [Nachr. Chem. 2009, 57, 547], im Jahr 2009 dagegen gingen die Ausfuhren um 10,4 % zurück.</p>
<p>Im Branchenvergleich liegt die Chemie damit sogar noch relativ gut. Der gesamte österreichische Außenhandel sank mit 19,9 % fast doppelt so stark. Besonders schwer wiegt in der Chemie der Rückgang der Exporte nach Westeuropa (EWR) um 17 %. Die Ausfuhr in mittel- und osteuropäische Länder (MOEL) wie Estland und Bulgarien verzeichnete ein Minus von 11 %. In Westeuropa war die Ausfuhr nach Italien, Großbritannien und in die nordischen Staaten am geringsten, in Mittel- und Osteuropa stagnierte die Ausfuhr in die Ukraine und nach Ungarn. Optimistisch stimmt jedoch, dass sich im letzten Quartal 2009 positive Entwicklungen z. B. in der Ukraine sowie in Spanien und Italien zeigten.</p>
<p>Dass die Währungen in Mittelosteuropa nachgaben, belastete die Ertragslage mancher Branche erheblich, da vor allem bei Konsumprodukten Wechselkursänderungen nicht Eins zu Eins weitergegeben werden konnten. So verlor der ungarische Forint vom Juni 2008 bis zum Juni 2009 etwa 17 % an Wert, die ukrainische Währung sogar 31 %.</p>
<p>Die chemische Industrie passte sich der gesunkenen Nachfrage an. Sie rationalisierte bei Produktions- und Verwaltungsabläufen, bei Investitionen und beim Personal. Im Jahr 2007 investierte die Industrie noch etwa 1,2 Mio. Euro, 2009 nur mehr 0,8 Mio. Euro.</p>


<h2>Mitarbeiter verloren</h2>
<p>In der Phase der Hochkonjunktur stockte die chemische Industrie den Mitarbeiterstand jedes Jahr um etwa 1 bis 2 % auf. Im Jahr 2008 beschäftigte sie etwa 43 200 Mitarbeiter, nach der Krise sind es nun etwa 41 400. Das sind — 4,7 % oder 2000 Arbeitsplätze, die so verloren gingen.</p>
<p>Erfreulich ist, dass die Lehrlingsausbildung beständig blieb. So gab es im Jahr 2009 insgesamt 1577 Lehrlinge in der chemischen Industrie Österreichs. Das entspricht einem Rückgang von nur 1 %.</p>


<h2>Besserung möglich</h2>
<p>Etwa zur Mitte des Jahres 2009 bildete sich ein Boden im Konjunkturzyklus: Der Pessimismus in der Branche machte einem vorsichtigen Optimismus Platz. Begründet war dies durch einen geringfügigen Anstieg der Auftragseingänge ab Jahresmitte. Die Kunden waren letztlich gezwungen, ihre Lager wieder aufzufüllen, sodass die Kapazitäten in der chemischen Industrie wieder etwas besser ausgelastet waren.</p>
<p>Die Lage ist aber weiter angespannt, die Stimmung besser als die Zahlen. Während etwa im Jahr 2009 der private Konsum die Konjunktur noch gut stützte, wird 2010 das Ausgabeverhalten im Privaten wie im Öffentlichen zurückhaltender sein. Dies belegt die Konjunkturumfrage des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIÖ).</p>
<p>Immerhin erwarten aber Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern im zweiten Halbjahr dieses Jahres eine bessere Geschäftslage. Auch der Auftragsbestand wird bei diesen Unternehmen überwiegend positiv gesehen, ganz im Gegensatz zu den kleineren Unternehmen. Diese trifft vor allem der Rückgang im Export deutlicher und sie schätzen ihre Ertragssituation schlechter ein.</p>
<p>Als besondere Belastungen erleben die Unternehmen vor allem das Chemikalienrecht (Reach, Biozid- und CLP-Verordnung), gefolgt von den Arbeitskosten, der Arbeitszeitflexibilisierung und den Energiekosten. Besonders für die Betriebe mit weniger als 200 Mitarbeitern sind weiterhin die Kreditkonditionen der Banken ein erheblicher Stolperstein auf dem Weg zur wirtschaftlichen Erholung.</p>
<p>Der derzeitige Anstieg der Rohstoffpreise bereitet große Sorgen. Das bisherige niedrige Niveau hatte die Wirkungen der Krise gedämpft. Dieser Vorteil fällt wieder weg.</p>
<p>Die Stimmung in der Branche ist vorsichtig optimistisch. Der Konjunkturanstieg verläuft aber auf einem flachen Pfad. Bedenkt man die niedrige Ausgangsbasis und den momentanen Preisanstieg bei den Rohstoffen, so rechnet der FCIÖ für 2010 mit einem einstelligen Plus.</p>
<p>Der promovierte Chemiker Johann Pummer ist stellvertretender Geschäftsführer des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs.</p>


