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Ohne Vernetzung geht nichts mehr — ob privat oder im Beruf. Vernetzung erfordert Kommunikation und diese gelingt am besten mit vollendeter Technik: mit dem Firmen-Original-Benutzer [Nachr. Chem. 2003, 51, 440].
In den vergangenen zehn Jahren blieben gemischt-geschlechtliche Benutzungen selten (Abbildung 1). Wenn die Bedienung aber einmal nicht nur reine Männersache ist, erfährt der heutige Firmen-Original-Benutzer eine ästhetische Veränderung: Er ist nicht immer nur rot, sondern er kann auch — politisch neutraler — blau sein (Abbildung 2).
In anderem Zusammenhang lässt er die Vereinsamung des Menschen oder seine Angst vor Keimen erkennen: Die Benutzung eines eigenen Hämmerchens für jeden verhindert Berührungen eines anderen menschlichen Körpers (Abbildung 3). Sieger in der hohen Kunst der virtuellen Kommunikation sind die Herren an der Schraube, die gar nichts mehr berühren, sondern nur den Daumen heben (Abbildung 4). Ob sie wohl eine Mitfahrgelegenheit in ein Land ohne Firmen-Original-Benutzer gefunden haben? MB

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10 Jahre Firmen‐Original‐Benutzer in den 

Ohne Vernetzung geht nichts mehr — ob privat oder im Beruf. Vernetzung erfordert Kommunikation und diese gelingt am besten mit vollendeter Technik: mit dem Firmen-Original-Benutzer [Nachr. Chem. 2003, 51, 440]. In den vergangenen zehn Jahren blieben gemischt-geschlechtliche Benutzungen selten (Ab...

Bewegung zuerst: Mit den alternativen Antrieben kommen die Brennstoffzelle und die Chance des Wasserstoffs, denn — Gerhard Hinz liest Next — 
“der Wasserstoff ist ein Nebenprodukt der Chemieindustrie. Dort kommt er massenhaft vor, wird aber bisher nicht genutzt.”
Auch Schwefel ist viel da. Weinigers Weinwelt hat zwar Teile des Umschau-Verlags übernommen, von der Sachkenntnis der früher einmal dort erschienen CLB — Chemie in Labor und Biotechnik ist leider nichts übrig geblieben. Zumindest wird konsequent Schwefel mit Schwefeldioxid und Sulfit verwechselt, was im Wein denn doch einen Unterschied macht:
und für alle, die noch immer Angst vor Schwefel haben: Trockener Rotwein hat von allen Weinen die niedigste Schwefelkonzentration (maximal 150 mg/l) bei Süßweinen sind es die höchsten (maximal 400 mg/l)
Der Fehler bedeutet bei der tatsächlichen Schwefelkonzentration einen Faktor zwei, lässt sich aber bei den Atomgewichten von S und O locker noch im FollSUVv rechnen. Schwefel statt SO2 oder gar SO32— ist aber im Original trotzdem seitenweise immer falsch:
Noch nie war die Zugabe von Schwefel geringer, als im modernen Weinbau
Auf der sicheren Seite ist die Frankfurter Rundschau beim Quecksilber. (Wirtschaftlich sicher hoffentlich jetzt bei der FAZ.) Sie zeigt ein Foto, auf dem ein mutiger Mann eine gefährliche, quecksilberbelastete Beleuchtung in der Hand hält: 
Was für ein Glück, dass es bei der “Bulb” nur um “Fiction” handelt, nämlich um eine schlichte Sonnenmühle. Hinweise auf wissenschaftliche Unklarheiten ignoriert die FR-Redaktion souverän. Sie nutzt dazu aus der Hauffe-Akademie
Das Lotusblütenprinzip
Gelassen und handlungsfähig durch den Abperl-Effekt
Auch in der Beurteilung von Konzentrationen, jetzt nicht von Schwefel, sondern von Pferdefleisch, zeigt sich die Frankfurter Rundschau schwach:
Hamburger hätten zu bis zu 29 Prozent aus Pferdefleisch bestanden. Die Spuren seien nicht gesundheitsschädlich, aber auch nicht erklärlich.
“Spuren” von 29 (Gewichts-?)Prozent sind eigentlich groß genug, um erklärlich zu sein.
Wo wir gerade beim Prozentrechnen sind: Die Klimakatastrophe geht an uns vorbei:
Forscher prognostizieren eine Anstieg der Durchschnittstemperatur bis 2100 um bis zu vier Prozent.


