Journal

<h2>Ein Schwarm für Pferdemist</h2>
Dieter Hildebrandt fängt gerade damit an und hat gute Chancen. Weil er schon berühmt ist. Auch Oliver Kalkofe ist dabei und natürlich Saskia Oldenburg mit ihren Pferdeäpfeln. Saskia Oldenburg? Und wo dabei? Crowdfunding heißt das Stichwort, Mikrofinanzierung via Internet [diese Nachr. S. 9]. Die entsprechenden Geldsammelstellen gibt es auch für wissenschaftliche Projekte. Dazu finden Interessenten Interessantes (oder weniger Interessantes) international auf Seiten wie <a href="https://scistarter.com" target="_blank">scistarter.com</a>, <a href="https://citizenscience.org" target="_blank">citizenscience.org</a> und, der Name zeigt das schon, auf der deutschen Seite <a href="https://sciencestarter.de" target="_blank">sciencestarter.de</a>. Sciencestarter ist als Projekt von Wissenschaft im Dialog eine “deutschsprachige Crowdfunding-Platform”. Auf ihr können “Forscher, Studenten und Wissenschaftskommunikatoren ihre Projekte durch viele einzelne Personen finanzieren lassen”.
Das klingt gut, die Realität sieht heute, am 17. Dezember 2012 allerdings anders aus: Der Immunologe Dr. Christian Stern wird mit Geld aus der Crowd acht Labors in der Welt besuchen und darüber jeweils einen Film drehen. Dafür will er 2000 Euro crowdfunden, 815 Euro hat er schon und ist damit Top.
Mein Geld erhielte Dr. Bernd Werse von der Uni Frankfurt für die 7000 Euro teure Auswertung seines Projektes “Die sozialwissenschaftliche Erforschung des (illegalen) Anbaus von Cannabis in unterschiedlichen Ländern der Erde.” Werse will aber mit dem Geld auch dafür sorgen, dass “die Erkenntnisse in Massenmedien auftauchen”. Das dürfte nicht schwer sein. Wer also “eine vorurteilsfreie Betrachtung über Personen, die Hanf anbauen, unterstützen will”, kann mitmachen bei diesem Crowdfunding, das bereits 100 Fans, 13 Unterstützer und 215 Euro eingespielt hat und bis Ende Januar läuft.
Wer sich dagegen für Tiere und Pflanzen begeistert, der kann bei Saskia Oldenburg mit 500 Euro dabei sein. Mit dieser bescheidenen Summe unterstützt der edle Spender “die Entwicklung eines Aufbereitungskonzeptes für Pferdemist” und erhält dafür noch “das unvergessliche Andenken an eine großzügige Spende”: Pferdemist, als Briefbeschwerer in Acryl gegossen.
Fast alle Beispiele zeigen: Noch wird in Europa beim Crowdfunding nur punkten, wer wie Hildebrandt und Kalkofe schon berühmt ist. Ansonsten ist es eher ein mühsames Geschäft, das bei uns bislang in publikumsnahen Sparten (Film, TV) funktioniert.
In den USA gilt Crowdfunding auch für Wissenschaftler als seriöse Finanzierungsmethode: Ethan Perstein vom Lewis-Sigler Institute for Integrative Genomics der Princeton Universität und David Sulzer, Columbia Universität, kennen sie: <a href="http://delivr.com/1lj0z" target="_blank">http://delivr.com/1lj0z</a>. Die beiden sammeln für ein Amphetaminlabor (und sollten sich vielleicht mit Bernd Werse zusammen tun). Internetplattformen wie <a href="https://rockethub.com" target="_blank">rockethub.com</a> (“The world's crowdfunding machine”), <a href="https://petridish.org" target="_blank">petridish.org</a> oder <a href="https://iamscientist.com" target="_blank">iamscientist.com</a> haben schon Millionen Dollar aus dem Schwarm gezogen.
Zum Schluss etwas ohne Schwarmintelligenz aus der Welt: Da brannte es in einer Düngemittelfabrik in Krefeld. Es gab den üblichen ungefährlichen Rauch und Experten des Landesumweltamts kamen mit Spezialfahrzeugen, um mit einem Rasterelektronenmikroskop die Gase zu analysieren.
Hätten Sie's gewusst? Ernst Guggolz

Interskriptum

Ein Schwarm für Pferdemist Dieter Hildebrandt fängt gerade damit an und hat gute Chancen. Weil er schon berühmt ist. Auch Oliver Kalkofe ist dabei und natürlich Saskia Oldenburg mit ihren Pferdeäpfeln. Saskia Oldenburg? Und wo dabei? Crowdfunding heißt das Stichwort, Mikrofinanzierung via Interne...

