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Der Einzelhandelsumsatz mit Schönheits- und Haushaltspflegeprodukten in Deutschland stieg im Jahr 2024 um etwa 4 % auf 34,6 Mrd. Euro. Im Inland setzten die Unternehmen dem Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel zufolge 22,6 Mrd. Euro um (+7 %). Sie exportierten für 5,7 Mrd. Euro, 3 % weniger als im Vorjahr. Im Inland stiegen Kosmetikaumsätze insgesamt um 7 % auf 16,9 Mrd. Euro, dazu gehören dekorative Kosmetik wie Lippenstifte und Wimperntusche (+10 %) sowie Zahnpflegemittel (+9 %, Grafik). Bei Haushaltspflegemitteln (+7,5 %) setzten die Unternehmen mit Weichspülern 22,4 % (0,4 Mrd. Euro), mit Universal- und Colorwaschmittel 10 % mehr um (1,4 Mrd. Euro).<img alt="image" src="https://eu-central-1.graphassets.com/Aype6X9u2QGewIgZKbFflz/cm8wkcsar4jay07tdhrkblsss">Quelle: IKW

Meldung

Mehr Wasch- und Pflegemittel

Der Einzelhandelsumsatz mit Schönheits- und Haushaltspflegeprodukten in Deutschland stieg im Jahr 2024 um etwa 4 % auf 34,6 Mrd. Euro. Im Inland setzten die Unternehmen dem Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel zufolge 22,6 Mrd. Euro um (+7 %). Sie exportierten für 5,7 Mrd. Euro, 3 % wen...

Manche jagen den schillerndsten Edelstein, andere suchen nach einem Mineral, das ihre Malaise lindert. Sammelfieber und Parawissenschaft bei den D&uuml;sseldorfer Mineralientagen.
Kristalle sind eine wunderbare Sache. So manch einer d&uuml;rfte sich noch an Freudenschreie im Labor erinnern, nachdem Mutter Natur der Metallorganik-Doktorandin &uuml;ber Nacht eine Handvoll N&auml;delchen in den Kolben gezaubert hat. Ab damit in die Kristallstrukturanalyse.
<h2 type="main">Mineralien aller L&auml;nder</h2>
Ortswechsel: D&uuml;sseldorf, Classic Remise. Wer ein Faible f&uuml;r Kristallines hat, den werden w&auml;hrend der Mineralientage knapp 50 Aussteller begl&uuml;cken. Die Tische biegen sich vor Quarzen aus Rum&auml;nien, Pyrit aus &Ouml;sterreich und Rubinen aus Tansania. In Kisten und K&auml;stchen finden wir Amethysten aus Uruguay, Fluorit aus Cumberland, Mimetesit aus Namibia und Turmalin aus Madagaskar (Abbildung links). Spezialbeleuchtung l&auml;sst die Steine funkeln; ein H&auml;ndler lagert seine St&uuml;cke sogar unter Wasser &ndash; so k&auml;men die Farben besser zur Geltung, sagt er. Die Preise variieren. F&uuml;r zwei Euro bekommen wir etwas f&uuml;r den Setzkasten: einen kleinen Bluteisenstein. Wer f&uuml;nf bis zehn Euro &uuml;ber den Tresen reicht, kann sich einen etwa vier Zentimeter gro&szlig;en treppchenf&ouml;rmigen Bismut-Kristall mit regenbogenbunter Oxidationsschicht in ein Papiert&uuml;tchen wickeln lassen. F&uuml;r eine staubsaugergro&szlig;e Amethyst-Druse, also einen amethystgef&uuml;llten Hohlraum in einem aufgeschnittenen Gesteinsbrocken, muss man dem H&auml;ndler ein paar tausend Euro in die Hand z&auml;hlen. Wer es spannend mag, kann sich ab zehn Euro unge&ouml;ffnete Steine mit Hohlr&auml;umen (Geoden) g&ouml;nnen, die potenziell mit Kristallen gef&uuml;llt sind &ndash; &bdquo;&Uuml;berraschungseier&ldquo; nennt sie ein Messebesucher. Knacken lassen sie sich mit einer armgro&szlig;en Spezialzange (Abbildung rechts).