<h2>Wirklich wahr?</h2>
Neue Technologien erlauben es, verflüssigtes Erdgas “LNG: Liquefied National Gas” per Schiff von Terminal zu Terminal zu transportieren
Das behauptet Die Welt und Helmut Sinner hat die selbstbewusste Deutung von LNG goutiert.
Aus natürlichem Stoff nationalen Stoff zu machen, ist ein bei Öl und Gas übliches Geschäftsprinzip. Das gelingt auch beim Wasser mit der Mehrwertgewinnung von “basischem ionisiertem Aktivwasser”:
Wasser spaltet auch die Kärcher-Konkurrenz, die Firma Tennant. Über ihr revolutionäres Putzsystem berichtet die Frankfurter Rundschau für Karin Schmitz:
In ihren Maschinen wird das Wassr per Elektrolyse in eine sauren und einen alkalischen Teil gespalten.
So behandelt wirkt Wasser dann “wie ein kräftiges Reinigungsmittel”.
Vom Wasser zur Luft, wo wir die Ionenhaartrockner bereits aus den Vorjahren kennen. Jetzt aber liest Frank Bringewski in einem aufsehenerregenden Prospekt der Wasserspiele Fallbach weit Überraschenderes:
Laut wissenschaftlichen Studien haben Wasserfälle die höchste Konzentration an Negativ Ionen. Beim Auftreffen des Wassers entsteht ein wohltuender Feucht–Ionen Wind.
Gegen Antriebslosigkeit und Müdigkeit hat Nachrichten-Leser Bringewski auch noch makroskopische DNS-Spiralen der Firma Kuttin mitgebracht. Die 
von der Doppelspirale freigesetzte vertikal ausstrahlende Energie wird verstärkt horizontal umgeleitet und gleichmäßig in den umliegenden Raum verteilt. Dies bewirkt eine sanfte Anhebung der Lebensenergie. Sehr geeignet im Zentrum des Hauses und zur Umleitung von Durchzugsenergie.
Wo wir gerade beim Wohlfühlen sind: In Griechenland waren neue Drogen schwer im Kommen, berichtet begeistert die Frankfurter Rundschau: 
Sogar Batteriesäure wird geraucht oder gespritzt. Sie entwickelt die vielfache Wirkung von Heroin und verkürzt die Lebenserwartung auf wenige Monate.
Diese Zeitung lässt uns noch viel weiter reisen. Bis zum Mars und dort an einen ausgetrockneten Wasserlauf, über den “die Universität Kalifornien” erstaunlich genau Bescheid weiß. Wenigstens teilweise: Der Wasserlauf war etwa einen Meter tief, das ist noch nicht überraschend. Aber aus Form und Größe der Steine leitet die Universität ab, 
dass das Wasser mit einer Geschwindigkeit von 0,91 Metern pro Sekunde
geflossen ist. Wirklich wahr, die zweite Dezimalstelle? Oder nur ein all zu penibler Übersetzer? Wer es nachprüfen will, hier sind die Steine:
Auf dem Mars fand der Roboter Curiosity noch andere Steine, liest Dominik Lenz in der damals noch Rundschau-verbandelten Berliner Zeitung: Vulkanstein.
Der Fund unterscheidet sich von anderen Steinen auf dem Mars, da er mehr Sodium und Kalium enthalte …
Zum Schluss dieser Rubrik noch ein wirklich wahrer Satz der früheren Zellstoff Waldhof, die ihr Produkt deswegen Zewa nennt:
Der Energieverbrauch von Klimaanlagen und Sitzheizungen spiegelt sich im Energieverbrauch wider!
Warum dieser Satz auf Toilettenpapier gedruckt direkt unter die Leute gebracht wird, bleibt wohl Firmengeheimnis.