Ehrungen
Ingo Barth, Dr., Max-Born-Inst. der FU Berlin: Nachwuchswissenschaftler des Jahres des Karriereportals Academics. de. Die Auszeichnung ist mit 2000 Euro dotiert.
Matthias Beller, Prof. Dr., Dir. des Inst. für Katalyseforschung, Rostock: Karl-Ziegler-Gastprofessur am MPI für Kohlenforschung, Mülheim.
Christian Blaszkewicz, Dortmund, Steffen Hartung, Ulm, Julia Wagner, Düsseldorf: Studienpreis für Wirtschaftschemie der GDCh-Sektion Vereinigung für Chemie und Wirtschaft für ihre Studienleistungen in der Wirtschaftschemie.
Wolfgang Domcke, Lehrstuhl für Theoret. Chemie der TU München: Ehrendoktorwürde der Fak. für Mathematik und Physik der Univ. Prag.
Joachim Groß, Prof. Dr., Univ. Stuttgart: Dechema-Preis der Max-Buchner-Forschungsstiftung für seine Forschungsarbeiten zur Thermodynamik von Gemischen. Die Auszeichnung ist mit 20 000 Euro dotiert.
Gisela Lück, Prof. Dr., Lehrstuhl für Chemiedidaktik der Univ. Bielefeld: Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement in der frühkindl. Erziehung.
Wilfried Müller, Prof. Dr., früher Rektor der Univ. Bremen: Hochschulmanager des Jahres 2012.
Ralph Nuzzo, Prof. Dr., Dept. of Chemistry der Univ. of Illinois, Urbana/IL, USA: Alexander-von-Humboldt-Prof. Nuzzo soll künftig an der Univ. Heidelberg forschen.
Antje Potthast, Prof. Dr., Leiterin der Arbeitsgruppe Biopolymeranalytik am Dept. für Chemie der Univ. für Bodenkultur Wien: Hayashi Jisuke International Cellulose Award für ihre Arbeiten zur Analytik von Polysacchariden, insbes. Cellulose, und deren Anwendung in der konservatorischen Praxis. Der Preis ist mit 2500 USD dotiert.
Markus Walter Ribbe, Prof. Dr., Univ. of California, Irvine/CA, USA: Alexander-von-Humboldt-Prof. Ribbe soll an der TU Braunschweig forschen.
Thomas Rippel, Organic Standard, Zürich: 1. Platz und Audience Award (1000 Euro + Ipad) des Falling Walls Lab Berlin 2012 für seinen Vortrag “Breaking the Wall of Sustainable Farming”; Quirin Kainz, Inst. für Org. Chemie der Univ. Regensburg: 2. Platz (750 Euro) für seinen Vortag “Breaking the Wall of Contamination”; Mai-Thi Nguyen-Kim, Lehrstuhl für Makromolek. Chemie und Oberflächen der RWTH Aachen: 3. Platz (500 Euro) für ihren Vortrag: “Breaking the Wall of Human Cell”.
Susanne Röhrig, Dr., Bayer Healthcare: Meyer-Galow-Preis für Wirtschaftschemie für ihren Beitrag bei der Entdeckung und Entwicklung des Gerinnungshemmers Rivaroxaban. Die Auszeichnung ist mit 10 000 Euro dotiert.
Ulrich Wagner, Prof. Dr.-Ing., Lehrstuhl für Energiewirtschaft und Anwendungstechnik der TU München und Mitgl. des Vorst. für die Forschungsbereiche Energie und Verkehr im DLR: Pro meritis scientiae et litterarum für seine Verdienst in der Energieforschung um den Freistaat Bayern.
Karriere


