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Paul-Bunge-Preis für Peter Heering und Rebekah Higgitt

Von historischen Instrumenten und Methoden lernen

Mit dem Paul-Bunge-Preis werden Studien zur Historie wissenschaftlicher Instrumente ausgezeichnet. In diesem Jahr wird der Preis gleich zweimal verliehen: Professor Dr. Peter Heering, Universität Flensburg, erhält die Auszeichnung für sein Lebenswerk – vor allem hinsichtlich der Replikation historischer Experimente. Dr. Rebekah Higgitt, National Museums Scotland (NMS), UK, wird für ihre herausragenden Beiträge und ihr Engagement für die Geschichte der wissenschaftlichen Instrumente geehrt. Der Preis der Hans-R.-Jenemann-Stiftung ist insgesamt mit 7500 Euro dotiert und wird von der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und der Deutschen Bunsen-Gesellschaft für physikalische Chemie (DBG) gemeinsam vergeben. Die Verleihung erfolgt im Rahmen der Tagung der GDCh-Fachgruppe Geschichte der Chemie vom 21. bis 22. März in Gießen. 

Peter Heering gilt als einer der führenden Vertreter für historisch exakte Nachbildungen von Experimenten. Dabei verwendet er Originalmaterialien und verzichtet auf moderne Ersatzstoffe. Im Zuge seiner „experimentellen Wissenschaftsgeschichte“ rekonstruiert Heering verloren gegangene Fertigkeiten und kombiniert historische und didaktische Ansätze. Dabei beweist Heering ein tiefes Verständnis für die Komplexität der Verwendung und Handhabung von Materialien. Mit seinen Erkenntnissen trug er bereits wiederholt dazu bei, historische instrumentelle Methoden zu verstehen, und zeigte, wie diese für die Lehre und die wissenschaftliche Anwendung relevant sein können.

Heering beendete im Jahr 1990 sein Studium der Physik und Chemie für das Lehramt an Gymnasien an der Universität Oldenburg (heute Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg) mit dem 1. Staatsexamen. Nach seiner Promotion 1995 in Oldenburg legte er 1996 das 2. Staatsexamen ab. In der Folge bekleidete Heering unterschiedliche Positionen bis zum Akademischen Rat am Fachbereich Physik der Universität Oldenburg im Bereich der Lehramtsausbildung. Währenddessen habilitierte er sich 2006 für das Fach Geschichte der Naturwissenschaften an der Universität Hamburg. Seit 2009 ist er Professor für Physik und ihre Didaktik an der Europa-Universität Flensburg (EUF). Heering gehört und gehörte zahlreichen Fachgesellschaften an und bekleidete eine Vielzahl von Funktionen an der EUF.

Rebekah Higgitt gilt als führend auf dem Gebiet der Wissenschaftsmuseologie. Sie forscht an der Schnittstelle zwischen der Wissenschaftsgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts, dem wissenschaftlichen Instrumentenbau sowie der Material- und Kulturgeschichte. Als herausragende Museumspraktikerin bringt sie ihr umfassendes Wissen in ihre Ausstellungs- und Sammlungsarbeit ein und vermittelt Studierenden an der Universität von Kent, UK, die Bedeutung der Wissenschaftsgeschichte und wissenschaftlicher Instrumente. Mit ihren Publikationen veränderte sie die Debatte über wissenschaftliche Instrumente. So legte sie mit ihrer gemeinsam mit Richard Dunn herausgegebenen Publikation ‚Finding Longitude: How Ships, Clocks and Stars Helped Solve the Longitude Problem‘ eine wichtige Analyse der Rolle von Wissenschaftlern, Instrumentenbauern und staatlichen Eingriffen bei der endgültigen Messung des Längengrads auf See vor.

