Bildung & Gesellschaft

<h2>Mehr Wissenschaftler aus dem Ausland</h2><p>Im Jahr 2014 arbeiteten 10 441 ausländische Wissenschaftler an mathematischen und naturwissenschaftlichen Fachbereichen deutscher Hochschulen (Abbildung). Das waren die beliebtesten Fächer bei Ausländern gefolgt von Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften. Insgesamt waren 84 700 ausländische Wissenschaftler in Deutschland tätig. Die Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr um 6 % gestiegen. 48 % waren als wissenschaftliche Mitarbeiter an deutschen Hochschulen und 10 % als Wissenschaftler an sonstigen Forschungseinrichtungen beschäftigt. 39 % ausländische Gastwissenschaftler kamen für Forschungsaufenthalte nach Deutschland und 3 % als Erasmus-Gastdozenten für Lehraufenthalte.</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/w8vHZWeSQWCDwNuamuQu"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Zahl der Forscher aus dem Ausland an Hochschulen in Deutschland. Nicht mitgezählt sind die Wissenschaftler an außeruniversitäten Forschungsinstitutionen. <named-content>Quelle: DAAD</named-content></figcaption></figure>
<p>Im selben Jahr forschten 43 000 deutsche Wissenschaftler im Ausland. Es wanderten 2 % der deutschen Wissenschaftler aus, ein Viertel von ihnen kehrte nicht wieder zurück. Der Deutsche Akademische Austauschdienst schätzt, dass mindestens zwei Drittel nach zwei bis fünf Jahren wieder heimkehren. SB</p><p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.wissenschaft-weltoffen.de/" target="_blank">www.wissenschaft-weltoffen.de/</a></ext-link></p><h2>Preis für biomedizinische Forschung</h2><p>Bis zum 15. Januar können sich Forscher unter 35 Jahren um den Eppendorf Award bewerben. Der Preis zeichnet Leistungen in der biomedizinischen Forschung aus, die auf molekularbiologischen Methoden basiert. Teilnahmebedingung ist eine Promotion sowie eine Tätigkeit in Europa. Die Auszeichnung ist mit 20 000 Euro dotiert. Der Gewinner darf seine Forschung in Nature veröffentlichen. SB</p><p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.eppendorf.com/award" target="_blank">www.eppendorf.com/award</a></ext-link></p><h2>Gemeinsames Labor</h2><p>Analytik Jena und die private Hochschule Fresenius haben in Idstein ein gemeinsames Anwendungslabor eingerichtet. Die Hochschule stellt an ihrem Standort die Infrastruktur, Analytik Jena finanzierte sechs Messgeräte, vor allem für die Wasser-, Umwelt-, und Lebensmittelanalytik. Für Analytik Jena nutzt die Einrichtung als Demonstrationslabor. Die Hochschule baut mit dem Labor die Analytik aus. HM</p><h2>Mehr Professorinnen</h2><p>In den vergangenen zehn Jahren hat der Anteil von Frauen unter Deutschlands Professoren stetig zugenommen. Während er 14 % im Jahr 2005 betrug, lag er 2015 bei 23 %. Die Gesamtzahl der Professoren und Professorinnen stieg im selben Zeitraum um 22 %. Damit erreichte die Zahl der Professorinnen im vergangenen Jahr mit rund 10 500 einen Höchststand. Den größten Frauenanteil gibt es mit 36 % bei den Geisteswissenschaften. In der Fächergruppe Mathematik, Naturwissenschaften lag er bei 17 %, in den Ingenieurwissenschaften bei 12 %.</p><p>Unter den Habilitanden betrug der Anteil von Frauen 28 % im Jahr 2015, zehn Jahre zuvor waren es 23 %. In Mathematik und Naturwissenschaften lag er im Vorjahr bei 27 %. Zum Zeitpunkt der Habilitation sind Frauen durchschnittlich 42 Jahre und Männer 41 Jahre alt. MS</p><h2>Preis für Vermittlung von Wissenschaft in der Öffentlichkeit</h2><p>Die deutsche Forschungsgemeinschaft schreibt den Communicator-Preis 2017 aus. Dieser zeichnet Leistungen aus, die den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit voranbringen. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Dezember. Als Preis gibt es 50 000 Euro. Bewerben können sich sowohl einzelne Wissenschaftler als auch Forschergruppen aus dem deutschsprachigen Raum. SB</p><p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.dfg.de/communicator-preis" target="_blank">www.dfg.de/communicator-preis</a></ext-link></p><h2>EU-Forschungsbudget für 2017</h2><p>Das Europäische Parlament hat ein Wissenschafts- und Forschungsbudget in Höhe von 800 Mio. Euro für das Jahr 2017 beschlossen. Erasmus Plus, ein Förderprogramm für Auslandsaufenthalte von Studenten, erhält 400 Mio. Euro. Genauso viel bekommt Horizon 2020. In diesem Programm geht das Geld zu gleichen Teilen an den Europäischen Forschungsrat, das Europäische Innovationsinstitut, das Programmelement zur Verbreitung von Exzellenz und Ausweitung der Beteiligung sowie die Förderung der weltweiten Zusammenarbeit. SB</p><p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.horizon2020.de" target="_blank">www.horizon2020.de</a></ext-link></p><h2>Weiterhin mehr Hochschulabsolventen</h2><p>Zum vierzehnten Mal in Folge stieg im Jahr 2015 die Zahl der Absolventen von Universitäten und Fachhochschulen. Insgesamt haben 481 588 Studenten in Deutschland ihr Studium abgeschlossen, 17 % davon in Mathematik und in den Naturwissenschaften. Das Statistische Bundesamt führt diesen Anstieg zum einen auf die zunehmende Zahl der Studienanfänger zurück. Zum anderen wirkt sich die Bachelor-Master-Reform aus: So erwerben Studenten schneller Bachelorabschlüsse und haben nach dem Masterabschluss zwei Hochschulabschlüsse. Diese Studenten zählen in der Statistik entsprechend doppelt. SB</p>

Meldung

Notizen

Mehr Wissenschaftler aus dem AuslandIm Jahr 2014 arbeiteten 10 441 ausländische Wissenschaftler an mathematischen und naturwissenschaftlichen Fachbereichen deutscher Hochschulen (Abbildung). Das waren die beliebtesten Fächer bei Ausländern gefolgt von Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften. I...

<p>Warum sich die Chemie so schwer tut, ihr materielles Erbe zu präsentieren, diskutierten die Nachrichten aus der Chemie mit dem britischen Chemiehistoriker Robert Anderson. Heraus kam ein Plädoyer für das klassische Museum.</p>
<p>Die materiellen Hinterlassenschaften der Chemie – etwa Laboreinrichtungen oder Messinstrumente – liefern Erkenntnisse, wie chemische Forschung funktionierte und in welchem kulturhistorischen Rahmen sie stattfand. Disziplinen wie Archäologie, Naturgeschichte, Ethnographie und Kunstgeschichte stellen in Museen und Schauen ihr Fach vor. Die Chemie tut sich damit deutlich schwerer. Einer, der sein ganzes Berufsleben versucht hat, die Hinterlassenschaften der Chemie adäquat zu präsentieren, ist Robert G. W. Anderson. Der 72-jährige britische Chemiehistoriker war von 1992 bis 2002 Direktor des British Museum, zuvor leitete er das National Museum of Scotland und kuratierte chemische Sammlungen am Royal Scottish Museum in Edinburgh und am Science Museum in London in der Abteilung Chemie. Als Interimspräsident steht er seit Ende Juli der US-amerikanischen Chemical Heritage Foundation vor.</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/xzFxfMtTcmQI4o2584S2"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Robert Anderson: „Es ist nicht primäre Aufgabe eines Wissenschaftsmuseums, Chemieunterricht zu erteilen.“</figcaption></figure>
<p>Letzteres ist allerdings noch nicht spruchreif, als wir uns in Rostock treffen, wo Anderson auf der Bunsen-Tagung den Paul-Bunge-Preis erhält. Dort zeigt sich Anderson in seinem Vortrag „Where has all the chemistry gone“ besorgt. Er diagnostiziert eine Krise der Chemie in den Wissenschaftsmuseen: „Das Problem ist, dass die großen Wissenschaftsmuseen im Vereinigten Königreich, in den USA, in Frankreich, in Deutschland gar nicht mehr den Anspruch haben, eine durchgehende und umfassende Ausstellungsidee zu realisieren.“ Sie zeigten vielleicht einzelne bedeutende Objekte, aber keine fundamentalen Serien von chemischen Ausstellungsstücken, „die das Fortschreiten der Wissenschaft von einem Konzept zu einem anderen nachvollziehbar machen.