<h2>Die Reaktionen</h2>
Schlampige Formulierungen moniert Hauke Reddmann im “Neuen Lexikon des Unwissens”, aber die Vorstellung, wie Flammen aus dem Kopf schlagen, sobald jemand zu denken beginnt, ist nicht ohne Reiz:
Wenn eine Gehirnregion aktiv ist, verbrennt sie Sauerstoff.
Genau genommen wäre es wohl reizvoller zu sehen, wer wann wo nicht denkt.
Eine ähnlich aufregende Reaktion können Schnecken, Gärtner und Wolfgang Baronius beobachten, wenn sie auf Ferramol treffen:
Es basiert auf Eisen–III–Sulfat und wird von Bodenorganismen vollständig in Eisen und Phosphat umgewandelt.
Zur Behauptung der Mitteldeutschen Zeitung, das Schneckenkorn sei “besonders ökologisch”, haben die Schnecken selbst eine eigene Meinung. Die Chemiker haben die ihre zum Ablauf der beschriebenen Reaktion.
Sind wir gerade im Garten, da können wir zusammen mit Thomas Süring und dem Mindener Tageblatt noch schnell düngen: 
Wichtig sind dabei solche Stickstoffe, die über einen langen Zeitraum wirken. Das tun beispielsweise Ammoniumstickstoffe. Normale Nitrate hingegen sind Harnstoffe und werden rasch ausgewaschen.
Zurück ins Labor: Eine eigene Vorstellung von Kohlenstoffabscheidungen aus einem Plasma haben die Chemiker auch. Die Frankfurter Allgemeine berichtet über dieses Verfahren im Zusammenhang mit der Synthese von Diamanten insgesamt nicht ganz falsch, dafür aber ganz wirr. Ein Text, den, so sagt FAZ-Leser Hans Sillescu mit Recht, “ein ganz normaler Chemiker nicht mehr verstehen kann”. Im Zentrum des Verfahrens steht “eine Plasmawolke aus Elektronen”. Dann geschieht Befremdliches: 
Aus der Plasmawolke lösen sich — je nach zugesetztem Wasserstoff-Gas-Gemisch und unterschiedlich regulierter Temperatur — Graphitteilchen heraus, die in genau berechneten Abständen auf die Diamantwafer fallen.
Auch nicht ganz leicht verständlich ist für Franz Bracher die umweltsanierende Lärmschutzwand, für die sich die Süddeutsche Zeitung stark macht:
Eine beidseits fotokatalytisch beschichtete Lärmschutzwand soll Schadstoffe aus der Luft entfernen. “So kann der Stickstoffgehalt um vier bis fünf Prozent verringert werden”, sagt Detlef Bahnemann von der Uni Hannover.
Stickstoff nachliefern, das könnten die Bakterien in der Kläranlage Wetzikon, über die der Züricher Tages-Anzeiger für seinen Leser Joachim Lenzner berichtet:
Da ist der Klärwerkmeister mit seiner Chemie machtlos, und auch Kleinstlebewesen, die sonst in tagelanger Vertilgungsarbeit Stickstoff und Kohlenstoff abbauen, können nichts ausrichten.
Nicht ganz einsichtig ist im Abgas einer Heizung die Reaktion aus Wasser und Schwefeldioxid zu Schwefelsäure, die Ulrich Scharfenort in einer Information der Verbraucherzentrale entdeckt hat. Er fragt sich zu Recht, warum die Industrie ein derartig nachhaltiges Verfahren noch nicht nutzt.
Eine einfache “Nucleosynthese” findet Michael Hahn. Nach dem Brand seines illegalen Chemikalienlagers muss ein Unternehmer für den Feuerwehreinsatz ca. 200 000 Euro zahlen. Der Justizsprecher spekuliert in der Oldenburger Nord-West-Zeitung, dass der Unternehmer
die Summe vielleicht aus dem Erlös des wertvollen Elementes Tantal bezahlen kann, das während des Feuers durch Eindampfung anderer Substanzen entstanden ist.


