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Der Darmstädter Technologiekonzern Merck hat sein Biologics Testing Center in China um 1500 Quadratmeter neuer Biosicherheitslabore erweitert und dort insgesamt 29 Mio. Euro investiert. Die Labore ermöglichen regionalen Kunden Zugang zu Prüfdienstleistungen, um Zelllinien zu charakterisieren und Chargen freizugeben – von der präklinischen Entwicklung bis zur Kommerzialisierung. Foto: Merck<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/7hpeqsNVQZONtdjbhi3c">

Merck

Prüfzentrum für Biologika in Schanghai wächst

Der Darmstädter Technologiekonzern Merck hat sein Biologics Testing Center in China um 1500 Quadratmeter neuer Biosicherheitslabore erweitert und dort insgesamt 29 Mio. Euro investiert. Die Labore ermöglichen regionalen Kunden Zugang zu Prüfdienstleistungen, um Zelllinien zu charakterisieren und...

F&uuml;r Chemieunternehmen, die einzelne Chemikerin und den einzelnen Chemiker ver&auml;ndert sich im Nachhaltigkeitsbereich viel, darunter neue Berichtspflichten und Chemikalienverordnungen. Wer sich fr&uuml;h damit besch&auml;ftigt, kann wachsen. Sonst gehen Kunden und Anschluss verloren.
Politische Initiativen, gesetzliche Vorgaben und die Gesellschaft fordern von Unternehmen, verst&auml;rkt Verantwortung zu &uuml;bernehmen: etwa daf&uuml;r, Menschenrechte einzuhalten und Klimaziele zu erreichen. Diese unternehmerische Nachhaltigkeit muss organisiert werden, &uuml;ber alle drei Aspekte der Nachhaltigkeit: &Ouml;kologie, Soziales und &Ouml;konomie.
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<figure><img alt="image" src="https://media.graphassets.com/nh70xOnDSyGRwa8Ilfic">
<figcaption><label>Abb.1: </label>Grafik: leowolfert / Adobe Stock</figcaption>
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Nachwuchskr&auml;fte k&ouml;nnen sich beim Entwickeln und Umsetzen einer Nachhaltigkeitsstrategie in ihrem Unternehmen verdient machen. Berufseinsteiger und Menschen mit einigen Berufsjahren Erfahrung &ndash; Unternehmenslenker von morgen &ndash; qualifizieren sich so f&uuml;r h&ouml;here Aufgaben, Zudem erhalten sie einen &Uuml;berblick &uuml;ber das Unternehmen. Daf&uuml;r bedarf es neben einer hohen Motivation einer Qualifikation in Nachhaltigkeitsmanagement und seinen Werkzeugen.
Unternehmen profitieren davon, sich fr&uuml;hzeitig mit Nachhaltigkeitsmanagement auseinanderzusetzen. So k&ouml;nnen sie sich anpassen an
<list><listitem>gesetzliche Regelungen,</listitem><listitem>Kundenanforderungen,</listitem><listitem>Zugang zu Kapital und</listitem><listitem>regulatorische &Auml;nderungen f&uuml;r die Chemieindustrie, darunter neue Chemikalienverbote.</listitem></list>
Ein weiterer Punkt ist der Fachkr&auml;ftemangel und daraus resultierender Wettbewerb um die Fachkr&auml;fte. Junge Menschen suchen Aufgaben und Unternehmen, mit denen sie sich identifizieren k&ouml;nnen, und sich um Nachhaltigkeit zu k&uuml;mmern, kann bedeuten, die Nase vorn zu haben.
<h2 type="main">Berichtspflicht f&uuml;r Nachhaltigkeit</h2>
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) trat im Januar 2023 in Kraft und verpflichtet Unternehmen, Informationen offenzulegen zu sozialen und &ouml;kologischen Risiken und Chancen ihrer T&auml;tigkeit sowie deren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.1) Investoren und andere Interessengruppen erhalten so Zugang zu Daten, um Unternehmenswirkungen und finanzielle Risiken im Zusammenhang mit Klimawandel und anderen Nachhaltigkeitsaspekten zu bewerten.
Im Jahr 2025 m&uuml;ssen b&ouml;rsennotierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern f&uuml;r das Gesch&auml;ftsjahr 2024 &uuml;ber ihre Nachhaltigkeitsaktivit&auml;ten berichten. Ab dem Jahr 2026 werden b&ouml;rsennotierte wie nicht b&ouml;rsennotierte Unternehmen berichtspflichtig, die zwei dieser drei Merkmale erf&uuml;llen: mehr als 250 Mitarbeiter, 25 Mio. Euro Bilanzsumme, 50 Mio. Euro Umsatz. Das trifft bereits kleinere Mittelst&auml;ndler. Bei b&ouml;rsennotierten Unternehmen sinken die Grenzen ab dem Jahr 2027 weiter, und zwar auf mehr als 10 Mitarbeiter, 437 500 Euro Bilanzsumme oder 875 000 Euro Umsatz.