“</p><p>Ein paar Ausnahmen gebe es, insbesondere kleinere Museen, die sich auf spezielle Aspekte der Chemie konzentrieren, Anderson nennt sie „Boutique-Museen“. Auch die Chemical Heritage Foundation nimmt er von seiner Kritik aus. Deren Museum in Philadelphia komme dem Anspruch nahe, die Entwicklung der Chemie umfassend zu dokumentieren. Ihre Liste der „50 Instruments That Changed the World“, welche die Stiftung im Jahr 2004 erstellt hat und auf deren Basis die Sammlung auf- und ausgebaut werden sollte, hebt Anderson hervor: „Mittlerweile haben sie fast alles von der Liste sammeln können – und vieles davon wird im Museum ausgestellt.“</p><h2>Science Center und der Bildungsanspruch der Museen</h2><p>Allerdings ist die Zielgruppe des Museums der Chemical Heritage Foundation nicht unbedingt Otto-Normal-Museumsbesucher. Die Ausstellung richtet sich vor allem an ein fachlich geschultes Publikum, das schon eine Beziehung zur Chemie hat.</p><p>Doch ist es nicht auch Aufgabe der Museen, Bildung anzubieten? In den letzten Jahren entstanden zum Beispiel allerorts Science Center. Diese will Anderson jedoch strikt von Wissenschaftsmuseen getrennt wissen: „Ein Museum weist auf die Bedeutung der materiellen Kultur hin und verbindet durch seine Ausstellungsstücke die Vergangenheit mit einer Zeit, die annähernd die Gegenwart ist.“ Es zeige, dass die Dinge nicht einfach so, sondern in einem historischen Kontext geschehen.</p><p>Ein Science Center hat seiner Ansicht nach dagegen nur das Hier und Jetzt im Sinn. Richtig gemacht sei es zwar ein interessantes Lehrkonzept, häufig verkomme es aber zur Show und ende in Beliebigkeit.</p><p>Aber wollen nicht auch Museen ihre Besucher über die Chemie belehren? Für Anderson ist das ein fragwürdiger Ansatz, denn dies könne ein Museum nicht optimal. „Es gibt effektive Wege, um Chemie zu unterrichten. Didaktiker haben sie entwickelt, und Schulen sind der Ort, diese Methoden einzusetzen. Museen sind keine Schulen.“ betont er. Es sei vermessen zu glauben, dass beispielsweise ein Museum der schönen Künste dazu führt, dass Menschen besser malen können.</p><p>Außer Frage steht für Anderson aber, dass Museen den Menschen auch Vergnügen bereiten: „Museen sind eben keine Orte, an denen man drei Stunden lang hart arbeiten muss. Das Vergangene übt einen Reiz auf die Besucher aus. Menschen lieben es, die Gegenwart mit der Vergangenheit zu vergleichen.“</p><p>Aber offensichtlich interessieren sich doch weniger Menschen für alte Chemie als für alte Lokomotiven oder alte Meister? Das Argument will Anderson nicht stehen lassen: „Natürlich müssen wir realistisch sein. Wissenschaft ist schwierig. Und die moderne Wissenschaft ist sogar extrem schwierig – insbesondere für diejeingen, die nicht den fachlichen Hintergurnd haben.“ Trotzdem solle man die materielle Kultur, welche die Chemie geschaffen hat, nicht unterschätzen. „Laborgeräte und chemische Apparaturen entfalten eine eigene Form von Ästhetik, selbst wenn man den fachlichen Hintergrund nicht völlig versteht.“</p><p>Für Anderson ist es zudem ein Missverständnis zu glauben, dass Wissenschaftsmuseen zuvorderst auf die – echten oder vermeintlichen – Ansprüche einer möglichst breiten Besucherschaft auszulegen sind. Hauptaufgabe des klassischen Wissenschaftsmuseums ist für Anderson eine wissenschaftlich-fachliche: nämlich sammeln und ordnen. „Sammlungen anzulegen, ist etwas zutiefst Menschliches. Menschen möchten ihre materielle Umgebung im Kontext der Zeit begreifen. Und Museen schaffen eine Taxonomie.“ Viele Objekte würden erst dadurch verständlich, dass man sie mit anderen Objekten vergleicht.</p><p>Vielleicht wäre eine Zweiteilung der Aufgaben eine Lösung: Einige Museen begreifen sich als klassische wissenschaftliche Sammlungsmuseen und wenden sich an Fachleute und wissenschaftlich gebildete Menschen. Andere betonen als Science-Center-artige Einrichtungen den Spaßfaktor der Wissenschaft – für ein Publikum, das vorrangig auf Unterhaltung aus ist. Oder sie begreifen sich als Bildungseinrichtung, die eine Art Wissenschaftsunterricht leistet.</p><h2>Was sammeln?</h2><p>Chemische Sammlungen haben zudem ein weiteres Problem: Was ist überhaupt sammlungswürdig? „Das ist immer die Frage“, sagt Anderson, „deshalb ist es essenziell, dass Wissenschaftshistoriker über diese Frage entscheiden und nicht nur ausstellungsorganisatorische Aspekte diese Entscheidung beeinflussen.