<h2>Stoff und Verbindung</h2>
Gase wie Methan oder Schwefel riechen nicht nur unangenehm, sondern sind auch lebensgefährlich, weil bei zu hohen Konzentrationen kein Sauerstoff in der Luft ist.
Das schreibt <a href="https://www.spiegel.de" target="_blank">www.spiegel.de</a> an Felix Rudolphi in zweifach gedrechseltem Unsinn.
Ulrich-Walter Grummt findet noch in einem Nachdruck (2011) der 5. Auflage (2008) des Lehrbuches “Allgemeine Geologie” vom Springer-Verlag Minerale mit einer aufregenden Eigenschaft: 
Einige Perowskit-Minerale wurden bereits synthetisch hergestellt, weil sie bei hohen Temperaturen Halbleiter darstellen, die elektrischen Strom verlustlos leiten.
Vom Schwefel gibt es noch mehr zu berichten. Zumindest tut das die Süddeutsche Zeitung im Rahmen ihrer Berichterstattung zu van Gogh und seine “Blumen in Blauer Vase”. Der Maler hatte dafür
das damals relativ neue Pigment Cadmiumgelb “chemisch: Cadmiumsulfat” verwendet.
Nachrichten-Autorin Barbara Ridder wird im Juni gesondert prüfen, ob van Gogh mit dem farblosen Cadmiumsulfat wirklich gelb malen konnte.
Es geht weiter mit der Stoffchemie und wir kommen zum Schweinefuttergrün, dem schönsten Beitrag, seit es die April-Seiten gibt. Wir kopieren, bevor wir Johannes Beck zum Bonner Generalanzeiger folgen, gnadenlos, was der Römpp zum Schweinefuttergrün sagt: Kupfer(II)-acetatarsenit, Pariser Grün, Mitisgrün, Uraniagrün, Papagei(en)grün, Kaisergrün, Neugrün, Originalgrün, Moosgrün, Deckpapiergrün, Patentgrün, Smaragdgrün, Emeraldgrün, C. I. Pigment Green 21, 77410. Cu(O−CO−CH3)2· 3Cu(AsO2)2, Mr 1013,796. Uff, eine ganze Menge, aber das Chaos klärt sich: Der Malermeister Stefan Schmitz erzählte etwa so:
Viele Farben waren damals hochgiftig wie das sogenannte Schweinefuttergrün.
In Wahrheit erzählte er natürlich vom Schweinfurter Grün. Und so steht das auch im Römpp. (Es gibt ein Buch “Schweinefutter Grün — Zytter” von K. Birnbaum und E. Werner als Band 7 von Thiel's Landwirtschaftlichem Konversationslexikon, was aber Schweinefutter mit Zytter (Wismut) zu tun hat, mögen andere herausfinden.)
Neben seltsamen Futtermitteln spielten die Seltenen Erden eine große publizistische Rolle und brachten manchen Redakteur von dieser. Hier eine Preziose von Michael Rudschuck und der Westfalenpost:
Diese 17 Metalle – Germanium, Gallium oder Neodym – sind wichtig für Hightech–Produkte und Energiespartechniken.
und Stücke des “seltenen Erdenmetalls Kobalt” beschäftigen auch die EU. Unter den Seltenen Erden gibt es, will die Mitteldeutsche Zeitung Wolfgang Boronius glauben machen, Elemente wie Lanthan, Neodyn und Nion.
Polyphenole,
die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören, wirken als “Radikalenfänger”, indem sie die zelleigene Abwehr hochfahren.
Hurra, die freien Radikalen sind wieder dabei! (Eine “Plattform für die freien Radikalen” bietet sprachlich völlig korrekt Dieter Hildebrandt mit seinem schwarmfinanzierten <a href="https://stoersender.tv" target="_blank">stoersender.tv</a>.)
Abschließend nur noch ein Zitat, das Ralf Kollefrath bei <a href="https://www.wissenschaft.de" target="_blank">www.wissenschaft.de</a> fand: 
Das Fulleren mischten die Forscher mit dem amorphen m-Xylol, der Meta-Form des aromatischen Wasserstoff Xylol.
Schon gemischt waren die Chemikalien, die sich ein Mann nach Mallorca hatte liefern lassen: 
Die Polizei war bei der Auslieferung dabei und verhinderte das Schlimmste.


<h2>Unfälle, kleine</h2>
Hannover. Im Institut für technische Chemie werden bei einem Unfall geringe Mengen HF frei. Obwohl — nicht sonderlich überraschend — im Labor “letztlich nur eine sehr geringe Menge des Schadstoffes” festzustellen war, wurde geputzt. Die Hannoversche Allgemeine dazu:
Vorsichtshalber reinigte die Feuerwehr die Räume mit Calcium-Fluorid. Der Stoff verbindet sich mit der Flusssäure zu unschädlichen Salzen.
In derselben Zeitung las Maren Möller von einem Unfall, bei dem Salpetersäure ins Abwasser lief. Es wurde 
im nahen Bereich ein erhöhter pH-Wert festgestellt.
Logisch: Mehr Säure, mehr pH.
Kaum zu vermitteln ist auch der Unterschied zwischen hochentzündlich, leichtentzündlich und hochexplosiv. Ersteres und Letzteres ist Ethylacrylat offiziell nicht. Trotzdem schreibt die Frankfurter Rundschau:
Weil das Ethylacrylat zudem hochexplosiv ist, evakuierte die Polizei den Parkplatz.
Merke: Alles Chemische ist irgendwie hoch.
Die feineren Unterschiede machte die Marler Zeitung, als nicht der Circus, sondern Güterzüge in Flammen standen:
Einer der Güterzüge tranportierte Gefahrgut, der andere Benzin.
Auf ganz anderem Weg ist Benzin in Köln verloren gegangen: 
Fast 850 Tonnen Flugbenzin versickert
Durch ein Leck in einer Pipeline zwischen einer Raffinerie in Köln und einem Tanklager sind im Februar fast 850 Tonnen Flugbenzin im Boden versickert. Das haben externe Gutachter im Auftrag der Bezirksregierung Köln festgestellt, wie der Energiekonzern Shell am Donnerstag mitteilte. Die Flüssigkeit verteilte sich auf ein Areal von 120 Quadratmetern und sei bis zu sechs Meter tief in die Erde eingedrungen.
Nachgerechnet ergibt sich ein Volumen von 760 Kubikmetern Erdreich. Das wird mit 850 Tonnen Flugbenzin geflutet. Et jitt Saache, do jläuvs et nit.
Zu ihnen gehört auch die Erfahrung, die Xin Ma in ihrer Jugend gemacht hat und von der Bayer Research mit der Kompetenz eines Weltkonzerns an Gunther Fischer berichtet:
Als sie einmal im Badezimmer ihrer Eltern Salzsüure mit Schwefelsüure vermischt hatte, kam es zur Explosion:
Der Autor dankt für insgesamt sehr unterschiedliche, ja geradezu verwirrende Vorlagen. Dabei fehlte ein eindeutiger Trend, das große Thema. Es gilt, was Goethe im Faust sagen lässt: 
“Schüler: Mir wird von alledem so dumm, als ging mir ein Mühlrad im Kopf herum.”
Machen wir uns an die Metaphysik.


