Im Jahr 2016 hat Deutschland 4,2 % seines Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Bildung investiert. Das entspricht etwa 130 Mrd. Euro. Davon fließt knapp ein Drittel in Hochschulen oder Berufsakademien. Deutschland liegt damit insgesamt 0,8 Prozentpu...
Meinungsbeitrag
Sprechen wir miteinander
Von Wiley-VCH zur Verfügung gestellt
Beginnen möchte ich mit einem großen Dank an meinen Amtsvorgänger Matthias Urmann für sein Engagement für die GDCh. Dieser Dank gilt auch den scheidenden Vorstandsmitgliedern: Sie haben sich ehrenamtlich und mit viel Energie darum bemüht, den kontinuierlichen Entwicklungsprozess, den eine große Fachgesellschaft immer durchmachen muss, nicht nur am Laufen zu halten, sondern ihm auch noch zusätzlichen Schwung zu verleihen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Entwicklung eines Leitbilds der GDCh als ein lebendiges Netzwerk engagierter Mitglieder, mit Relevanz in Gesellschaft und Politik und als global führender Fachgesellschaft, ist sehr willkommen.
Die Umsetzung und Weiterentwicklung dieses Leitbilds, insbesondere die Gewinnung neuer Mitglieder, deren Unterstützung auf ihrem Berufsweg und die Förderung der Regional- und Fachstrukturen liegen mir am Herzen. Ein wesentliches Ziel muss demnach sein, dass die GDCh als die Quelle sachgerechter und kompetenter Information für Politik, öffentliche Verwaltung und Medien wahrgenommen wird. Wer, wenn nicht wir als ausgewiesene Fachgesellschaft, sollte sich kompetent Gehör verschaffen zu aktuellen, offensichtlich eher chemischen Herausforderungen? Davon gibt es eine ganze Reihe: Kunststoffabfälle und Recycling, Emissionsschutz und Schadstoffanalytik bis hin zu den breiten gesellschaftlich relevanten Themen wie Elektromobilität, CO2-Reduktion und -Nutzung sowie Klimawandel.
Hierfür muss unsere Kommunikation besser werden. Die Politik fordert aktuell, dass die Wissenschaftskommunikation einen größeren Stellenwert bei der Vergabe von Forschungsmitteln haben solle. Diese Forderung bereitet auf den ersten Blick vielleicht etwas Sorge. Manche dieser Outreach-Aktivitäten hinterlassen einen faden Beigeschmack, weil sie aufgesetzt sind und eher unfreiwillig als Zwang erfolgen. Wir sollten es vielmehr als Verpflichtung und Chance betrachten, den Steuerzahlern, aber auch der Politik in einer für sie angemessenen Sprache zu vermitteln, wofür die Gelder verwendet werden. Politische Entscheidungen sollten auf Basis gesicherter, wissenschaftlicher Erkenntnisse gefällt werden – nur müssen diese eben auch (überwiegend) für Laien verständlich sein. Beides ist oft nicht der Fall, ist aber unbedingt notwendig, um das Vertrauen in die Wissenschaft zu erhalten.
Aber wie stellen wir das an? Noch ein elektronischer Kanal, auf dem man die Zahl der Likes mit Zuspruch gleichsetzt, ist nicht zielführend. Vielmehr fängt es im Kleinen an, indem jeder und jede die Diskussion um die Wissenschaft als Ganzes und die Chemie im Besonderen selbst anstößt: im Familienkreis, bei Freunden, im Sportverein, in der Nachbarschaft. Im Großen ist das die GDCh, die als Anlaufstelle jeglicher mit der Chemie in Beziehung stehender Fragen wahrgenommen werden muss. Hierzu müssen wir uns mit qualitativ und quantitativ fundierten, für alle verständlichen Stellungnahmen weithin sichtbar machen. Die Sachkenntnis und Meinung all unserer Mitglieder ist also gefragt, und ich bitte um Ihre Mitarbeit.
Dem Anspruch, globaler Akteur zu sein, werden wir nur mit weiterer Internationalisierung und Werben auch um ausländische Mitglieder gerecht. Mehr Europa oder gar mehr Welt ist auch hier gefragt. Die Konkurrenz brauchen wir dabei nicht fürchten, denn die GDCh ist eine starke Marke. Ein wichtiger Schritt ist mehr Kommunikation auf Englisch. Wir werden unsere Identität dabei nicht verlieren, sondern vielmehr stärken: Let’s talk to each other.
Prof. Peter R. Schreiner, Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker 2020/21
Überprüfung Ihres Anmeldestatus ...
Wenn Sie ein registrierter Benutzer sind, zeigen wir in Kürze den vollständigen Artikel.