<h2>Hochschule und Forschungsinstitute</h2>
Eric Pieter Achterberg, Prof. Dr., Univ. of Southampton/UK, erhielt einen Ruf auf eine W3-Professur für Meereschemie an der Univ. Kiel/Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, Kiel.
Julien Bachmann, Jun.-Prof. PhD., Univ. Erlangen-Nürnberg, wurde zum W2-Prof. für allg. und anorg. Chemie ernannt.
Robert Luxenhofer, Dr., Habilitand an der TU Dresden, hat den Ruf auf eine Stiftungsprofessur des Süddeutschen Kunststoffzentrums für Polymere Funktionswerkstoffe (W2) an die Univ. Würzburg angenommen. Robert Luxenhofer studierte — mit Forschungsaufenthalten in Sydney und New York — von 1998 bis 2004 Chemie an der TU München und promovierte dort bei Rainer Jordan im Jahr 2007 mit einer Arbeit über funktionelle Poly(2-oxazoline) für die Radionuklidtherapie. Nach einem Postdocaufenthalt bei Alexander V. Kabanov am Univ. of Nebraska Medical Center, Omaha/NE, USA ging er 2009 als Kaust Research Fellow an die TU Dresden. Dort begann er die Arbeiten zu seiner Habilitation bei Rainer Jordan. Seine Forschungsgebiete sind definierte und funktionelle Polymere, insbes. Pseudo-Polypeptide, ihre Wechselwirkungen mit biolog. Systemen und ihre Anwendung als polymere Therapeutika.
Gertrud Morlock, Prof. Dr., Univ. Gießen, erhielt einen Ruf auf eine W3-Professur für analyt. Lebensmittelchemie an der Univ. Stuttgart.
Oliver Reiser, Prof. Dr., Inst. für Org. Chemie der Univ. Regensburg, hat den Ruf auf eine W3-Professur für org. Chemie an der Univ. Göttingen abgelehnt.