<h2>Von der Fehlinformation bis zur Manipulation — alles dabei</h2>
Schlimm genug, dass in Östrich-Winkel Wasser mit Toluoldiisocynat (TDI) unkontrolliert zusammentraf. Aber die anschließende Berichterstattung brachte eine viel wildere Wolke von Fehlinformationen, Präsentation falscher Fakten und als Höhepunkt eine Fahrt durch eine manipulierte Giftgaswolke.
Nein, lieber Spiegel, du hast es selbst gemerkt: Isocyanat, sagt auch Fritz Maurer, ist keine blausäurehaltige Substanz, auch wenn der Rheingau-Taunus-Kreis das behauptete.
Nein, lieber Hessischer Rundfunk, Diisocyanat ist nicht unbedingt Toluoldiisocyanat.
Nein, liebe Frankfurter Rundschau, ein Tank mit TDI (Sdp. 251 °C) ist kein Giftgastank.
Nein, liebe Maintower-Redaktion, das Bhopal-Gift Methylisocyanat klingt nur irgendwie ähnlich wie Toluoldiisocyanat, es greift aber im Gegensatz zum TDI nukleophile Gruppen stoffwechselaktiver Moleküle an und wirkt deswegen völlig anders und heftiger.
Nein, liebe Winzerin Désirée Eser aus Östrich-Winkel, wir wundern uns nicht, dass Ihre Reben nach dem Unfall völlig normal aussahen. EG


<h2>Ätzende Gaswolke statt Miracoli und Philadelphia</h2>
Es war für einen Reaktor eine Reinigungsvorschrift, die den Laborchemiker erst einmal überraschte: 10 000 Liter Natronlauge werden vorgelegt und 14 000 Liter “einer Säure-Mischung” dazugegeben. Gemeint war wohl eine verdünnte Salpetersäure. Statt derer flossen aber 14 000 Liter HNO3 (conc.) zur Lauge: Wärme aus der Neutralisation, Nitrose-Gase (<a href="https://spiegel.de" target="_blank">spiegel.de</a>) aus der Reaktion mit Lebensmittelresten, 1000 Mann Eingreiftruppe. Chemisch-publizistisch eine Herausforderung. Das Unternehmen Kraft Foods mit seiner Lebensmittelproduktion in Bad Fallingbostel hält sich bedeckt und meldete in der Schlichtheit Überraschendes, wie Axel Commichau recherchierte: “Am Abend war bei dem Versuch, die beiden Stoffe (rsp. NaOH und HNO3) zu trennen, eine ätzende Gaswolke aufgestiegen.” 
Wäre der Tank geborsten, so lesen Rainer Langenstraßen und Dominik Lenz in der Berliner Zeitung, “hätten die aufsteigenden Natriumgase zu einer Verletzung der Atemwege führen können — mit unabsehbaren Folgen”. Oder <a href="https://www.spiegel.de" target="_blank">www.spiegel.de</a>:
“Bei der Reaktion der beiden Chemikalien (rsp. NaOH und HNO3) können giftige Gase entstehen.”
Inzwischen gibt es im Fabrikverkauf neben Milka Schokolade und Jacobs Krönung wieder die in Bad Fallingbostel produzierten Produkte Philadelphia, Miracel Whip, Kraft Ketchup und Miracoli.

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