<h2>— — — Kurz notiert</h2>


<h2>Technische Chemie</h2>
<p>Steigende Energiepreise und sinkender Umsatz führten im Jahr 2009 zu Problemen bei der chemischen Industrie in Deutschland. Besonders energieintensive Prozesse wie die Aluminium- und Chlorproduktion stehen unter starkem Kostendruck. Bei Wiederbelebung der Weltkonjunktur ist mit weiter steigenden Preisen zu rechnen.</p>
<p>Trotz der verstärkten Forschung auf dem Gebiet der nachwachsenden Rohstoffe, sowohl zur Umsetzung zu alternativen Kraftstoffen (Biokraftstoffe der ersten und zweiten Generation) als auch zu neuen Plattformchemikalien steht die Entwicklung eines Rohstoffwandels von fossilen Energieträgern hin zu nachwachsenden Rohstoffen noch am Anfang. Weitere Schritte in diese Richtung bedürfen eines großen Forschungsengagements sowohl im der akademischen Forschung als auch der Industrie. Politische Rahmenrichtlinien müssen dabei die finanzielle Förderung und steuerliche Maßnahmen flankieren.</p>
<p><i>Frank Rößner, Oldenburg</i></p>


<h2>Erneuerbare Energien über 10 %</h2>
<p> Im vergangenen Jahr stieg der Einsatz an erneuerbaren Energien für Wärme, Strom und Kraftstoffe erstmals auf über 10 % des gesamten Bedarfs. Während im Jahr 2009 die Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern rückläufig war, stieg der Anteil der erneuerbaren Energien beim Stromverbrauch auf 16,1 %. Zudem entstanden im Vergleich zum Vorjahr mehr Biogas-, Photovoltaik- und Windenergieanlagen. Insgesamt investierte die Branche der erneuerbaren Energien 17,7 Mrd. Euro. Die Zahl der Beschäftigten legte gegenüber dem Vorjahr um 8 % auf über 300 000 zu. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass in den nächsten 20 Jahren weltweit fast 5000 Mrd. US-Dollar in erneuerbare Energien investiert werden.</p>


<h2>Kurz notiert</h2>


<h2>Patente in Deutschland, Österreich und Frankreich</h2>
<p>Im Jahr 2009 sind 59 583 Erfindungen beim Deutschen Patent- und Markenamt eingegangen, 4,5 % weniger als 2008. Das Amt erteilte 14 431 Patente (45 % der durchgeführten Patentprüfungsverfahren) und wies 8650 Patentanmeldungen (27 %) zurück, die restlichen 28 % endeten mangels Gebührenzahlung oder wegen Zurücknahme. Bei den zwischen Sommer 2007 und Sommer 2008 eingereichten und jetzt veröffentlichten Anmeldungen lag wie im Vorjahr Robert Bosch mit 3213 veröffentlichten Patentdokumenten an der Spitze, gefolgt von Daimler (1756) und Siemens (1750). Platz 19 erreichte Henkel (306), Platz 37 Evonik Degussa (140) und Platz 39 Bayer Materialscience (129).</p>
<p>In Österreich steht die AVL (Anstalt für Verbrennungskraftmaschinen List) mit 60 Erfindungen an der Spitze. Es folgen Vaillant Austria und Siemens mit 23 bzw. 21 Patenten.</p>
<p>In Frankreich führt in der entsprechenden Liste der Autokonzern PSA (Peugot-Citroën) mit 1265 veröffentlichten Anmeldungen. Unter den ersten 50 französischen Unternehmen sind außerdem das Petrochemieunternehmen Arkema (108) und der Pharmakonzern Sanofi Aventis (67).</p>
<p>Etliche Chemie- und Pharmaunternehmen melden Erfindungen nur international an und fehlen daher auf nationalen Listen.</p>