Die Aufgaben sind umfangreich, allein das PDF f&uuml;r den Berichtsstandard hat 247 Seiten. Qualifizierte Unterst&uuml;tzung beschleunigt den Aufbau des Nachhaltigkeitsmanagements. Berater k&ouml;nnen darauf achten, dass sich Mittelst&auml;ndler nicht &uuml;berfordern, sondern sich zun&auml;chst auf die n&ouml;tigsten Ma&szlig;nahmen beschr&auml;nken. Aus Erfahrung empfiehlt sich ein Probedurchgang: eine Nachhaltigkeitsbrosch&uuml;re ein bis zwei Jahre vor dem verpflichtenden Termin ver&ouml;ffentlichen. So sind die Unternehmensorganisation und die &Ouml;ffentlichkeit vorbereitet. Training ist das Beste.
<h2 type="main">Sorgfalt in der Lieferkette</h2>
Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) gilt f&uuml;r Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland sowie f&uuml;r Zweigniederlassungen und Tochtergesellschaften ausl&auml;ndischer Unternehmen. Seit dem Jahr 2023 m&uuml;ssen Unternehmen mit mindestens 3000 Mitarbeitern das Gesetz befolgen, ab dem Jahr 2024 gilt dies ab 1000 Mitarbeitern.2)
Unternehmen sind dann verpflichtet, ihre Lieferketten auf Risiken f&uuml;r Menschenrechte und &Ouml;kologie zu pr&uuml;fen. Sie m&uuml;ssen Ma&szlig;nahmen ergreifen, um diese Risiken zu minimieren und Verst&ouml;&szlig;e zu verhindern. Dies erfordert eine umfassende Risikoanalyse und die Lieferantenbewertung.
Die Risikoanalyse ist j&auml;hrlich durchzuf&uuml;hren; sie umfasst die eigenen Risiken und die bei direkten Lieferanten. Ein Verhaltenskodex f&uuml;r Lieferanten kann dann zum Beispiel ein Werkzeug sein, dass sie verpflichtet, die gesetzlichen Pflichten einzuhalten. Auf EU-Ebene diskutieren die Europ&auml;ische Kommission, der Europ&auml;ische Rat und das Europ&auml;ische Parlament, die Geltungsgrenze auf bis zu 250 Besch&auml;ftigte zu senken.
<h2 type="main">Druck zur Zertifizierung</h2>
Beispiele aus der Praxis zeigen, warum Unternehmen fr&uuml;hzeitig mit der gesetzlich vorgeschriebenen Berichterstattung beginnen sollten. Auch Unternehmen, die nicht dazu verpflichtet sind, sollten sich mit dem Nachhaltigkeitsmanagement besch&auml;ftigen.
Ein Diagnostik-Mittelst&auml;ndler etwa erh&auml;lt immer h&auml;ufiger Nachfragen zu seinen Nachhaltigkeitsaktivit&auml;ten. Obwohl er erst ab dem Jahr 2026 berichtspflichtig ist, machen Kunden Druck. Die Frage nach CO2-Emissionen l&auml;sst sich leicht beantworten. Schwieriger zu behandeln ist der Wunsch bis hin zum Zwang, sich unreflektiert den Science-based Targets zu verpflichten, einem Ansatz f&uuml;r Unternehmen, die Reduktionsziele f&uuml;r Treibhausgasemissionen auf wissenschaftlicher Grundlage zu berechnen.
Unternehmen sollten jetzt die Basis f&uuml;r eine durchdachte Nachhaltigkeitsstrategie legen und sich nicht von Kunden treiben lassen.
Ein anderes Unternehmen &ndash; nicht berichtspflichtig, weil es klein ist &ndash; kommt m&ouml;glicherweise nicht an einem Nachhaltigkeitsmanagementsystem vorbei. Denn ein Kunde aus der Pharmabranche trat an das Unternehmen heran: Ohne ein zertifiziertes Nachhaltigkeitsmanagementsystem drohe in den n&auml;chsten drei Jahren die Auslistung aus der Lieferantenliste.
<h2 type="main">Zugang zu Kapital</h2>
Nachhaltigkeit ist ein Schl&uuml;sselfaktor f&uuml;r das Risikomanagement von Investoren. Dies sagte Katharina Nickel, bei der europ&auml;ischen Bank BNP Paribas zust&auml;ndig in Deutschland f&uuml;r das Thema Nachhaltigkeit. Auf den Deutschen Biotechnologietagen 2023 meinte sie, wesentliche Risiken zu identifizieren und Nachhaltigkeitsinformationen offenzulegen, seien f&uuml;r Unternehmen von entscheidender Bedeutung.
Michael Nettersheim, Managing Partner des Risikokapitalfonds European Circular Bioeconomy Fund, zufolge werden Nachhaltigkeitskriterien immer wichtiger f&uuml;r Investoren, die Beteiligungskapital f&uuml;r Start-ups geben (Venture Capital). Da Investoren transparente und konsistente Berichte abgeben m&uuml;ssten, ben&ouml;tigten sie diese auch von ihren Portfolio-Unternehmen.
Unternehmen ohne solches Berichtswesen (Reporting) werden Probleme mit dem Zugang zu Eigen- und Fremdkapital bekommen. Oder sie m&uuml;ssen mit einem erh&ouml;hten Zinssatz oder mehr Anteilen am Unternehmen f&uuml;r das gleiche Geld rechnen als Unternehmen mit Reporting. F&uuml;r Unternehmen mit etablierten Nachhaltigkeitsmanagement entstehen dagegen Chancen, denn ihr Zugang zum Kapital wird sich entsprechend vereinfachen.
