Industrie & Technik

<p>undefined</p>
<p>Im Jahr 2016 stieg der Umsatz des Bayer-Konzerns um etwa 4 % auf ungefähr 47 Mrd. Euro. Das ist ein neuer Höchstwert. Aktionäre sollen 20 Cent mehr erhalten, also 2,70 Euro je Aktie.</p><p>Ohne die frühere Kunststoffsparte Covestro betrug der Konzernumsatz 35 Mrd. Euro (+5 %). Der ausgegliederte Unternehmensteil war im Herbst 2015 an die Börse gegangen, Bayer hielt 64 % der Aktien. Im Frühjahr 2017 verkaufte Bayer 22 Mio. Covestro-Papiere für fast 1,5 Mrd. Euro und hält jetzt noch 53 %. Über Covestro als eigenständiges Unternehmen berichten die Nachrichten in der nächsten Ausgabe. Im Folgenden beziehen sich alle Zahlen auf Bayer ohne Covestro und sind währungs- sowie portfoliobereinigt.</p><p>Für Forschung und Entwicklung gab Bayer etwa 4 Mrd. Euro aus (Abbildung). Das sind 13 % vom Umsatz, auch dies ein neuer Höchstwert.</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/6EhdjrNyQG6AIi5GvLpz"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Im Jahr 2016 stieg bei den vier Bayer-Geschäftseinheiten die Zahl der Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung (F+E) insgesamt um knapp 500 auf etwa 14 200. Die F+E-Ausgaben erhöhten sich um 390 Mio. Euro auf 4 Mrd. Euro.</figcaption></figure>
<h2>Umsatz der Geschäftsbereiche</h2><p>Bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln stieg der Umsatz um 9 % auf 16 Mrd. Euro. Fast ein Drittel davon brachten der Gerinnungshemmer Xarelto, das Augenmedikament Eylea, die Krebsmittel Xofigo und Stivarga sowie Adempas gegen Lungenhochdruck.</p><p>Der Umsatz im Geschäft mit rezeptfreien Mitteln stieg um 4 % auf 6 Mrd. Euro, besonders stark bei den Antipilzmitteln der Marke Canesten (+13 %) und beim Multivitaminpräparat Elevit (+17,2 %). Das Geschäft mit dem Antihistaminikum Claritin verlor dagegen 3 %.</p><p>Im Agrargeschäft blieb der Umsatz wie im Jahr 2015 bei 10 Mrd. Euro. Den 7-%igen Rückgang in Lateinamerika glichen Zuwächse in anderen Regionen aus: Nordamerika + 4 %, Asien/Pazifik +3 % und Europa/Nahost/Afrika +2 %. Am stärksten nahm der der Bereich Seeds zu (Saatgut und Pflanzeneigenschaften, + 8 %). Fungizide und Saatgutbehandlungsmittel setzten jeweils 4 % mehr um. Dagegen verloren Insektizide 13 % und Herbizide 2 %. Die Umsätze mit Schädlings-, Unkraut- und Pflanzenkrankheitsmitteln für Haus und Garten (Environmental Science) stiegen um 5 %.</p><p>Das Tiergesundheitsgeschäft setzte 2 Mrd. Euro um (+5 %).</p><h2>Planungen</h2><p>Der Umsatz soll im laufenden Jahr 37 Mrd. Euro betragen. 17 Mrd. davon sollen verschreibungspflichtige Medikamente bringen, rezeptfreie mindestens 6 Mrd. Für das Agrargeschäft geht der Konzern von mehr als 10 Mrd. Euro aus.</p><p>Die Übernahme des US-amerikanischen Agrarchemieunternehmens Monsanto will Bayer bis zum Jahresende abgeschlossen haben. Die Transaktion ist jetzt bei den meisten Wettbewerbsbehörden angemeldet. In den USA läuft die zweite Verfahrensphase mit einer vertiefenden Prüfung. Für die EU will der Konzern den Antrag auf Genehmigung in diesem Quartal stellen. Die Übernahme macht Bayer beim Pflanzenschutz- und Saatgutgeschäft zum weltweiten Marktführer. Für den Erwerb des US-Unternehmens bietet Bayer etwa 66 Mrd. US-Dollar. Es ist der bisher größte Zukauf eines Konzerns aus Deutschland.</p><p>Maren Bulmahn, Frankfurt am Main</p><h2>Werner Baumann, Bayer-Vorstandsvorsitzender</h2><p>Zum vergangenen Jahr: Mit unserer operativen Performance haben wir ein neues Rekordniveau erreicht. Bei Pharmaceuticals legte der Umsatz zu. Wir konnten das Geschäft in allen Regionen ausbauen. Für unsere Division Crop Science blieb das Marktumfeld schwach, insbesondere in Lateinamerika.</p><p>Zur Übernahme von Monsanto: Bayer hat im vergangenen Jahr strategisch einen weiteren großen Schritt nach vorn gemacht. Die Übernahme von Monsanto passt perfekt zu unserer Strategie, mit unseren Life-Science-Geschäften auf attraktiven, innovationsgetriebenen Märkten führende Positionen einnehmen zu wollen. Wir bleiben zuversichtlich, dass wir alle erforderlichen Genehmigungen erhalten werden. Wir arbeiten mit den Behörden zusammen, um bei gewissen Überschneidungen der Geschäfte angemessene Lösungen zu finden.</p>