“ Ein typisches Problem für wissenschaftliche Sammlungen sei die Größe der Sammlungsgegenstände. „So viele Instrumente sind sehr groß und sehr schwer.“ Die Lagerkosten sind hoch, ganz zu schweigen von der Wartung und der Konservierung. Hier müssten die Museen nach Andersons Meinung besser zusammenarbeiten, momentan gebe es zu wenige Absprachen untereinander.</p><p>Ein Problem ist auch, dass Wissenschaftshistoriker sich vor allem mit schriftlichen Zeugnissen beschäftigen, sehr wenige schauen sich die materiellen Objekte an und machen diese zum Forschungsgegenstand. Dass sich das lohnen kann, erläutert Anderson an einem Objekt, mit dem ihn eine besondere Beziehung verbindet: einem frühen IR-Spektrometer aus den späten 1930er Jahren von Harold Thompson.</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/JeRHGwQuTO6vTtG7INwK"><figcaption><label>Abb. 2: </label>Infrarot-Spektrometer aus den 1930er Jahren. <named-content>Foto: Science Museum</named-content></figcaption></figure>
<p>Das Spektrometer diente dazu, deutschen Flugzeugtreibstoff zu untersuchen. Die Informationen gingen an das britische Militär. „Nichts wurde dazu veröffentlicht, aber das Spektrometer ist vorhanden und der Beweis“, sagt Anderson. „Ich habe Thompson in Oxford später selbst kennengelernt, er bewahrte das Spektrometer auf einem Regal in seinem Büro auf – offensichtlich hing er an dem Gerät.“ Als Anderson später für das Science Museum in London arbeitete, fragte er Thompson immer wieder, ob er das Spektrometer für das Museum bekommen könne. Nein, hieß es immer, aber schließlich sagte Thompson zu. „Ich habe das Gerät dann mit meinen eigenen Händen ins Museum getragen – bis heute ist es eines meiner Lieblingsobjekte.“</p><p>Mit Robert Anderson sprach Nachrichten-Chefredakteur Christian Remenyi.</p><h2>Chemieausstellung im Deutschen Museum</h2><p>Mit 50 000 m<sup>2</sup> Ausstellungsfläche und etwa 100 000 Objekten ist das Deutsche Museum in München eines der größten naturwissenschaftlich-technischen Museen der Welt. Derzeit finden die umfangreichsten Modernisierungsarbeiten seit Eröffnung des Hauptgebäudes im Jahr 1925 statt.</p><p>Wegen der Umbauarbeiten schloss die Chemieausstellung im Jahr 2009. Die Dauerausstellung behandelte grundlegende Themen der Chemie, wie „Atom und Molekül“ oder „Analyse und Synthese“.</p><p>Auf 1000 m<sup>2</sup> Ausstellungsfläche soll die neukonzipierte Chemieausstellung im Jahr 2019 eröffnen. Ein Team aus Museumsmitarbeitern, der GDCh, dem Verband der Chemischen Industrie sowie Hochschulen und Industrie entwickelte das neue Konzept: Es sollden Besucher in seiner Lebenswelt abholen und ihm die chemischen Phänomene vorstellen, die ihn umgeben. Ein Grundlagenbereich soll den Besuchern chemische Prinzipien verständlich machen. Eine Periodensystem-Vitrine, welche die nahezu vollständige Sammlung an chemischen Elementen des Museums zeigt, gehört zu den Prunkstücken der Ausstellung. Kernstück der Ausstellung 2019 soll ein Hörsaal für Experimentalvorträge sowie ein neues Experimentierlabor werden, das den Besuchern die Möglichkeit bietet, Chemie selbst zu erleben und auszuprobieren. Historische und moderne Exponate sowie interaktive Demonstrationen sollen dem Besucher Themen wie „Analytik“ oder „Ernährung“ nahebringen.</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/TpaBD6OESj52lCjWWLxP"><figcaption><label>Abb. 3: </label>Deutsches Museum in München: Hier soll ab 2019 die Chemieausstellung zu sehen sein. <named-content>Foto: Deutsches Museum</named-content></figcaption></figure>
<p>Die Sonderausstellung „Chemie in Freizeit und Sport“, die bis Januar dieses Jahres geöffnet war, war ein Testlauf für das neue interaktive Konzept. Die dafür eingerichtete Sonderausstellungsfläche „Zentrum Neue Technologien“ bleibt Teil der folgenden Dauerausstellung.</p><p>Helene Märzhäuser</p>

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