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<figcaption><label>Abb.1: </label>Auswahl an Edelsteinen, die H&auml;ndler bei den D&uuml;sseldorfer Mineralientagen im Angebot haben. Fotos: Stefan Albus</figcaption>
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<figcaption><label>Abb.2: </label>Ein H&auml;ndler verkauft Steine mit kristallgef&uuml;llten Hohlr&auml;umen (Geoden, oben). Er &ouml;ffnet die bei Verkauf noch geschlossenen Steine mit einer Spezialzange (unten).</figcaption>
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<h2 type="main">Volle Hallen und H&auml;user</h2>
Wer interessiert sich f&uuml;r sowas? Wir fragen einen hochgewachsenen Mann mit Hut. Er ist Sammler und sucht nach neuen St&uuml;cken. 900 hat er schon. So viele? &bdquo;Das ist wenig. Es gibt Leute, die haben &uuml;ber 50 000.&ldquo; &bdquo;Manche haben ganze Lagerhallen voll&ldquo;, erkl&auml;rt ein H&auml;ndler.
Ein Herr hinter einem anderen Stand antwortet zun&auml;chst gar nicht auf die Frage, warum er hier ist &ndash; dann z&uuml;ckt er sein Smartphone und &ouml;ffnet eine &Uuml;bersetzungs-App. Auf dem Display steht: Ich komme aus Tadschikistan und m&ouml;chte hier Spinelle verkaufen.
Eine junge Sammlerin interessiert sich f&uuml;r Kaktusquarze und zeigt uns einige ihrer stacheligen Lieblingsst&uuml;cke auf ihrem Handy. Zwei Damen erz&auml;hlen, dass sie in jedem Raum ihres Hauses Kristalle stehen haben. &bdquo;Angefangen hat das mit acht Jahren&ldquo;, berichtet eine der beiden, die andere nickt. Acht, neun Jahre, das ist ein Startalter, das hier auch andere Sammler angeben. 800 St&uuml;ck seien es mittlerweile geworden, erz&auml;hlt die Frau weiter. Gut, irgendwann sei man schon etwas &uuml;bers&auml;ttigt. Trotzdem geht die Frau weiter auf Messen wie diese &ndash; &bdquo;vielleicht f&uuml;hle ich mich ja von irgendetwas angezogen.&ldquo;
<h2 type="main">Sammeln oder jagen</h2>
&bdquo;Es gibt so viele, die irgendwas sammeln&ldquo;, sagt ein H&auml;ndler. &bdquo;Am Ende ist es fast egal, was. Briefmarken, M&uuml;nzen &hellip; Es ist der Jagdinstinkt. Man m&ouml;chte immer noch sch&ouml;nere St&uuml;cke finden.&ldquo; Und sich mit anderen Sammlern vergleichen.
Wir sprechen mit der Organisatorin der D&uuml;sseldorfer Mineralientage, Ria Mayer. Ihre Kunden seien in erster Linie Sammler, erkl&auml;rt sie. Allerdings seien das eher &auml;ltere Menschen &ndash; und die w&uuml;rden allm&auml;hlich weniger. Junge Leute sammelten heute lieber andere Dinge &ndash; da fallen uns gleich Pok&eacute;mon ein. Aber tats&auml;chlich k&auml;men zwischen f&uuml;nf und zehn Prozent der Leute aus dem Esoterik-Lager (anderswo gehen die Sch&auml;tzungen bis zu einem Viertel).
<h2 type="main">Das Wohlbefinden st&auml;rken</h2>
Eine &auml;ltere Dame erz&auml;hlt: Ihre Enkel waren drauf und dran, auf die schiefe Bahn zu geraten. Eigentlich glaube sie an sowas nicht, sagt sie, aber sie habe ihnen dann Heilsteine geschenkt &ndash; und die Jungs h&auml;tten sich gefangen. Und vorhin h&auml;tte sie einen Meteoriten gestreichelt. Da w&auml;re etwas mit ihr passiert. Uns empfiehlt sie einen Labradorit, Wikipedia zufolge ein Ger&uuml;stsilikat der Zusammensetzung (Ca,Na)Al(Si,Al)3O8.
An einem der Nachbarst&auml;nde schauen wir uns dieses Mineral einmal n&auml;her an. Labradorit st&auml;rke die Intuition und helfe, mit h&ouml;heren Bewusstseinsebenen in Verbindung zu treten, erfahren wir vom H&auml;ndler. In uns ver&auml;ndert sich nichts &ndash; vielleicht weil wir nicht auf der schiefen Bahn sind. Ein paar Meter weiter entdecken wir einen Meteoriten. Wir ber&uuml;hren ihn. Au&szlig;er der scharfen Ansage des H&auml;ndlers (&bdquo;Nicht anfassen!&ldquo;) bleibt ebenfalls alles wie gehabt.
