Blickpunkt


<p>BASF erwirbt von Merck das Geschäft mit Elektrolyten: die von Merck entwickelten, patentierten und zum Teil bereits vermarkteten Techniken und Produkte für Batterien. Dazu zählen Elektrolytformulierungen, Elektrolytadditive für Lithiumionenbatterien und das entsprechende Forschungsportfolio. Für Andreas Kreimeyer, Mitglied des Vorstands und Forschungssprecher der BASF, erweitert die Akquisition die Ludwigshafener Kompetenz für Automobil- und Batteriehersteller.</p>
<p>Im Mai 2011 hatte BASF im Unternehmensbereich Intermediates ein Team gegründet, das Elektrolytformulierungen auf Basis organischer Carbonate entwickelt und vertreibt. Dieses wird nun in die neue Einheit “Battery Materials” im Unternehmensbereich Catalysts eingegliedert [<i>Nachr. Chem.</i> 2012, <i>60</i>, 9] und mit einem dreistelligen Millionen-Euro-Betrag für Forschung, Entwicklung und Produktionsaufbau unterstützt. Neben Materialien für Lithiumionenbatterien forscht BASF an Batteriekonzepten wie Lithium-Schwefel oder Lithium-Luft. Im Zuge dessen erwarb das Unternehmen für 39 Mio. Euro einen Anteil an der Gesellschaft Sion Power, welche die Entwicklung von Lithium-Schwefel-Batterien vorantreibt. Außerdem kaufte BASF Anfang des Jahres für etwa 44 Mio. Euro Ovonic, den amerikanischen Weltmarktführer bei Nickel-Metallhydrid-Batterien und nun vom Schweizer Wettbewerber Clariant die Rechte an Kathodenmaterial für Lithiumionenbatterien.</p>
<p>Klaus Bofinger, der bei Merck den Bereich Advanced Technologies leitet, zu dem das an BASF veräußerte Geschäft gehörte, begründet den Verkauf: “Das von uns in den vergangenen Jahren aufgebaute Geschäft mit Elektrolyten steht noch am Anfang seiner kommerziellen Entwicklung und hat nur wenige Berührungspunkte mit unseren sonstigen Aktivitäten in der Chemie.”</p>


<h2>Ohne Pandemie gewachsen</h2>
<p>Bei Novartis stieg der Pharma- und Generika-Umsatz zweistellig.</p>
<p>Das Schweizer Pharma- und Biotechunternehmen Novartis erzielte im Jahr 2011 einen Umsatz von 58,6 Mrd. US-Dollar, 16 % mehr als im Jahr zuvor. Damit ist der im Jahr 1996 aus Ciba-Geigy und Sandoz entstandene Konzern nach Pfizer das zweitgrößte Pharmaunternehmen der Welt. Die heutige Generikaabteilung von Novartis, Sandoz, mit Sitz im oberbayerischen Holzkirchen gehört zu den umsatzstärksten deutschen Töchtern ausländischer Chemieunternehmen: Im Jahr 2011 erwirtschaftete Sandoz mit über 20 000 Beschäftigten einen Umsatz von 9,5 Mrd. US-Dollar (+ 10 %).</p>
<p>Bei Novartis-Pharmazeutika stiegen die Umsätze um 7 % auf 32,5 Mrd. US-Dollar. Das im letzten Jahr erworbene texanische Unternehmen für Augenheilkunde Alcon brachte 10,0 Mrd. US-Dollar (+ 10 %). Impfstoffe und Diagnostika verringerten den Umsatz auf 2,0 Mrd. US-Dollar (— 34 %). Hier fehlten die vorjährigen Einnahmen durch die Influenza-A- und H1N1- Pandemieimpfstoffe. Die Gesamtumsätze mit Selbstmedikation und Tierarzneimitteln stiegen um 6 % auf 4,6 Mrd. US-Dollar.</p>
<p>Novartis erwartet in diesem Jahr einen Umsatz auf dem Niveau des Jahres 2011 — trotz ablaufender Patente für das Bluthochdruckmedikament Diovan und trotz der Einbußen beim Blutdrucksenker Rasilez/Tekturna. Der Inhaltsstoff Aliskiren bringt wahrscheinlich keinen Zusatznutzen gegenüber anderen Senkern und könnte möglicherweise Hochrisikopatienten mit Diabetes und beeinträchtigter Nierenfunktion gefährden.</p>