Rebekah Higgitt studierte Geschichte an der Universität Durham, UK, bevor sie 2004 am Imperial College London, UK, in Wissenschaftsgeschichte promovierte. Bereits vor und während ihrer Promotion war sie als Bibliotheks- bzw. Archivassistentin am University College London, UK, und am London Metropolitan Archives, UK, tätig. Ab 2005 forschte Higgitt als Postdoktorandin am Institute of Geography der University of Edinburgh, UK. Ab 2008 war sie Kuratorin für Wissenschaftsgeschichte an den Royal Museums Greenwich, London, UK, bevor sie 2013 als Dozentin für Wissenschaftsgeschichte an die University of Kent, UK, wechselte. Seit 2020 ist Higgitt Hauptkuratorin für Wissenschaft an den National Museums Scotland (NMS), UK. Sie ist gewähltes Mitglied der Royal Astronomical Society und der Royal Historical Society und bringt sich in zahlreichen weiteren Gesellschaften und Organisationen ein. Neben diesen Tätigkeiten ist sie außerdem in Verwaltung und Lehre aktiv. Higgitt hat bereits etliche Ausstellungen kuratiert und zahlreiche Publikationen veröffentlicht. Ihre Arbeit wurde mehrfach mit Preisen und Grants ausgezeichnet. 

Peter Heering und Rebekah Higgitt erhalten jeweils einen Paul-Bunge-Preis mit einem Preisgeld in Höhe von 3750 Euro. Beide geben in einem Vortrag auf der Tagung der GDCh-Fachgruppe Geschichte der Chemie einen Einblick in ihre Arbeit. 

Im Rahmen der Tagung verleiht außerdem die Fachgruppe den mit jeweils 1500 Euro dotierten Bettina-Haupt-Förderpreis, mit dem jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für eine herausragende Publikation zu einem Thema aus der Geschichte der Chemie ausgezeichnet werden. In diesem Jahr erhalten die Auszeichnung Dr. Paulina S. Gennermann für ihre an der Universität Bielefeld angefertigte Dissertation „Eine Geschichte mit Geschmack – Die Natur synthetischer Aromastoffe im 20. Jahrhundert am Beispiel Vanillin“ und Dr. Josephine Musil-Gutsch für ihre Doktorarbeit „Vergangenheit unter dem Mikroskop – Kooperative Forschungspraxis von Natur- und Geisteswissenschaften 1880–1930“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 

Weiterführende Informationen zur Tagung finden sich unter www.gdch.de/geschichte2024

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 30 000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie unterhält zahlreiche Stiftungen, so die Hans-R.-Jenemann-Stiftung. Die Verleihung des Paul-Bunge-Preises der Hans-R.-Jenemann-Stiftung erfolgt jährlich, üblicherweise abwechselnd auf der Bunsen-Tagung und den Vortragstagungen der GDCh-Fachgruppe Geschichte der Chemie.

Der Paul-Bunge-Preis gilt weltweit als wichtigste Ehrung auf dem Gebiet der Geschichte wissenschaftlicher Instrumente und wird öffentlich und international ausgeschrieben. Über die Vergabe entscheidet der von der GDCh und der DBG getragene Beirat der Hans-R.-Jenemann-Stiftung. Hans R. Jenemann (1920–1996), Chemiker bei den Schott Glaswerken in Mainz, wurde bekannt durch seine Beiträge zur Geschichte wissenschaftlicher Geräte, vor allem historischer Waagen. Er selbst rief die Stiftung 1992 ins Leben. Benannt ist der Preis nach dem Hamburger Feinmechaniker Paul Bunge (1839–1888), einem der führenden Konstrukteure von Laborwaagen für die chemische Analyse.

Kontakt:
Maren Mielck 
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V. 
Öffentlichkeitsarbeit 
Tel. +49 69 7917-327 
E-Mail: pr@gdch.de www.gdch.de/presse 

Pressemitteilungen

Downloads:

Foto Peter Heering.jpg (Peter Heering (Foto: Thomas Raake))

Foto Rebekah Higgitt.JPG (Rebekah Higgitt (Foto: Stewart Attwood))

Pressemitteilung 05_24.pdf

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