Wir finden zudem Amazonit (K[AlSi3O8]) mit kleinen Bleibeimengungen &ndash; f&uuml;r Selbstvertrauen und Stressbew&auml;ltigung &ndash; und Apatit. Das ist eine Sammelbezeichnung f&uuml;r Minerale der Zusammensetzung Ca5[F,Cl,OH)I(PO4)3]: gut f&uuml;r Kommunikation und Stoffwechsel sowie geistige Klarheit beim Meditieren.
Und unser Bluteisenstein? &bdquo;Der bewirkt, dass es mir jetzt besser geht, weil Sie den bezahlt haben&ldquo;, sagt der H&auml;ndler, bei dem wir ihn erworben haben. Aber auch er best&auml;tigt: Um die zehn Prozent seiner Kunden k&auml;men aus der Esoterik-Ecke.
&bdquo;Wogegen hilft denn der hier?&ldquo;, fragen wir an einem anderen Stand. Wir zeigen auf eine kleine Kunststoffwanne mit Anh&auml;ngern aus gr&uuml;nblauem Chrysokoll (Cu4H4[(OH)8ISi4O10] &middot; n H2O) und halten einen davon hoch (Abbildung S. 32). &bdquo;Der ist gut f&uuml;r den Kreislauf&ldquo;, sagt der H&auml;ndler. Wir greifen zu, kann nicht schaden. Zuhause kommt heraus: hilft gegen Stress, seelische Verletzungen und gibt Kraft w&auml;hrend der Schwangerschaft. Egal, auch gut.
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<figcaption><label>Abb.3: </label>Anh&auml;nger aus gr&uuml;nblauem Chrysokoll (Cu4H4[(OH)8ISi4O10] &middot; n H2O).</figcaption>
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Armut scheint es in der Szene nicht zu geben. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) schrieb im Juli des Jahres 2024: &bdquo;Schon seit Jahren boomt der Markt f&uuml;r Esoterikprodukte, zu denen auch Heilsteine geh&ouml;ren. Sch&auml;tzungen zufolge setzt die gesamte Branche in Deutschland zwischen 20 und 30 Milliarden Euro j&auml;hrlich um.&ldquo;
Beim Onlineversandh&auml;ndler Amazon findet man zahllose B&uuml;cher zum Thema: &bdquo;Steine und ihre Wirkungen&ldquo;, &bdquo;Reinigen, Aufladen, Sch&uuml;tzen&ldquo; oder &bdquo;Die Kraft der Steine&ldquo;. Gl&uuml;ck, Wohlstand, Lebensfreude &ndash; alles m&ouml;glich mit Mineralien. Wer &bdquo;Heilsteine&ldquo; googelt, findet Fantastilliarden Anh&auml;ngerchen, Armb&auml;nder, Chakra-Sets und glatt geschliffene runde Steine f&uuml;r die heimische Wasserkaraffe. Die katholische Kr&auml;uter-Heilige Hildegard von Bingen soll schon vor fast einem Jahrtausend zu Steinen gegriffen haben, etwa um Zorn zu b&auml;ndigen oder Rheuma zu kurieren.
<h2 type="main">Zwischen Aberglaube und Wissenschaft</h2>
Wie geht man damit als Naturwissenschaftler um? Die den Steinen zugeschriebenen Wirkungen lassen sich wohl kaum &uuml;ber Kristallstrukturanalyse nachweisen.
M&ouml;glicherweise ist das ein typischer Fall von &bdquo;falsch, aber nicht dumm&ldquo;, wie Physikerin Sabine Hossenfelder auf YouTube die Theorie der Flacherdler beschreibt. Beispiel Bergkristalle (Quarz, SiO2): Sie b&uuml;ndeln Pseudoexperten zufolge Erd- und Wasserstrahlen zu positiver Energie und reinigen Geist und Seele. Wer einen wasserklaren Bergkristall tr&uuml;ge, f&auml;lle auch klare Entscheidungen. Eine naheliegende &Uuml;bertragung. Doppelender, das sind Bergkristalle mit zwei Spitzen, gelten als der Rolls Royce unter den Heilsteinen: Sie lassen Energie in zwei Richtungen flie&szlig;en und wirken ausgleichend &ndash; sinnbildlich.
Selenit (Gipskristall, CaSO4 &middot; 2 H2O), benannt nach der Mondg&ouml;ttin Selene, soll St&ouml;rungen und Ablenkungen von au&szlig;en abschirmen sowie Spannungen abbauen; Selenit-Massagesteine sollen helfen, sich zur&uuml;ckzuziehen und zur Ruhe zu kommen. Vielleicht kam man darauf, weil schon die R&ouml;mer aus Selenit Fensterglas hergestellt haben. Auch Marienbildnisse wurden sp&auml;ter oft hinter dem &bdquo;Frauenglas&ldquo; aufbewahrt.
