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„Ein Hochschullehrer hat eine klare politische und soziale Verantwortung“, sagte Helmut Ringsdorf, Polymerchemiker und bis 1994 Professor an der Uni Mainz, vor drei Jahren in den Nachrichten.1)Helmut Ringsdorf wurde am 29. Juli 1929 in Gießen geboren und verstarb am 20. März 2023. Nicht nur auf Wikipedia finden Leserinnen und Leser dieser Nachrichten umfangreiche Informationen zu seinem akademischen Wirken.<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/0tJTZMktQvCUPKDDdBsZ">Hier soll der von vorneherein vergebliche, aber lohnende Versuch Platz haben, dem Menschen, dem akademischen Lehrer und Forscher aus der Sicht seines Arbeitskreises in Mainz gerecht zu werden – möglichst in seinem Sinne: Helmut Ringsdorf (kurz: HR) war Lobreden und akademischen Formalien abhold und verblüffte gern mit unkonventionellen Auftritten. Er brachte es fertig, vor den Kollegen in einer Gordon Conference eine Flasche Wein zu öffnen und sich ein Glas zu genehmigen – zur Demonstration dessen, was er „uncorking a liposome“ nannte.HR vermittelte uns das Denken in einfachen Bildern und Modellen, die Keimzellen für Forschungsideen wurden und die er schrittweise zu einem Gesamtbild funktionaler Makromoleküle im Zusammenhang mit Bio- und Materialwissenschaften weiterentwickelte. So hat er neue Felder erschlossen und an den Grenzgebieten gezeigt, wie wir Möglichkeiten weiterdenken und kreativ ausreizen können. Das war und ist ein lehrreiches Unterfangen, das viele seiner Schülerinnen und Schüler weitervermitteln. Die Begriffe „Schülerinnen“ und „Schüler“ lehnte er übrigens vehement ab – er habe doch von uns gelernt.Durch den „Chef“ lernten wir die Forschenden hinter den literaturbekannten Ergebnissen kennen – darunter Herman Mark, Herbert Morawetz und Jean-Marie Lehn. Ein historischer Moment für manche von uns war in diesem Sinne eine von HR arrangierte – nicht selbstverständliche – Begegnung auf der Freiburger ASTA-Hütte: Magda Staudinger traf Herman Mark. Dass Neues in der Wissenschaft – auch früher – im Dissens, oft von persönlichem Streit begleitet und unter Schmerzen entstanden ist, machte dieser Abend anschaulich.Nicht nur Wissenschaft, auch menschlich-persönliche Haltungen und Verhaltensweisen lebte HR uns unprätentiös vor. Hier sind vier seiner Grundsätze:Halte nicht hinterm Berg, sei spontan und ehrlich, direkt und deutlich – nicht, um zu verletzen, sondern der Wahrheit und Klarheit wegen.Sei unabhängig und habe Mut zum Unkonventionellen, wenn es der Sache dient. In einem Beitrag für die Angewandte setzte er im Jahr 1981 Karikaturen durch und eröffnete auch mal einen Vortrag mit der Karikatur eines deutschen Professors aus dem Simplicissimus.Hab Humor – du darfst dich ernst nehmen, aber nicht so wichtig.Habe Herz – sei menschlich, gehe fair (heute sagt man auch: wertschätzend) mit allen Menschen in deinem Umfeld um; vom Werkstattlehrling über den Dienstwagenfahrer eines Kollegen bis zur Gastwissenschaftlerin. Formale Hierarchien um ihrer selbst oder des Würdenträgers willen bedeuteten HR nichts.In seinem Arbeitskreis schuf er Kooperationsräume für eigenständiges Arbeiten und multidisziplinäres Denken – von der Stufe der Diplomarbeit bis zur Habilitation. Denkverbote waren unerwünscht – wer sich mit zu viel Wissen und Theorie im Kopf Neues vorzeitig aus dem Kopf schlägt oder gar nicht erst denkt, versäumt viel. Was HR bildhaft „überlappen“ nannte, die internationale Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen auch aus Biologie, Medizin und Physik, war über Jahrzehnte fruchtbar, nicht zuletzt, weil sie auf gegenseitige Transparenz baute. Begegnungen mit Menschen, die solche Forschung betrieben, waren ihm ebenso wichtig wie Offenheit für alle Themen, die parallel in seiner Gruppe bearbeitet wurden – Ausreden, wegen eigener dringender Laborarbeit das Arbeitskreisseminar zu schwänzen, ließ er nicht gelten.André Laschewsky fasste das zum 90. Geburtstag von HR so zusammen: „Mit seiner unbändigen Neugier und seiner Offenheit gegenüber unkonventionellen Ideen, gepaart mit einer großen Humanität und persönlichen Wärme, hat er gleichermaßen Kollegen, Mitarbeiter und Studenten zu begeistern verstanden.“Diesen prägenden Forscher und Lehrer werden alle, die mit ihm zusammenarbeiten durften, nicht vergessen. Mit uns trauern um ihn eine Tochter und ein Sohn mit ihren Familien und seine Frau Margot, ohne die wir ihn uns nicht vorstellen konnten.Leo Gros, Johannisberg<section xml:id="nadc20234137691-sec-0002"></section><ul class="references" style="numbered" cited="no" xml:id="nadc20234137691-bibl-0001">Nachr. Chem. 2020, 68(9), 8</ul>