<h2>BASF: Sustainability Consortium</h2>
<p> BASF trat als erstes Chemie- unternehmen dem Sustainability Consortium in den USA bei. Die internationale Organisation erarbeitet wissenschaftliche Grundlagen für nachhaltige Konsumgüter und Lieferketten. Zudem entwickelt sie Standards für Produktbilanzen mit ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekten.</p>


<p>— — — Thomas Seuß beantwortet Fragen zum Patentrecht</p>


<h2>Vergütung ohne Verwertung</h2>
<p>Thomas Seuß Patentanwalt</p>
<p>Frage 40: </p>
<p>In unserem Unternehmen haben wir ein neues Produkt erfunden und ”weltweit“ durch Patente geschützt. Das Produkt wird nun durch unsere ausländische Muttergesellschaft im Land X hergestellt und ausschließlich durch eine Schwestergesellschaft im Land Y vertrieben, so dass wir für unsere deutsche Gesellschaft keinen Nutzen aus den konzernweiten Vertriebshandlungen ziehen. Müssen wir unsere Erfinder trotzdem vergüten?</p>
<p>Antwort:</p>
<p>Die Erfinder können von Ihnen eine Vergütung verlangen.</p>
<p>Die Herstellung durch die Konzernmutter und Vertrieb durch die Konzernschwester ist nur deswegen möglich, weil Ihr Unternehmen die Patentrechte nicht durchsetzt: Wenn Herstellung und Vertrieb des von Ihnen durch Patente geschützten Produkts durch nicht konzernverbundene Unternehmen erfolgen würden, dann würden Sie entweder Lizenzverträge abschließen oder die Unternehmen auf Unterlassung verklagen.</p>
<p>In Ihrem Fall haben Sie faktisch der Muttergesellschaft und der Schwestergesellschaft eine Lizenz gegeben. Wenn Sie hierfür keine Gegenleistung einfordern und erhalten, dann ist dies erfindervergütungsrechtlich unbeachtlich, denn Sie dürfen nach Arbeitnehmererfinderrecht keine Regelungen treffen, die den Vergütungsanspruch des Erfinders in unlauterer Weise schmälert. Ansonsten könnte in jedem Konzern durch entsprechende Übertragung und Lizensierung jeglicher Vergütungsanspruch der Arbeitnehmer ausgehebelt werden.</p>
<p>Der Erfinder kann in ihrem Fall verlangen, so gestellt zu werden, als sei ein Lizenzvertrag mit nicht konzernverbundenen Unternehmen zu marktüblichen Konditionen abgeschlossen worden. Die durch diesen fiktiven Lizenzvertrag ihrer Gesellschaft zufließenden fiktiven Einnahmen wären dann die Grundlage zur Bestimmung des realen Vergütungsanspruchs.</p>
<p>In Ihrem Fall wäre daher zum Abschluss von schriftlichen Lizenzverträgen zu raten, der die entsprechenden Lizenzzahlungen im Konzernverbund regelt. In diesem Fall würde dann die Erfindervergütung aus den ihrer Gesellschaft zufließenden realen Lizenzeinnahmen nach den üblichen Regeln erfolgen.</p>
<p>Der Abschluss derartiger schriftlicher Lizenzverträge ist auch ratsam, weil andernfalls das von Ihnen beschriebene Vorgehen beispielsweise zu steuerrechtlichen Schwierigkeiten führen könnte: Sie würden Ihre Ausgaben für Forschung, Entwicklung und Patentierung hier steuerlich geltend machen, der daraus resultierende Gewinn würde im Ausland anfallen. Eine solche rechtliche Konstruktion führt regelmäßig zu Konflikten mit dem Finanzamt.</p>
<p>Fragen für Thomas Seuß bitte an: <a href="mailto:nachrichten@gdch.de">nachrichten@gdch.de</a>. Alle Beiträge dieser Serie in MyGDCh und: <ext-link ext-link-type="uri"><a href="http://va.gdch.de/spez_angebote/my_recht/patentrecht.asp" target="_blank">http://va.gdch.de/spez_angebote/my_recht/patentrecht.asp</a></ext-link></p>



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