<h2>Gewinne in allen Sparten</h2>
<p>Celanese erzielte die größten Zuwächse bei Kunststoffen.</p>
<p>Das texanische Chemieunternehmen Celanese setzte mit 6,8 Mrd. US-Dollar im Jahr 2011 etwa 14 % mehr um als im Jahr zuvor. 73 % der Umsätze entstanden im letzten Jahr außerhalb von Nordamerika. In Deutschland unterhält der Konzern ein Werk von Ticona, das Polymere vor allem für die Auto- und Elektronikindustrie produziert, daran forscht und im letzten Jahr von Kelsterbach nach Frankfurt-Höchst gezogen war. Zum Celanese-Konzern gehört auch die deutsche Celanese, eines der Nachfolgeunternehmen des Hoechst-Konzerns mit etwa 3000 der insgesamt 7600 bei Celanese Beschäftigten sowie der in Höchst angesiedelte Produzent für Lebensmittelzusatzstoffe Nutrinova. Hier findet ebenfalls Forschung statt. Außerdem ist Celanese geschäftsführender Gesellschafter der Infraserv-Industrieparks in Höchst, Wiesbaden, Gendorf und Knapsack.</p>
<p>Das größte Celanese-Segment, Acetyl Intermediates, erwirtschaftete mit Produkten wie Essigsäure und Butylacetat 3,6 Mrd. US-Dollar (+ 15 %). Der Umsatz von Advanced Engineered Materials (Produkte wie Flüssigkristallpolymere) betrug 1,3 Mrd. US-Dollar (+ 17 %) und von Industrial Specialties — dazu gehören Kunststoff-Emulsionen und Harze — 1,2 Mrd. US-Dollar (+ 18 %). Consumer Specialties mit Lebensmittelzusatzstoffen wie dem Süßstoff Acesulfam erreichte 1,2 Mrd. US-Dollar Umsatz (+ 6 %).</p>



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BASF mit Mercks Elektrolyten

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<p>Im Jahr 2011 gingen im Vergleich zum Vorjahr der Gesamttransaktionswert um etwa 35 % und die Zahl an Transaktionen um etwa 10 % zurück (Abbildung 1). Im Jahresvergleich sank der Transaktionswert aus Megadeals (Transaktionsvolumen von mind. 1 Mrd. US-Dollar) deutlich: Während im Jahr 2010 noch 16 Megadeals mit einem Gesamtwert von knapp 90 Mrd. US-Dollar zu verzeichnen waren, gab es im Jahr 2011 bei immerhin 13 Megadeals lediglich ein kumuliertes Volumen von knapp 55 Mrd. US-Dollar (Abbildung 2).</p>


<h2>Das vierte Quartal 2011</h2>
<p> Im vierten Quartal des Jahres 2011 sank die Zahl der Transaktionen gegenüber dem dritten Quartal, wie sie im dritten schon gegenüber dem zweiten gesunken war [<i>Nachr. Chem.</i> 2011, 59, 1169]. Auch die durchschnittlichen Transaktionsvolumina gingen im vierten Quartal im Vergleich zum dritten zurück; das Volumen der Megadeals nahm sogar um fast 90 % ab, und zwar von 9,5 Mrd. US-Dollar auf etwa 1,4 Mrd. US-Dollar.</p>
<p>Transaktionen unter Beteiligung von Finanzinvestoren nahmen im letzten Quartal 2011 zu. Allerdings verursachte dies hauptsächlich ein einziger Deal — gleichzeitig auch der einzige Megadeal — mit dem Wert 1,4 Milliarden US-Dollar. Dabei siegte der amerikanische Finanzinvestor Apollo Group beim Verkauf von Taminco, dem belgischen Hersteller von Alkylaminen und Derivaten, aus dem Portfolio des englischen Finanzinvestors CVC Capital Partners nach einem langen Bieterverfahren. Rechnet man diesen Megadeal heraus, verlief das vierte Quartal für die Finanzinvestoren analog dem dritten: In beiden Quartalen machte der auf Finanzinvestoren entfallende Teil der Chemietransaktionswerte nur etwa 1 % aus.</p>