Nachruf

Helmut Ringsdorf (1929 – 2023)

„Ein Hochschullehrer hat eine klare politische und soziale Verantwortung“, sagte Helmut Ringsdorf, Polymerchemiker und bis 1994 Professor an der Uni Mainz, vor drei Jahren in den Nachrichten.1)Helmut Ringsdorf wurde am 29. Juli 1929 in Gießen geboren und verstarb am 20. März 2023. Nicht nur auf W...

<h2 type="main">Excellent introduction – and plenty for experienced researchers too</h2>Enzyme Engineering: Selective Catalysts for Applications in Biotechnology, Organic Chemistry, and Life Science. Von Manfred T. Reetz, Zhoutong Sun, Ge Qu, Wiley-VCH, Weinheim, 2023. Print ISBN: 978–3–527–35033–9, Online ISBN: 978–3–527–83689–5.In less than three decades, enzyme engineering has transformed from a hypothetical concept to a state-of-the-art catalysis technique. Engineered enzymes are increasingly recognized as cost-efficient catalysts for the production of high-value chiral, bioactive products such as agrochemicals and pharmaceuticals. Moreover, the application of engineered enzymes in the synthesis of bulk chemicals is rapidly expanding. Therefore, a deep understanding of enzyme engineering is essential for students, researchers, and practitioners in chemistry and biotechnology.<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/N9D8SmuyRc6RqwWJwRba">In their monograph Enzyme Engineering Reetz, Sun and Qu provide an excellent introduction to this topic. Various aspects of enzyme engineering are introduced and discussed in dedicated chapters with great detail. Historical and current methods for diversity generation, ranging from epPCR and saturation mutagenesis to semi-rational and AI-based methods, are presented in a clear and understandable manner, as are methods for finally identifying the proverbial needle in the haystack. Numerous case studies on the optimisation of enzyme selectivity and stability across various enzyme classes make the reading both informative and enjoyable. In the chapter on „Guidelines“, readers receive practical tips firsthand that are sure to facilitate their first steps into enzyme engineering. Even experienced researchers will benefit from these considerations. The book is rounded off by the authors‘ considerations on further ‘learning lessons from enzyme engineering’ for a more fundamental understanding of enzyme catalysisEnzyme Engineering is largely practical-oriented, and thus particularly suited for students, doctoral candidates, and PIs who are approaching the field. However, the book is also peppered with interesting general and historical insights and therefore has a lot to offer even to experienced researchers. I thoroughly enjoyed reading this outstanding work written by absolute experts in the field and highly recommend it.Frank Hollmann

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Helmut Ringsdorf (1929 – 2023)

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