<h2>Wirtschaft, Behörden, Verbände</h2>
Liam Condon wurde zum Vorstandsvorsitzender von Bayer Cropscience ernannt.
Rainer Diercks, Prof. Dr., BASF, Ludwigshafen ist neuer Vors. der Dechema, Frankfurt.
Frank Schöning übernahm die Geschäftsführung von Bayer Vital sowie die Leitung der Division Pharmaceuticals, Leverkusen (Nachf. Liam Condon).
Thomas Weber, Dr., Managing Director BASF Future Business, wurde zum Direktor der Abt. Hochschulbeziehungen und Forschungsplanung der BASF, Ludwigshafen, ernannt (Nachf. Dieter Jahn, Prof. Dr.).
Das neue Kuratorium der Nachrichten aus der Chemie
Der GDCh-Vorstand hat die folgenden Mitglieder für die Amtszeit 2013 bis 2015 in das Kuratorium der Nachrichten aus der Chemie neu berufen:
Holger Bengs, Jahrgang 1963, ist Gründer und Geschäftsführer der BCNP Consultants in Frankfurt. Der Diplom-Chemiker studierte mit Schwerpunkt Polymerchemie (Hannover, Mainz) und absolvierte ein Zusatzstudium für Betriebswirtschaft (Hagen). Bengs war Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Biotech Media, Mitherausgeber des Magazins Going Public und des Venture Capital Magazins sowie des Going Public TV. Davor war er sieben Jahre bei Hoechst und Aventis, u. a. vier Jahre als Projektleiter Biokatalyse. Er ist Autor sowie Herausgeber der Bücher “Mit Biotechnologie zum Börsenerfolg” und “Investieren in Biotechnologie — simplified”. Er ist Akkreditierter Akquisitions- und Betreuungscoach des High-Tech-Gründerfonds (HTGF), qualifizierter Consultant bei der KfW-Beraterbörse und Vortragender an der European Business School in Oestrich-Winkel im Marketing für Biotech-Unternehmen. Bengs ist Mitglied im Kuratorium der Zeitschrift Chemie-Ingenieur-Technik und Leiter des GDCh-Kurses “Als Chemiestudent ins Unternehmertum”.
Max Holthausen ist W3-Professor am Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Univ. Frankfurt. Er studierte Chemie in Göttingen und promovierte im Jahr 1996 an der TU Berlin bei Wolfram Koch. 1996/97 war er Postdoktorand an der Emory Univ. Atlanta/GE, USA, bei Keiji Morokuma und 1997/98 an der Univ. Zürich bei Walther Thiel. Er begann seine Habilitation in den Jahren 1999 bis 2001 an der HU Berlin und schloss sie 2001 bis 2005 an der Univ. Marburg ab. Ab dem Jahr 2003 Vertretungsprofessor an der Univ. Frankfurt wurde er schließlich im Jahr 2005 dort zum W3-Professor ernannt. Sein Hauptforschungsgebiet ist die Computational Chemistry mit einem Fokus auf Quantenchemie. Seine Arbeitsgruppe nutzt Ab-initio- und DFT-Methoden, um Reaktionsmechanismen aufzuklären und um die Struktur und spektroskopischen Eigenschaften von Molekülen mit ungewöhnlichen elektronischen und magnetischen Eigenschaften zu verstehen. Seine Forschungsinteressen umfassen unter anderem die bioanorganische Chemie, die homogene Katalyse, Materialwissenschaften und die Gasphasenchemie.
Andreas Marx ist seit dem Jahr 2004 Lehrstuhlinhaber für org. Chemie/zelluläre Chem. am FB Chemie der Univ. Konstanz. Andreas Marx wurde 1968 in Lübeck geboren und begann 1988 sein Chemiestudium an der Univ. Freiburg. Nach einer Station an der Univ. of Sussex, UK, erhielt er 1994 das Diplom in Chemie an der Univ. Bochum. Im Anschluss wechselte Andreas Marx an die Univ. Basel, wo er 1997 seine Promotion mit summa cum laude abschloss. Nach einen Postdoktorat an der Nagoya Univ., Japan, wechselte er Ende 1999 an die Univ. Bonn. Hier habilitierte er sich 2003 in organischer Chemie und Biochemie. Die Forschungsschwerpunkte von Andreas Marx liegen in der chem. Biologie von Biomakromolekülen wie Nukleinsäuren und Proteine. Seit 2007 ist er Sprecher der in der Exzellenzinitiative geförderten Konstanzer Graduiertenschule Chem. Biologie und seit 2012 stellv. Sprecher des SFB 969: Chemical and Biological Principles of Cellular Proteostasis. Seit 2010 ist er als Prorektor zuständig für Forschung und den wiss. Nachwuchs an der Univ. Konstanz.
Jörn Müller, geb. 1936, hat an der TU Berlin und an der LMU München Chemie studiert und bei Ernst Otto Fischer im Jahr 1964 promoviert. Nach einem Postdoc-Aufenthalt in Lüttich (Einarbeitung in die Massenspektrometrie) habilitierte er sich im Jahr 1969 an der TU München. 1975 wurde er auf einen Lehrstuhl für analyt. Chemie an der TU Berlin berufen. Hauptarbeitsgebiete: Organometallchemie zahlreicher Übergangselemente mit unterschiedlichen Liganden und systematische massenspektroskopische Studien an Metallkomplexen. Die Lehre war der Analytik in großer Breite gewidmet. Nach der Emeritierung im Jahr 2004 ist er weiterhin an der TU Berlin tätig. Für die Sektion Seniorexperten Chemie koordiniert er die Beiträge “Pro und Contra” in den Nachrichten aus der Chemie.
Torsten C. Schmidt hat seit dem Jahr 2006 den Lehrstuhl für Instrumentelle Analyt. Chemie an der Univ. Duisburg-Essen inne. Schmidt studierte Chemie an der Univ. Marburg und promovierte 1997 in analyt. Chemie. Nach Postdoc- und Assistentenzeit an der Eawag/ETH Zürich und der Univ. Tübingen habilitierte er sich im Jahr 2006 in Hydrogeochemie und Umweltanalytik. Seine Forschungsinteressen umfassen Substanzspezifische Isotopenanalytik, Trenntechniken, Extraktions- und Anreicherungsverfahren, Wasserchemie und -technologie mit Schwerpunkten auf Sorption und Oxidationsverfahren. Schmidt ist wiss. Direktor für Wasserchemie am IWW Zentrum Wasser in Mülheim/Ruhr, Vorsitzender des Zentrums für Wasser- und Umweltforschung an der Univ. Duisburg-Essen und ab dem 1. Januar 2013 Vorsitzender der Wasserchem. Ges. — Fachgruppe in der GDCh.
Folgende Kuratoriumsmitglieder [Nachr. Chem. 2010, 58, 369] hat der GDCh-Vorstand für eine zweite Amtszeit bestätigt:
Ulrike Stephanie Flad, stellvertretende Schulleiterin am Inst. Dr. Flad, Stuttgart.
Günter Grampp, Prof. für physikal. Chemie an der TU Graz.
Klaus Griesar, Senior Manager bei Merck, Darmstadt, und Honorarprof. an der TU Darmstadt.
Guido F. Herrmann, Director Thieme Chemistry der Thieme Verlagsgruppe, Stuttgart.
Thisbe Kerstin Lindhorst, Prof. für org. und biolog. Chemie an der Universität Kiel.
Tanja Schwerdtle, Prof. für Lebensmittelchemie an der Univ. Münster.
Weitere Mitglieder des Nachrichten-Kuratoriums sind ex officio die GDCh-Präsidentin und der GDCh-Geschäftsführer.

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