<h2>Die Regionen</h2>
<p>Was die regionale Verteilung der Dealaktivität betrifft, so haben während des vierten Quartals vor allem Übernahmeziele in Asien (vor allem China) sowohl den Transaktionswert als auch die Transaktionsanzahl dominiert (Abbildung 3). Der Transaktionswert in Großbritannien und der Eurozone nahm ebenfalls signifikant zu, bedingt durch die Übernahme von Taminco durch Apollo Group.</p>
<p>Mehr als die Hälfte der Aktivitäten in Asien und Ozeanien involvierte chinesische Zielunternehmen. Ein beträchtlicher Teil davon umfasst lokale Deals, mit denen chinesische Unternehmen die Kontrollmehrheit an anderen chinesischen Unternehmen zu erwerben versuchten. Es kann davon ausgegangen werden, dass dieser Trend der Konsolidierung ineffizienter chinesischer Operationen weitergehen wird, wenn auch mit geringerer Geschwindigkeit.</p>
<p>Europa war die vorherrschende Region für Outbound-Aktivitäten, also Übernahmen außerhalb des eigenen Territoriums. Ein Grund dafür kann sein, dass europäische Investoren durch Übernahmen Zugang zu Regionen mit höheren Wachstumsraten als die des Heimatmarktes suchen.</p>


<h2>Vorausschau in das laufende Jahr</h2>
<p>Die fundamentalen Gründe für eine zukünftig verstärkte Dynamik bei Chemietransaktionen gelten trotz oder gerade wegen der vergangenen zwei eher schwachen Quartale weiterhin: Die Fragmentierung zahlreicher Chemiesubsegmente wie der Pharma-Feinchemie lädt nach wie vor sowohl Strategen als auch Finanzinvestoren zur Konsolidierung ein, um dadurch unter anderem Skaleneffekte zu erzielen. Zahlreiche Chemieunternehmen befinden sich weiterhin in Private-Equity-Hand und warten nun zum Teil schon überdurchschnittlich lange auf einen Verkauf.</p>
<p>Allerdings führen die Unsicherheiten in makroökonomischer Hinsicht auch zu Planungsunsicherheiten auf Unternehmensebene, so dass viele Unternehmen nicht vorhersehen können, wie die kommenden 12 Monate verlaufen werden. Sollte sich aber das Kapitalmarktumfeld besonders im Hinblick auf die europäische Schuldenkrise nachhaltig aufhellen, ist von einem deutlichen Schub auf die Transaktionsdynamik in der Chemie auszugehen.</p>
<p>Bernd Schneider ist Chemiker und Kaufmann und verantwortet den Bereich Chemie bei der globalen Investmentbank Lincoln International in Frankfurt. Das Unternehmen ist fokussiert auf die Beratung bei internationalen Firmenübernahmen. <a href="mailto:b.schneider@lincolninternational.de">b.schneider@lincolninternational.de</a></p>


<h2>— — — Rosige Aussichten</h2>
<p>Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) rechnet damit, dass die Branche im laufenden Jahr stagniert, dass die Produktion aber im nächsten Jahr wieder um 2 bis 3 % steigt. Dazu sagte VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann: “Der Bedarf an höherwertigen und spezifischen Lösungen aus der Chemie wird zunehmen — in Deutschland, aber auch weltweit. In vielen Zukunftsfeldern sind die deutschen Chemieunternehmen bereits heute gut aufgestellt.” Bis zum Jahr 2020 geht der VCI von einem Produktionsplus von 2 bis 2,5 % pro Jahr für die deutsche Chemie aus. Deutschland könnte damit Japan beim Umsatzranking von Platz drei verdrängen.</p>
<p>Die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen und die Produktion stiegen in den letzten zehn Jahren in den Schwellenländern schneller als in Europa, den USA und Japan, so dass die Industrieländer Anteile am Weltmarkt verloren. Der Anteil der deutschen Chemie am Weltmarkt sank in den Jahren 2000 bis 2010 von 7,2 auf knapp 6 %. Der Anteil der gesamten europäischen Chemie schrumpfte im gleichen Zeitraum von 30 auf 23 %. Für Tillmann ist das aber kein Grund zur Sorge, da die deutschen Unternehmen die Produktion in den zurückliegenden Jahren trotz Weltwirtschaftskrise im Durchschnitt um 2 % pro Jahr erhöhten und auch im Jahr 2011 wieder zum Chemie-Exportweltmeister avancierten. Mittelfristig sieht der Verband Wachstumschancen vor allem in innovativen und nachhaltigen Produkten und Techniken.</p>



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