Hinter Heilstein-Esoterik steckt also eine &auml;hnliche Vor-Forschung, wie sie Alchemisten betrieben: Gold stand f&uuml;r die Sonne, Silber f&uuml;r den Mond und Eisen f&uuml;r den Mars. Innere Eigenschaften zuschreiben aufgrund des Aussehens eines Objekts &ndash; warum nicht? Wenn es keine anderen Anhaltspunkte gibt, sind solche Hypothesen nachvollziehbar. Bis die Forschung einen irgendwann darauf bringt, dass der Hase anders l&auml;uft. So bildeten sich aus der Alchemie die Chemie und Pharmakologie heraus.
<h2 type="main">Aufh&uuml;bschen statt nachweisen</h2>
Esoteriker machen heute nicht viel anders als Naturphilosophen damals, nur dass sie ein paar Jahrhunderte Forschung ignorieren. Aber ein Studium zu Heilsteinen gibt es nicht, und der Placeboeffekt spielt ihnen in die H&auml;nde.
Nikil Mukerji leitet das Zentrum f&uuml;r Wissenschaft und kritisches Denken der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP). Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, wissenschaftliches Denken zu f&ouml;rdern und Wissenschaft von Parawissenschaft abzugrenzen. Mukerji findet Heilsteine kulturell und historisch interessant: &bdquo;Die Nutzung von Kristallen und Steinen zu medizinischen Zwecken geht weit in der Geschichte zur&uuml;ck. Traditionen aus dem alten &Auml;gypten, der griechischen Antike, dem indischen Subkontinent, tibetischen und indigenen Kulturen sowie aus nord- und mitteleurop&auml;ischen heidnischen Praktiken haben alle dazu beigetragen.&ldquo; Es gebe aber keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass Heilsteine &uuml;ber einen messbaren therapeutischen Effekt verf&uuml;gten. Vieles sei mit den Jahren aufgeh&uuml;bscht worden &ndash; oder sogar erfunden. Edzard Ernst vom GWUP-Wissenschaftsrat h&auml;lt fest, dass die Annahmen hinter Kristallheilkunde auf unplausiblen Hypothesen basieren, die weder durch Naturgesetze noch Empirie fundiert seien.
<h2 type="main">Bedenklich oder nicht</h2>
Hildegard von Bingen? &bdquo;Muss man kritisch sehen&ldquo;, meint Mukerji. &bdquo;Sie wird h&auml;ufig als Vorreiterin in der Verwendung von Heilsteinen genannt. Es gibt jedoch keine eindeutigen Belege in ihren Originalschriften, die ein systematisches &bdquo;Steinheilungskonzept&ldquo; best&auml;tigen. Vielmehr handelt es sich um sp&auml;tere Zuschreibungen und Interpretationen.&ldquo;
Das RND geht mit der Branche h&auml;rter ins Gericht: Die &bdquo;Wirkung von Edelsteinen&ldquo;, die sich Fans mit Schwingungen und Energien erkl&auml;ren, die von den Steinen auf den menschlichen K&ouml;rper &uuml;bergehen sollen, &bdquo;kann wissenschaftlich ausgeschlossen werden.&ldquo; Immerhin: Die meisten Steine seien unbedenklich. Aber wer deshalb zum Beispiel auf eine Krebsbehandlung verzichte, der zahle am Ende drauf &ndash; wom&ouml;glich mit seinem Leben.
Also in die Tonne damit? Wir erinnern uns an die beiden Sammlerinnen, denen wir zu Beginn begegnet sind. Auch die hatten wir nach der Wirkung von Heilsteinen gefragt. &bdquo;Man sollte das nicht so verkopft sehen&ldquo;, sagt die eine Dame. Die andere: &bdquo;Wir glauben da nicht dran. Aber warum soll man nicht offen sein f&uuml;r alles? Das sind nette Leute hier. Die Mischung macht&rsquo;s.&ldquo;
<h2 type="main">Der Autor</h2>
Der promovierte Chemiker Stefan Albus arbeitet seit dem Jahr 1997 als Wissenschafts- und Fachjournalist f&uuml;r gro&szlig;e und kleine Unternehmen der Kunststoffbranche sowie etliche Fachmedien. Zudem ist er als K&uuml;nstler t&auml;tig.

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