<h2 type="main">Besondere Regularien f&uuml;r Chemie</h2>
F&uuml;r Chemieunternehmen besonders wichtig ist, einen Prozess zu etablieren, um von neuen Regularien zu erfahren. Denn alle Verbote, darunter das drohende der per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS), beeinflussen das Nachhaltigkeitsmanagement. Darauf sollten Unternehmen sich vorbereiten.
Regularien wie das EU-Rahmenwerk &bdquo;safe and sustainable by design chemicals and materials&ldquo;, das Forschung und Entwicklung sowie die Produktion beeinflussen wird, oder die Chemicals Strategy for Sustainability (CSS) werden die Industrie ver&auml;ndern. Wie eine Studie zeigt, k&ouml;nnten &uuml;ber die CSS bis zu 12 000 Substanzen verboten werden.3) Ein Fr&uuml;hwarnprozess gibt die Gelegenheit, Produkte rechtzeitig umzustellen, um nicht einem Verkaufsverbot zu unterliegen. Wer fr&uuml;hzeitig Alternativen entwickelt, kann sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Die Legislative h&auml;lt Neuerungen bereit, auf die sich alle einstellen m&uuml;ssen: Unternehmen aller Gr&ouml;&szlig;en und ihre Mitarbeiter. Wie jede Neuerung l&auml;sst sich auch diese als Problem oder als Chance betrachten. So oder so sollten die Beteiligten keine Zeit verlieren und aufgrund der vorgeschriebenen Analysen ein Nachhaltigkeitsmanagement etablieren.
<h2 type="main">Glossar: Abk&uuml;rzungen rund um Nachhaltigkeit</h2>
CSDDD: Corporate Sustainability Due Diligence Directive, EU-Richtlinie zur Sorgfalt in der Lieferkette.
CSR: Corporate Social Responsibility, unternehmerische Nachhaltigkeit integriert Umwelt- und Sozialaspekte in s&auml;mtliche Aspekte des Unternehmenshandelns.
CSRD: Corporate Sustainability Reporting Directive, EU-Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung.
CSS: Chemicals Strategy for Sustainability, Europ&auml;ische Chemikalienstrategie f&uuml;r eine schadstofffreie Umwelt als Teil des EU Green Deal.
DNK: Deutscher Nachhaltigkeitskodex, branchen&uuml;bergreifender Transparenzstandard f&uuml;r die Berichterstattung unternehmerischer Nachhaltigkeitsleistungen.
ESG: Environment, Social, Governance (Umwelt, Soziales, Unternehmensf&uuml;hrung), bedeutet und bezieht sich auf drei Verantwortungsbereiche von Unternehmen, die &uuml;ber gesetzliche Vorgaben hinausgehen.
ESRS: European Sustainability Reporting Standards, Berichtstandards zur Einhaltung der CSRD.
GRI: Global Reporting Initiative, gemeinn&uuml;tzige Multi-Stakeholder-Stiftung, die global verpflichtende Richtlinien zum Erstellen von Nachhaltigkeitsberichten entwickelt (GRI-Standards).
LkSG: Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz.
SBT: Science-based Targets, Ansatz, um Reduktionsziele f&uuml;r Treibhausgasemissionen f&uuml;r Unternehmen auf wissenschaftlicher Grundlage zu berechnen.
SDG: Sustainable Development Goals, Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, bestehend aus 17 Zielen und 169 Unterzielen, die bis zum Jahr 2030 weltweit umgesetzt sein sollen.
<h2 type="main">Der Autor</h2>
Tobias Kirchhoff, Wirtschaftschemiker, ist Co-Gesch&auml;ftsf&uuml;hrer bei BCNP Consultants. Seit 2010 ber&auml;t er Unternehmen und Investoren der Chemie und Biotechnik bei Innovations- und Finanzierungsentscheidungen. Als T&Uuml;V-zertifizierter Nachhaltigkeitsmanager hilft er, das Nachhaltigkeitsmanagement aufzubauen, und bei der Berichterstattung.<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/DuSqLUedRYOev5sf4Zzx">
<ul class="references" cited="no" xml:id="nadc20244139751-bibl-0001">
<li xml:id="nadc20244139751-bib-0001">1 Europ&auml;ische Kommission: <a href="https://t1p.de/st439" target="_blank" rel="noopener">t1p.de/st439</a></li>
<li xml:id="nadc20244139751-bib-0002">2 Lieferkettengesetz: <a href="https://t1p.de/4sg2b" target="_blank" rel="noopener">t1p.de/4sg2b</a></li>
<li xml:id="nadc20244139751-bib-0003">3 Verband der Europ&auml;ischen chemischen Industrie Cefic: <a href="https://t1p.de/i6rnx" target="_blank" rel="noopener">t1p.de/i6rnx</a></li>
</ul>

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