Artikel

Bilanz Bayer: Kunststoff geht, Saatgut kommt

undefined Im Jahr 2016 stieg der Umsatz des Bayer-Konzerns um etwa 4 % auf ungefähr 47 Mrd. Euro. Das ist ein neuer Höchstwert. Aktionäre sollen 20 Cent mehr erhalten, also 2,70 Euro je Aktie.Ohne die frühere Kunststoffsparte Covestro betrug der Konzernumsatz 35 Mrd. Euro (+5 %). Der ausgeglieder...

<p>undefined</p>
<p>Eine Aufgabe für die chemische Industrie ist es, durch neue chemische Prozesse und eine effizientere Ressourcennutzung nachhaltiger zu arbeiten. Dafür bietet die schnell voranschreitende Entwicklung der Digitalisierung und Vernetzung entlang der gesamten Wertschöpfungskette vielfältige Möglichkeiten. Datenanalyse und lernende Systeme eröffnen Chancen, Optimierungspotenziale zu erschließen und innovative Ideen für chemische Prozesse abzuleiten.</p><h2>Vernetzen</h2><p>Die Grundlage, um Daten erfolgreich zu nutzen, ist eine flächendeckend vernetzte betriebliche Infrastruktur. Während die Vernetzung und die Akzeptanz des Internets immer bedeutender werden, speichert die chemische Industrie häufig Daten in unabhängigen Systemen und erkennt deren Wert nicht vollständig. Diese Systeme werden erst nach und nach vernetzt.</p><p>Aufbauend auf der Datenverfügbarkeit kann Data Mining entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens sein. Die Daten ermöglichen den Anwendern bessere Entscheidungen. Mit „besser“ ist in diesem Zusammenhang gemeint, dass sich – verglichen mit bisherigen Entscheidungswegen – Entscheidungen öfter richtig und mit höherer Frequenz fällen lassen.</p><p>Es soll hier nicht der Anschein erweckt werden, dass Unsicherheiten, die durch die Datenbasis in den Entscheidungsprozess einfließen, vernachlässigbar sind. Doch besteht durch die hohe Frequenz die Möglichkeit, falsche Entscheidungen schnell zu korrigieren und somit ein System schrittweise an das Optimum heran zu führen. Ist eine Entscheidung nicht vielfach hintereinander zu treffen – etwa bei Investitionen –, lassen sich Simulationsmodelle einsetzen, um Szenarien zu vergleichen und Empfindlichkeiten zu ermitteln.</p><h2>Produktion und Prozesse</h2><p>Bei Produktion und Prozessentwicklung sollen umfassendes Datenmanagement und die Analyse großer Datenmengen unterschiedlicher Herkunft (Big Data Analytics) helfen, Prozesse besser zu verstehen. Dies kann die Anlageneffizienz und Qualitätskonstanz erhöhen.<sup>1)</sup></p><p>In einem weltweiten Netzwerk aus Produktionsstätten werden häufig Informationen auf eine spezifische Interpretation zugeschnitten und digital gespeichert. Sie dienen im Allgemeinen nur dazu, spezifische Fragen zu bearbeiten. Gelingt es, diese Informationsressourcen geschickt zu verbinden, sind die Daten auf eine objektivere, übergreifende Weise interpretierbar und dadurch bisher verborgene Erkenntnisse zu gewinnen. Daraus lassen sich Optimierungsmaßnahmen ableiten und somit erheblicher Wert für das Unternehmen generieren.</p><p>Die Abbildung zeigt die grundsätzliche Idee der Verknüpfung von Datenquellen. Die Datenanalyseergebnisse verbessern Entscheidungen für die Prozesssteuerung oder führen zu neuen Ideen für eine Prozessinnovation.</p><h2>Daten analysieren</h2><p>Ein Ansatz zur Datenanalyse besteht darin, ein möglichst gutes Modell zu entwickeln, um eine Zielgröße – etwa die Ausbeute eines chemischen Prozesses – zu beschreiben. Dieses Modell soll den Verlauf der Zielgröße so gut wie möglich abbilden. Damit lassen sich dann alternative Prozessfahrweisen bewerten. Es ist zudem möglich zu analysieren, wie empfindlich der Prozess auf Änderungen bestimmter Randbedingungen reagiert.</p><p>Ein anderer Analyseansatz trennt mit Techniken des maschinellen Lernens gute von weniger guten Szenarien in der Produktion und vergleicht sie. Diese Methode ist eine überzeugende Technik, um Produktionsprozesse zu stabilisieren.</p><h2>Verweilzeitverteilung</h2><p>Eine zusätzliche Schwierigkeit bei der Modellierung und Klassifizierung chemischer Prozesse ist die Vermischung von Stoffströmen einzelner Batches oder Produktionschargen und deren Verweilzeitverteilung im Reaktor. Diese Schwierigkeit tritt vor allem bei der Zwischenproduktlagerung auf, die eine Zuordnung von Prozessparametern zur Produktqualität einzelner Chargen verschleiert. Das gleiche gilt in kontinuierlichen Prozessen, wenn die Überlagerung von Phänomenen wie Vermischung und Reaktion die Verweilzeit verbreitert. Dies verzögert dann wiederum die Signale bei der Antwort auf Änderungen von Prozessparametern.</p><p>Das Problem der Verweilzeitverteilung in kontinuierlichen Anlagen lässt sich recht sicher lösen, da das diesbezügliche Verhalten der Anlagen gut zu beschreiben und zu beobachten ist. Auch sind in solchen Anlagen oft wesentlich mehr Sensoren vorhanden als in Batchanlagen.</p><p>Um das Mischverhalten von Puffertanks für Zwischenprodukte zu beurteilen, setzt Clariant verschiedene Simulations- und Datenanalysetechniken ein. Diese wendet das Unternehmen so an, dass die Vorhersagen möglichst genau sind. Die Vermischungsprozesse verschlechtern die Korrelation der Daten vor und nach dem jeweiligen Prozessschritt. Um die notwendige Zuverlässigkeit zu gewährleisten, muss die Datenmenge deutlich größer sein. Nicht selten erfordert die weitere Analyse die Daten zusätzlicher Sensoren.</p><p>Eine nachhaltige Wertsteigerung durch die Big Data Analytics ist jedoch nur dann möglich, wenn zur Analysekompetenz das Verständnis über die richtige Form der Implementierung hinzukommt. Die Akzeptanz und das Vertrauen in die Möglichkeiten dieser Technik bei den Anwendern sowie die Interaktion von Mensch und Maschine sind neben der Big-Data-Technik selbst wesentliche Erfolgsfaktoren, die immer im Blick sein müssen.</p><p>Die richtige Implementierungsmethode hängt vom Verbesserungspotenzial ab, das zu erzielen ist. Sie bewegt sich von einer einfachen Anpassung der Herstellvorschrift bis hin zu voll automatisierten Prozesssteuerungssystemen, deren Leistungsfähigkeit durch ein Monitoringsystem überwacht wird.</p><p>Wichtig bei allen technischen Lösungen ist die Interaktion mit dem Anwender. Der Anlagenbetrieb muss sich für alle wahrnehmbar vereinfachen und verbessern. Das Unternehmen darf den Aufwand für die Implementierung und Anpassung einer solchen Lösung auf die jeweiligen Bedürfnisse in der Produktion nicht unterschätzen.</p><p>Die Bereitschaft der Mitarbeiter im Produktionsumfeld, sich diesen neuen Techniken zu stellen, und ihre Überzeugung vom Nutzen der Anwendung sind wichtige und erfolgskritische Punkte.</p><p>Jörg Appel, promovierter Chemiker, ist Leiter des Expertenteams für mathematische Methoden und Simulation der Prozesstechnik bei Clariant. <a href="mailto:joerg.appel@clariant.com">joerg.appel@clariant.com</a></p><figure><img src="https://media.graphcms.com/v2pmPmRRnfW92sb1H0jw"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Das Verknüpfen von Datenquellen führt zu Optimierung und Innovation.</figcaption></figure>

<ul><h2>Literatur</h2><li>
<sup>1 </sup>J. Appel, C. Colombo, U. Dätwylerc, Y. Chen, N. Kerimoglu, Chimia 2016, 70, 621–627.</li></ul>


Artikel

Bilanz Bayer: Kunststoff geht, Saatgut kommt

Überprüfung Ihres Anmeldestatus ...